Flugabwehrkanone

Flugabwehrkanone
Mit 8,8-cm-Flak ausgerüstete deutsche Flak-Batterie während des Zweiten Weltkrieges; bei den weißen Ringen am Rohr handelt es sich um Abschussmarkierungen

Unter einer Flugabwehrkanone (auch Fliegerabwehrkanone genannt, kurz Flak) versteht man eine ursprünglich im Ersten Weltkrieg entwickelte Waffe, die zur Flugabwehr gegen Flugzeuge eingesetzt wird. Daraus abgeleitet wurde die Flakartillerie, eine Waffengattung, die neben diesen Geschützen auch Maschinenkanonen verwendete. Kampfkraft und Präzision konnten über die Jahre immer weiter verbessert werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg traten an die Stelle der Flugabwehrkanonen, deren Überforderung bei der Bekämpfung moderner Strahlflugzeuge bald erkennbar war, zunehmend die neuentwickelten Flugabwehrraketen. Da beide Arten von Flugabwehrwaffen sowohl spezifische Vor- als auch Nachteile haben, werden sie heute, wenn möglich, in Kombination eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Frühversuche

Der Einsatz von speziellen Waffen gegen Luftfahrzeuge fand nach heutigem Erkenntnisstand 1870 erstmals während des Deutsch-Französischen Krieges statt. Nach dem Sieg der deutschen Armee bei Sedan wurde Paris belagert, und die französischen Truppen außerhalb der Stadt versuchten, mit Hilfe von Ballons Nachschub in die Stadt zu bringen. Um diese Ballons abzuschießen, wurde bei Krupp ein 20-mm-Geschütz so modifiziert, dass es auf einem Pferdewagen montiert werden konnte und damit mobiler wurde. Über diese Waffe gibt es nur wenige Informationen.

Erster Weltkrieg

Deutsche 3,7-cm-Flak (Musée Royal de l'Armée)

In Deutschland wurde die Entwicklung von Flugabwehrgeschützen schon vor Beginn des Ersten Weltkrieges vorangetrieben. 1909 präsentierte die Firma Krupp eine Anzahl von Varianten ihrer 65-mm-, 75-mm- und sogar 105-mm-Geschütze für die Luftabwehr. Versuche zeigten aber bald, dass normale Feldgeschütze aufgrund ihrer zu niedrigen Geschossgeschwindigkeit und der daher zu stark gekrümmten Flugbahn ungeeignet waren. 1913 und 1914 unternahm das Heer an der Ostsee Schießübungen mit Geschützen der Typen Krupp und Ehrhardt, die auf Pivot-Lafetten 360° schwenkbar waren. Als Hauptziel sahen militärische Taktiker zunächst weniger das gegnerische Flugzeug, sondern den Fesselballon oder das Militärluftschiff, daher setzte sich anfänglich die Bezeichnung BAK für Ballonabwehrkanone durch.

In anderen Ländern glaubte man damals noch nicht, dass Flugzeugen eine wichtige Rolle bei militärischen Konflikten zukommen könnte, wurde jedoch bald nach Kriegsbeginn durch die französischen Flieger eines Besseren belehrt, die mit Hilfe von kleinen Aufklärungsflugzeugen erstaunlich genaue Artillerieschläge leiteten. Alle Armeen setzten daher bald gegen Flugzeuge ihre kleineren Geschütze bis etwa 75 mm ein, die meist einfach aufgebockt wurden, damit das Rohr in den Himmel zeigte. Die britische Armee entwickelte eine komplett neue Waffe des Kalibers 3 Zoll.

Allgemein erwiesen sich diese Ad-hoc-Lösungen jedoch als größtenteils unwirksam. Ohne Erfahrung in der Bekämpfung von Luftzielen und ohne Möglichkeit, die Lage ihrer Salven genau festzustellen, waren die Artilleristen überfordert, da sie die Höhe des Ziels nur schätzen konnten. Der größte Teil des Abwehrfeuers lag weit unter dem Ziel. Die Ausnahme zu dieser Regel bildeten die Geschütze, die durch Aufklärungsballons unterstützt waren. In diesem Fall konnte die Höhe des Ziels sehr genau durch die Länge des Fesselkabels, das den Ballon hielt, festgestellt werden. Die Krupp-Geschütze wurden später mit einem optischen Zielsystem ausgerüstet, das ihre Trefferquote deutlich verbesserte, andere Armeen setzten diese Techniken jedoch vorerst nicht ein.

