Alan M. Dershowitz

Alan M. Dershowitz
Alan M. Dershowitz

Alan Morton Dershowitz (* 1. September 1938 in Brooklyn, New York) ist zurzeit einer der bekanntesten US-amerikanischen Rechtsanwälte, politischer Aktivist und Publizist, bekannt in den USA für verschiedene medienwirksame Debatten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Alan Dershowitz ist der Sohn orthodoxer Juden; sein Vater gründete eine Synagoge und war deren Vorstand. Er besuchte die Yeshiva University High School, wo er auch fließend hebräisch lernte und studierte am Brooklyn College (Abschluss 1959) und der Yale Law School, wo er Herausgeber des Yale Law Journal war. Er schloss in Yale 1962 ab. Dershowitz trat nach Assistenztätigkeiten für die Richter David Bazelon (Chief Justice im Berufungsgericht D.C.Circuit in Washington D.C., das für viele Bundes-Organisationen der USA juristisch zuständig ist) und Arthur Goldberg (Richter am Supreme Court) 1963 der Fakultät der Harvard Law School bei, wo er 1964 Assistenzprofessor wurde und 1967 mit 28 Jahren eine volle Professur erhielt. Seit 1993 ist er dort Felix Frankfurter Professor of Law.

Anwaltstätigkeit

Dershowitz ist Spezialist für Revisionsverfahren im Strafprozessrecht. Zu seinen berühmtesten Fällen gehört der Fall Claus von Bülow, worüber er auch ein Buch schrieb, das 1990 von Barbet Schroeder als Die Affäre der Sunny von B. verfilmt wurde, mit Dershowitz selbst in einer kleinen Nebenrolle als Richter. Bülow war vorgeworfen worden, seine Frau mit Insulin ins Koma gespritzt zu haben. Weitere Fälle und Klienten sind Natan Scharanski, Harry Reems (ein Pornodarsteller, der 1976 wegen Obszönität verfolgt wurde), Michael Milken, Mike Tyson, Patricia Hearst, O. J. Simpson (in der Vorbereitung eines Berufungsverfahrens, das dann nicht mehr nötig war). Ungefähr die Hälfte seiner Fälle sind pro bono, das heißt er verteidigt in diesen Fällen umsonst, ein (wenn auch nicht in diesem Umfang) in den USA üblicher „sozialer Dienst“ vieler Anwälte. 2011 beriet er den Wikileaks-Chef Julian Assange juristisch[1], bei dem er Parallelen zu den Pentagon-Papieren sieht, wo Dershowitz ebenfalls als Anwalt beteiligt war.

Dershowitz als Autor und in politischen Debatten

Dershowitz ist ein erfolgreicher Buchautor (auch von Romanen), der gerne in politische Debatten eingreift oder diese anstößt. Insbesondere ist er ein engagierter Vertreter der Rechte des Staates Israel, was zu Debatten mit dem Politologen Norman Finkelstein, dem Linksintellektuellen Noam Chomsky, dem Ex-Präsidenten Jimmy Carter (der in Zusammenhang mit Israel von Apartheid gesprochen hatte) und zu einer Debatte über das den Einfluss der „Israel-Lobby“ in den USA kritisierende Buch (The Israel Lobby and US-Foreign Policy) der Politologen John Mearsheimer und Stephen Walt führte (2006). Er ist ein Gegner des 2. Verfassungszusatzes, der jedem Amerikaner das Recht gewährt, Feuerwaffen zu besitzen. Dershowitz ist dafür, Tieren im Gesetz begrenzt Rechte zuzugestehen, und befürwortete 2002 in Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001, dem Staat die legale Möglichkeit zum Einsatz von Folter zu geben.

Beispielsweise schlug er in einem Artikel vom 11. März 2002 in der The Jerusalem Post[2] unter dem Eindruck zahlreicher Anschläge von Selbstmord-Attentätern auf die israelische Zivilbevölkerung vor, ein Moratorium anzukündigen, nach jedem weiteren solchen Terroranschlag kleine palästinensische Dörfer aus einer vorher festgelegten Liste dem Erdboden gleichzumachen, nachdem den Einwohner 24 Stunden zur Räumung ihres Dorfes eingeräumt wurden. Der so festgelegte Automatismus der Zerstörung sollte nach Dershowitz dazu führen, das die palästinensische Bevölkerung sich von den Terroristen distanziert. Der Vorschlag löste starke Kritik aus, der für seine antizionistischen Ansichten bekannte Norman Finkelstein verglich diesen Vorschlag sogar mit Lidice.[3] Israel hatte schon zuvor die Politik verfolgt, Häuser der Familien von identifizierten arabischen Terroristen einzuebnen.

