Alan García Pérez

Alan García Pérez
Alan García in Brasília
Alan García Perez im Oktober 2006

Alan Gabriel Ludwig García Pérez (* 23. Mai 1949 in Lima) ist ein peruanischer Rechtsanwalt und sozialdemokratischer Politiker. García war Perus Staatspräsident von 1985 bis 1990 und wurde im Juni 2006 erneut in dieses Amt gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Biografische Daten

Alan García wurde am 23. Mai 1949 als Sohn einer Familie der peruanischen Mittelklasse geboren. Bereits seine Familie war eng mit der ehemals linken Partei APRA verbunden. García besuchte die Schule am Colegio Nacional José María Eguren im Stadtviertel Barranco von Lima.

Sein Vater war Parteisekretär während der Regierungszeit des Generals Manuel A. Odría, als die APRA für illegal erklärt wurde. Er wurde ins Gefängnis geworfen und sah seinen eigenen Sohn erstmals im Alter von fünf Jahren. Noch als Grundschüler trat Alan García der Jugendorganisation der APRA bei. Mit siebzehn Jahren erhielt er den Mitgliedsausweis der Partei.

Präsidentschaft 1985-1990

Am 14. April 1985 wurde Alan García mit 45 % der Stimmen zum peruanischen Präsidenten gewählt. Obwohl die peruanische Verfassung bei Verfehlen der absoluten Mehrheit eine Stichwahl vorsah, wurde García aufgrund des Verzichts des zweitplatzierten Kandidaten, Alfonso Barrantes Lingan, zum Sieger erklärt. Er war zu diesem Zeitpunkt erst 35 Jahre alt und der erste von der APRA gestellte Präsident seit Parteigründung.

Seine Regierung war stark umstritten. Auch wenn er in den ersten Jahren durch seine Jugendlichkeit und gleichzeitige Autorität beeindruckte, werden die Ergebnisse insbesondere seiner Wirtschaftspolitik als schädlich und als ursächlich für die bisher größte ökonomische Krise seines Landes angesehen.

Die Wirtschaftspolitik Garcías war von starker staatlicher Kontrolle wie auch von überhöhter Ausgabe neuen Geldes geprägt. Gleichzeitig wurden die Ratschläge des Internationalen Währungsfonds (IWF) abgewiesen und die Rückzahlung von Auslandsschulden auf 10 % der peruanischen Exporterlöse begrenzt. Dies führte zu Verzögerungen bei der Ratenbegleichung und zur Aussetzung der Förderung durch den IWF im Jahre 1986.

Ein weiteres Problem seiner Regierung war der bewaffnete Kampf des Sendero Luminoso, der unter Präsident Fernando Belaúnde Terry begonnen hatte, aber unter García in den Jahren 1986 und 1988 seinen Höhepunkt erreichte. Unter dem Vorwand der Guerilla-Bekämpfung gingen die peruanischen Streitkräfte brutal gegen die Zivilbevölkerung vor. Am 19. Juli 1986 kam es zur Tötung meuternder politischer Gefangener in mehreren Gefängnissen Limas. In diesem Zusammenhang wurde García persönlich verantwortlich gemacht. Ein diesbezügliches Verfahren wurde von der peruanischen Justiz allerdings eingestellt.[1]

Der Verfall seiner Regierungsautorität begann mit dem Versuch, das Bankenwesen zur Kontrolle der eingesetzten Hyperinflation zu verstaatlichen. Diese erreichte 1722 % im Jahre 1988 und 2776 % im darauf folgenden Jahr. Zu Beginn des Jahres 1990 sprang dieser Indikator gar auf 7649 %. Die peruanische Währung Sol wurde zunächst durch den Inti, dann durch den Nuevo Sol ersetzt. Ein Neuer Sol entsprach schließlich einer Milliarde alter Soles.

Zusätzlich weitete sich der Skandal um die Stadtbahn von Lima (tren eléctrico) aus, welche von García wesentlich vorangetrieben wurde. Die finanziellen Mittel für den Bau versickerten in der Umgebung des Präsidenten und dessen Partei, mit Ausnahme einer kleinen Teilstrecke wurde der Bau nie nutzbar. In weiten Teilen Limas stehen heute die Säulen ohne die Verbindungsteile. Gegen García wurde in mehreren Untersuchungsausschüssen und Verfahren direkt ermittelt, zahlreiche Konten bei Offshore-Banken in Mittelamerika entdeckt. Eine letztliche gerichtliche Klärung steht noch aus und wird wahrscheinlich nicht während seiner erneuten Regierungszeit erfolgen.

