Frankfurt-Praunheim

Frankfurt-Praunheim
Wappen von Praunheim
Wappen von Frankfurt am Main

Praunheim
Stadtteil von Frankfurt am Main

Karte
Koordinaten 50° 8′ 59″ N, 8° 37′ 16″ O50.1498532633078.6211347579956Koordinaten: 50° 8′ 59″ N, 8° 37′ 16″ O
Fläche 4,56 km²
Einwohner 15.761 (31. Dez. 2009)
Bevölkerungsdichte 3459 Einwohner/km²
Postleitzahl 60488
Vorwahl 069
Website www.frankfurt.de
Gliederung
Ortsbezirk 7 – Mitte-West
Stadtbezirke
Verkehrsanbindung
U-Bahn U6 U7
Bus 60 72 73 n2
Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011.
Mündung des Steinbachs in die Nidda

Praunheim ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main und hat ca. 16.000 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Praunheim liegt im Nordwesten von Frankfurt am Main auf einer Höhe von 105 m über NN, 6 km nordwestlich der Frankfurter Innenstadt. Es liegt am Nordufer der Nidda und am Volkspark Niddatal. Die Kirche liegt zentral im alten Dorfkern.

Zum 1200-jährigen Jubiläum von Praunheim im Jahr 2004 wurde der Steinbach, der die Grenze zu Heddernheim bildet, renaturiert.

Praunheim grenzt (von Nord nach Süd) an Niederursel, Heddernheim, Ginnheim, Hausen, Westhausen und Rödelheim.

Geschichte

Ur- und Frühgeschichte

Das Gebiet um Praunheim ist seit der Jungsteinzeit, seit etwa 6000 Jahren, besiedelt. Grund hierfür ist das Ebelfeld, ein Lößboden, der landwirtschaftlich sehr günstige Erträge ermöglicht. Deshalb wurden hier zahlreiche archäologische Befunde gesichert.

Zwischen Heddernheim und Praunheim fanden sich die Reste von mindestens zehn frührömischen Militärlagern, die einen strategischen Schwerpunkt für die Eroberung der Wetterau bildeten.

Die römische Stadt Nida lag an der Grenze Praunheims. Diese archäologische Stätte wurde anlässlich des Baus der Römerstadt (1927–1929) und später der Nordweststadt (1961–1973) zerstört.

Mittelalter

Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes stammt von 804, als Praunheim (Brumheim) als im Niddagau gelegen erwähnt wird. Im Hochmittelalter zählt Praunheim zum Gericht und späteren Amt Bornheimerberg. Praunheim war damit Königsgut. Im Bereich der Kirche lag in der Nähe der Nidda ein vermutlich wasserumwehrter Königshof.

1320 verpfändete König Ludwig IV. den Bornheimerberg an Ulrich II. von Hanau, so dass Praunheim nun zur Hälfte zunächst zur Herrschaft Hanau, später zur Grafschaft Hanau-Münzenberg gehörte. Die andere Hälfte gehörte den Grafen von Solms. Aus diesem doppelten Anspruch wuchs ein Kondominat. Der Hanauer Teil an Praunheim war als Lehen zunächst an die Herren von Praunheim vergeben. Diese Familie spielte eine erhebliche Rolle in der Stadt Frankfurt. So ist zum Beispiel der Ritter Wolfram von Praunheim der erste bekannte Schultheiß von Frankfurt.

Die Klettenburg und (seit 1676) Augustusburg lag Richtung Niederursel in dem damals sumpfigen Steinbachtal.

Der Mainzer Erzbischof erwarb 1132 das Investiturrecht der Praunheimer Kirche. Zum Kirchspiel Praunheim gehörten ursprünglich Ginnheim, Rödelheim (bis 1464), Hausen (bis 1772), Heddernheim (bis 1821) und Niederursel. Seit 1336 war das Leonhardstift in Frankfurt Patronatsherr, aber auch die Erzbischöfe von Mainz erhoben darauf Anspruch. Nach dem Ende des alten Reiches besaß die Stadt Frankfurt das Patronatsrecht bis 1906. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn.

