Forum Stadtpark

Forum Stadtpark
Forum Stadtpark
Forum Stadtpark mit Stadtparkbrunnen und Uhrturm im Hintergrund

Das Forum Stadtpark wurde 1959 in Graz gegründet und ist eine Aktionsgemeinschaft von Künstlern, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden. Gründungsmitglieder waren u.a. Othmar Carli, Gustav Zankl, Siegfried Neuburg, Emil Breisach und Günter Waldorf. Sie adaptierten das damals leerstehende "Stadtpark-Cafe" als ständige Stätte für Ausstellungen und Veranstaltungen. Als Forum Stadtpark bezeichnet wird daher sowohl die Künstlervereinigung, als auch das Gebäude inmitten des Grazer Stadtpark mit der Anschrift Stadtpark 1.

Das Literaturreferat des Forum Stadtpark initiierte in den frühen 1960er Jahren die Zeitschrift für Literatur und Kunst manuskripte (Alfred Kolleritsch und Günter Waldorf), die bis heute mehr als 180 Ausgaben hervorbrachte. 1998 wurde zusätzlich die Literaturzeitschrift Schreibkraft ins Leben gerufen, die seit 1999 eigenständig herausgegeben wird.

Heute wie damals versteht sich das Forum Stadtpark als Mehrspartenhaus, das für einen erweiterten Kunstbegriff und für spartenübergreifendes Arbeiten steht. Pro Jahr finden etwa 150 Veranstaltungen in den Bereichen Architektur, Literatur, Bildende Kunst, Film, Fotografie, Medienkunst, Mode, Musik. Theater, Performance und Theorie statt. Seit 2009 leitet mit Carola Peschl erstmals seit der Gründung des Forum Stadtpark eine Frau den Verein. Seit 2010 ist der gesamte Vorstand weiblich besetzt.

Inhaltsverzeichnis

Weitere Mitglieder (Auswahl)

Zur Geschichte des Forum Stadtpark

Gründung

Im Sommer 1958 stellt die „Junge Gruppe“ mit den bildenden Künstlern Othmar Carli, Gustav Zankl und Günter Waldorf ein Ansuchen, um das leer stehende Grazer Stadtpark Café dauerhaft für Kunstveranstaltungen zu nutzen. Die Stadtverwaltung lehnt allerdings ab und beschließt stattdessen den Abbruch des Gebäudes. Erst nach Protesten von Seiten der Presse, Politik und einigen Künstlervereinen wird eine Frist für die Beschaffung der notwendigen Gelder eingeräumt. Die Finanzierung gelingt. Also findet am 15. Jänner 1959 die konstituierende Versammlung des Vereins FORUM STADTPARK statt. Im November 1960 wird das Gebäude mit der Ausstellung „Bekenntnis und Konfrontation“ eröffnet.

Anfangszeit

Als selbst verwalteter Künstlerverein soll das FORUM STADTPARK stärker als bisher die Interessen der Kulturschaffenden vertreten. Besonders jungen Künstlern und Wissenschaftlern soll das Haus als Podium dienen. Die Gründer treten zunächst mit dem Anspruch an, alle kulturellen Bereiche – also auch ästhetisch traditionelle, historische, politische und didaktische Themen – einzuschließen. Das Ergebnis sind neun gleichberechtigte Referate. Während der 60er Jahre geht der Anteil an theoretischen Veranstaltungen allerdings immer mehr zurück. Der anfängliche Ehrgeiz eines breiten Spektrums wird abgelöst von einer Konzentration auf zeitgenössische Kunst und Literatur.

Wandlung

In den 60er- und 70er-Jahren entwickelt sich das Haus zu einem der wenigen Präsentation- und Produktionsorte für progressive Kunst und Literatur dieser Zeit und etabliert sich als elitäre Institution. Gleichzeitig beginnt sich das Selbstbild zu wandeln, weg von einem Kulturbetrieb, hin zu einem reinen Kunstbetrieb – möglichst unter Umgehung der sonst üblichen Vermittlungsinstanzen. In diesem Sinn ist das FORUM STADTPARK auch ein Publikationsort und Verlag. Die 1960 gegründete Literaturzeitschrift manuskripte beschert dem Haus internationale Aufmerksamkeit. Außerdem erscheinen hier die Fotozeitschrift Camera Austria, die Filmzeitschrift blimp, die Literaturzeitschrift Absolut, die Essayzeitung Liqueur und die Zeitschrift schreibkraft. Ebenfalls vom Verein mit initiiert: das Avantgarde-Festival steirischer herbst.

