Frankfurt-Oberrad

Frankfurt-Oberrad
Wappen von Oberrad
Wappen von Frankfurt am Main

Oberrad
Stadtteil von Frankfurt am Main

Karte
Koordinaten 50° 6′ 2″ N, 8° 43′ 27″ O50.1005555555568.7241666666667Koordinaten: 50° 6′ 2″ N, 8° 43′ 27″ O
Fläche 2,75 km²
Einwohner 12.828 (31. Dez. 2009)
Bevölkerungsdichte 4673 Einwohner/km²
Postleitzahl 60599
Vorwahl 069
Website www.frankfurt.de
Gliederung
Ortsbezirk 5 – Süd
Stadtbezirke

380 - Oberrad

Verkehrsanbindung
Straßenbahn 15 16
Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011.

Oberrad ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Oberrad liegt 3,5 km südöstlich der Innenstadt von Frankfurt am Main, am linken, südlichen Mainufer. Historisch handelt es sich um eine geschlossene, dörfliche Siedlung mit regelhaftem Grundriss mit einer Kirche in zentraler Ortslage. Die moderne Siedlungsausdehnung richtet sich nach Süden.

Im Norden wird die Gemarkung von Oberrad durch den Main begrenzt, am gegenüberliegenden Ufer liegt der Frankfurter Osthafen im Stadtteil Ostend, im Nordosten grenzt es an den Offenbacher Stadtteil Kaiserlei, im Westen an Sachsenhausen und im Süden an den Frankfurter Stadtwald, der hier den Namen "Scheerwald" trägt.

Geschichte

Ur- und Frühgeschichte

Bereits in römischer Zeit verlief eine Straße durch die Oberräder Gemarkung, deren Verlauf der Deutschherrenstraße über die Bernardstraße zu einer vermuteten Römerbrücke in Offenbach-Bürgel und auch nach Steinheim folgte.

Mittelalter

Seit etwa 1100 wurden im Wildbann Dreieich Rodungen vorgenommen. Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes stammt vielleicht von 1151. Unklar ist aber, ob hier Ober- oder Niederrad gemeint ist. Die älteste sichere Erwähnung des Dorfes Oberrad stammt von 1315, als namentlich „Rode superior“ im Reichsforst Dreieich, in königlichem Besitz erwähnt wird. Oberrad gehörte damals zum Gericht, dem späteren Amt Bornheimerberg.

Die älteste erhaltene Erwähnung einer Kirche stammt von 1270. Sie ist der Heiligen Margarethe geweiht. 1321 gehört die Kirche zur Pfarrei von St. Bartholomäus in Frankfurt, das auch das Patronatsrecht ausübt. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat des Propstes von St. Bartholomäus in Frankfurt. 1304 stiftete die Begine Mechthild von Rode eine „Klause“, ein kleines Kloster, hinter dem Friedhof in Rode.

1311 wurde der später als „Wasserhof“ bekannt gewordene „Strahlenberger Hof“ erwähnt. Er ging 1601 an das Erzstift Mainz über und 1803 an die Stadt Frankfurt. Mit der Fleschenburg waren seit 1293 auch die Johanniter in Oberrad begütert.

1317 befindet sich Oberrad als Pfand in der Hand von Eberhard von Breuberg, Landvogt der Wetterau. Nach dessen Tod 1330 übertrug König Ludwig IV. das Dorf dessen Töchtern, den Ehefrauen des Grafen Rudolf von Wertheim und des Gottfried von Eppstein. 1331 teilten sich die Herren von Hanau und Eppstein die Dorfherrschaft. 1425 gelangten Dorf und Gericht Oberrad, nachdem sie die Pfandschaft eingelöst hatte, an die Stadt Frankfurt.