Historische Namensformen

Gemeinsamer Grenzstein für Praunheim, Hausen und Ginnheim
  • Brumheim (804)
  • Brunniheim (1063)
  • Prumheim (1132)
  • Bruningesheim (1194)
  • Phrumheim (1211)
  • Bruningesheim (1219)
  • Prumheim (1247)
  • Prumheim (1251)
  • Prhumheim (1276)
  • Brumheim (1323]
  • Promheim (1374)
  • Brunheim (1477]

Neuzeit

Graf Friedrich Magnus von Solms und Graf Philipp III. von Hanau-Münzenberg führten 1545 die Reformation nach lutherischer Lehre in Praunheim ein. Der Solmser Anteil von Praunheim gehörte zur Grafschaft Solms-Rödelheim, Amt Rödelheim.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., erbten dessen Anteil an Praunheim zusammen mit der Grafschaft Hanau-Münzenberg die Landgrafen von Hessen-Kassel. Aus der Landgrafschaft Hessen-Kassel wurde 1803 das Kurfürstentum Hessen. Durch den Reichsdeputationshauptschluss fiel der Solms-Rödelheimer Anteil von Praunheim an das Großherzogtum Hessen. Vorübergehend gehörte Praunheim in napoleonischer Zeit zunächst 1806 bis 1810 zum Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Bergen, dann 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, bevor es wieder zu einem Kondominat zwischen dem Kurfürstentum und dem Großherzogtum Hessen wurde. Diese Gemengelage wurde 1816 bereinigt, als das Großherzogtum seine Hälfte an Praunheim an das Kurfürstentum abtrat. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, in deren Rahmen Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Praunheim zum Landkreis Hanau. Das Kurfürstentum unterlag als Verbündeter Österreichs 1866 im Preußisch-Österreichischen Krieg dem Königreich Preußen. Dieses annektierte daraufhin Kurhessen und damit auch Praunheim. Ab 1866 gehörte Praunheim nun zur Preußischen Provinz Hessen-Nassau, dem Regierungsbezirk Kassel und dem Landkreis Hanau, ab 1886 dem Landkreis Frankfurt. Zum 1. April 1910 wurde Praunheim in die Stadt Frankfurt eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Typischer Straßenzug aus der Siedlung Praunheim
Laubenganghaus in der Siedlung Westhausen, etwa an der U-Bahn-Station Friedhof Westhausen, stadteinwärts
  • 1609: 293 Einwohner, davon 127 Erwachsene.
  • 1612: 74 Steuernde
  • 1753: 113 Haushaltungen
  • 1834: 595 Einwohner
  • 1840: 629 Einwohner
  • 1846: 662 Einwohner
  • 1852: 698 Einwohner
  • 1858: 665 Einwohner
  • 1864: 739 Einwohner
  • 1871: 786 Einwohner
  • 1875: 856 Einwohner
  • 1885: 859 Einwohner
  • 1895: 1.055 Einwohner
  • 1905: 1.423 Einwohner
  • 1910: 1.413 Einwohner
  • 1956: 12.456 Einwohner
  • 1961: 13.192 Einwohner
  • 1970: 16.315 Einwohner
  • 1980: 15.180 Einwohner
  • 1985: 15.398 Einwohner

Siedlung Praunheim

Hauptartikel: Siedlung Praunheim

Zur Milderung der dramatischen Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg ließ der von Oberbürgermeister Ludwig Landmann berufene Hochbaudezernent Ernst May in Praunheim eine Trabantenstadt errichten, die westlich des alten Ortskernes zwischen Heerstraße und der Nidda liegt. In der Siedlung Praunheim wurden in wenigen Jahren (1926–1929) knapp 1500 Wohnungen im Bauhausstil errichtet. Die Siedlung Praunheim gilt als Prototyp des sozialen Wohnungsbaues in Frankfurt und weit darüber hinaus, obwohl es sich hierbei nicht um Mietwohnungsbau durch eine gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, wie in fast allen Siedlungen der Zwanziger Jahre in Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg oder Köln, handelte, sondern um eine Reichsheimstättensiedlung, die direkt durch die Stadtgemeinde Frankfurt errichtet wurde und deren Wohnbauten nach Fertigstellung mit den auf der Heimstätte liegenden sozialen Bindungen verkauft wurden. Bekannt wurde auch die erstmals in der Siedlung Praunheim eingebaute Frankfurter Küche, eine von der bis dahin üblichen Wohnküche radikal abweichende architektonische Gestaltung, nach der die Küche nur noch ein kleiner rein funktionaler Raum (Laborküche) ist und dafür ein in Arbeiterkreisen bislang ungewohnter Raum – das Wohnzimmer als Treffpunkt der Familie – in die Wohnung integriert wird.

