Francisco de Orellana

Francisco de Orellana
Büste von Francisco de Orellana in Trujillo

Francisco de Orellana (* 1511 in Trujillo, Spanien; † 1546) war ein spanischer Konquistador, der als erster Europäer den Amazonas von West nach Ost befuhr. Orellana war wahrscheinlich im Jahre 1527 in die Neue Welt gekommen. Als Francisco Pizarro zur Eroberung Perus aufbrach, zog er mit ihm in den Kampf. Beim Sturm auf Cuzco 1533 verlor Orellana ein Auge. Nach der Eroberung des Inkareiches ließ sich Orellana in Portoviejo (im heutigen Ecuador) nieder. Während des Bürgerkrieges zwischen Pizarro und Diego de Almagro kämpfte er auf der Seite Pizarros.

Inhaltsverzeichnis

Durch den Regenwald

Im Jahre 1541 erklärte sich Orellana bereit, mit Gonzalo Pizarro (dem jüngeren Bruder von Francisco Pizarro) an einer Expedition jenseits der Anden teilzunehmen. Sie wollten nach Zimtbäumen und nach dem sagenhaften Goldland Eldorado suchen (Hauptartikel siehe Gonzalo-Pizarro-Expedition).

Insgesamt brachen 4.000 Indianersklaven und 350 Spanier in Quito auf. Nach dem gefährlichen Abstieg in das Amazonas-Tiefland und monatelangem Suchen und Herumirren im Urwald kam man an einen großen Fluss, den man unmöglich ohne Schiff überqueren konnte. So wurde ein Basislager errichtet und mithilfe der einheimischen Indianer ein Schiff gebaut. Es wurde von Pater Carvajal „Victoria“ getauft. Nachdem man das Heer durch mehrere Fahrten übergesetzt hatte, wurde die Suche nach dem El Dorado fortgesetzt. Aber jetzt konnte die Ausrüstung mit dem Schiff transportiert werden.

Es war Winter (Regenzeit) und es dauerte nicht lange, bis jeder zweite Mann krank war. Auch Pizarro wurde von Malaria geschwächt. So blieb ihm nichts anderes übrig, als Orellana mit der Victoria, 57 seiner besten Leuten und einem großen Teil der Ausrüstung, als Tauschware, den Fluss hinunter zu schicken. Er sollte Lebensmittel und ein zweites Schiff für das restliche Heer beschaffen. Nach seiner Rückkehr wollte man dann zu Wasser weiter ziehen.

Amazonas

Am 25. Dezember 1541 startete die Expedition. Die Spanier fuhren etwa 1.000 Kilometer flussabwärts, konnten aber nichts Essbares finden. Die Mannschaft war schließlich dem Verhungern nahe, ohne dass sie den zurückgebliebenen Männern Proviant hätte bringen können.

Doch als die Hoffnung fast aufgegeben war, erreichte man endlich den Curaray (ein Waldfluss, der weiter südöstlich in den Napo mündet). Dort wurde mithilfe der einheimischen Indianer, den Cotos, ein zweites Schiff gebaut. Man taufte es „San Pedro“.

Es war noch immer Regenzeit, und es wäre zu mühsam und gefährlich gewesen, auf dem immer stärker anschwellenden Fluss gegen die Strömung zurückzurudern. So beschlossen sie, weiter flussabwärts zu fahren. Enttäuscht von Orellana entschied sich Pizarro schließlich für die Aufgabe des Basislagers, um den Rückmarsch anzutreten. Mit weniger als 80 Überlebenden erreichte Pizarro ein halbes Jahr später Quito.