Als Flugzeuge auch zu taktischen Angriffen gegen Bodenziele genutzt wurden, erwiesen sich die großen Geschütze als zu schwerfällig, um auf die sich schnell bewegenden Flugzeuge gerichtet zu werden. Vorerst setzten die Truppen zur Flugabwehr ihre regulären Maschinengewehre ein, jedoch begann recht bald die Entwicklung kleinerer Kanonen; so beispielsweise bei den Briten, die basierend auf einem 1-Pfünder-(37-mm)-Geschütz eine Flugabwehrwaffe mit Munitionsversorgung über einen Gurt einführten. Das deutsche Heer benutzte im Gegenzug eine schnellfeuernde 3,7-cm-Maschinenkanone. Diese Kurzstreckenwaffen erwiesen sich als weit zielgenauer. Als der Krieg sich seinem Ende näherte, war klar, dass die Fähigkeit, Flugzeuge abzuschießen, ernsthaftere Ansätze erfordern würde.

Zweiter Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg hatte gezeigt, dass der Luftraum zu einem wichtigen Teil des Schlachtfeldes geworden war. Als die Fähigkeiten der Flugzeuge, speziell durch bessere Motoren, weiter verbessert wurden, wurde klar, dass ihre zukünftige Rolle im Kampf eine viel umfassendere sein würde als zuvor.

In den frühen 1930er-Jahren entwickelten die meisten Länder spezielle Flugabwehrgeschütze. Häufig wurden mehrere Maschinengewehre zur Erhöhung der Feuerkraft zu einem Abwehrgeschütz zusammengefasst. Während Briten und US-Amerikaner traditionell den Schutz ihrer Flotte im Auge hatten, entwickelten andere Länder die Geschütze zum Schutz von Bodentruppen.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden in Deutschland Flakturmanlagen entwickelt, die aus einem Leit- und einem Gefechtsturm bestanden, da im eng bebauten Stadtgebiet eine Erhöhung der Position notwendig war. Darunter befanden sich Bunkeranlagen, unter anderem für die Zivilbevölkerung.

Deutschland

Auch in Deutschland wurde eine Reihe neuer Flugabwehrgeschütze entwickelt, unter anderem ein 20-mm-Schnellfeuergeschütz für niedrige und ein 37-mm-Geschütz für niedrige und mittlere Höhen. Mitte der 1930er-Jahre galt das 20-mm-Geschütz bereits als zu schwach gegen die zunehmend schnelleren Flugzeuge, aber anstatt ein neues Geschütz zu entwickeln, montierte Krupp vier dieser 20-mm-Kanonen auf eine gemeinsame Lafette, wodurch die Feuerkraft erheblich verstärkt wurde. Am Ende des Krieges war die 20-mm-Kanone längst nicht mehr ausreichend, aber da die 37-mm-Variante nur begrenzt verfügbar war und ein neues System auf Basis der 30-mm-MK 103 nie weite Verbreitung erlangte, konnte auf sie nicht verzichtet werden.

Eine „Acht-Acht“ im Erdeinsatz

Der Bedarf an Luftabwehr für große Höhen sollte ursprünglich durch einen verbesserten 75-mm-Entwurf von Krupp erfüllt werden, aber der Anforderungskatalog wurde später dahingehend geändert, dass nun höhere Leistung gefordert war. Krupps Ingenieure arbeiteten daher mit Bofors in Schweden zusammen, um ein 88-mm-Geschütz zu entwickeln, die Flak 18. Die grundlegende Entwicklung war bereits zum Ende des Ersten Weltkrieges abgeschlossen. Die Flak 18 besaß unter anderem ein schnelles, halbautomatisches Ladesystem und ein teilbares Rohr, wodurch das stärker verschlissene Rohrteil ausgetauscht werden konnte. Die umgangssprachlich „Acht-Acht“ genannten Kanone sollte eines der bekanntesten Geschütze des Zweiten Weltkrieges werden. Während ihrer ersten Einsätze im Spanischen Bürgerkrieg erwies sich die Kanone sowohl als eines der besten Luftabwehrgeschütze der Welt, als auch als besonders wirksam gegen Panzer. Vor allem im Erdeinsatz zeigte sich diese Waffe bis zum Erscheinen verbesserter Panzerabwehrkanonen als einzige wirksame Waffe gegen schwere Panzer und war in dieser Rolle vor allem bei den Alliierten bekannt und gefürchtet. Aufgrund ihrer hohen Durchschlagsleistung wurde eine modifizierte Version der „Acht-Acht“ als Kampfwagenkanone in den Panzerkampfwagen Tiger und als verlängerte Variante in den Tiger II eingebaut. Die Schuss- und Durchschlagleistung der Flugabwehrkanone wurde hauptsächlich durch Weiterentwicklung der Munition und Verlängerung des Rohres verbessert. Die am Ende leistungsfähigste Version − die 8,8-cm-Flak 41 − hatte eine Kadenz von bis zu 10 Schuss pro Minute und galt als leistungsfähigste deutsche Flugabwehrkanone.

