Foscolo

Foscolo
Ugo Foscolo

Ugo Foscolo, eigentl. Niccolò Foscolo, (* 6. Februar 1778 in Zákynthos; † 10. September 1827 in Turnham Green bei London) war ein italienischer Dichter.

Foscolo entstammt einer der alten Familien Venedigs. Er war der Sohn des Arztes Andrea Foscolo und dessen griechischer Ehefrau Diamantina Spathis. Sein Vater leitete seit 1774 das Krankenhaus in Split, als er 1788 starb, hinterließ er die Familie in großen Schwierigkeiten. Deshalb ließ sich die Mutter 1792 mit Ugo wieder in Venedig nieder.

Von dort aus ging Foscolo mit 19 Jahren an die Universität Padua um zu studieren. Zu Beginn seines eigenen literarischen Schaffens 1795 legte er seinen Vornamen ab und nahm den Vornamen Ugo an. Bereits zwei Jahre später konnte er mit seiner Tragödie Tieste in seiner Heimatstadt erfolgreich debütieren. Politisch engagiert und deshalb äußerst interessiert, die österreichische Besatzung loszuwerden, begeisterte sich Foscolo an der französischen Revolution. Er erwartete sich - wie viele seiner Landsleute - von Napoléon Bonaparte ein erneuertes befreites Italien. In einigen seiner Oden preist Foscolo Napoleon als Befreier.

Von Venedig begab er sich nach Mailand, wo er die Bekanntschaft der Schriftsteller Giuseppe Parini und Vincenzo Monti machte, die ebenso dachten wie er. Verschiedener politischer Ansichten wegen, gingen Monti und Foscolo später wieder getrennte Wege. Foscolo wollte nicht nur am Schreibtisch für Italien kämpfen und trat deshalb als Freiwilliger in die französische Armee, der cisalpinischen Legion, ein. Unter dem Befehl von General André Masséna war Foscolo u.a. in Genua; nahm an der Schlacht bei Marengo teil und kehrte desillusioniert und enttäuscht nach Mailand zurück.

Dort vollendete er seinen bereits in Padua begonnenen Roman Ultime lettere di Jacopo Ortis, der gleich nach seinem Erscheinen als der Werther Italiens gefeiert wurde. Politisch immer noch sehr engagiert, ließ sich Foscolo als Deputierter der cisalpinischen Republik aufstellen. Als solcher nahm er auch an verschiedenen Versammlungen teil; u.a. in Lyon. Nach seiner Rückkehr zog er sich etwas ins Privatleben zurück und übersetzte nebenbei die Hymne Das Haar der Berenike von Kallimachos und veröffentlichte sie mit einem umfangreichen Kommentar.

1805 schloss sich Foscolo im Rang eines Captains wieder der französischen Armee an und wurde bei Bologna stationiert. Da aber ein Feldzug gegen Großbritannien aus politischen Gründen unterblieb, kehrte er nach Mailand zurück. Dort entstand unter seiner Federführung nicht nur eine Werkausgabe von Raimondo Montecuccoli sondern auch 1807 eines seiner schönsten Gedichte I sepolcri. Zwei Jahre später berief man Foscolo an den Lehrstuhl für Rhetorik an der Universität Pavia. Seine Antrittsvorlesung trug den Titel Discorso dell'origine e dell'ufficio della litteratura. Doch bereits nach wenigen Monaten wurde dieser Lehrstuhl verboten.

Zurück in Mailand, widmete sich Foscolo wieder seinem eigenem literarischen Schaffen und veröffentlichte seine zweite Tragödie Ajace. Die darin enthaltenen politischen Anspielungen brachten ihm die Ausweisung aus der Lombardei ein. Er ließ sich in Florenz nieder und schuf dort seine Riccarda. Diese Tragödie war ebenfalls ob seines politischen Inhalts umstritten und Foscolo sah sich wiederum Repressalien ausgesetzt. Deshalb kehrte er 1813 nach Mailand zurück. Nach der Machtübernahme durch die österreichischen Truppen, emigrierte Foscolo in die Schweiz. Dort im Exil verfasste er gegen Österreich die äußerst bittere Satire Didymi Clerici prophetae minimi hypercalypseos liber singularis. 1816 emigrierte er nach London, wo ihm als berühmten Schriftsteller quasi alle Türen offen standen.

In London entstanden, neben seiner Arbeit bei verschiedenen britischen Zeitschriften und Zeitungen, Saggi sul Petrarca und Discorso sul testo di Dante und er schuf eine vielbeachtete Bearbeitung von Dante Alighieris Divina Commedia. Ab 1823 hielt Foscolo auch Vorlesungen über die italienische Sprache und Literatur.

Da Foscolo über seine Verhältnisse lebte, verarmte er trotz gestiegener Einnahmen immer mehr. Gerade beim Kartenspiel gab er mit der Zeit ein kleines Vermögen aus. Völlig verarmt und einsam starb der einst gefeierte Schriftsteller im Alter von 49 Jahren am 10. September 1827 in Turnham Green bei London. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof von Chiswick. 1871 wurden seine Überreste nach Italien überführt und in der Kirche Santa Croce zu Florenz begraben.

