Französische Nationalbibliothek

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Alte Bibliothèque Nationale de France (site Richelieu-Louvois): der Ehrenhof
Neue Bibliothèque nationale de France (site François Mitterrand)

Die Bibliothèque nationale de France (deutsch: Nationalbibliothek Frankreichs) oder BnF ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit Sitz in Paris unter der Schirmherrschaft des französischen Kultusministers. Ihre Aufgabe ist es, Schriften zu sammeln, zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie publiziert einen Katalog, pflegt die Zusammenarbeit mit anderen Anstalten auf nationaler und internationaler Ebene und nimmt an Forschungsprogrammen teil.

Sie ist Sitz des „Dépôt Légal“, dank dessen ihr Buchbestand sich jährlich um 50.000 Pflichtexemplare und Schriftstücke aller Art erweitert, abgesehen von Comics, die im Centre National de la Bande Dessinée et de l'Image (CNDBI) in Angoulême niedergelegt werden. Der Gesamtbestand wird mit etwa 30 Millionen Büchern und Dokumenten angegeben. Etwa zehn Millionen Bände entfallen auf die neue BnF. Außerdem ist die BnF für ihre digitalisierte Bibliothek Gallica bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Einrichtungen („Sites“)

Die Aktivitäten der BnF unterteilen sich in verschiedene Wirkungsstätten, die sogenannten „Sites“. Nur mit ausdrücklicher Genehmigung sind die Restaurierungswerkstätten wie das Centre technique de Bussy-Saint-Georges und das Centre Joël-Le-Theule in Sablé-sur-Sarthe zugänglich. Für Besucher sind die alte Bibliothèque nationale de France (site Richelieu-Louvois) in Paris, die neue Bibliothèque nationale de France (site François-Mitterrand) in Paris, die Bibliothèque de l'Arsenal in Paris, die Museumsbibliothek der Pariser Oper und die Bibliothek und das Dokumentationszentrum der „Maison Jean Vilar“ in Avignon zugänglich.

Galerie Mazarin in der alten Bibliothèque nationale de France (site Richelieu-Louvois)

Die alte Bibliothèque nationale de France (Site Richelieu-Louvois)

Die früher königliche, dann kaiserliche Nationalbibliothek, eine der reichsten der Welt, nimmt in der Nummer 5 der rue de Richelieu (2. Arrdt.), wo sie seit 1724 ansässig ist, eine rechteckige Fläche von 16.000 m² ein. Im 19. Jahrhundert gelang es dem französischen Architekten Henri Labrouste (1801–1875), von mehreren Bauten verschiedener Epochen ausgehend, ein großes, kohärentes Ensemble zu schaffen.

Die neue Bibliothèque nationale de France (Site François-Mitterrand)

Die von dem Architekten Dominique Perrault verwirklichte neue Bibliothèque nationale de France (1990–1996) trägt zu Ehren ihres Initiators den Namen „Bibliothèque nationale François Mitterrand“. Sie wurde am 20. Dezember 1996 der Öffentlichkeit übergeben. In der Mitte des 60.000 m² großen rechteckigen Areals liegt ein 12.000 m² großer Garten. Die vier Ecken des Gebäudes weisen je einen 79 m hohen Turm mit einer durchgehenden Glasfront auf. Die Türme sind L-förmig und symbolisieren ein aufgeschlagenes Buch.

Namen der Türme
  • T1 Tour du temps (Turm der Zeit)
  • T2 Tour des lois (Turm der Gesetze)
  • T3 Tour des nombres (Turm der Zahlen)
  • T4 Tour des lettres (Turm der Buchstaben bzw. Briefe)

Aufgrund zahlreicher Verzögerungen beim Bau und Fehlplanungen war das Gebäude in Paris lange Zeit umstritten. Im September 2002 war das Gebäude Schauplatz der Lichtinstallation „Arcade“ von Projekt Blinkenlights.

Geschichte der Sammlungen

Die Ursprünge der Bibliothek werden bis auf das Mittelalter und die persönliche Manuskriptensammlung König Karls V. zurückgeführt, die 1368 im Louvre gegründet wurde und 911 Manuskripte umfasste. Diese erste Sammlung wurde durch die Engländer im Zuge des Hundertjährigen Krieges zerstreut und von Ludwig XI. wieder aufgebaut. Seine Nachfolger Karl VIII. und Ludwig XII. trugen im 15. Jahrhundert erheblich zu ihrer Vergrößerung bei.

In der Zeit der Renaissance verlagerte Franz I. die königliche Bibliothek nach Fontainebleau. Die Ordonnanz von Montpellier (1537) verpflichtete Verleger und Drucker, ein Exemplar von jedem Werk in dieser Bibliothek niederzulegen. So fanden alle nach diesem Datum gedruckten Bücher, aber auch Inkunabeln und Werke mit kunstvollen Renaissanceeinbänden Eingang in die Sammlung.

Nachdem die Bibliothek unter anderem aufgrund der Religionskriege mehrmals ihren Standort gewechselt hatte, ergriff im 17. Jahrhundert Colbert die Initiative, sie neben seinem Stadtpalast in der Pariser Rue Vivienne unterzubringen. Durch zahlreiche im Ausland aufgekaufte Werke machte der Minister die Bibliothek zu einer der weltweit schönsten seiner Zeit. Im Jahr 1721 erfolgte der Umzug in den Stadtpalast, den der Kardinal und Minister Jules Mazarin hinter dem Palais Royal an der heutigen Rue Richelieu hatte errichten lassen. Dort befinden sich noch immer die kostbarsten Gegenstände aus dem Fundus der BnF, insbesondere Manuskripte, Kupferstiche, Karten und Pläne, Fotografien, Münzen und Medaillen sowie Dokumente der Musikgeschichte, während die gedruckten Werke in das neue, von Dominique Perrault im Osten der Stadt errichtete Gebäude umgezogen sind. Ein besonderer Bestand ist der sogenannte Enfer, der zur Reservatensammlung seltener und kostbarer Bücher gehört und Druckwerke erotischen oder pornografischen Charakters vereinigt, die nur mit Bewilligung eingesehen werden dürfen. Der Enfer wurde zwischen 1836 und 1844 eingerichtet und gilt als einer der berühmtesten Remota-Fonds. 1898 vermachte die Witwe Eugène Goupils der Bibliothek eine bedeutende Sammlung aztekischer Manuskripte.

Den Bau eines neuen Bibliotheksgebäudes kündigte der französische Staatspräsident François Mitterrand am 14. Juli 1988 an. Aus der Ausschreibung ging der junge französische Architekt Dominique Perrault als Preisträger hervor. Die Arbeiten begannen im Dezember 1990 und waren 1996 abgeschlossen.

Französische Nationalbibliothek vom rechten Ufer der Seine aus.

Präsidenten der Bibliothèque nationale de France

Jean-Noël Jeanneney setzte sich – als Alternative zur drohenden „nordamerikanischen Hegemonie“ durch Google – für ein europäisches Buch-Digitalisierungs-Programm und eine digitale europäische Bibliothek ein (siehe auch: Europäische Digitale Bibliothek, Quaero).

Weblinks

48.8336111111112.37583333333337Koordinaten: 48° 50′ 1″ N, 2° 22′ 33″ O


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