Frauen für den Frieden

Frauen für den Frieden

Frauen für den Frieden – unter diesem Namen agieren Frauengruppen in West und Ost als Teil der internationalen Friedensbewegung, die in den 1970er Jahren aus dem Einsatz von irischen Frauen gegen den Nordirlandkonflikt heraus entsteht und sich sehr schnell international verbreitet.

Nach eigenen Aussagen setzen sich die verschiedenen Gruppierungen der FfF für eine friedliche Welt ein, der Name ist Programm. Der Frieden soll dabei vor allem durch die Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen sowie Gerechtigkeit zwischen den Menschen entstehen. Entstehende Konflikte sollen ohne Gewalt, durch Vermittlungen und Verhandlungen gelöst werden. Wichtige Grundsätze sind zudem die Gleichberechtigung von Frauen und Männern weltweit sowie der Einbezug der Sichtweise und der Lebenserfahrungen von Frauen und Männern in allen Bereichen des Lebens (siehe Gender Mainstreaming).

Inhaltsverzeichnis

Deutschland West und Ost

In Westdeutschland kommt es Ende der 1970er Jahre in der Folge eines Appells skandinavischer Frauen zur Entstehung von Gruppen Frauen für den Frieden, die als autonome Frauen-Friedensgruppen eine Vielzahl von Aktionen und Kampagnen insbesondere gegen den Rüstungswettlauf in Ost und West initiieren. Diese Aktionen sind auch Vorbild für Frauen hinter dem Eisernen Vorhang. Initiatorinnen der Anstiftung der Frauen für Frieden und der Frauen für Frieden in der Bundesrepublik sind die Feministinnen Eva Epple, Eva Quistorp, Detel Aurandt, Heidemarie Langer und Hanne-Margret Birckenbach. Insgesamt ca. 40.000 Unterschriften werden für die UNO-Frauenkonferenz im Juni 1980 in Kopenhagen gesammelt und übergeben.

Vom 1. bis 8. März 1981 organisierten die westdeutschen Frauengruppen eine bundesweite Aktionswoche in Hunderten von Städten der Bundesrepublik zum Thema Atomenergie und Atomwaffen, Friedenserziehung und Umwelterziehung, Gewaltbilder in den Medien, Gewalt gegen Frauen, Abrüstung etc. Zusammen mit den skandinavischen Frauen für Frieden organisieren Eva Quistorp mit anderen Frauen u. a. Doris Janse unter der Gruppe Anstiftung der Frauen für den Frieden die Teilnahme vieler Frauen von Berlin aus zum Peace March 1981 von Kopenhagen nach Paris.

Die Gründerin der Frauen für den Frieden, Eva Quistorp, organisierte in Berlin ein Plenum zur Nachbereitung des Friedensmarsches 1981 Kopenhagen-Paris. Aus diesem Treffen entstand die Gruppe Frauen für den Frieden Friedensmarsch. Gründerinnen: Eva Quistorp, Hildegard Klimmeck, Carola Elbers und Doris Elbers. Es sollten mehrere Friedensmärsche stattfinden, Eine Wegstrecke von Berlin nach Bremen sollte auch durch die DDR führen, was nicht erlaubt wird. Andere Friedensmärsche wurden von den Initiativen abgesagt.

Eine Idee setzt sich dann durch und wird verwirklicht. 1982 wird ein weiterer internationaler Frauen-Friedensmarsch von Frauen für den Frieden, von Berlin aus geplant, vorbereitet, organisiert von Hildegard Klimmeck, Carola Elbers und Doris Elbers. Weitere Mitorganisatorinnen der Friedensmarschgruppe sind Hannelore Pantzke, Marianne Gose und viele anderen Frauen aus dem Berliner Frauenzentrum in der Stresemannstraße. Mit intensivem Support wird der „Friedensmarsch ’82 Berlin-Wien“ von Eva Quistorp unterstützt. Ellen Diederich und die Sängerin und Friedensaktivistin aus den 1950er Jahren Fasia Jansen aus dem Ruhrgebiet begleiteten aktiv und mit organisatorischen Beiträgen und großem Einsatz während der sechswöchigen ununterbrochenen Gewaltfreien Aktion den Friedensmarsch ’82 bis Wien.