Bei Antritt des Präsidentenamtes im Jahre 1985 war García wegen seiner jugendlichen, charismatischen Erscheinung, seiner Rednerbegabung und seines offensichtlichen Radikalismus beim Verteidigen der "Interessen des Volkes" sehr populär. Bei seinem Abtritt 1990 hatte sich dies ins Gegenteil verkehrt. Bei der Zeremonie zur Amtsübergabe an seinen Nachfolger Alberto Fujimori war es García nicht möglich, eine letzte Rede ans Volk zu halten, da im Kongress (in dem seine Partei keine Mehrheit mehr besaß) bei seinen Versuchen, das Wort zu ergreifen, lautstarke Tumulte ausbrachen. Protokollgemäß musste er noch vor der Antrittsrede des neuen Präsidenten das Parlamentsgelände verlassen.

Die Zeit nach 1990

Im Jahre 1991 wurde Alan García unter dem Vorwurf der unrechtmäßigen Bereicherung vor Gericht gestellt. Das Verfahren wurde 1992 eingestellt, da die Vorwürfe nicht in sich schlüssig erschienen. García wurde zum Generalsekretär der APRA ernannt. Am 5. April des gleichen Jahres bat García die kolumbianische Regierung um die Gewährung politischen Asyls. Danach hielt er sich in Frankreich auf.

Erst 2001 kehrte García nach Peru zurück. Ihm drohten Strafverfahren wegen Verantwortlichkeit für die Gefangenentötungen von 1986, und neuerlich wegen unrechtmäßiger Bereicherung. Dennoch kam es nie zum Verfahren vor Gericht. Nach einer Phase der Abstinenz von der peruanischen Politik kandidierte er bei den Wahlen von 2001 wieder für das Amt des Präsidenten, unterlag aber im zweiten Wahlgang gegen Alejandro Toledo.

Präsidentschaft ab 2006

Für die Präsidentschaftswahlen 2006 kandidierte García erneut für APRA. Im ersten Wahlgang belegte er mit 20,4 % der Stimmen den zweiten Platz, hauchdünn vor der konservativen Kandidatin Lourdes Flores. Die Stichwahl am 4. Juni gegen den Linksnationalisten Ollanta Humala gewann er mit 53 % der Stimmen. Die Erfüllung seiner Wahlversprechen (soziale Entwicklung im armen Süden, Trinkwasserversorgung, Alphabetisierung) wird schwierig, weil Humalas Partei mit 37 % die stärkste Kraft im Parlament ist (APRA 30 %).

Alan García hat das Präsidentenamt am 28. Juli 2006 übernommen, dem Nationalfeiertag Perus.

Seit seinem Amtsantritt verlor der Präsident zunehmend an Popularität. Seine auf Export ausgerichtete neoliberale Politik führte zu Protesten der Bevölkerung. Im März 2008 ließ er Proteste gegen die Privatisierung des Regenwaldes durch ausländische Unternehmen mit äußerster Brutalität niederschlagen. Nachdem im Oktober 2008 bekannt wurde, dass enge Freunde und Mitarbeiter des Präsidenten in einen Bestechungsskandal verwickelt sind, sah er sich gezwungen, den Ministerrat aufzulösen und alle Ministerposten neu zu besetzen. Hohe Regierungsmitarbeiter hatten "Kommissionen" eingestrichen, damit das norwegische Unternehmen Discover Petroleum Vorzugsbedingungen bei der Ausbeute von peruanischem Erdöl bekommt.[2]

Nachdem im Oktober 2008 Jorge del Castillo Gálvez als Premierminister zurücktrat ernannte García sodann Yehude Simon zu dessen Nachfolger . Siehe auch: Geschichte Perus

Einzelnachweise

  1. M. Daniljuk: Zu Gast bei Freunden. In: amerika21. 21. April 2009. Abgerufen am 22. April 2009.
  2. amerika21: Peru: Schwere Regierungskrise wegen Korruption, 11. Oktober 2008

Weblinks


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