1320 verpfändete König Ludwig IV. den Bornheimerberg an Ulrich II. von Hanau. 1336 gestattete der Kaiser der Stadt Frankfurt, den Bornheimerberg an seiner Stelle von Hanau einzulösen. 1351 erneuerte Kaiser Karl IV. allerdings diese Pfandschaft für Hanau. 1434 wurde Graf Reinhard II. von Hanau von Kaiser Sigismund mit dem Bornheimerberg belehnt. Dieses Verhalten des Reichs, das im Gegensatz zu den Rechten der Stadt Frankfurt in Oberrad und an anderen Stellen des Bornheimerbergs stand, führte selbstverständlich zum Streit zwischen Frankfurt und Hanau, der bis 1481 andauerte und dann in einem Vergleich endete: Hanau gab seinen Anspruch auf einzelne Dörfer des Amtes Bornheimerberg auf, darunter auch Oberrad, und bekam dafür das übrige Amt Bornheim zugesprochen. 1484 verlieh König Friedrich III. diese bisher zum Bornheimerberg gehörigen Dörfer, unter anderem also auch Oberrad, dem Rat zu Frankfurt als Lehen. Oberrad war nun eine Landgemeinde der Stadt Frankfurt. In diese Zeit fällt der Bau der Oberräder Landwehr im Süden des Ortes. 1441 folgte die Anlage eines Grabens.

Historische Namensformen

Herz-Jesu-Kirche
  • Rode (1151)
  • Rode (1225)
  • Roda et Roda
  • Rode (1270)
  • Rode superior (1315)
  • Rod (1317)
  • Superior Rode (1321)
  • Abirn Rade (1331)
  • Obirrode (1332)
  • Abirn Rade
  • Oberrodde
  • Aberrade (1333)
  • Obern Rade (1452)
  • Oberrodt (1562)

Neuzeit

1530 wird die Reformation in Oberroden eingeführt. Bei der Belagerung Frankfurts durch Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg wurde Oberrad 1552 zerstört.

Nachdem lange Zeit Viehzucht in Oberrad dominierte, wechselten die landwirtschaftlichen Aktivitäten ab dem 16. Jahrhundert zunehmend auf Getreide-, Wein-, Obst- und schließlich vor allem auf den Gemüseanbau. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Oberrad durch seinen ländlichen Charakter und den guten Ruf der Gastronomie zu einem beliebten Ausflugsziel und zum Sommersitz wohlhabender Frankfurter. So traf sich Johann Wolfgang von Goethe mit Marianne von Willemer 1814 und 1815 an der Gerbermühle.

Nach der Annexion Frankfurts durch das Königreich Preußen 1867 wurde Oberrad bis 1886 Teil des Stadtkreises Frankfurt, dann des Landkreises Frankfurt. 1900 wurde es gemeinsam mit Seckbach und Niederrad in die Stadt Frankfurt eingemeindet.

Mit dem Bahnhof Frankfurt-Oberrad der Frankfurt-Offenbacher Lokalbahn erhielt Oberrad bereits 1848 Bahnanschluss. Ab 1873 nutzte auch die Frankfurt-Bebraer Eisenbahn diesen Bahnhof. 1987 wurde er aufgegeben. Heute bestehen Forderungen nach einem Haltepunkt der S-Bahn Rhein-Main an dieser Stelle.

Die Straßenbahn erreichte den Stadtteil 1884, als die Strecke von der Frankfurter Alten Brücke in Sachsenhausen bis zur Buchrainstraße in Oberrad am 18. Februar eröffnet und am 10. April des gleichen Jahres bis zum Mathildenplatz in Offenbach verlängert wurde.

Die katholische Herz-Jesu-Kirche wurde 1891/93 errichtet, die evangelische Erlöserkirche 1912-14:.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Oberrad durch Bombenangriffe der Royal Air Force im Oktober 1943 und März 1944 zu 90 % zerstört. 1951 begann der Wiederaufbau in größerem Umfang. Da das Siedlungsgebiet des Ortes trotz der Nähe zu den Innenstädten von Frankfurt und Offenbach nicht direkt an die angrenzenden Stadtteile anschließt, ist aber der dörfliche Charakter bis heute erhalten geblieben.

Seit 1950 ist die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt-Oberrad beheimatet.

