Franz Eckert

Franz Eckert

Franz Eckert (* 5. April 1852 in Neurode/Schlesien; † 8. August 1916 in Seoul) war ein deutscher Komponist und unter anderem Schöpfer der westlichen Fassung der japanischen Nationalhymne Kimi Ga Yo sowie der ersten koreanischen Hymne Daehan jeguk Aegukga.

Inhaltsverzeichnis

Zeit in Deutschland

Franz Eckert wurde als Sohn eines Gerichtsbeamten geboren. Er besuchte verschiedene Schulen und zeichnete sich insbesondere in der Musik aus. Er absolvierte das Konservatorium in Breslau und in Dresden. Anschließend wurde er Militärmusiker in Neiße. Während jener Zeit erhielt er einen Ruf nach Wilhelmshaven, wo er Marine-Kapellmeister werden sollte. Da die deutsche Verwaltung einen Musiker für die japanische Marine suchte, wurde Franz Eckert zur Verfügung gestellt. 1879 kam er in Tokio an.

Wirken in Japan

Westliche Musik war seinerzeit in Japan nahezu unbekannt. Eckert leistete Pionierarbeit, als er den Japanern nicht nur die fremden Instrumente, sondern auch die fremdartigen Melodien und Harmonien nahebrachte. Ab dem Frühjahr wirkte Franz Eckert als Marinekapellmeister und führte im Anschluss die deutsche Militärmusik in Japan ein. Zwischen 1883 und 1886 war er im Erziehungsministerium für den Musikprüfungsausschuss im Bereich der Blas- und Streichmusik tätig.

Im März 1888 ging Eckert zur Abteilung für klassische Musik des kaiserlichen Haus- und Hofministeriums, wo er die Zeremonialmusik Japans kennenlernte. Zwischen 1892 und 1894 arbeitete er nebenberuflich als Lehrer für deutsche Militärmusik bei der Militärkapelle in Toyama. Zu dieser Zeit gründete er auch das Orchester des kaiserlichen Haushalts in Tokio. Die wichtigste Aufgabe jener Zeit war für ihn aber die Herausgabe des Liederbuchs für japanische Grundschulen, deren 2. und 3. Band er verantwortete.

1897 komponierte Eckert anlässlich der Beerdigung der Kaiserinmutter Eisho Kotaigo das Lied Kanashimi no kiwami (Unermesslicher Schmerz), das seit jener Zeit am japanischen Hof bei solchen Anlässen gespielt wird.

Franz Eckert wurde 1880 vom japanischen Marine-Ministerium aufgefordert, eine Nationalhymne zu komponieren, die bis dahin verbindlich nicht existierte. Eckert setzte sich mit der seinerzeit populären japanischen Musik auseinander und wählte schließlich eine Melodie aus, die er für europäische Instrumente arrangierte und harmonisierte. Das Kimi Ga Yo wurde am 3. November 1880 zum Geburtstag des Tennō erstmals im Kaiserpalast aufgeführt. Erst 1888 wurde die Partitur der japanischen Nationalhymne vom Marine-Ministerium herausgegeben und allgemein bekannt gemacht.

Eckert hat sicher ein großes Verdienst darin, das deutsche Liedgut und die deutsche Musik in Japan nicht nur bekannt-, sondern auch populär gemacht zu haben. So werden heutzutage Konzerte der Berliner Philharmoniker im Gegensatz zu Deutschland live nach Japan übertragen.

Rückkehr nach Deutschland

Am 31. März 1899 trat Eckert aus gesundheitlichen Gründen zurück und begab sich nach Deutschland, wo er kurze Zeit nach seiner Ankunft zum Königlich Preußischen Musikdirektor ernannt wurde.

Wirken in Korea

Schon seit den Achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts war man in Korea bestrebt, dem Hof des Kaisers eine Musikkapelle nach westlichem Vorbild zu geben. Auslöser mag vielleicht eine Darbietung der deutschen Marinekapelle am 26. November 1883 gewesen sein, die mit der Korvette Hertha nach Korea kam. Auf Franz Eckert war man auch in Korea aufgrund seiner langjährigen erfolgreichen Tätigkeit in Japan aufmerksam geworden. Und so erhielt er einen Ruf nach Korea - vermittelt durch den deutschen Vertreter in Seoul, Heinrich Weipert -, um dort eine Hofkapelle aufzubauen und Musiker an europäischen Instrumenten auszubilden. Eckerts Gesundheitszustand hatte sich wieder gebessert, so dass er am 19. Februar 1901 dem Ruf nach Korea Folge leistete.

Seine Aufgaben in Korea waren mit denen in Japan vergleichbar: auch im lange hermetisch abgeschlossenen Kaiserreich Korea kannte man keine westliche Musik. Eckert konnte jedoch auf seine Erfahrungen in Japan zurückgreifen, um die notwendige Basisarbeit zu planen und auszuführen. Er hatte auch bald eine kleine Hofkapelle mit zwei Dutzend Musikern aufgestellt, die er in den folgenden Jahren bis auf 70 Mitglieder steigerte.

Die Kapelle wurde ein großer Erfolg. Sie trat nicht nur regelmäßig bei Hofe auf, sondern musizierte auch jeden Donnerstag im Pagoda-Park. Die in Seoul ansässigen Ausländer nahmen die Gelegenheit dankbar auf, selbstkomponierte Werke Eckerts, aber auch Ouvertüren Richard Wagners zu hören.

Schon zu Beginn seiner Arbeit in Seoul komponierte Eckert eine koreanische Nationalhymne Daehan jeguk Aegukga, wobei er einem Auftrag der Regierung folgte. Sie wurde am 1. Juli 1902 uraufgeführt. Im Dezember erhielt Eckert daraufhin von Kaiser Kojong den Verdienstorden Tai keuk 3. Klasse verliehen. Diese koreanische Nationalhymne war aber nur bis 1910 aktuell. Als die Japaner Korea annektierten, wurde die koreanische Hymne verboten und durch die japanische Kimi Ga Yo ersetzt, die ja auch von Franz Eckert stammte. Die heutige koreanische Nationalhymne ist nicht mehr die Eckertsche, sondern wurde vom koreanischen Komponisten Ahn Iktae (1905-1965) geschaffen.

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkrieges waren die Mittel beschränkt, so dass die Kapelle verkleinert wurde. Auch hinderten erneute gesundheitliche Probleme Eckert an der weiteren Ausübung seiner Funktionen. Er übergab die Leitung der Kapelle deshalb Anfang 1916 an den ersten Flötisten Pak, den er vorher als Kapellmeister ausgebildet hatte.

Franz Eckert starb nach langer und schwerer Krankheit am 8. August 1916 in Seoul. Er liegt auf dem Ausländerfriedhof der Hauptstadt begraben. Bei seinem Begräbnis spielte die von ihm gegründete Hofkapelle.

Literatur

  • Masajiro Tanimura: "Franz Eckert (1852-1916). Spiritus rector der Blasmusik in Japan. Bearbeiter der japanischen Nationalhymne". In: Brückenbauer. Pioniere des japanisch-deutschen Kulturaustausches. Hg. vom Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin und der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Tokyo. iudicium, Berlin 2005. ISBN 3-89129-539-1
  • Hermann Gottschewski: “Hoiku shôka and the melody of the Japanese national anthem Kimi ga yo”, in: Journal of the Society for Research in Asiatic Music [of Japan] (Tôyô Ongaku Kenkyû), no. 68, 2003, pp. (1)-(17), (23)-(24)

Weblinks


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