Franken (Weinbaugebiet)

Franken (Weinbaugebiet)
Karte von Weinfranken
Auf vielen Bocksbeuteln findet sich der Fränkische Rechen, das fränkische Wappen

Das Weinbaugebiet Franken liegt im Nordwesten der Region Franken. Mit etwa 6063 ha Anbaufläche (Stand 2008) ist es eines der mittelgroßen Anbaugebiete Deutschlands [1]. Der weitaus größte Teil der Rebflächen befindet sich im Bezirk Unterfranken, vor allem im Bereich der Täler von Main, Wern und Fränkischer Saale. Nennenswerte Anteile am Weinbaugebiet hat auch Mittelfranken, und zwar an den Hängen des Steigerwaldes und der Frankenhöhe, im Aischgrund sowie am Mittellauf der Tauber. Ein kleiner Teil liegt im Regierungsbezirk Oberfranken im Maintal nordwestlich von Bamberg sowie in der Stadt Bamberg in der Lage Bamberger Alter Graben.

Inhaltsverzeichnis

Weinbaugebiet Franken

Überblick

Der Weinbau in Franken (Hammelburg, älteste Weinstadt Frankens) geht bis in das 8. Jahrhundert zurück. Dies belegt eine Schenkungsurkunde von Karl dem Großen aus dem Jahr 777 für Hammelburg und 779 für Würzburg[2]. Vor allem Klöster bauten damals Reben zur Herstellung von Messwein an. Im Mittelalter wuchs die Anbaufläche auf fast 100.000 Hektar, etwa so viel wie die heutige Gesamtanbaufläche Deutschlands. Franken war damals das größe Anbaugebiet des Heiligen Römischen Reiches nördlich der Alpen. Die Weinanbaufläche übertraf die der Mosel und der links- oder rechtsrheinischen Gebiete bei weitem.[3] Sie schrumpfte im 20. Jahrhundert vorübergehend auf etwas über 2000 Hektar.

Heute gibt es im Weinbaugebiet Franken gut 6000 Hektar Rebflächen, damit ist es das sechstgrößte Weinbaugebiet Deutschlands. Die Rieden erstrecken sich von Bamberg bis Aschaffenburg. Wegen der oft strengen Winter und der Möglichkeit von Spätfrösten beschränkt sich das bewirtschaftete Gebiet auf geschützte Lagen entlang des Mains und den Hängen des Steigerwalds. Die Mehrzahl der Winzer haben sich zu lokalen Genossenschaften zusammengeschlossen. Dies ermöglicht eine effizientere Werbung und bessere Absatzbedingungen. Meist sind die örtlichen Genossenschaften der Gebietswinzergenossenschaft Franken in Repperndorf angeschlossen, deren Vertriebsnetz international ausgerichtet ist[2]. Von West nach Ost unterscheidet man drei Bereiche:

Untermain am Mainviereck

Rote Weintrauben am Rande des Fränkischen Rotwein-Wanderwegs

Am bayerischen Untermain, am westlichen Rand des Mainvierecks, sind die klimatischen und geologischen Bedingungen besonders geeignet für den Anbau von Rotwein.

Auf den hier vorhandenen Buntsandsteinböden werden deshalb seit Jahren vor allem Frühburgunder und Spätburgunder von oft hoher Qualität angebaut. Als beste Lagen gelten der Centgrafenberg in Bürgstadt und der Schlossberg in Klingenberg am Main. Die dort produzierten Weine können sich mit nationalen und internationalen Burgundern messen. Der Weinführer Gault Millau WeinGuide hat im Jahr 2003 mit Paul Fürst (Weingut Rudolf Fürst, Bürgstadt) zum ersten Mal einen fränkischen Winzer zum Winzer des Jahres gewählt. Die wichtigsten Ortschaften sind Bürgstadt, Großheubach und Klingenberg am Main. Auch die Rebflächen am Mittellauf der Tauber um Tauberrettersheim und Tauberzell zählen zum Untermain.

Das fränkische Rotwein-Anbaugebiet zwischen Großwallstadt und Bürgstadt ist seit dem Jahre 1990 durch den rund 55 Kilometer langen Fränkischen Rotwein-Wanderweg touristisch erschlossen.

Maindreieck

Das Maindreieck aus der Vogelperspektive

An den teilweise steilen Weinbergen am Maindreieck mit ihren Muschelkalkböden werden Silvaner angebaut, die zu den besten der Welt zählen. Weinkritiker behaupten, dass diese Gegend das einzige Gebiet Deutschlands sei, in dem der Silvaner bessere Ergebnisse hervorbringe als der Riesling. Auch Rotweine werden inzwischen angebaut, allerdings ist ihr Anteil noch gering. Bekannt ist vor allem die Lage Würzburger Stein; deren Wein ist als „Steinwein“ schon seit Jahrhunderten bekannt und beliebt. Praktisch in allen Orten am Maindreieck wird Wein angebaut, oft auch von kleineren Weingütern, die zum Teil ebenfalls Weine sehr guter Qualität herstellen. Hier wurde wahrscheinlich auch der erste Silvaner Frankens gepflanzt. In einer Urkunde ist der Verkauf von 25 „Österreicher Fechser“, einem Synonym für Silvaner, an einen Bauern in Obereisenheim, damals gehörig zur Grafschaft Castell, belegt. Diese Kaufurkunde vom 10. April 1659 – der älteste schriftliche Nachweis des Silvaners in Franken – liegt im Casteller Archiv.

