Frauenzimmer-Lexicon

Frauenzimmer-Lexicon
Amaranthes, Frauenzimmer-Lexicon (Leipzig: J. Fr. Gleditsch & Sohn, 1715).

Frauenzimmer-Lexicon ist der gebräuchliche Kurztitel des Lexikons, das Gottlieb Siegmund Corvinus unter dem Pseudonym Amaranthes 1715 im Verlag Johann Friedrich Gleditschs auf den Markt brachte. 1739 und 1773 erschienen jeweils überarbeitete Neuauflagen. Es sollte das erste deutschsprachige speziell an Frauen gerichtete Lexikon werden.

Die Titelseite bietet einen umfassenden Inhaltsüberblick. Nachfolgend das Transkript:

Nutzbares, galantes und curiöses| Frauenzimmer-|Lexicon,| Worinnen nicht nur| Der Frauenzimmer geistlich- und| weltliche Orden, Aemter, Würden, Ehren-|Stellen, Professionen und Gewerbe, Privilegia und| rechtliche Wohlthaten, Hochzeiten und Trauer-Solennitäten,| Gerade und Erb-Stücken, Nahmen und Thaten der Göttinen,| Heroinen, gelehrter Weibes-Bilder, Künstlerinnen, Prophetinnen, Affter-| Prophetinnen, Märtyrinnen, Poetinnen, Ketzerinnen, Quackerinnen, Schwärmerinnen| und anderer Sectirischen und begeisterten Weibes-Personen, Zauberinnen und Hexen, auch| anderer beruffener, curiöser und merckens-würdiger Weibes-Bilder, Trachten und Moden,| Küchen- Tafel- Wochenstuben- Wäsch- Nehe- Hauß- Speisekammer- Keller- Kinder-Putz, Geräthe| und Vorrath, Juwelen und Schmuck, Galanterie, Seidne, Wollne und andere Zeuge, so zu ihrer| Kleidung und Putz dienlich, Rauch- und Peltzwerck, Haar-Putz und Auffsatz, Schmincken, kostbare| Olitäten und Seiffen, Bücher-Vorrath, Künste und Wissenschafften, Nahmen, Stamm-|Nahmen und besondere Benennungen, absonderliche Gewohnheiten und Gebräuche, Eigenschaften,| sonderbare Redens-Arten und Termini, Abergläubisches Wesen, Tändeleyen und Sprüchwörter,| Häußliche Verrichtungen, Divertissements, Spiele und andere Ergötzlichkeiten, allgemeine Zufälle, Beschwerungen und Gebrechen der Weiber, Jungfern und kleinen Kinder, Gesinde-Ordnung| und Arbeit, weibliche Straffen absonderliche Züchtigungen, und alles dasjenige,| was einem Frauenzimmer vorkommen kan, und ihm nöthig| zu wissen| Sondern auch| Ein vollkommenes und auf die allerneueste Art verfertigtes| Koch- Torten- und Gebackens-Buch,| Samt denen darzu gehörigen Rissen, Taffel-|Auffsätzen und Küchens-Zettuln,| Ordentlich nach dem Alphabeth kurtz und deutlich abgefaßt| und erkläret zu finden,| Dem weiblichen Geschlechte insgesamt zu| sonderbaren Nutzen, Nachricht und Ergötzlichkeit| auff Begehren ausgestellet| Von| Amaranthes.| [Linie]| Leipzig, 1715.| bey Joh. Friedrich Gleditsch und Sohn.

Der Rezensent der Deutschen Acta Eruditorum notierte mit Verwunderung, dass dieses Lexikon auch Einträge bot, die jedem ein Begriff seien – Einträge zu beliebigen Haushaltsgegenständen. Gerade diese Eigenschaft lässt das Buch heute zu einer der interessantesten Quellen bürgerlichen Alltags im frühen 18. Jahrhundert werden. Der reiche städtische Haushalt ist hier in großen Zügen inventarisiert. Notiert sind die Haustiere, die Bücher im Besitz der Frau, Küchengerät, doch auch die Orte der Stadt, die für Frauen von Bedeutung sind.

