Franck Goddio

Franck Goddio
Franck Goddio
Nationalität: FrankreichFrankreich Frankreich
Geburtstag: 1947
Geburtsort: Casablanca, Marokko

Franck Goddio (* 1947 in Casablanca, Marokko) ist ein französischer Unterwasserarchäologe, der durch spektakuläre Entdeckungen, wie die versunkenen Königsviertel von Alexandria oder die spanische Galeone San Diego, bekannt geworden ist. Der gelernte Statistiker und Finanzberater führt seit 1985 rund um den Erdball Untersuchungen und Ausgrabungen im Meer im Auftrag der jeweiligen Staaten durch. Seine Projekte werden seit 1996 von der Hilti Foundation finanziert. Er hat ein vielköpfiges interdisziplinäres Expertenteam um sich versammelt und arbeitet eng mit staatlichen Behörden sowie international renommierten Forschungsinstituten zusammen. 2009 wurde Goddio mit dem französischen Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde er zum Gastdozenten des Archäologischen Instituts der Oxford Universität ernannt. Goddio lebt in Paris und Madrid.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Finanzberatung

Nach seinem Studium der Statistik und Mathematik an der École Nationale de la Statistique et de l'Administration Économique in Paris war Goddio als Finanzexperte gefragter Berater von Regierungen und internationalen Organisationen, wie den Vereinten Nationen. Als er 1983 ein Angebot der Weltbank zur Mitarbeit erhielt, lehnte er ab und orientierte sich völlig neu.

Unterwasserarchäologie

Jener Sinneswandel ging zum Teil auf seinen Großvater Eric de Bisschop zurück, der als Erfinder des modernen Katamarans gilt. Diesen Bootstyp hatte der Südseeforscher bei den polynesischen Fischern entdeckt und übernommen. Die Bücher und Filme von de Bisschops Expeditionen haben Goddio wiederum zu seinen Expeditionen unter Wasser inspiriert.[1] Daher machte er seine "Leidenschaft für das Meer" und dessen "verborgene Schätze" zum Beruf und widmete sich seit den frühen 1980er Jahren beinahe ausschließlich seiner Forschungstätigkeit im Bereich der Unterwasserarchäologie. 1985 gründete er in Paris das private Europäische Institut für Unterwasser-Archäologie (Institut Européen d'Archéologie Sous-Marine, IEASM). Seine Geschäftsidee: Wissenschaftliche Forschungen im Auftrag jener Länder, die sich diese Projekte selbst nicht leisten können. Finanziert werden Goddios Arbeiten seit rund zehn Jahren von der liechtensteinischen Hilti Foundation.[2]

Durch jahrelange Erfahrungen mit der Ortung und Bergung von Schiffwracks und seit 1992 auch durch die Suche nach versunkenen Städten entwickelte Franck Goddio im Laufe der Zeit einen einzigartigen Forschungsansatz, der ihn weltweit zu einem der führenden Unterwasserarchäologen macht. Bei seinen Forschungs- und Bergungsmissionen hält er strenge archäologische Standards ein, macht die entdeckten Gegenstände für die Öffentlichkeit zugänglich und arbeitet eng mit nationalen und lokalen Behörden, Wissenschaftlern und international renommierten Forschungsinstituten zusammen. Seit 2003 besteht eine Kooperation mit der Universität Oxford, wo das Oxford Centre for Maritime Archaeology [3] gegründet wurde. Der Unterwasserarchäologe ist Autor vieler Bücher, wissenschaftlicher Artikel und Publikationen, in denen er über seine Forschungen und Bergungsarbeiten berichtet. Zusätzlich sind mehrere Dokumentarfilme von Discovery Channel, Point du Jour und Spiegel TV produziert und weltweit ausgestrahlt worden.

In den vergangenen zwanzig Jahren entdeckte Goddio mehr als vierzehn historisch wertvolle Schiffe, die mehrere Jahrhunderte lang unentdeckt auf dem Meeresgrund gelegen hatten. Dazu gehörten unter anderem chinesische Dschunken aus dem 11. bis 15. Jahrhundert, die spanische Galeone San Diego , die Royal Captain, ein Schiff der British East India Company und die L'Orient, das Flaggschiff Napoleon Bonapartes. Einige seiner bedeutendsten Entdeckungen waren Teile des versunkenen Königviertels von Alexandria (1996) und die antiken Städte Heraklion und Kanopus in der Bucht von Abukir im Jahre 2000.

Goddios erfolgreiche Schatzsuche beruht auf dem Einsatz modernsten Equipments. Neben dem GPS für die Kartographierung haben seine wissenschaftlichen Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit der französischen Atomenergiekommission ein einmaliges Nuklearresonanz-Magnetometer entwickelt, auf dessen Basis auch die U-Boote der französischen Marine operieren.