Wichtige Orte dieses Gebiets sind unter anderem Würzburg, Thüngersheim, Randersacker, Sommerhausen, Frickenhausen am Main, Sulzfeld am Main, Sommerach, Escherndorf, Nordheim, Volkach, Hammelburg (älteste Weinstadt Frankens) und Stetten (Karlstadt).

Steigerwald

Im Steigerwald, speziell im Gebiet der Keuperböden um den Schwanberg, werden ebenfalls sehr mineralstoffreiche Weine (vor allem Silvaner) produziert. Die bedeutendsten Ortschaften sind Iphofen (wichtigste Lage: Iphöfer Julius-Echter Berg), Rödelsee (Rödelseer Küchenmeister) und Castell (Casteller Schlossberg). Weitere bekannte Weinbaugemeinden und Weinlagen im oder am Steigerwald sind Abtswind (Abtswinder Altenberg), Oberschwarzach (Handthaler Stollberg), Ippesheim (Ippesheimer Herrschaftsberg), Zeil am Main (Ziegelangerer Ölschnabel), Zell am Ebersberg (Zeller Schloßberg) und Sand am Main (Sander Himmelsbühl).

Weitere bayerische Weinbaugebiete und Tauberfranken

Nicht zum Anbaugebiet Franken gehören bayerische Rebflächen am Bodensee um Lindau, die dem Anbaugebiet Württemberg angegliedert sind, sowie rudimentäre Restflächen an der Donau um Regensburg. Diese stellen ein eigenständiges Tafelweinbaugebiet „Regensburger Landwein“ dar und sind Überbleibsel eines ehemals ausgedehnten Weinbaues, der im Mittelalter an der Donau betrieben wurde. Der Wein wird regional als Baierwein bezeichnet; in Bach an der Donau gibt es ein Baierwein-Museum.

Weine aus dem baden-württembergischen Tauberfranken werden ebenfalls als Frankenweine im traditionellen Bocksbeutel verkauft; allerdings ist Tauberfranken offiziell Teil des Weinbaugebietes Baden.

Charakteristik des Frankenweins

Infolge der Bodenbeschaffenheit und des milden Klimas am Main entstehen sehr mineralstoffhaltige Weine mit würzigem Geschmack. Der Mineralstoffgehalt der Weine spielt deshalb – anders als in allen anderen Anbaugebieten – bei der Qualitätsprüfung ebenfalls eine Rolle. Aus der typischen Rebsorte Silvaner werden neutral-fruchtige, erdige Weine erzeugt, die zu den besten in Deutschland gehören. Die Dominanz des weniger ertragreichen und „schwierigen“ Silvaners ging allerdings schon vor Jahrzehnten zugunsten des Massenträgers Müller-Thurgau zurück, der zeitweise über die Hälfte der Rebfläche einnahm.[3]

Weine aus Franken werden häufig recht trocken ausgebaut und stehen allgemein in diesem Ruf. Fränkisch trockene Weine dürfen nur halb soviel Restzucker enthalten wie die Weine anderer Anbaugebiete (vier statt neun Gramm je Liter). Jährlich werden 12.000 bis 14.000 Frankenweine amtlich geprüft, der Anteil der „fränkisch trockenen“ Weine liegt bei 40 Prozent. Viele Weingüter stellen aber neben dem traditionellen „fränkisch trockenen“ Silvaner auch gute „international trockene“ Weine aus Rebsorten wie Riesling, Weißburgunder oder Grauburgunder her.

Traditionell spielt die Lage für den Frankenwein eine ebenso große Rolle wie der Winzer. Da die Lageangaben für Laien außerhalb Frankens aber nur wenig aussagekräftig sind, wurde in letzter Zeit versucht, den Wein auch unter bestimmten Markennamen zu verkaufen. Ein Beispiel hierfür ist der „Tilman“ der Gebietswinzergenossenschaft Franken. Dahinter verbergen sich unterschiedliche Weine und Schaumweine aus unterschiedlichen Lagen, teilweise auch von unterschiedlichen Rebsorten.

Die Trinkreife fränkischer Weine ist sehr unterschiedlich. Einfache Qualitätsweine und Kabinettweine sollten möglichst früh getrunken werden, da bei ihnen mit der Zeit die Säure abnimmt und die für Frankengewächse typische Frische verloren geht. Gute trockene Spätlesen, restsüße Weine und hochwertige Rotweine (z. B. aus dem Barriquefass) sollten frühestens ein bis zwei Jahre nach der Abfüllung geöffnet werden (viele kommen ohnehin erst nach einem Jahr in den Verkauf) und können bei ordentlicher Lagerung auch nach mehr als zehn Jahren noch hervorragend schmecken. Edelsüße Weine, vor allem aus den Rebsorten Silvaner, Riesling, Rieslaner und Scheurebe, können bei sehr guten Jahrgängen Jahrzehnte überdauern.

