Frankfurter Tafelrunde

Frankfurter Tafelrunde

Die Frankfurter Tafelrunde ist ein im Jahre 1953 gegründeter konservatorisch geprägter Zusammenschluss von Akademikern und Wirtschaftsleuten mit Sitz in Frankfurt am Main, deren Ziel es ist, sich zur „Fortbildung auf vielen Wissensgebieten und zur Pflege der Geselligkeit zusammenzufinden“. Sie ist nicht zu verwechseln mit der 2004 gegründeten „liberalen Tafelrunde“ des FDP-nahen Liberalen Mittelstandes Frankfurt & Offenbach[1].

Struktur und Funktion

Seit ihrer Gründung treffen sich die Mitglieder und Interessenten dieser Tafelrunde von Oktober bis Mai jeweils am letzten Freitag des Monats in einer Frankfurter Jugendstilvilla in „gepflegter Kleidung“, wo nach einem festlichen Dinner zunächst ein geladener Referent seinen Abendvortrag hält und anschließend über dieses Thema diskutiert wird. Die Teilnehmer dieses elitären Kreises sind ausgesuchte führende politisch interessierte oder wirtschaftliche Personen. Dieser Kreis bekennt sich gemäß Aussage in den unten angeführten Quellen zu den Grundsätze des „gebildeten Abendländers, der den Wert der guten Erziehung, der inneren Vornehmheit und des Herzenstaktes zu schätzen weiß und sich gegen die Vermassungstendenzen zumindest im eigenen Kreis wendet“.

Die Organe der Tafelrunde bestehen aus dem Vorsitzenden, dem Senat und den Mitgliedern. Mitglied darf nur werden, wer über einen längeren Zeitraum an den Veranstaltungen teilgenommen hat und vom Vorstand eine Mitgliedschaft angetragen bekommt. Die Gruppierung sieht sich als reinen „Männerzirkel“, wobei ursprünglich die Damen nur einmal jährlich zu einem Vortrag mit „für Damen geeigneten Themen“ oder zu einem Ball geladen wurden. Das offizielle Presseorgan war die frühere von der Gesellschaft für konservative Publizistik in Bonn herausgegebene Zeitschrift „Konservativ heute“, die zwischenzeitlich vollständig von der Zeitschrift „Criticon“, der heutigen „Neuen Nachricht“ übernommen worden ist.

Nach anfänglich eher konservativer aber auch wirtschaftsliberaler Einstellung haftet der Frankfurter Tafelrunde seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine mehr und mehr rechtsorientierte Gesinnung an, was sich oftmals sowohl an den eingeladenen Referenten als auch an den vorgegebenen Themen sowie Publikationen erkennen lässt. So war beispielsweise einer der Vorsitzenden der Tafelrunde der Frankfurter CDU-Funktionär Wolfgang Bodenstedt, Autor in „Criticon“ und ebenso wiederholt in der Wochenzeitung „Junge Freiheit“, der sich im Zeitraum der Jahrhundertwende einen Ruf als „Saubermann“ gegen die Fechenheimer Romas und als Initiator von „schwarzen Listen“ im Haus- und Grundbesitzerverein Fechenheim erworben hatte.

Zu den Referenten der regelmäßigen Veranstaltungen der Tafelrunde zählte in der Vergangenheit unter anderem Hans-Helmuth Knütter, Anti-Antifa-Experte, Karlheinz Weißmann, ein Neurechter, Generalmajor a. D. Gerd Schultze-Rhonhof, Bernd Rüthers, Gerhard Löwenthal, ehemaliger ZDF-Moderator sowie die Österreicher FPÖ-Funktionäre Susanne Riess-Passer und Jörg Haider.

Die Frankfurter Tafelrunde arbeitete von Fall zu Fall ideologisch mit dem „Club der Wirtschaft“, dem „Akademiekreis“ von Werner Keweloh sowie der „Münchner Winterakademie“ der Freifrau Regina von Schrenck-Notzing, ehemaliges Vorstandsmitglied im Bund Freier Bürger sowie Ehefrau von Caspar von Schrenck-Notzing, Herausgeber von „Criticon“, sowie anderen ähnlich orientierten Gruppierungen zusammen.

Es ist nicht ersichtlich, ob die Frankfurter Tafelrunde in dieser Form heute noch existiert, da sie im Frankfurter Vereinsregister nicht mehr aufgeführt ist. Der letzte öffentliche Hinweis auf Aktivitäten dieser Vereinigung stammt aus dem Jahr 2002.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Liberale Tafelrunde Frankfurt/Offenbach

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