Frankfurter Dokumente

Frankfurter Dokumente
Teilnehmer der Frankfurter Konferenz: Leo Wohleb, Baden; Hans Ehard, Bayern; Wilhelm Kaisen, Bremen; Max Brauer, Hamburg; Christian Stock, Hessen; Karl Arnold, Nordrhein-Westfalen; Hinrich Wilhelm Kopf, Niedersachsen; Peter Altmeier, (Rheinland-Pfalz);Reinhold Maier, Württemberg-Baden

Die so genannten Frankfurter Dokumente waren ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Am 1. Juli 1948 übergaben die Vertreter der westalliierten Besatzungsmächte den Ministerpräsidenten und zwei regierenden Bürgermeistern aus den westlichen Besatzungszonen eine Anzahl Dokumente, in denen die Empfehlungen zur Gründung eines westdeutschen Staates enthalten waren. Das Hauptproblem dieser Empfehlungen bestand darin, dass sie keine gesamtdeutsche Lösung vorsahen, sondern nur einen westdeutschen Teilstaat. Die Frankfurter Dokumente bildeten eine der Arbeitsgrundlagen für die Arbeit am Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Sie waren auf der Londoner Sechsmächtekonferenz Anfang 1948 entstanden.

Die Übergabe fand im I.G.-Farben-Haus in Frankfurt am Main statt, daher stammt der Name der Dokumente. Die Militärgouverneure Lucius D. Clay (USA), Marie-Pierre Kœnig (Frankreich) und Sir Brian Robertson (Großbritannien) erteilten den Auftrag zur Gründung eines deutschen Weststaates. Anwesend waren Peter Altmeier (Rheinland-Pfalz), Karl Arnold (Nordrhein-Westfalen), Lorenz Bock (Württemberg-Hohenzollern), Max Brauer (Hamburg), Hans Ehard (Bayern), Wilhelm Kaisen (Bremen), Hinrich Wilhelm Kopf (Niedersachsen), Hermann Lüdemann (Schleswig-Holstein), Reinhold Maier (Württemberg-Baden), Christian Stock (Hessen) und Leo Wohleb (Baden).

Ein westdeutscher Staat sollte nach den folgenden Bedingungen gegründet werden:

  • Es sollte eine Verfassunggebende Versammlung einberufen werden, die bis zum 1. September 1948 zusammentreten und eine föderalistische Regierungsform schaffen sollte, welche „die Rechte der beteiligten Länder schützt, eine angemessene Zentralinstanz schafft und die Garantie der individuellen Rechte und Freiheiten enthält“.
  • Diese Verfassung sollte zunächst von den Militärregierungen genehmigt werden, anschließend sollte ein Referendum in den Ländern die Verfassung ratifizieren. Die jeweils einfache Mehrheit in zwei Dritteln aller elf westdeutschen Länder sollte für die Ratifizierung genügen.
  • Verfassungsänderungen müssten von den Militärgouverneuren genehmigt werden.
  • Die Außenpolitik Deutschlands sollte weiterhin durch die Militärgouverneure in einem „Mindestmaß“ kontrolliert werden können, ebenso wie Ruhrgebietsfragen, Reparationen, Industrie und Rechte der alliierten Streitkräfte.
  • Die Grenzen der einzelnen Länder sollten überprüft und es sollten, wenn nötig, unter Berücksichtigung „überlieferter Formen“ neue Länder geschaffen werden, wobei keines im Vergleich zu den anderen zu groß oder zu klein sein sollte.

Die Frankfurter Dokumente veranlassten die Ministerpräsidenten zur Rittersturz-Konferenz in Koblenz, auf der die Koblenzer Beschlüsse gefasst wurden.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Frankfurter Dokumente — Documents de Francfort On appelle documents de Francfort (Frankfurter Dokumente) les trois textes par lesquels les représentants des forces d’occupation américaines, britanniques et françaises en Allemagne ont exposé les conditions qu’ils… …   Wikipédia en Français

  • Frankfurter Römer — Ostfassade mit Justitia Brunnen Römer Areal, 2007 zwischen Berliner Straße …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurter Schule — Max Horkheimer (vorne links), Theodor Adorno (vorne rechts) und Jürgen Habermas (im Hintergrund rechts) im Jahr 1964 in Heidelberg Als Frankfurter Schule wird eine Gruppe von Wissenschaftlern bezeichnet, die an die Theorien von Hegel, Marx und… …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurter Stadtbefestigung — Die Belagerung von 1552 war die größte Bewährungsprobe der Frankfurter Stadtbefestigung …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurter Hauptbahnhof — Frankfurt (Main) Hauptbahnhof Bahnhofsdaten Kategorie Fernverkehrsknoten …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurter Nationalversammlung — Die Nationalversammlung in der Paulskirche Die Frankfurter Nationalversammlung, die vom 18. Mai 1848 bis zum 31. Mai 1849 in der Frankfurter Paulskirche tagte, war das erste frei gewählte Parlament für die „deutschen“ Nachfolgestaaten des… …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurter Nationalversammlung — I Frankfurter Nationalversammlung   Am 18. Mai 1848 trat das erste gesamtdeutsche Parlament in der Frankfurter Paulskirche zusammen. Im Rahmen der jeweiligen Landesverfassungen waren insgesamt 812 Abgeordnete und Stellvertreter gewählt worden.… …   Universal-Lexikon

  • Frankfurter Kunstverein — Der Frankfurter Kunstverein e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich der Vermittlung zeitgenössischer Kunst widmet. Er ist einer der ältesten deutschen Kunstvereine. Kunstverein im Steinernen Haus Inhalts …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurter Postzeitung — Johann von den Birghden Die Frankfurter Postzeitung war eine der ersten Zeitungen überhaupt. Sie wurde vermutlich 1615 in Frankfurt am Main gegründet, als Johann von den Birghden als Postmeister der Kaiserlichen Reichspost das Postamt Frankfurt… …   Deutsch Wikipedia

  • Boxheimer Dokumente — Werner Best (1942) Bei den Boxheimer Dokumenten – in der Literatur gelegentlich auch Boxheimer Dokument genannt – handelte es sich um Pläne für eine gewaltsame Machtübernahme durch Mitglieder der NSDAP. Sie wurden am 5. August 1931 vom damals 28… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”