Die Bewohner der Siedlung Praunheim bildeten auf einer ersten Versammlung am 30. Juni 1927 den „Siedlerverein der Siedlung Frankfurt a. M. – Praunheim“, der nach wie vor besteht und die Interessen der inzwischen durch Bundesgesetz von 1993 von der Reichsheimstätteneigenschaft befreiten Eigentümer vertritt.

Wirtschaft

Die Praunheimer Werkstätten an der Praunheimer Brücke

Praunheim ist ein teilweise noch landwirtschaftlich geprägter Stadtteil mit unterdurchschnittlicher Arbeitslosenquote. In Praunheim hat sich eine weit über die regionalen Grenzen bekannte Behindertenwerkstatt etabliert, die unter der Firma Praunheimer Werkstätten gGmbH (pw) handgefertigte Produkte vertreibt. Neben traditionellem Holzspielzeug werden auch Möbel und Dienstleistungen angeboten. Die Produktionswerkstatt befindet sich in unmittelbarer Nähe der Praunheimer Brücke am Ufer der Nidda. Ein Wegzug aus Praunheim ist geplant, da das Gebäude zu klein, wirtschaftlich nicht mehr zu sanieren ist und eine Erweiterung behindert.

Kirchen

1748 brannte die alte Kirche ab und es musste deshalb 1770-73 eine neue gebaut werden, die heutige evangelische Auferstehungskirche, einen barocker Saalbau mit Haubendachreiter. Sie wurde nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1949 wiedererrichtet. 1930: wurde die römisch-katholische Christkönigskirche geweiht, 1937 eine Neuapostolische Kirche errichtet.

Sehenswürdigkeiten

Die gotische Zehntscheune in der Graebestraße stammt wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert. Nachdem das Gebäude nicht mehr als Lager für die Zehnt genutzt wurde, hatte es wechselnde Funktionen als Gefängnis, Leichenhalle und Feuerwehrgarage. Seit den 1990ern dient die Zehntscheune als Veranstaltungsort und Sitzungen des Ortsbeirates.

Persönlichkeiten

Verkehr

Regionaltangente West

Die Regionaltangente West (RTW) ist eine geplante Regionalstadtbahn-Linie im Schnellbahnnetz des Rhein-Main-Gebietes.

Hauptartikel: Regionaltangente West

Straßen in Praunheim

Alt-Praunheim Die Straße Alt-Praunheim beginnt an der Praunheimer Brücke und eine Fortführung der Praunheimer Landstraße. Mit dem Übergang zum Praunheimer Weg endet die Straße. Sie ist die zweite Hauptdurchgangsstraße in Praunheim. Einen weiteren Zulauf bekommt sie mit der Heerstraße, der Höhe Hausnr. 49 ist.

Graebestraße nach Carl James Peter Graebe(1841-1927; manchmal auch Carl Gräbe) war ein deutscher Chemiker. Die Straße liegt im "Ortskern" vom alten Praunheim. Die ev. Kirche, die Zehntscheune, das Gemeindehaus sowie die Praunheimer Werkstätten liegen in dieser Straße. Anfahrt über die Alt-Praunheim höhe Hausnummer 46

Heerstraße Diese Einfallstraße beginnt in Praunheim und endet an der Stadtbahnzentralwerkstatt. Als Hauptverbindung hat die Heerstraße anschluss an die Ludwig Landmann Straße. Die Elisabethenstraße , wie die Heerstraße früher genannt wurde, ist eine historische Altstraße von Mogontiacum (Mainz) in die Wetterau, die von den Römern als Militärstraße und Versorgungsweg ausgebaut wurde und eine zügige Versorgung der rechtsrheinischen Gebiete erlaubte. In ihrem Verlauf ist sie auch als Steinerne Straße, Hohe Straße oder Heerstraße bekannt. Sie ersetzte oder ergänzte dabei in der Nähe verlaufende ältere Wege.