Der Aufruf „Für ein Atomwaffenfreies Europa in Ost und West“ formulierte eine Vision:

„Stellen wir uns vor, der Traum wird wahr. Wir erwachen morgens aus einem tiefen Schlaf und hören, daß die Stärke, Vielfalt und Einheit der Friedensbewegung es geschafft hat, die USA und die UdSSR zu einem Moratorium zu veranlassen: Wir werden ab sofort keine neuen Atomwaffen mehr produzieren, aufstellen oder stationieren. Alle im eigenen Land existierenden Atomwaffen und Raketen werden unschädlich gemacht, alle Stützpunkte werden aufgelöst. Die Regierungen der Länder der Welt werden vereinbaren, niemals mehr wieder eine Politik der ‚Verteidigung‘ durch Hochrüstung und Unterdrückung zu verfolgen. Die bisher für Rüstung aufgewendeten Gelder von einer Milliarde Dollar täglich werden ausgegeben für Friedensarbeit und Gerechtigkeit. Die Menschen der Welt sind aufgerufen, diese Zukunft zu formen und zu bestimmen …“

– Friedenswege – Sechs Wochen Lust & Frust auf einem Friedensmarsch[1]

Der Friedensmarsch 1982, 1200 km gewaltfreie Aktion für eine atomwaffenfreie Welt, gegen Krieg und Gewalt und gegen Umweltzerstörung, schließt ab mit dem „Wiener Appell“ der Frauen für den Frieden und der Donaufrauen, einem Empfang im Bundeskanzleramt in Wien, einem Friedens-Camp und einer großen Abschlusskundgebung, an der mehrere zehntausend Menschen teilnehmen.[2] Unter der Gesamtleitung von Eva Quistorp gibt es noch einmal eine internationale Frauen-Friedenskonferenz in Wien.

Mitorganisiert u. a. von Eva Quistorp fanden weitere Frauen-Friedensmärsche im Sommer 1983 statt. Wanderungen für ein atomwaffenfreies Europa von Polen bis Portugal und eine atomwaffenfreie Welt.

1983 planten und organisierten wieder Frauen für den Frieden Friedensmarschgruppe Berlin erneut einen großen internationalen Frauenfriedenmarsch. Es begann bei dem Tribunal von Petra Kelly in Nürnberg mit dem Aufruf von Hildegard Klimmeck und Eva Quistorp. Daniel Elsberg und Philip Agee gehörten zu den Erstunterzeichnern. Zu den START-Verhandlungen der Atommächte in Genf riefen Frauen für den Frieden auf zu einer 1300 km langen ununterbrochene gewaltfreien Aktion. Organisatorinnen waren Hildegard Klimmeck, Ulrike Fink von Wiesenau, Carola Elbers und Doris Elbers.

Frauen für Frieden waren (durch Eva Quistorp) im Koordinierungsausschuss der Friedensbewegung bei der Organisation der großen Bonner Friedensdemonstration vor der Hardthöhe – dem Standort des Verteidigungsministeriums – und den europaweiten Friedensdemos in Bonn und Berlin im Juni 1982 und Oktober 1983 und denen in New York am 12. Juni 1982 vertreten. Frauen für den Frieden waren durch Hildegard Klimmeck vertreten bei den Friedenskonferenzen in Prag und Moskau sowie bei der großen gewaltfreien Grenzaktion der Griechischen Frauen auf geteilten Insel Zypern: “We come in Peace”.

In Ost-Berlin bildete sich im Jahr 1982 auf Initiative von Bärbel Bohley und weiterer sechs Frauen eine Initiativgruppe Frauen für den Frieden, in deren Folge es zur Gründung weiterer autonomer Frauen-Friedensgruppen in anderen Städten der DDR kam. Von Beginn an ist die Initiativgruppe grenzüberschreitend in Kontakt mit den Gruppen Frauen für den Frieden in Westberlin und den Frauen vom END in Großbritannien. Der Anlass der Gründung in der DDR ist die Verabschiedung eines neuen Wehrdienstgesetzes im März 1982, welches auch die Einbeziehung von Frauen in die allgemeine Wehrpflicht vorsieht. Einen gemeinsamen Protestbrief an Erich Honecker unterschrieben 150 Frauen. Mit vielfältigen spektakulären Aktionen waren die Frauen in den 1980er Jahren innerhalb der DDR-Opposition insbesondere gegen die Sicherheitspolitik der DDR aktiv. Als staatsfeindliche Gruppen wurden sie vom MfS in einem operativen Vorgang mit dem Decknamen „Wespen“ verfolgt und überwacht. 1989 waren zahlreiche DDR-Friedensfrauen wesentlich beteiligt an der Gründung der Bürgerbewegungen des sogenannten Wende-Herbstes.