In seinem Bestseller Chutzpah trat er für mehr jüdisches Selbstbewusstsein in den USA ein. In Plädoyer für Israel richtet er sich gegen eine seiner Meinung nach einseitig antiisraelische Darstellung des Nahostkonfliktes.

Werke

  • Blasphemy: How the Religious Right is Hijacking the Declaration of Independence, 2007, ISBN 0470084553.
  • Preemption: A Knife That Cuts Both Ways (Issues of Our Time), Norton 2006, ISBN 0-393-06012-8.
  • Rights From Wrongs: A Secular Theory of the Origins of Rights, Basic Books 2004
  • America on Trial: Inside the Legal Battles That Transformed Our Nation - from the Salem Witches to the Guantanamo Detainees, Warner Books 2004, ISBN 0-446-52058-6.
  • Plädoyer für Israel. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2005 (Originaltitel: The Case for Israel (Wiley 2003, paperback ISBN 0-471-67952-6)), ISBN 3-203-76026-6.
  • The Case for Peace- how the Arab-Israel Conflict can be resolved, Wiley 2005
  • America Declares Independence, Wiley 2003
  • Why Terrorism Works- Understanding the Threat, Responding to the Challenge, Yale University Press 2002
  • Shouting Fire - civil liberties in an turbulent age, Little Brown 2002
  • Letters to a Young Lawyer, Basic Books 2001, ISBN 0-465-01631-6.
  • Supreme Injustice - How the high court hijacked Election 2000, Oxford University Press 2001
  • Die Entstehung von Recht und Gesetz aus Mord und Totschlag. Europäische Verlagsanstalt, 2002 (Originaltitel: The Genesis of Justice - Ten Stories of Biblical Injustice that Led to the Ten Commandments and Modern Law, Warner Books 2000), ISBN 3-434-50514-8.
  • The Vanishing American Jew - In Search of Jewish Identity for the Next Century, 1997, ISBN 0-316-18133-1.
  • The Abuse Excuse- and other Cop-outs, Sob Stories and Evasions of Responsibility, 1994, ISBN 0-316-18135-8.
  • Reasonable Doubts - The Criminal Justice System and the O.J. Simpson Case., 1996
  • Chuzpe, Europäische Verlagsanstalt 1999, ISBN 3-434-50439-7, englisch Chutzpah, 1985, Touchstone Books 1991, ISBN 0671760890
  • Die Affäre Sunny von B.. Schweizer Verlagshaus, Zürich 1990 (Originaltitel: Reversal of Fortune: Inside the von Bulow Case (1985, ISBN 0-394-53903-6), übersetzt von Jürg Wahlen), ISBN 3-7263-6638-5 (und Bastei-Lübbe Taschenbuch 1991).
  • Sexual McCarthyism - Clinton, Starr, and the Emerging Constitutional Crisis, 1998
  • The Best Defense 1982, ISBN 0-394-50736-3.
  • Contrary to popular opinion, 1991
  • Taking Liberties: A Decade of Hard Cases, Bad Laws, and Bum Raps, 1988, ISBN 0-8092-4616-3.
Romane
  • Spiel mit dem Teufel, Kiepenheuer und Witsch 1997, dtv 1998, ISBN 3-423-20148-7, englisch The Advocate’s Devil 1994
  • Anwalt der Gerechtigkeit. Ullstein Taschenbuch, München 2001 (Originaltitel: Just Revenge (1999), übersetzt von Nikolaus de Palézieux), ISBN 3-548-68009-7.

Weblinks

 Commons: Alan Dershowitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen und Anmerkungen

  1. Spiegel Online, 19. Februar 2011
  2. Dershowitz „Responding to Palestinian Terrorism“, Jerusalem Post 11. März 2002, Dershowitz argumentiert ähnlich auch in „Why terrorism works“
  3. Finkelstein Beyond Chutzpah 2005

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