Ludwig-Landmann-Straße 1929 entstand die Ludwig-Landmann-Straße (damals: Hindenburgstraße), die eine wichtige Direktverbindung für Praunheim nach Frankfurt darstellt. Diese Straße beginnt in Praunheim nördlich der Heerstraße und endet in Bockenheim am Katharinenkreisel als Teil der Bundesstraße 44. Sie ist eine wichtige Ein- und Ausfallstraße in Frankfurt am Main. Sie verläuft im Westen der Stadt durch die Stadtteile Bockenheim, Rödelheim, Hausen und Praunheim. Sie ist Teil der Bundesstraße 44. Anders als die meisten anderen Hauptstraßen der Stadt ist sie keine alte Straße, sondern ein Werk des 20. Jahrhunderts, ihre zwei Bauabschnitte repräsentieren jedoch zwei wichtige Phasen Frankfurter Stadtbaugeschichte: den Siedlungsbau Ernst Mays Ende der 20er Jahre sowie die Hochphase autogerechter Stadtplanung um 1970.

Kollwitzstraße Die oben genannte Straße ist wichtigste Straße in Westhausen, da sie die einzige Zufahrtsstraße in die Siedlung ist. Weiterhin gelangt man über diese Straße zur Liebigschule (Gymnasium).

Praunheimer Landstraße Die Praunheimer Landstraße verbindet Hausen mit Praunheim. Diese beginnt in Hausen kleine Nelkenstraße und endet an der Praunheimer Brücke / ehemaliger Straßenbahnwendekreisel und führt auf die Straße Alt-Praunheim. Erbaut wurde sie etwa 1827.

Wissenswert

Es gibt ein reges Vereinsleben. Dazu zählen ein Angler- und ein Kleingartenverein und eine Japanische Gemeinde. Auf einer Anhöhe liegt das im Jahre 1960 gegründete Krankenhaus Nordwest, das weithin sichtbar ist.

Literatur

  • Dietwulf Baatz, in: D. Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann (Hrsg.): Die Römer in Hessen. 3. Auflage. 1989. Lizenzausgabe Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 275-292.
  • Adolf Bach: Die Siedlungsnamen des Taunusgebietes in ihrer Bedeutung für die Siedlungsgeschichte = Rheinische Siedlungsgeschichte 1 (1927), S. 52.
  • Alfred Hansmann: 1200 Jahre Praunheim – Eine Reise in die Vergangenheit. Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-00-013189-2
  • Gerhard Kleinfeldt, Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 (1937). ND 1984, S. 74.
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Aufl. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 402.
  • Ronald Kunze: Mieterbeteiligung im Sozialen Wohnungsbau. Entstehung und Entwicklung der Mietervertretungen in den Siedlungen der Gemeinnützigen Wohnungswirtschaft. Kassel 1992.
  • Siegfried Nassauer: Burgen und befestigte Gutshöfe um Frankfurt a. M. Geschichte und Sage. 1917.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 14, 1926 S. 369.
  • Helmut Ritzel: Praunheim. Skizzen zu einer Geschichte. 1958. [maschinenschriftlich].
  • Heinz Schomann u.a.: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig 1986, S. 684-693* Siedlerverein Frankfurt am Main - Praunheim e.V. May-Siedlung Praunheim - 75 Jahre 1927-2002 ISBN 3-00-009893-3 vergriffen
  • Walter Wagner: Das Rhein-Main-Gebiet vor 150 Jahren = Arbeiten der Historischen Kommission für den Volksstaat Hessen, zugleich Sonderdruck aus Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde NF 20 (1938), S. S. 70, 94.

Weblinks

 Commons: Frankfurt-Praunheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



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