François-Dominique Toussaint L’Ouverture

François-Dominique Toussaint L’Ouverture
L’Ouverture auf einem 20-Gourdes-Geldschein abgebildet
François-Dominique Toussaint L’Ouverture

François-Dominique Toussaint L’Ouverture (* um 1743 in Cap-Haïtien; † 7. April 1803 in Château de Joux) (der den Weg öffnet; die Schreibweise Louverture ist auch gebräuchlich), war haitianischer Nationalheld afrikanischer Herkunft und einer der ersten Anführer der lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbewegung sowie der Befreiung schwarzer Sklaven.

Er war ein wichtiger Teil der Haitianischen Revolution, die am 1. Januar 1804 - neun Monate nach seinem Tod - zur Unabhängigkeit des Landes führte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Toussaint wurde um 1743 auf der Pflanzung des Grafen de Breda bei Cap-Haïtien in eine Sklavenfamilie geboren. Von dem Priester Simon Baptiste lernte er Lesen und Schreiben sowie etwas Latein. 1777 wurde er freigelassen, er heiratete Suzanne Simon und hatte zwei Söhne, Isaac und Saint-Jean.

1791 schloss er sich der Bewegung zur Befreiung der Sklaven im französischen Teil der Insel Hispaniola (Saint-Domingue) an und schaffte dort 1793 die Sklaverei ab,[1].

Toussaint trat 1793 an der Seite Spaniens in den Krieg ein. Nach der Abschaffung der Sklaverei wechselte er 1794 mit 4000 Soldaten auf die französische Seite und erhielt den Rang eines Brigadegenerals. 1799 schlug Louverture in einem schweren Bürgerkrieg auch die Armee von André Rigaud und war somit unbestrittener Herrscher der Kolonie. Den Gouverneur Laveaux schickte Louverture als Gesandten nach Paris, den Regierungskommissar Sonthonax ließ er 1797 aus dem Land deportieren und Saint-Laurent de Roume wurde 1800 verhaftet.

Sonthonax hielt am 4. Februar 1798 im Rat der Fünfhundert eine Rede, in der er das Verhalten Louvertures ihm gegenüber darstellte. Ab dem Moment zeigte sich Frankreich Louverture gegenüber misstrauisch. Hedouvilles sollte ihn bremsen.

Toussaint brachte es bis zum General in der französischen Kolonialverwaltung. 1799 wurde er Gouverneur der Kolonie Haiti.

1801 besetzte er den spanisch geprägten Ostteil der Insel Hispaniola (heute Dominikanische Republik), wo die Sklaverei abgeschafft und eine Landreform eingeführt wurde.

1802 geriet Toussaint in Widerspruch zu Frankreich, das die Forderungen für die Rechte der Schwarzen nicht erfüllte. Toussaint erwies sich als geschickter Heerführer: Er vertrieb die Franzosen von der Insel und siegte auch über englische Freibeuter und spanische Garnisonen. Um dem Einfluss Toussaints zu begegnen, entsandte Napoléon Bonaparte schließlich ein Expeditionsheer unter General Charles Leclerc d’Ostin in die abtrünnige Kolonie. Toussaint geriet in Gefangenschaft (7. Juni 1802) und wurde nach Frankreich deportiert, wo er am 7. April 1803 auf Fort de Joux bei Pontarlier (Doubs) in der Haft starb. Napoleon setzte den seit 1685 geltenden, von Toussaint aufgehobenen Code Noir am 20. Mai 1802 wieder in Kraft, nachdem er erster Konsul wurde; der Code Noir galt bis zur endgültigen Abschaffung der Sklaverei in Frankreich am 27. April 1848.[2]

Nach seinem Tod

Haiti war das erste Land Lateinamerikas, das sich aus dem Status einer Kolonie befreite und am 1. Januar 1804 die staatliche Unabhängigkeit erlangte. Nach den USA war Haiti der zweite Staat des amerikanischen Kontinents, dem dies aus eigener Kraft - durch die Haitianische Revolution - gelang.

Der westindische Autor und marxistische Theoretiker C. L. R. James schrieb mit seinem 1938 erschienenen Werk „The Black Jacobins: Toussaint L’Ouverture and the San Domingo Revolution“ ein Standardwerk über den haitianischen Revolutionär.

Weiteren literarischen Niederschlag fand sein Leben in Die Hochzeit auf Haiti, einer Erzählung von Anna Seghers. Der Flughafen der haitianischen Hauptstadt Port au Prince trägt seinen Namen; er heißt Aéroport international Toussaint Louverture.

Filme

  • Égalité for All: Toussaint Louverture and the Haitian Revolution. Koval Films LLC London 2009 (ca. 60 min) – deutsche Erstausstrahlung: ARTE, 8. Januar 2011

Literatur

  • Wenda Parkinson: This gilded African. Toussaint L’Ouverture. Quartet Books, London 1978, ISBN 0-7043-2187-4.
  • Cyril James: Die schwarzen Jakobiner: Toussaint L’Ouverture und die San-Domingo-Revolution („The black Jacobins“ 1938). Pahl-Rugenstein, Köln 1984, ISBN 3-7609-0911-6. (exzellente und spannende Analyse des karibischen Autors).
  • Franz Sundstral: Aus der schwarzen Republik. Der Neger-Aufstand auf Santo Domingo oder die Entstehungsgeschichte des Staates Haiti. Haessel, Leipzig 1903.
  • Otto Hoffmann: Toussaint, der Negerheld. Eine Erzählung für die reifere Jugend. Hoffmann, Stuttgart 1876 (Jugendbuch)
  • Theodor Mügge: Toussaint. Historischer Roman. Saur, München 1991, ISBN 3-598-51962-1 (7 Microfiches; Nachdr. d. Ausg. Stuttgart 1840).
  • Thomas Schmid: Das Joch zerbrechen. In: Die Zeit, Nr. 5 vom 25. Januar 2001.

Weblinks

 Commons: Toussaint Louverture – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Louis Sala-Molins: Le Code Noir ou le calvaire de Canaan. Paris 2007, S. 17.
  2. Sala-Molins (2007), S. 17.

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