Werke

  • Ode a Bonaparte liberatore
  • Ajace
  • Tieste (1797)
  • Per Luigia Pallavicini caduta da cavallo
  • All'amica risanata
  • I sonetti
  • Ultime lettere di Jacopo Ortis (1802)
  • I sepolcri (1807)
  • Didymi clerici prophetae minimi hypercalypseos liber singularis
  • Discorso sul testo di Dante (London, 1826)
  • Le grazie
  • Laura
  • Orazio a Buonaparte
  • Riccarda
  • Saggi sul Petrarca (London, 1826)

Literatur

  • Paola Ambrosino: Ugo Foscolo. Morano, Neapel 1993.
  • Camilla Antona-Traversi: Ugo Foscolo nella famiglia. Corbaccio Mailand 1927 ff.
  1. Adolescenza. 1927
  2. Maturità. 1928
  3. Odissea. 1928
  4. L'esilio. 1930
  • Pellegrino Artusi: Vita di Ugo Foscolo. Barbera, Florenz 1878
  • Luigi Carrer: Vita di Ugo Foscolo. Moretti & Vitali, Bergamo 1995, ISBN 88-7186-041-1.
  • Lodovico Corio: Rivelazioni storiche intorno ad Ugo Foscolo. Lettere e documenti tratti dal R. Archivio di Stato di Milano. Carrara, Mailand 1873
  • Julius L. Klein: Geschichte des Dramas. Weigel, Leipzig
    • 7. Das italienische Drama. 1869
  • Giuseppe Pecchio: Vita di Ugo Foscolo. Longanesi, Mailand 1974 (Repr. d. Ausg. Lugano 1832)
  • Michele Saponara: Vita amorosa ed eroica di Ugo Foscolo. Mondadori, Mailand
  • Winfried Wehle: Italienische Modernität. Foscolos Ultime Lettere di Jacopo Ortis (1802). Abschied von der Ästhetik der Nachahmung. In: K. Maurer/Winfried Wehle (Hrsg.): Romantik – Aufbruch zur Moderne. München 1991, S. 235–272 (Romanistisches Kolloquium V). 
  • Federigo G. de Winckels: Vita di Ugo Foscolo. Verlag Münster, Verona 1885-98 (3 Bände)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • FOSCOLO (U.) — FOSCOLO UGO (1778 1827) Né d’une mère grecque et d’un père italien, Ugo Foscolo se déclare vénitien de cœur. À Venise, il fréquente les milieux intellectuels, éprouve ses premières émotions sentimentales. De 1796 à 1806, il se bat pour la… …   Encyclopédie Universelle

  • Foscŏlo — Foscŏlo, Ugo (ursprünglich Niccolo), berühmter ital. Dichter und Patriot, geb. 6. Febr. 1778 auf Zante, gest. 14. Sept. 1827 in Turnham Green bei London, zu Spalato und Venedig erzogen, widmete sich in Padua klassischen Studien. Sein Trauerspiel… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Foscŏlo — Foscŏlo, Niccolo Ugone, geb. 1777 auf Zante, diente als Offizier in der Armee der Cisalpinischen Republik, folgte derselben 1805 nach Ftankreich, wurde Adjutant des Generals Caffarelli, ging später nach Mailand zurück, wurde um 1810 Professor der …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Foscolo — Foscolo, Ugo, ital. Dichter und Literarhistoriker, geb. 26. Jan. 1778 auf Zante, aus venet. Familie, wirkte dichtend und lehrend für die polit. Wiedergeburt Italiens, seit 1816 Flüchtling in England, gest. 10. Okt. 1827 zu Turnham Green bei… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Foscolo — Foscolo, Nicolo Ugone, 1777 auf Zante geb., venetian. Abkunft, italien. Dichter, warf sich 1796 in den Strom der italien. Bewegung, welche Bonapartes erster Feldzug und seine Aufrufe bewirkten. Bald jedoch mußte er einsehen, daß Bonaparte nicht… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Foscolo — (Ugo) (1778 1827) poète italien, romantique et patriote: les Tombeaux (1807); Dernières Lettres de Iacopo Ortis (1802 et 1816), roman qui inspira les partisans du Risorgimento …   Encyclopédie Universelle

  • Foscolo — (izg. fòskolo), Ugo (1778 1827) DEFINICIJA talijanski pjesnik, romanopisac i veliki patriot, umro u Engleskoj kao emigrant …   Hrvatski jezični portal

  • Foscolo — Portrait de Cornelia Foscolo Balbi vers 1740 La famille Foscolo est une famille patricienne de Venise présente dès sa fondation. Elle fut renommée pour sa piété, ce qui explique en partie son absence sur l ava …   Wikipédia en Français

  • Foscolo — Fọscolo,   Ugo, eigentlich Niccolò Foscolo, italienischer Dichter und Literarhistoriker, * auf Zakynthos 6. 2. 1778, ✝ Turnham Green (bei London) 10. 9. 1827; Sohn eines Venezianers und einer Griechin; hatte, bedingt durch die politischen… …   Universal-Lexikon

  • Foscolo, Nicolo Ugo — Foscolo, Nicolo Ugo, Nicolo Ugo, der Verfasser der bekannten »Ultime lettere di Jacopo Ortis,« einer der berühmtesten unter den neuern Dichtern Italiens, 1773 in Zante geboren, diente lange Zeit unter den französischen Fahnen, und ward später… …   Damen Conversations Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”