Die Friedensfrauen sind weiter aktiv. Einige haben das Thema in die Europapolitik gebracht, andere arbeiten weiter in globalen Frauen-Friedensnetzwerken und konkreten Hilfsaktionen für Frauen und Kinder in Kriegs- und Krisenregionen: Tschernobyl, Bosnien, Mittelamerika oder Tschetschenien. Mit der Kampagne für die Resolution 1325, die am 31. Oktober 2000 vom UNO-Sicherheitsrat verabschiedet wurde, haben Frauen für Frieden während der UNO-Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 und danach in verschiedenen Ländern koordiniert einen institutionellen Beitrag geleistet, dass die Gewalt gegen Frauen einerseits, ihre Alltagsarbeit und ihre Leistungen für Konfliktlösungen und Verhinderung und Beendigung von Kriegen andererseits mehr ernst genommen, geachtet und finanziell und organisatorisch von den UNO und NGOs unterstützt werden. Einige der Frauen für Frieden sind inzwischen grandmothers for peace.

Schweiz

In der Schweiz gab vor allem die internationale Abrüstungskonferenz, die 1977 in New York stattfand, den Ausschlag zur Gründung von FfF-Gruppen in allen Schweizer Städten. Der nationale Dachverband Frauen für den Frieden Schweiz wurde 1994 gegründet.

In der Schweiz läuft die Arbeit der Friedensfrauen über die Lancierung und Unterstützung von Initiativen und Petitionen sowie der Teilnahme an Vernehmlassungen. Neben der konkreten politischen sowie der Lobbyarbeit bei Politikern organisieren die FfF-Schweiz öffentliche Informationsveranstaltungen, Protest- und Gedenkveranstaltungen. Die Öffentlichkeitsarbeit wird zudem durch die Produktion von Radiosendungen, Zeitungsartikeln, das Schreiben von Leserinnenbriefen und die Herausgabe von Büchern unterstützt.

Siehe auch

Literatur

  • Ulrike Poppe: Frauen für den Frieden. In: Hans-Joachim Veen (Hrsg.): Lexikon Opposition und Widerstand in der SED-Diktatur. Propyläen, Berlin / München 2000, ISBN 3-549-07125-6, S. 135–137.
  • Wolfgang Rüddenklau: Störenfried. DDR-Opposition 1986–1989. Basis-Druck, Berlin 1992, ISBN 3-86163-011-7.
  • Antje Finger, Ingeborg Michael: Genau hingesehen, nie geschwiegen, sofort widersprochen, gleich gehandelt – Dokumente aus dem Gewebe der Heuchelei 1982–1989, Widerstand autonomer Frauen in Berlin Ost und West. Bildungswerk für Demokratie und Umweltschutz (Hrsg.), Januar 1990.
  • Eva Quistorp (Hrsg.): Handbuch Leben. Frauen wehren sich gegen Umweltzerstörung. Burckhardthaus-Laetare-Verlag, Gelnhausen 1981, ISBN 3-7664-0104-1.
  • Eva Quistorp (Hrsg.): Frauen für den Frieden. Analysen, Dokumente und Aktionen aus der Frauenfriedensbewegung. Päd-Extra-Buchverlag, Frankfurt/M. 1982, ISBN 3-88704-101-1.
  • Eva Quistorp: Scheherazade. Stimmen von Frauen gegen die Logik des Krieges. Luchterhand, Hamburg 1992, ISBN 3-630-71027-1
  • Eva Quistorp: Frauen für den Frieden.In: Frieden in Deutschland. Goldmannverlag, 1982

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sylivia Scherr, Paul Langrock: Friedenswege – Sechs Wochen Lust & Frust auf einem Friedensmarsch. Selbstverlag.
  2. Siehe Kreisky-Archiv, Wien

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