Die gefährliche Reise Orellanas auf dem riesigen Amazonas und seinen Nebenarmen wurde von ständigen Indianerangriffen begleitet. Am 24. Juni 1542 kam es zu einer ungewöhnlichen Begegnung, über die der Mitreisende Dominikaner Fray Gasper de Carvajal in seinem Tagebuch folgendes berichtet:

Als wir dem Ufer immer näher kamen, begannen die Indios mit Pfeilen nach uns zu schießen, und da es zahlreiche Krieger waren, schien es, als regne es Pfeile. Aber unsere Arkebusiere und Armbruster waren auch nicht träge. Obwohl sie viele töteten, schienen es die Indios gar nicht zu merken, denn trotz des Schadens, der ihnen zugefügt wurde, machten sie unermüdlich weiter. Ich will, daß man erfährt, warum diese Indios sich auf solche Weise verteidigten. Es muß erklärt werden, daß sie tributpflichtige Untertanen der Amazonen sind. Als sie von unserem Kommen erfahren hatten, wandten sich die Indios mit der Bitte um Hilfe an diese, und es kamen so etwa zehn bis zwölf von ihnen, denn wir selbst sahen diese Frauen, die als weibliche Hauptleute in vorderster Front von allen Indios kämpften. Die Frauen sind sehr hellhäutig und groß und tragen langes Haar, das sie geflochten und um den Kopf gewickelt haben. Sie sind sehr kräftig und gehen ganz nackt.[1]

Orellana stützte somit auch den antiken Mythos von Amazonen und beflügelte die Fantasie von europäischen Abenteurern. Aufgrund dessen erhielt der Fluss später seinen heutigen Namen Amazonas. Der Mythos der „südamerikanischen Amazonen“ wurde schließlich durch die Aufzeichnungen des deutschen Arztes Eduard Poeppig widerlegt.

Schließlich erreichte Francisco de Orellana am 26. August 1542 das riesige Delta des Amazonas. Er hatte nur ein Dutzend seiner Begleiter durch Indianerangriffe verloren. Aber die Odyssee war noch nicht zu Ende, denn der nächstgelegene spanische Hafen befand sich auf Trinidad. Monatelang kämpfte er sich mit seinen beiden wenig meerestauglichen Schiffen an der Küste entlang. Die Schiffe verloren sich aus den Augen, aber beide erreichten schließlich Trinidad.

Tod

Ein Prozess von Pizarro gegen de Orellana verlief im Sande. Kronprinz Philipp sprach Orellana frei, und die Behörden erklärten Orellana zum Besitzer riesiger Ländereien am Amazonas. Um Beweise für seine Berichte einzuholen, rüstete Orellana eine zweite Expedition aus. Nach langen Verhandlungen übergab man ihm schließlich vier Schiffe, die aber so altersschwach waren, dass eines bei starkem Unwetter von der Flotte getrennt wurde und nicht mehr auftauchte. Die drei anderen erreichten die Amazonas-Mündung und landeten an einer großen Insel, wo mitgebrachte kleinere Flussboote zusammengesetzt wurden. Orellana startete dann mit einer großen Vorhut nach Manaus, wo er einen festen Platz anlegen wollte. Die restliche Mannschaft sollte weitere Flussbarken bauen und dann auf Nachricht warten. Doch die kam auch nach einem Vierteljahr nicht. So meuterte die Mannschaft gegen das Vorhaben und ließ Orellana und seine Vorhut zurück. Niemand von jenem Trupp kehrte je zurück.

Orellana berichtet in seinen Aufzeichnungen von großen Städten und von Millionen Menschen, welche die Ufer des Amazonas besiedelten. Als spätere Expeditionen den Fluss befuhren, fanden sie nichts als Regenwald. Man glaubte, dass Orellana gelogen habe. Doch neueste Forschungen ergaben, dass es tatsächlich viele Menschen und große Städte gab. (Siehe Terra preta.) Wahrscheinlich sind die Menschen an Epidemien zu Grunde gegangen, die von den europäischen Eroberern eingeschleppt wurden.

Nach Orellana ist in Ecuador sowohl eine Provinz (Orellana) als auch eine Stadt (Puerto Francisco de Orellana) benannt.

In der Fiktion

Im Film Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels ist de Orellana auf der Suche nach Eldorado im Urwald verschollen und gemeinsam mit einem (ebenfalls fiktiven) Kristallschädel begraben worden.

Einzelnachweise

  1. Wolfram zu Mondfeld: Blut, Gold und Ehre. Die Conquistadoren erobern Amerika. 1981

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