Im Martin-Gropius-Bau in Berlin wurde vom 13. Mai bis 4. September 2006 die aufwendige Präsentation Ägyptens versunkene Schätze ausgestellt. In einer Weltpremiere präsentierte man dort rund 500 Funde, die Franck Goddio und sein Team in Kooperation mit dem ägyptischen Supreme Council of Antiquities seit 1992 bei Expeditionen vor der ägyptischen Mittelmeerküste bargen. 450.000 Besucher besuchten die Ausstellung. Im Anschluss wanderte die Ausstellung nach Paris in den Grand Palais (8. Dezember 2006 – 16. März 2007). nach Bonn/Bundeskunsthalle (April 2007 – Januar 2008), nach Madrid/Matadero (April – Dezember 2008), nach Turin/Venaria Reale (Februar – Mai 2009) und nach Yokohama/Pacifico (Juni – September 2009). Insgesamt besuchten 2,7 Millionen Menschen „Ägyptens versunkene Schätze“.

Artefakte von Goddios Expeditionen sind seit 2010 mit der Ausstellung „Cleopatra – The Search For The Last Queen of Egypt“ auf Tournee in den USA.

Expeditionen (Auswahl)

  • 1991: die spanische Galeone San Diego, gesunken 1600 mit reicher Ladung Porzellan, bei Manila, Philippinen
  • 1996-heute: das versunkene Viertel der königlichen Paläste im Hafenbecken von Alexandria, Ägypten
  • 1997: die chinesische Dschunke von der Lena-Sandbank, Lena Shoal Junk, mit Keramik der Ming-Dynastie, Philippinen
  • 1997: die 1773 gesunkene Royal Captain der englischen Ostindien-Kompanie, Palawan, Philippinen
  • 1998/1999: die verlorene Flotte Napoleons mit seinem Flaggschiff "Orient" aus der Schlacht gegen Admiral Nelson 1798, Abukir, Ägypten
  • 2000-heute: die ägyptische Hafenstadt Herakleion (das antike Thonis), deren tatsächliche Existenz - bis dahin nur aus antiken Schriften bekannt - bewiesen wurde, sowie Teile der Stadt Kanopus in der Bucht von Abukir, Ägypten
  • 2002: die chinesische Dschunke Santa Cruz mit über 10.000 Stücken chinesischen Porzellans aus dem 15. Jahrhundert, original verpackt, Philippinen
  • 2003: das französische Sklavenschiff Adelaide, gesunken 1714, Kuba

Dokumentarfilme

  • Discovery Channel Produktionen, die weltweit ausgestrahlt wurden:
    • Kleopatras versunkener Palast – auf der Suche nach einer Legende
    • Städte auf dem Meeresgrund
    • Herakleion – Eine Stadt taucht auf
    • Napoleons versunkene Flotte
    • Der Schatz der Royal Captain
  • Die Schätze der San Diego - Tauchfahrt in die Vergangenheit. Dokumentation, 1997, Regie: Torsten Sasse, Produktion: ARD
  • Tauchfahrt in die Vergangenheit: Chinas Erben. Produktion: ZDF-Expedition, Erstausstrahlung: 12. September 2004, Inhaltsangabe des ZDF
  • Das Erbe der Pharaonen - Schätze auf dem Meeresgrund. Dokumentation, 45 Min., Buch und Regie: Christopher Gerisch, Produktion: ZDF, Erstausstrahlung: 18. Juni 2006, Inhaltsangabe von Phoenix
  • "Ägyptens Versunkene Schätze" ziehen um. 50 Min., Erstausstrahlung: VOX, 10. April 2007, Inhaltsangabe von Spiegel TV

Literatur (Auswahl)

  • Franck Goddio: Das Geheimnis der San Diego. Die Entdeckung eines einzigartigen Schatzes im chinesischen Meer, Schweizer Verlagshaus, Zürich 1994,
  • Franck Goddio et al.: Weisses Gold, Steidl Verlag, Göttingen 1997, ISBN 3-88243-537-2
  • Franck Goddio: Versunkene Schätze. Archäologische Entdeckungen unter Wasser. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1931-1
  • Hakan Baykal und Joachim Schüring: Das Glück des Tüchtigen. In: Abenteuer Archäologie. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 2006, 2, 14ff. ISSN 1612-9954
  • Franck Goddio und Manfred Clauss (Hrsg.), Fotografien von Christoph Gerigk: Ägyptens versunkene Schätze. Prestel Verlag, München 2006, 464 S., zahlr. farb. Abb., ISBN 978-3-7913-3544-5, ISBN 3-7913-3544-8
  • Franck Goddio (Hrsg.), Schätze aus den sieben Weltmeeren, Prestel Verlag, München 2007, ISBN 978-3-7913-3634-3
  • Franck Goddio, Underwater Archaeology in the Canopic Region – The Topography and Excavation of Heracleion-Thonis and East Canopus (1996-2006), Oxford Centre for Maritime Archaeology, Oxford 2007, ISBN 978-0-9549627-3-9
  • Zahi Hawass and Franck Goddio, Cleopatra – The Search for the last Queen of Egypt, National Geographic, Washington D.C. 2010, ISBN 978-1-4262-0545-3

Weblinks

Artikel
Bilder und Videos
Reportagen

Einzelnachweise

  1. „Statistiker auf Schatzsuche“, Spiegel online, 10. Mai 2006
  2. Hilti Foundation
  3. Oxford Center for Maritime Archaeology (OCMA)

Wikimedia Foundation.

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