Neustrukturierung

1995 tritt Alfred Kolleritsch nach 26 Jahren als Vorsitzender zurück und übergibt an Walter Grond. Mit dem Wechsel im Vorstand gibt es auch einen Austausch der meisten Funktionäre, Referenten und Angestellten. Ziel ist die erneute Öffnung des „elitären“ Vereins für junge Künstler bzw. die Lösung der Erstarrung in einem überholten Avantgarde-Begriff. Referate werden aufgelöst und die künstlerische Arbeit von der organisatorischen getrennt. Damit waren auf Einzelpersonen fixierte Projekte nur noch begrenzt integrierbar. Das Forum Stadtpark Theater, die Camera Austria oder auch die manuskripte gehen von da an eigene Wege.

Umbau & Jubiläum

1997 tritt Peter Zinganel an die Stelle von Walter Grond. Unter seiner Leitung wird das Haus im Jahr 2000 nachhaltig umgebaut und um ein Obergeschoß erweitert. Ab 2003 folgt schließlich Anton Lederer als Vorsitzender, der die bisher eigenständigen Referate zu einem Gremium – dem Programmforum – zusammenfasst, und so die interdisziplinäre Ausrichtung des Hauses weiter ausbaut. 2009 feiert das FORUM STADTPARK unter der Leitung von Bernhard Wolf sein 50 jähriges Jubiläum.

Heute

Heute wie damals versteht sich das FORUM STADTPARK als Mehrspartenhaus, das für einen erweiterten Kunstbegriff und für spartenübergreifendes Arbeiten steht. Pro Jahr finden auf drei Ebenen rund 150 Veranstaltungen in den Bereichen Architektur, Literatur, Bildende Kunst, Film, Fotografie, Medienkunst, Mode, Musik, Theater, Performance und Theorie statt – der Großteil davon bei freiem Eintritt. Es ist der erklärte Anspruch des Hauses, Labor und Plattform für viele Szenen der lokalen, österreichischen und internationalen Kulturproduktion zu sein. Seit 2009 leitet mit Carola Peschl erstmals seit der Gründung eine Frau das FORUM STADTPARK.

Die Vorstände seit Kolleritsch im Überblick 1995-1997: W. Grond / P. Zinganel (Stv.) / G. Ostanek (Kassierin) 1997-2003: P. Zinganel / G. Muhr (Stv.) / G. Ostanek (Kassierin) 2003-2007: A. Lederer / R. Binder-Krieglstein (Stv.) / A. Putz (Kassierin) 2007-2009: B. Wolf / C. Peschl (Stv.) / A. Putz bzw. ab 2008 K. Petrowitsch (Kassierin) seit 2009: C. Peschl / H. Primas (Stv.) / K. Petrowitsch (Kassierin)

Zur Architektur des Forum Stadtpark

Die Forderung einer Gruppe von Künstlern nach Raum – vorwiegend Schriftsteller, Architekten und Jazzmusiker – führte 1958 dazu, dass die Stadt ein leer stehendes Café im Stadtpark sowie finanzielle Mittel zur Verfügung stellte, um es in einen Veranstaltungsort umzuwandeln. Die neue Heimat der Avantgarde durfte Größe und Ausdehnung des bestehenden Bauwerks nicht überschreiten, da der Stadtpark seit seiner Errichtung 1867 mit einem Bauverbot belegt ist. Jahre von pulsierender Vitalität folgten, und das Haus wurde zu klein, ein Ausbau angedacht, ein erster umfangreicher Umbauplan verworfen und schließlich ein Konzept entwickelt, das die Erweiterung des Forum Stadtpark ausschließlich in die Höhe vorsah. Das Haus sollte seine inhaltliche Öffnung für neue, jüngere Publikumsschichten nach außen spürbar werden lassen, dabei jedoch seinen Erinnerungsgehalt bewahren.

Die T-Form des Grundrisses blieb erhalten. Die Aufstockung für fünf neue, nach heutigen Erfordernissen ausgestattete Arbeitsräume, deren mittlerer bedeutend größer ist und für kleinere Veranstaltungen genützt werden kann, wurde auf den langgestreckten Trakt beschränkt. Das Dach des bestehenden Anbaues wird nun als Terrasse genützt. Das neue Geschoss ragt rundum ein wenig über den Sockel aus und wird auf der Seite der vorgelagerten Wiese am Stadtparkbrunnen Teil eines dominierenden, in Stahlträger und horizontale Lamellen aufgelösten Körpers, dessen Kanten nur angedeutet werden. Mit diesem weithin sichtbaren, in strahlendem Weiß gehaltenen Signet soll die schon historisch gewordene Bedeutung dieses Kulturhauses, zugleich aber auch seine Offenheit und Wandlungsfähigkeit ausgedrückt werden. (Text[1]: Karin Tschavgova) [1]

Sonstiges

Am 1. Mai 2011 verausgabte die Österreichische Post AG im Rahmen der Dauermarkenserie Kunsthäuser eine Briefmarke zu dem Objekt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Architektur des Umbaus 2000: Ernst Giselbrecht + Partner, Peter Zinganel, Graz. — Forum Stadtpark, Architekturzentrum Wien, nextroom.at, abgerufen am 21. Juli 2010

Weblinks

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