Die Artikel sind nur bedingt miteinander vernetzt. Nach kurzer Lektüre ergeben sich wenige grundlegende Kategorien – das Lexikon scheint aus mehreren Einzellexika zusammengesetzt und unter ein Alphabet gebracht worden zu sein. Ein großer Teil der Artikel stammt dabei aus einem exquisiten Kochbuch, das von einfachen Rezepten bis hin zu festlichen Tafeln reicht. Einen zweiten großen Teil des Lexikons machen Frauenbiographien aus.

Eine Reihe der Artikel wurde 1732 unverändert in Johann Heinrich Zedlers Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste übernommen.

Literatur

  • Neue Bibliothek oder Nachricht von neuen Büchern, No. 42 (Frankfurt/Leipzig, 1715), S.140 ff.
  • Neuen Bibliothek oder Nachricht von neuen Büchern, No. 46 (Frankfurt/Leipzig, 1715).
  • Deutsche Acta Eruditorum, No. 35 (Leipzig: Johann Friedrich Gleditsch, 1715), S. 891-898.
  • Manfred Lemmer, "Nachwort" zum Nachdruck des Frauenzimmer-Lexicons (Leipzig: Insel, 1980).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Frauenzimmer — Frauenzimmerarbeiten im Nähen, Spinnen, Waschen, Plätten usw. Kupferstich von Daniel Chodowiecki 1774 Als Frauenzimmer, damals frawenzymer, bezeichnete man an Höfen des 15. Jahrhunderts den gesamten Hofstaat einer adligen Hausherrin sowie ihre… …   Deutsch Wikipedia

  • Amaranthes — Amaranthes: Frauenzimmer Lexicon (Johann Friedrich Gleditsch Sohn, Leipzig 1715) Gottlieb Siegmund Corvinus, Pseudonym Amaranthes (* 15. Mai 1677 in Leipzig; † 27. Januar 1747 in Leipzig) war ein deutscher Jurist und Schriftstel …   Deutsch Wikipedia

  • Frawenzymer — Als Frauenzimmer, damals frawenzymer, bezeichnete man an Höfen des 15. Jahrhunderts den gesamten Hofstaat einer adligen Hausherrin sowie ihre Gemächer. Dazu konnten mehr als 50 Personen beiderlei Geschlechts gehören. Gefolgsleute waren zum… …   Deutsch Wikipedia

  • Gebetbuch — Der Ausdruck Gebetbuch bezeichnet eine im 19. Jahrhundert auch unter den Andachtsbüchern gefasste Gruppe von Publikationen. Sie wurden einerseits zur privaten Erbauung verfasst und enthielten vorformulierte Texte zur intimen Hinwendung an Gott.… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Heinrich Zedler — Das von Zedler verlegte Universal Lexicon gilt heute als die bedeutendste deutschsprachige Enzyklopädie des 18. Jahrhunderts. Zedlers Name ist so eng mit dem Lexikon verbunden, dass das Werk heute zumeist kurz als „der Zedler“ bezeichnet wird.… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottlieb Siegmund Corvinus — Amaranthes: Frauenzimmer Lexicon (Johann Friedrich Gleditsch Sohn, Leipzig 1715) Gottlieb Siegmund Corvinus, Pseudonym Amaranthes (* 15. Mai 1677 in Leipzig; † 27. Januar 1747 in Leipzig) war ein deutscher Jurist und Schriftsteller …   Deutsch Wikipedia

  • Trinkkultur — Im Wirtshausgarten, Gemälde von Jan Steen Ein Glas Bier als Postkartenmotiv Unter Trinkkultur versteht man das Trinken, Zubereiten und Darbieten von alkoholischen …   Deutsch Wikipedia

  • Trinksitte — Im Wirtshausgarten, Gemälde von Jan Steen Ein Glas Bier als Postkartenmotiv Unter Trinkkultur versteht man das Trinken, Zubereiten und Darbieten von alkoholischen …   Deutsch Wikipedia

  • Umtrunk — Im Wirtshausgarten, Gemälde von Jan Steen Ein Glas Bier als Postkartenmotiv Unter Trinkkultur versteht man das Trinken, Zubereiten und Darbieten von alkoholischen …   Deutsch Wikipedia

  • Korselett — Schnürbrust des 18. Jahrhunderts Als Korsett (von frz. corset, ursprünglich Diminutiv von altfrz. cors „Körper“) wird ein steifes, zur Unterkleidung gehöriges Kleidungsstück bezeichnet, das eng am Oberkörper anliegt und diesen der jeweils… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”