Rebsorten

Ursprünglich war der Silvaner die wichtigste Rebsorte Frankens und galt als typischer Frankenwein. Um angesichts der klimatischen Schwierigkeiten bessere Erträge zu erreichen, wurden im 20. Jahrhundert große Flächen mit Müller-Thurgau bestockt. Diese Sorte nimmt seit Jahren wieder ab, kommt allerdings immer noch am häufigsten vor.

Etwa 19 Prozent der Fläche ist mit Rotwein bepflanzt.

Die wichtigsten Rebsorten des Anbaugebiets nach Flächenanteilen:[4]

Bocksbeutel

Bocksbeutel-Flasche

Der Bocksbeutel ist die typische und die bekannteste Flaschenform für qualitativ höherwertige Frankenweine. Der Glaskörper ist flach und bauchig und besitzt nur einen kurzen Hals. Die Herkunft des Namens ist nicht abschließend geklärt; als wahrscheinlich gilt, dass die Ähnlichkeit der Flaschenform mit dem Hodensack des Ziegenbocks eine Rolle spielt. Weitere Herleitungen gehen von Bauch-Buddel oder Buch-Beutel aus. Eine andere Interpretation führt die Form auf eine Weiterentwicklung der typischen Feldflaschen zurück[2].

Das Etikett gibt den Namen des Erzeugers oder Händlers an. Ein verliehenes oder auch selbst konstruiertes Wappen gehört zum typischen Design dazu. Die amtliche Prüfnummer gibt Aufschluss über den Händler und das Jahr der Abfüllung. Weiter sind die Lage, die Rebsorte und der Rang des Weines dargelegt[2].

Seit 1989 ist der Bocksbeutel in der EU geschützt und darf nur noch für fränkische Weine verwendet werden. Ausnahmen bilden lediglich die Region Tauberfranken im Weinbaugebiet Baden, das Rebland Baden-Baden mit den Bocksbeutelortschaften Steinbach (inkl. Ortsteil Umweg), Varnhalt und Neuweier sowie eine Weinbauregion in Portugal.

Wein und Lebensart

Weinfeste und Heckenwirtschaften

Der Anbau von Wein hat auch die (main-)fränkische Lebensart mitgeprägt. Anders als in vielen anderen deutschen Regionen ist Wein hier ein Volksgetränk. Das kommt nicht zuletzt durch die zahlreichen Weinfeste zum Ausdruck, die in nahezu jedem Weinbauort ein- oder mehrmals im Jahr stattfinden.

Beliebt sind auch die Häcker- oder Heckenwirtschaften (in anderen Anbaugebieten Strauß- oder Besenwirtschaft genannt). In diesen dürfen Winzer ihren eigenen Wein sowie kleinere Speisen verkaufen. Im Sommer wird dort Wein ausgeschenkt, im Frühherbst überwiegend frischer Bremser (Federweißer).

Fränkische Weinköniginnen

Weinkönigin Melanie Unsleber (2010/11)

Tradition hat die jährliche Wahl einer Weinkönigin, die dazu beitragen soll, den örtlichen Wein zu vermarkten. Neben ihr gibt es zahlreiche lokale Weinprinzessinnen.

  • 2011/2012 Sabine Ziegler aus Güntersleben[5]
  • 2010/2011 Melanie Unsleber aus Ramsthal
  • 2009/2010 Anna Saum aus Großlangheim
  • 2008/2009 Marlies Dumbsky aus Volkach, Deutsche Weinkönigin 2008/2009
  • 2007/2008 Eva Barthelme aus Gaibach (Stadtteil von Volkach)
  • 2006/2007 Jennifer Herbert aus Zeilitzheim
  • 2005/2006 Eva Steindorf aus Escherndorf (Stadtteil von Volkach)
  • 2004/2005 Lisa Schmitt aus Großlangheim
  • 2003/2004 wurde die Fränkische Weinkönigin Nicole Then aus Sommerach zur Deutschen Weinkönigin gewählt. Sie war damit seit 1989/1990, als Renate Schäfer aus Volkach-Astheim die Wahl gewann, wieder die erste Vertreterin des deutschen Weins, die aus Franken kam.

Weinorte in Franken mit Lagebezeichnungen

Literatur

  • Jens Priewe: Wein. Die neue große Schule. Zabert Sandmann, München 1997, ISBN 3-932023-02-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsches Weininstitut: Statistik 2009/2010. Mainz 2009 (PDF).
  2. a b c d Dettelbacher: Franken, Kunst, Geschichte und Landschaft. DuMont Buchverlag Köln. ISBN 3-7701-0745-2, Seiten 384ff.
  3. a b André Dominé: Wein. Verlag Könemann, Köln 2000, ISBN 3-8290-2765-6, S. 506 f.
  4. offizielle Daten vom LWG Bayern; Stand: 31. Dezember 2006
  5. Liste der Fränkische Weinköniginnen auf BR-online, Abgerufen 25. März 2011

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