Fokker

Fokker
Fokker
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Rechtsform N. V. (Aktiengesellschaft)
Gründung 22. Februar 1912 (Berlin-Johannisthal)
Auflösung 1996
Sitz Amsterdam NiederlandeNiederlande Niederlande
Branche Luft- und Raumfahrttechnik
Website www.fokker.com

Die Fokker Flugzeugwerke waren bis zu ihrer Insolvenz 1996 zeitweilig der einzige niederländische Hersteller ziviler Verkehrsflugzeuge. Sie wurden 1912 in Johannisthal bei Berlin gegründet. Der Name bzw. die Marke Fokker gehört heute der Stork Aerospace Gruppe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Fokker C.V E

Anton Herman Gerard Fokker produzierte ab 1912 mit seiner AHG Fokker Aeroplanbau Flugzeuge in Berlin-Johannisthal. 1913 erfolgte die Verlegung des Unternehmens nach Schwerin und eine Umfirmierung in Fokker Aeroplanbau GmbH.[1] Aus diesem unmittelbar am Schweriner See in der Bornhövedstraße gelegenen Werk, dessen Produktionshallen bis heute noch existieren, stammten die berühmten Fokker-Eindecker, der Dreidecker Fokker Dr.I (oftmals mit Manfred von Richthofen, dem Roten Baron in Verbindung gebracht) und die Fokker D.VII, ein Flugzeugtyp mit für seine Zeit außerordentlichen Leistungsparametern.

Vor und während des Ersten Weltkrieges baute Fokker die folgenden Typen:

  • Fokker M.I bis M.IV „Spinne“ - Militärisches Mehrzweckflugzeug
  • B.I - Schulflugzeug
  • B.II - Schulflugzeug
  • B.III - Schulflugzeug
  • B.IV - Schulflugzeug
  • D.I - Jagdflugzeug, Doppeldecker
  • D.II - Jagdflugzeug, Doppeldecker
  • D.III - Jagdflugzeug, Doppeldecker
  • D.IV - Jagdflugzeug, Doppeldecker
  • D.V - Jagdtrainer
  • D.VI - Jagdflugzeug, Doppeldecker
  • D.VII - Jagdflugzeug, Doppeldecker
  • E.V/D.VIII - Jagdflugzeug, Eindecker
  • Dr.I - Jagdflugzeug, Dreidecker
  • E.I - Jagdflugzeug, Eindecker
  • E.II - Jagdflugzeug, Eindecker
  • E.III - Jagdflugzeug, Eindecker
  • E.III - Jagdflugzeug, Eindecker
  • E.IV - Jagdflugzeug, Eindecker

Zwischen den Weltkriegen

1919 verlegte Anton Fokker mit einem ausgeklügelten Plan innerhalb von sechs Wochen seine Fabrik per Eisenbahn in die Niederlande, nachdem in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg der Bau von Flugzeugen und Flugmotoren zunächst verboten war. Dort gründete er zusammen mit der Familie van Beuningen und Fentener van Vlissingen die Steinkohlen Handels Vereinigung (SHV) und am 21. Juli 1919 mit einigen anderen Unternehmern die niederländische Flugzeugfabrik N.V. Nederlandsche Vliegtuigenfabriek Fokker.

Fokker nutzte die Hallen der ELTA, der ersten niederländischen Luftfahrtausstellung in Amsterdam, die im Sommer 1919 eröffnet hatte. Neben der Weiterentwicklung von Militärflugzeugen verlegte Fokker sich auf die Entwicklung von Verkehrsflugzeugen. Er war einer der ersten im Flugzeugbau, der eine Rohrrumpfkonstruktion aus verschweißten, nahtlosen Rohren fertigte.

