Frankfurt-Bahnhofsviertel

Frankfurt-Bahnhofsviertel
Wappen von Bahnhofsviertel
Wappen von Frankfurt am Main

Bahnhofsviertel
Stadtteil von Frankfurt am Main

Karte
Koordinaten 50° 6′ 25″ N, 8° 39′ 38″ O50.1069444444448.6605555555556Koordinaten: 50° 6′ 25″ N, 8° 39′ 38″ O
Fläche 0,53 km²
Einwohner 2125 (31. Dez. 2009)
Bevölkerungsdichte 4048 Einwohner/km²
Postleitzahl 60329
Vorwahl 069
Website www.frankfurt.de
Gliederung
Ortsbezirk 1 – Innenstadt I
Stadtbezirke
  • 090 – Bahnhofsviertel
Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011.

Das Bahnhofsviertel ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main. Er entstand 1891 bis 1915 auf dem Gelände der ehemaligen Frankfurter Westbahnhöfe.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Bahnhofsviertel aus der Vogelperspektive

Das Bahnhofsviertel ist mit knapp 0,5 Quadratkilometern nach der Altstadt der zweitkleinste Stadtteil von Frankfurt. Die längste Grenzlinie ist gerade einmal knapp einen Kilometer lang. Fast trapezförmig liegt das Viertel zwischen dem Frankfurter Alleenring im Westen, der Mainzer Landstraße im Norden und dem Anlagenring im Osten. Im Süden bildet der Main die natürliche Grenze. Benachbarte Stadtteile sind im Westen das Gutleutviertel und das Gallus mit dem Hauptbahnhof, im Norden das Westend-Süd, im Osten die Frankfurter Innenstadt und im Süden auf der gegenüberliegenden Mainseite Sachsenhausen-Nord. Der Stadtteil liegt zentral im Frankfurter Innenstadtbezirk.

Geschichte

Das entstehende Bahnhofsviertel, 1893. Die noch unbebaute Fläche ist das Gelände der fünf Jahre zuvor stillgelegten Westbahnhöfe, das neue Straßennetz ist bereits fertiggestellt.

Das Gebiet zwischen der Frankfurter Stadtmauer und dem Galgenfeld war noch im frühen 19. Jahrhundert kaum bebaut. Auf dem Gebiet lagen nur Gutshöfe. Die Nähe zum städtischen Galgen und die ungeschützte Lage außerhalb der Stadtmauern ließen lange Zeit keine Bebauung zu. Als mit der Industrialisierung Stadtmauer und Galgen abgerissen wurden, entstanden erste Villen mit großen Gärten. Der technische Fortschritt machte sich hier besonders bemerkbar. Als 1839 die Taunusbahn in die damals noch nassauische Stadt Höchst am Main in Betrieb genommen wurde, entstand am Anlagenring der erste Bahnhof der Stadt. Das Gleisvorfeld des Taunusbahnhofs verlief mitten durch das Gebiet des heutigen Bahnhofsviertels. Später kamen noch die Bahnhöfe der Main-Neckar-Bahn und der Main-Weser-Bahn hinzu. Die Westbahnhöfe waren bis 1888 in Betrieb, dann wurden sie durch den neuen Centralbahnhof Frankfurt ersetzt, der sich etwa 500 Meter weiter westlich befand. Dadurch wurden auch die Gleisanlagen überflüssig, und 1889 konnte mit der Parzellierung des Gebietes begonnen werden. 1891, als noch kaum Wohnbebauung existierte, wurde das Bahnhofsviertel zum Ausstellungsgelände der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung, die Oskar von Miller leitete. Die großbürgerliche Bebauung im Stil der Gründerzeit wurde inzwischen unter Denkmalschutz gestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Viertel zwar nicht so stark wie die Innenstadt getroffen, trotzdem wurden vor allem im Norden viele Gebäude zertrümmert. In der Zeit der Besatzung durch die amerikanischen Streitkräfte entwickelte sich ein aktives Nachtleben.

Bevölkerung

Das Bahnhofsviertel ist ein multikulturelles Viertel. Es besitzt anteilig an der Bevölkerung die meisten Ausländer in Frankfurt, 65,8 Prozent besitzen einen Migrationshintergrund. Gleichzeitig ist es aber auch der Stadtteil, in dem die Zahl der Kinder je Frau mit 0,86 am niedrigsten in Frankfurt ist und gerade einmal etwas mehr als die Hälfte des Bundesdurchschnitts beträgt. Die Bevölkerungsdichte ist mit 4771 Einwohnern pro Quadratkilometer recht niedrig, was aber nicht an einer geringen Bebauungsdichte liegt, sondern an dem hohen Anteil von Büros und Geschäftsräumen.

Infrastruktur und Architektur

Das Nizza am Mainufer
Taunus-, Mosel-, Elbestraße
Münchener Straße, Blick in Richtung Hauptbahnhof

Durch seine zentrale Lage ist das Bahnhofsviertel sehr gut an das Verkehrsnetz angebunden. Der Hauptbahnhof, der selbst nicht mehr zum Stadtteil gehört sondern zum benachbarten Gallus, bietet eine Anbindung an den Regional- und Fernverkehr. Die Straßenbahnen der Linien 11 und 12 durchfahren den Stadtteil auf der Münchener Straße. Der U-Bahnhof Willy-Brandt-Platz (Linien U1–U5) und der S-Bahnhof Taunusanlage (Linien S1–S6, S8, S9) erschließen den Osten und Nordosten des Viertels.