Flak-Treffer, hier bei einer B-24

Dem hohen Verlust der alliierten Bomberverbänden stand ein hoher Materialeinsatz gegenüber: der Generalquartiermeister der Luftwaffe errechnete für den Abschuss eines viermotorigen Bombers einen Verbrauch von 16.000 Schuss mit der „8,8cm-Flak 36“ und 8.500 Schuss mit der „8,8cm-Flak 41“. Die 10,5-cm-Flak 38 benötigte im Schnitt 6.000 Schuss und die schwere 12,8-cm-Flak 40 3.000 Schuss.[1]. Nach den Dambuster-Angriffen 1943 wurde ein neues System entwickelt, um niedrig anfliegende Flugzeuge zu bekämpfen. Zunächst wurden Versuche mit einer 50-mm-Kanone durchgeführt; da sich diese jedoch als ungenau erwies, wurde sie später durch eine 55-mm-Variante ersetzt. Das System nutzte ein zentrales Kontrollsystem, das sowohl Such- als auch Feuerleitradar enthielt, den Zielpunkt für die Geschütze errechnete und entsprechende Steuerkommandos an die hydraulischen Antriebe der Geschütze sendete. Die Besatzung musste lediglich die Geschütze nachladen und die Ziele wählen. Das System war für den damaligen Stand der Technik sehr modern und befand sich am Ende des Krieges in der letzten Entwicklungsphase.

Ab 1943 wurden zur Unterstützung der Flaksoldaten klassenweise die Oberschüler[2] der Jahrgänge 1926 bis 1928 eingezogen. Diese Flakhelfer, offiziell Luftwaffenhelfer genannt, wurden an allen damals verwendeten Geräten und Waffen zum Schutz des Reichsgebietes eingesetzt.

Leichte Flak

Mittlere Flak

Schwere Flak

Funkmessgeräte (Radar)

Flakumwertegerät Malsi

Das nach dem Major d.R. Georg Malsi benannte Flakumwertegerät konnte beim Ausfall des Kommandogerätes zur Ermittlung der Einstellwerte der Geschütze genutzt werden. In besonderen Situationen – beispielsweise bei Tiefangriffen – konnte das Gerät Werte für Sperrfeuer ermitteln. Alle Werteübertragungen an die Geschütze erfolgten mittels Kehlkopfmikrophonen.

Das Gerät stand in der sogenannten „Umwertung“ innerhalb des Gefechtstandes. In diesem geschützten Raum befanden sich außerdem

  • die Nachrichtenzentrale als Verbindungsstelle zur Flakgruppe,
  • eine Glastafel mit dem sogenannten Jägergradnetz zur Verfolgung der einfliegenden Feindflugzeuge
  • und der Messtisch zur Darstellung der selbst aufgefassten Ziele.

Neben der Malsiumwertung wurde auch die sogenannte „Hutzenlaubumwertung“ für die Steuerung von Flakgeschützen und Scheinwerfern eingesetzt. Auch hier erfolgte die Datenübertragung mit drei Werten über die Fernsprechleitung und wurde mit dem Kehlkopfmikrofon aufgenommen und verarbeitet. Die Hutzenlaubumwertung steuerte Flakgeschütz und Scheinwerfer über ein 108-adriges Kabel bei Bedarf automatisch.

Großbritannien

Zu Beginn des Krieges hatte England gerade mit der zögerlichen Erneuerung der Luftabwehrsysteme begonnen, u. a. auch mit einer 90-mm-Kanone, die die alten 3-Zoll-Geschütze aus der Zeit des Ersten Weltkriegs ergänzten. Beide wurden mit optischen Zielsystemen ausgerüstet. Wie im Deutschen Reich wurde auch hier zunächst mit 20-mm-Designs experimentiert; man kam jedoch ebenfalls zu dem Schluss, dass diese Systeme gegen moderne Flugzeuge nur begrenzt brauchbar waren.

Die britische Lösung bestand aus einer 40-mm-Kanone, die ebenfalls auf dem Bofors-Design basierte. Mit ihr konnten Flugzeuge jeder Größe abgeschossen werden, sofern diese sich innerhalb der Reichweite von 4000 Metern befanden. Das Geschütz war aber trotzdem leicht genug, um es mobil machen und einfach schwenken zu können. Dieses Geschütz wurde für die Briten so wichtig, dass sie sogar einen Film darüber produzierten (The Gun), um die Arbeiter an den Fließbändern besser zu motivieren.

Im Praxiseinsatz ergab sich das Problem, dass eine akkurate Entfernungseinschätzung und Verfolgung der neuen Hochgeschwindigkeitsziele fast unmöglich war – auf kurze Entfernung war der benötigte Vorhalt so klein, dass er manuell geschätzt werden konnte; bei sehr großen Entfernungen ist die scheinbare Geschwindigkeit des Ziels so gering, dass ein simpler Rechenschieber ausreichte. Dazwischen bekam man ernsthafte Probleme.

