Franziskanerkloster Bozen

Franziskanerkloster Bozen

Das Franziskanerkloster Bozen befindet sich im Zentrum von Bozen in Südtirol (Italien).

Apsis der Kirche von außen

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als um das Jahr 1221 die ersten Minderbrüder aus dem Orden des hl. Franz von Assisi nach Deutschland zogen, kamen sie auf ihrem Weg über den Brenner auch an Bozen vorbei. Sehr wahrscheinlich blieben einige von ihnen in Bozen zurück, weil bereits 1237 eine Niederlassung der Franziskaner an der Stadtmauer urkundlich erwähnt wird. Das erste Franziskanerkloster wurde an die vom Bistum Brixen errichtete Kirche zum hl. Ingenuin und hl. Erhard angebaut. Nachdem im Jahre 1291 ein Brand das ursprüngliche Gebäude zerstörte, wurde das Kloster bis 1322 neu aufgebaut. 1348 konnte auch die dazugehörende Franziskanerkirche eingeweiht werden.

Weil es zu Beginn des 16. Jahrhunderts zu einem Niedergang der Ordensdisziplin – besonders des franziskanischen Armutsideals – kam, wurde 1514 eine Reform im Kloster durchgeführt. Im Zuge dessen übernahmen Franziskaner der Observantenbewegung das Bozner Kloster. 1580 wurde das Kloster Bozen Teil der neu gegründeten Tiroler Franziskanerprovinz.

Im Jahre 1780 wurde von Kaiserin Maria Theresia die Einrichtung des heutigen Franziskanergymnasiums Bozen veranlasst, mit dessen Leitung und Unterricht die Brüder des Klosters beauftragt wurden. Unter der italienischen Herrschaft wurde 1810 das Kloster in Bozen aufgehoben und Teile des Konvents des Landes verwiesen. Kurz diente es als Kaserne, bis die Franziskaner 1813 wieder das Gebäude beziehen konnten.

Die Franziskanerkirche wurde am 29. März 1944 durch einen Bombentreffen zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut. In den ersten Nachkriegsjahren diente das Kloster, wie auch mehrere andere in Südtirol, das als einzige deutschsprachige Region nicht unter Kontrolle einer Besatzungsmacht stand, als Versteck für auf der Flucht befindliche, hochrangige Nationalsozialisten. So wurde etwa Adolf Eichmann vom Sterzinger Pfarrer in diesem Kloster untergebracht.[1]

Heute widmen sich die Franziskaner in Bozen der Seelsorge an der Klosterkirche und der Lehrtätigkeit am Gymnasium.

Sehenswürdigkeiten

  • Flügelaltar von Hans Klocker (1500)
  • Fresken im Kreuzgang (1300–1500)
  • Malereien in der Erhardskapelle (um 1310)
  • Hl. Josef des Franz Tavella
  • Grabstein des exilierten Wojwodenherrschers Petre Şchiopul (Peter der Lahme, 1574–1577)[2]

Franziskuslegende

Nach einer Legende soll der heilige Franziskus mit seinem Vater Pietro Bernardone, einem Tuchhändler, auf einer Geschäftsreise auf den Markt nach Bozen gekommen sein. Der kleine Franziskus habe sogar in der Kapelle zum hl. Ingenuin und hl. Erhard, die heute ein Teil des Klosterkomplexes ist, bei der Messe ministriert und die dortige Glocke geläutet.

Literatur

  • Norbert Karl Weis, Das Franziskanerkloster in Bozen in seiner geschichtlichen Entwicklung, Brixen 1946
  • Sven Mieth, Das Franziskanerkloster in Bozen, Geschichte – Baugeschichte – Kunst 1221-1514, Bozen 1998
  • Willibald Hopfgartner, Das Franziskanerkloster in Bozen, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2187-8

Einzelnachweise

  1. Gerhard Mumelter: Nazi-Fluchtweg Südtirol. Rezension von Gerals Steinachers Buch Nazis auf der Flucht. Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen. Der Standard, 3. Jänner 2009, S. Album A 5
  2. Vgl. Joseph Hirn, Das Exil des Moldauer Fürsten Peter Schiopul, in: Historisches Jahrbuch 7, 1886, S. 434-441.
46.50101411.353812

Weblinks


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