1920 wurde die Netherlands Aircraft Manufacturing Company of Amsterdam als Tochtergesellschaft für den Vertrieb in Nordamerika gegründet.[2] 1927 wurde die Fokker Aircraft Corporation of America gegründet, in der die Nordamerikageschäfte des Konzerns gebündelt wurden und die daher auch die dann unter Fokker Aircraft Corporation firmierende Netherlands Aircraft Manufacturing Company of Amsterdam übernahm. Es gab zwei Fabriken in den USA, in Passaic, New Jersey (seit 1927) und in Glen Dale (bei Wheeling), West Virginia (ab 1928).[3] Diese Tochtergesellschaft wurde 1931 vollständig durch General Motors übernommen.[4]

Am 30. Dezember 1933 legte eine vierköpfige Besatzung mit einer dreimotorigen Fokker „Pelikan“ den Hin- und Rückflug auf der Postflugstrecke Amsterdam-Batavia in Rekordzeit zurück. 1936 hatte der Betrieb in Amerika 40 Prozent Marktanteil. Weltweit flogen Anfang der dreißiger Jahre 54 Luftfahrtgesellschaften mit dem populären F.VIIa-3m.

Auch Militärflugzeuge wurden weiterentwickelt. Nach anfänglichem Weiterbau von Kriegstypen, wie der D.VIII wurden neue Modelle konstruiert. Hier sind die auch im Export sehr erfolgreichen C.V und D.XXI zu nennen. Auf der Pariser Luftfahrtschau (Salon d’Aviation) 1936 wurde der zweimotorige Zerstörer Fokker G.I mit Doppelrumpf und vier Maschinengewehren in der Rumpfnase präsentiert. Es war aber überwiegend der einmotorige Jagdeinsitzer Fokker D.XXI, der zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im Luftkampf gegen die Messerschmitt Bf 109 eingesetzt wurde. Die Fokker G.I kam kaum zum Einsatz, und die nicht schon am Boden zerstörten Maschinen wurden später von der deutschen Luftwaffe als Schulflugzeuge übernommen.

Zwischen den Kriegen baute Fokker die folgenden Typen:

  • C.I - Aufklärer
  • C.IV - Aufklärer
  • C.V - Aufklärer, leichter Bomber und Jagdflugzeug
  • C.VI - Aufklärer
  • C.VII-w - Aufklärer, See
  • C.VIII-w - Aufklärer, See
  • C.X - Aufklärer
  • C.XI-w - Aufklärer, See
  • C.XIV-w - Aufklärer, See
  • C-2
  • D.XXI - Jagdflugzeug
  • D.XXIII - Zerstörer
  • G.I - Zerstörer

Nach dem 2. Weltkrieg

Fokker S-11 (PH-GRY)

Nach 1945 verkürzte das Unternehmen die Firma auf „Fokker“. Es war wirtschaftlich gesund, insbesondere durch den Erfolg der Fokker S-11, von der unmittelbar nach dem Krieg über einhundert Exemplare verkauft werden konnten. 1956 führte man die Fokker F-27 Friendship - „Freundschaft“ ein, ein Flaggschiff in der Geschichte von Fokker. Die niederländische Regierung hatte 27 Millionen Gulden zu den Entwicklungskosten beigetragen. Die F-27 gehörte weltweit zu den meistverkauften Turboprop-Flugzeugen. Bis zum Ende der Produktion 1986 setzte das Unternehmen weltweit 786 Stück dieses Typs ab. Die niederländischen Luftstreitkräfte verwenden Flugzeuge dieses Modells bis heute.

Fokker war mit den Werken Dordrecht und Schiphol in der ARGE Nord am Bau der Lockheed F-104G Starfighter in beteiligt.

Im Jahre 1969 suchte Fokker die Zusammenarbeit mit der Deutschen Vereinigte Flugtechnische Werke GmbH (VFW) in Bremen. Die Kooperation blieb jedoch erfolglos. Das einzige Produkt war das Flugzeug VFW 614, von dem lediglich 19 Exemplare produziert wurden. Anfang 1980 wurde die Zusammenarbeit beendet.