2007 eröffnete das ehrenamtlich geführte Heimatmuseum Oberrad in der Wiener Straße.[1]

Einwohnerentwicklung

Linie 16 der Frankfurter Straßenbahn in der Offenbacher Landstraße
Empfangsgebäude des ehemaligen Bahnhofs Frankfurt-Oberrad
  • 1425: 24 Männer und 7 Witwen
  • 1484 35 Männer, 6 Söhne und 4 Knechte
  • 1726: 110 Gemeindsleute, 17 Witwen, 13 Beisassen und 3 Beisassenweiber
  • 1812: 1.378 Einwohner
  • 1834: 1.899 Einwohner
  • 1840: 2.060 Einwohner
  • 1846: 2.089 Einwohner
  • 1852: 2.198 Einwohner
  • 1858: 2.310 Einwohner
  • 1864: 2.707 Einwohner
  • 1871: 3.377 Einwohner
  • 1875: 4.609 Einwohner
  • 1885: 5.868 Einwohner
  • 1895: 7.179 Einwohner
  • 1900: 8.400 Einwohner
  • 1910: 8.943 Einwohner
  • 1925: 8.703 Einwohner
  • 1933: 8.345 Einwohner
  • 1939: 7.540 Einwohner
  • 1946: 3.286 Einwohner
  • 1950: 4.897 Einwohner
  • 1961: 8.382 Einwohner
  • 1975: 11.367 Einwohner

Wirtschaft

Gärtnereien in Oberrad, im Hintergrund die Hochhäuser der Wiener Straße
Grüne-Soße-Denkmal

Der nördliche Teil von Oberrad zwischen Ortskern und Main ist geprägt durch weitläufige Felder von Gärtnereibetrieben und der Stadtteil bekam daher seinen Ruf als „Gärtnerdorf. Insgesamt zwölf landwirtschaftliche Betriebe bewirtschaften in Oberrad zusammen eine Fläche von rund 130 Hektar, fast die Hälfte der Gesamtfläche des Stadtteils. Neben den Kräutern für die Frankfurter Grüne Soße werden hauptsächlich Feldsalat und Rauke angebaut. Seit dem 21. Mai 2007 gibt es in Oberrad das Grüne-Soße-Denkmal. Es besteht aus sieben Gewächshäusern in verschiedenen Grüntönen, deren jedes eine der Zutaten repräsentiert.

Dagegen gibt es nur wenige Industriebetriebe und keine größeren Einkaufszentren, aber kleinere Betriebe des Einzelhandels und ausgedehnte Wohngebiete. Mehr als 300 Firmen enthält das Mitgliederregister des Gewerbevereins Oberrad. Die meisten Ladenlokale weist die Offenbacher Landstraße auf, deren zentrale Lage auch Durchreisende dazu animiert, hier einzukaufen.

Verkehr

Heute verkehren die Linien 15 und 16 der Straßenbahn durch den Stadtteil und enden an der Haltestelle Offenbach Stadtgrenze.

Rudererdorf

Am Mainufer nördlich von Oberrad bilden die Bootshäuser von fünf Frankfurter Rudervereinen das sogenannte Rudererdorf. Die angeschlossenen Vereinslokale sind wegen ihrer Biergärten mit Blick auf den Main ein beliebtes Ausflugsziel.

Literatur

  • Hans-Jürgen Becker: Das Gericht Bornheimer Berg. In: Überlieferung, Bewahrung und Gestaltung in der rechtsgeschichtlichen Forschung. 1993, S. 1–21.
  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29 (1966), S. 140.
  • H. O. Keunecke: Die Münzenberger 1978, S. 271. (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 35), S. 312-313
  • Gerhard Kleinfeldt, Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 (1937). ND 1984, S. 94.
  • Friedrich Lauf: Oberrad. Kleine Chronik eines Dorfes und Stadtbezirkes. 1980.
  • Anette Löffler: Die Herren und Grafen von Falkenstein (Taunus): Studien zur Territorial- und Besitzgeschichte, zur reichspolitischen Stellung und zur Genealogie eines führenden Ministerialengeschlechts; 1255–1418. = Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 99. Bd. 1. Darmstadt 1994, ISBN 3-88443-188-9, S. 390-391.
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 532ff.
  • Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Wiesbaden 2000, S. 535, 541. (Register) (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau), S. 416, 420.
  • Heinz Schomann u.a.: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig 1986, S. S. 676-683.
  • Philipp Friedrich Schulin: Die Frankfurter Landgemeinden. Frankfurt 1895, S. 36-43.
  • Fred Schwind: Die „Grafschaft“ Bornheimer Berg und die Königsleute des Fiskus Frankfurt. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte. 14 (1964), S. 1–21.

Weblinks

 Commons: Frankfurt-Oberrad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heimatmuseum



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