Im Straßenverkehr hat die berühmte Kaiserstraße an Bedeutung verloren, durch die Sperrung des westlichen Endes (Kaisersack) ist die Einfahrt aus Richtung Alleenring/Hauptbahnhof nicht mehr möglich. Stattdessen ist die Hauptverkehrsader heute die Gutleutstraße, die in den Theatertunnel mündet und eine Verbindung zur Altstadt bietet. Die schachbrettartig angeordneten Straßen ermöglichen eine leichte Orientierung. Die breiten Ost-West-Straßen sind als Boulevards ausgebaut und vermitteln Großstadtcharme. Zahlreiche Gründerzeitgebäude haben den Zweiten Weltkrieg überdauert, sie werden durch schlichtere Wohnhäuser der 50er und 60er Jahre und mehrere Hochhäuser ergänzt. Die bekanntesten davon sind das Dresdner-Bank-Hochhaus am Jürgen-Ponto-Platz (benannt nach dem ermordeten Vorstandsvorsitzenden der Dresdner Bank, Jürgen Ponto) und das Gallileo an der Ecke Kaiserstraße und Gallusanlage, die beide zur Konzernzentrale der Dresdner Bank gehören, sowie der Skyper in der Taunusstraße und das Gewerkschaftshaus in der Wilhelm-Leuschner-Straße. Das letztgenannte wurde 1931 gebaut, Architekt war Max Taut, und war das erste größere Hochhaus der Stadt. Das bekannteste der vielen Hotels im Bahnhofsviertel ist das InterContinental, ebenfalls in der Wilhelm-Leuschner-Straße.

In dem kleinen Stadtteil gibt es keine großen, zentralen Parks wie in den anderen Frankfurter Stadtteilen, aber im Süden des Stadtteils liegt am Mainufer das Nizza, eine der beliebtesten Grünanlagen von Frankfurt. 1860 wurde ein verlandeter Nebenarm des Mains, der Kleine Main, zugeschüttet und die vorgelagerte Insel Mainlust mit dem Ufer verbunden. Auf dem Gelände legte der Stadtgärtner Sebastian Rinz eine Grünanlage mit mediterraner Vegetation an, die vom Frankfurter Volksmund bald Nizza genannt wurde. Bereits seit dem 17. Jahrhundert hatten die Frankfurter Familien Guaita und Loën in dem klimatisch begünstigten Gebiet am Flusslauf westlich der alten Stadtmauern große Landschaftsgärten besessen.

Leben

Entgegen landläufiger Meinung besetzt das Rotlichtgewerbe nur einen kleinen Teil des Bahnhofsviertels, es konzentriert sich hauptsächlich entlang der Taunusstraße und in Teilen ihrer Querstraßen. Die berüchtigte Drogenszene konnte durch die Einrichtung von Druckräumen und anderen sozialen Auffangeinrichtungen eingedämmt werden, daher sind fixende Drogenabhängige weitgehend aus dem Straßenbild verschwunden.

Das Straßenbild im Bahnhofsviertel ist multikulturell: Neben zahlreichen ausländischen Restaurants, Imbissen, Lebensmittel- und anderen Geschäften existiert zum Beispiel auch ein islamisches Kulturzentrum mit Moschee.

In der Münchener Straße entstand 2005 mit dem Hammermuseum Frankfurt ein erstes Museum.

Das Rotlichtviertel von Frankfurt am Main bei Nacht

Das ZDF berichtete 2004 in der vierteiligen Doku-Soap Das Bahnhofsviertel über das Leben in und mit dem Bahnhofsviertel. Die Autoren Ulli Rothaus und Bodo Witzke begleiteten Bewohner des Stadtteils über sechs Monate.

Literatur

  • Thorsten Benkel (Hrsg.): Das Frankfurter Bahnhofsviertel. Devianz im öffentlichen Raum, Verlag für Sozialwissenschaften 2010 ISBN 978-3-531-16995-8
  • Jürgen Lentes/Jürgen Roth: «Im Bahnhofsviertel». Expeditionen in einen legendären Stadtteil, Verlag B3, Frankfurt am Main 2011 ISBN 978-3-938783-71-9
  • Christoph Palmert, Suzan Douma, Matthias Meitzler und Johannes Wahl: Devianz als Alltag. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Prostitution, Freiern und Stripclubs im Frankfurter Bahnhofsviertel. Books on Demand, Norderstedt 2008. ISBN 978-3837064605
  • Fred Prase, Gabi Koloss, Karl Müller: Feuerteich. Polizist und Fotograf im Frankfurter Bahnhofsviertel, Unionsverlag, Zürich 1992, ISBN 978-3-293000827
  • Dreiteilige Serie der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, Rubrik Rhein-Main
Katharina Iskandar: Erst das Elend, dann der Schick, 20. Mai 2007, S. R1
Thomas Kirn: Auch an den Fassaden fielen die Hüllen, 29. April 2007, S. R1
Thomas Kirn: Dann wurde es still in den Kaschemmen, 15. April 2007, S. R1

Weblinks

 Commons: Frankfurt-Bahnhofsviertel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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