Weg in die Insolvenz

1987 war Fokker wirtschaftlich stark angeschlagen. Die Entwicklungskosten für die neuen Modelle Fokker 50 und Fokker 100 nahmen ungeahnte Ausmaße an. Die Regierung stieg mit 212 Millionen Gulden ein, mit der Auflage, "Fokker" sollte einen strategischen Partner suchen. British Aerospace und DASA kamen dafür in Betracht.

Fokker erhielt 1990 den König-Willem-I-Preis für gute Unternehmensführung und Erneuerung. Prinz Claus von Amsberg händigte den Preis an M. Kuilman, den Vorsitzenden der Geschäftsführung von Fokker aus. Ein Jahr später wurde bekannt gegeben, dass ein neuer Flugzeugtyp mit der Bezeichnung Fokker 70 entwickelt wird.

Nach jahrelangem und schwierigen Verhandlungen wurde am 30. Oktober 1992 ein Vorvertrag zwischen Fokker und der DASA unterzeichnet. Die Probleme bei Fokker konnten jedoch nicht behoben werden. 1994 feierte Fokker das 75jährige Unternehmensjubiläum. Stolz wurde das neue Modell Fokker 70, eine verkürzte Weiterentwicklung der Fokker 100, präsentiert. Der Absatz dieses Modells erfüllte jedoch nicht die Erwartungen (insgesamt wurden bis zur Auflösung von Fokker im Jahr 1996 47 Exemplare produziert), womit die Probleme zunahmen.

Der deutsche Mutterkonzern Daimler-Benz AG beendete am 22. Januar 1996 die Verhandlungen und trennte sich von Fokker.[5] Am 23. Januar 1996 wurde in Amsterdam die vorläufige gerichtliche Aufsicht mit Zahlungsaufschub eingeleitet. Am 15. März 1996 meldete Fokker Insolvenz an.

Weiterentwicklung

Teile des Betriebes blieben bestehen. Die Raumfahrtabteilung operierte als selbstständiger Betrieb bis 2002 unter dem Namen Fokker Space, danach als Dutch Space. Die Einrichtungen für Flugzeugzubehör und Flugzeugservice/-reparatur, welche auch für Wartung und Ersatzteilversorgung der sich noch in Betrieb befindenden Fokker zuständig waren, sind seit 1996 unter dem Namen Fokker Services Teil des Stork Konzerns. Ende August 2009 gab Stork die Absicht bekannt, die Luftfahrtaktivitäten des Konzerns unter dem Namen Fokker zu bündeln und so den traditionsreichen Namen wiederzubeleben.[6] 2010 wurde dementsprechend der Konzern in Fokker Technologies umbenannt.[7]

Anfang 1998 lancierte ein niederländisches Unternehmen mit dem Namen Rekkof (Fokker rückwärts geschrieben) den Plan, die Produktion der Fokker 70 und 100 wieder aufzunehmen.[8]

→ Siehe Hauptartikel: Rekkof

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Fokker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fokker, A living history - Anthony Herman Gerard
  2. "Fokker Aircraft Builders To The World", Thijs Postma, Jane's Incorperated, NY, ISBN 0-7106-0059-3, 1980, page 49
  3. "Fokkers 'Roaring Twenties'", Peter F.A. van de Noort, Rebo Produkties, ISBN 90-366-0353-6, page 30
  4. "The Smithsonian National Air and Space Museum Directory of Airplanes their Designers and Manufacturers" ed. Dana Bell, Greenhill Books Ltd. London ISBN 1-85367-490-7, 2002, page 88
  5. Hans-Otto Eglau: "Zurück zu den Wurzeln" In: Die Zeit Nr. 5 vom 26. Januar 1996, S. 25
  6. De Telegraaf am 25. August 2009: Luchtvaarttak Stork vliegt verder onder naam Fokker
  7. History of Fokker Technologies, Fokker.com, abgerufen am 8. September 2011
  8. Rekkof seeks way back for Fokker production, Flightglobal.com am 28. Januar 1998

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