Franz Ludwig Pfyffer

Franz Ludwig Pfyffer
Franz Ludwig Pfyffer
Franz Ludwig Pfyffer; Stich um 1774.

Franz Ludwig Pfyffer (von Wyher) (* 19. Mai 1716 in Luzern; † 7. November 1802 ebenda) war ein Schweizer Politiker und Topograf. Sein Relief der Urschweiz, die älteste grossräumige dreidimensionale Darstellung einer Gebirgslandschaft, gilt als Meilenstein auf dem Weg zur modernen Kartographie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wie seine männlichen Vorfahren wurde auch Franz Ludwig Pfyffer nach Paris geschickt, um in die Dienste des französischen Königs zu treten. Er absolvierte die Kadettenschule und stand bereits mit zwanzig Jahren als Hauptmann einer Gardekompanie vor, die im Polnischen Thronfolgekrieg und im Österreichischen Erbfolgekrieg eingesetzt wurde. Hier lernte Pfyffer den Nutzen der Ingenieurs- und Vermessungskünste für die Artillerie kennen. Die einst von König Ludwig XIV. angelegte Sammlung von Festungsmodellen weckte bei Pfyffer grosses Interesse, er liess sich daraufhin in Paris in der Modellbaukunst unterrichten. 1768 wurde er zum Generalleutnant befördert, ein Jahr darauf schied er aus den militärischen Diensten aus und kehrte dauerhaft nach Luzern zurück.

In Luzern war Pfyffer Grossrat und Stadtammann, ab 1753 Kleinrat und von 1739 bis 1742 Stadtrichter. 1798, kurz vor der Helvetik, war er auch Mitglied des Geheimrats.

Mit seiner Frau, Marie Josse d’Hemel aus Argenteuil, die er 1741 heiratete, hatte er zwei Töchter. In Luzern wohnten sie in zwei Häusern am Mühleplatz. Schloss Wyher bei Ettiswil diente der Familie als Sommerresidenz.

Franz Ludwig Pfyffers Relief der Urschweiz

Bereits 1750 hatte Pfyffer aus Pappdeckeln und Wachs ein Relief des Pilatus geschaffen. In jahrzehntelanger Arbeit entstand dann von 1762 bis 1786 das Relief der voralpinen und alpinen Region um den Vierwaldstättersee. Das Relief im Massstab von ca. 1:11'500 ist 26 Quadratmeter gross (6.7 · 3.9 m, max. Höhenunterschied: ca. 28 cm, d. h. ohne künstliche Überhöhung). Es wurde aus 136 Einzelelementen zusammengesetzt. Als Materialien hat Pfyffer Holzlatten, Holzkohleresten und Ziegelstücke verwendet, die Oberfläche ist aus einer Gips-Sand-Masse modelliert und mit einer dünnen, bemalten Schicht Bienenwachs überzogen. Dabei zeichnet sich das Modell durch grosse Detailgetreue aus; auch einzelne Häuser, Wege und Bäche (aus wellenförmig gedrehten Drähten) sind erkennbar.

Die Daten für das Relief erarbeitete sich Pfyffer mit dem Mittel der Triangulation selber. Auf seinen Touren fertigte er zahlreiche Skizzen an, heute sind noch 94 davon bekannt. Neueste Forschungen haben ergeben, dass Pfyffer weit systematischer und genauer arbeitete, als bisher angenommen.[1]

Das Relief diente nicht ausschliesslich militärisch-praktischen Zwecken. Es drückt vor allem die Faszination für den alpinen Raum aus. Als topografische Höchstleistung diente es als Vorbild und Ausgangslage für weitere Künstler und Kartografen, zum Beispiel Jakob Joseph Clausner und Christian von Mechel.

Rasch war das Relief Pfyffers Anziehungspunkt und Sehenswürdigkeit in Luzern. Als prominente Besucher sind unter anderem überliefert:

In Hans Jakob Holzhalbs Supplements zu Johann Jacob Leus Allgemeines Helvetisches, Eydgenössisches, Oder Schweitzerisches Lexicon heisst es:

In der Wohnung des Hrn. General Pfyffers von Wyer ist eine der sehenswürdigsten Sachen der Stadt Luzern anzutreffen; nämlich, die topographische Vorstellung eines grossen Theils der Eidgenossenschaft, so von ihm selbst mit vieler Mühe und Kunst verfertiget worden, und von Kennern auf das Höchste bewundert wird. [...] Das Ganze ist darinnen auch bis auf das Kleinste richtig, und enthält nicht nur alle Berge, Seen, Flüsse, Städte, Dörfer und Wälder, sondern auch jede Hütte, Loch, Brücke, Pfad; ja sogar jedes Kreuz wird genau und deutlich vorgestellt.[2]

Seit 1873 ist Pfyffers Meisterwerk als Dauerleihgabe der Korporation Luzern im Museum des Gletschergartens Luzern ausgestellt.

Einsatz für das Freiheitsdenkmal (1783–1796)

1783 besorgte Pfyffer für Abbé Raynal, dessen Wunschstandort auf dem Rütli sich nicht verwirklichen liess, die Errichtung eines Freiheitsdenkmals auf der Insel Altstad vor dem Meggenhorn – in seinem Relief ist das Denkmal mit einem Metallstift dargestellt. Das Denkmal selber wurde durch einen Blitzschlag 1793 so stark beschädigt, dass es abgebrochen wurde.[3]

Einzelnachweise

  1. http://www.gletschergarten.ch/de/pfyffer.html
  2. Holzhalb/Leu: Supplement zu dem allgemeinen helvetisch-eidgenössischen oder schweizerischen Lexikon, 1788, hier zit. nach: www.photogrammetry.ethz.ch
  3. Margrit Wyder: «Ich hoffe, es soll nicht zu Stande kommen.» Das kurze Leben eines Schweizer Freiheitsdenkmals. In: NZZ, 9. November 2002 (Online-Version).

Literatur

  • Andreas Bürgi: Relief der Urschweiz. Entstehung und Bedeutung des Landschaftsmodells von Franz Ludwig Pfyffer. NZZ Libro, Zürich 2007, ISBN 9783038232575.
  • Madlena Cavelti Hammer: Franz Ludwig Pfyffers ‚Höhenflug‘ – Das Relief der Urschweiz (1762–1786). In: Thomas Klöti, Markus Oehrli, Hans-Uli Feldmann (Hrsg.): Der Weltensammler. Eine aktuelle Sicht auf die 16'000 Landkarten des Johann Friedrich von Ryhiner (1732–1803). Verl. Cartographica Helvetica, Murten 1998 (Cartographica Helvetica. Sonderheft 15), S. 36–38.
  • Madlena Cavelti Hammer: Herstellung und Auswirkungen des Reliefs der Urschweiz von Franz Ludwig Pfyffer. In: Cartographica Helvetica Heft 18 (1998) S. 11–18. Volltext
  • Jana Niederöst: Das Relief der Urschweiz von Franz Ludwig Pfyffer (1716–1802): 3D-Rekonstruktion, Analyse und Interpretation. Dissertation ETH Zürich, Zürich 2005 (IGP Mitteilungen 89), ISBN 3906467562. Zusammenfassung (PDF 53 kB).
  • Franz Joseph Schiffmann: Pfyffer von Wyher, Franz Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 724–727.

Weblinks


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