Die Lösung war die Automatisierung in Form eines mechanischen Computers, des Kerrison Director. Der Geschützbediener hielt diesen auf das Ziel ausgerichtet, und der Director berechnete den korrekten Zielpunkt und zeigte ihn mit Hilfe eines auf dem Geschütz montierten Zeigers an. Die Besatzung folgte dann einfach dem Zeiger und lud das Geschütz nach. Der Kerrison Director ebnete den Weg für die spätere Anwendung von Radar; zunächst zur Entfernungsmessung, später auch zur Verfolgung.

Sowjetunion

Sowjetische 85-mm-Flak

Die Rote Armee nutzte während des Zweiten Weltkrieges Flakgeschütze im Kaliber von 25, 37, 76 und 85 mm. Hauptmodelle waren:

Das überschwere DSchK-Maschinengewehr mit einem Kaliber von 12,7 mm und der Maxim-Maschinengewehr-Vierling wurden ebenfalls für Luftabwehrzwecke verwendet.

USA

M51-Vierlings-MG der USA als gezogene Version (Militärmuseum Diekirch)

Auf dem europäischen Kriegsschauplatz wurden Flakgeschütze während des Zweiten Weltkrieges von der US-Armee auch zum Schutz der Bodentruppen eingesetzt. Ein Vierfach-Maschinengewehr des Kalibers .50 (12,7 mm) wurde dazu häufig auf ein Halbketten-Fahrzeug M16 montiert; das dadurch zum M16 AA wurde (im Englischen bezeichnet man Flak als AA was für anti-aircraft stand). Ihre noch geringere Wirkung als die der deutschen 20-mm-Geschütze machten sie zum Teil durch ihre hohe Verfügbarkeit wett. Die größeren 90-mm-Kanonen erwiesen sich wie die deutsche Acht-Acht als exzellentes Panzerabwehrgeschütz und wurden noch lange nach dem Krieg in dieser Rolle eingesetzt. Kurz vor Kriegsende wurde noch ein neues 120-mm-Geschütz mit einer beeindruckenden Gipfelhöhe von 14.600 Metern eingeführt, das ebenfalls bis weit in die 1950er-Jahre genutzt wurde.

Große Bedeutung hatte die US-amerikanische Flugabwehr im Seekrieg gegen Japan, wo etwa die 40-mm-Bofors-Geschütze, oft mit automatisierter Vorhaltbestimmung, gegen die japanischen Marineflieger mit Erfolg eingesetzt wurden.

Den US-Amerikanern gelang es als einziger Macht im Zweiten Weltkrieg, funktionsfähige Annäherungszünder für Flakgranaten in Massenproduktion herzustellen und in Geschosse bis hinunter zu einem Durchmesser von 3 Zoll einzubauen. Diese wurden bis kurz vor dem Kriegsende aus Angst vor Entdeckung des Geheimnisses durch den Feind nur über See oder über eigenem Territorium verwendet. Die an Großbritannien gelieferten Zünder erhöhten die Abschussrate von V1-Flugbomben deutlich.

Nachkriegszeit bis heute

Analysen hatten ergeben, dass trotz moderner Luftabwehrsysteme auf beiden Seiten etwa 90 % der feindlichen Bomber ihr Ziel erreichten. Während des Krieges war dies schlecht, aber durch die Verbreitung der Atombombe war es nun bereits inakzeptabel, wenn auch nur ein einziger Bomber zu seinem Ziel gelangte.

Eine kurze Zeit lang wurden auch nach dem Krieg die Luftabwehrgeschütze verbessert. Besonders die Streitkräfte der Vereinigten Staaten richteten ein großes Luftabwehr-Netzwerk um die größeren Städte ein, das aus radargesteuerten 90- und 120-mm-Geschützen bestand. Da Flakgeschütze aber selbst gegen propellergetriebene Bomber wenig erfolgreich waren, verließ man sich zur Flugabwehr bald fast ausschließlich auf Abfangjäger.

Im Nachkriegs-Deutschland wurden bis Mitte der 1990er-Jahre zum aktiven Flugplatz- und Objektschutz 20-mm-Maschinenkanonen Rheinmetall in ein- und doppelläufigen Ausführungen eingesetzt.

Dies änderte sich mit der Einführung der Flugabwehrrakete. Obwohl die Deutschen bereits während des Krieges in dieser Richtung geforscht hatten, kamen keine einsatzbereiten Exemplare zustande – mit Ausnahme der „Jagdfaust“-Raketen, die auf Maschinen vom Typ Me-163 „Komet“ montiert waren, sowie der von Me-262 eingesetzten ungelenkten R4M-Raketen. Selbst wenn die vorhandenen bodengestützten Luftabwehrraketen praktisch verwendbar gewesen wären, hätten sie durch vorhandene britische Gegenmaßnahmen wohl leicht abgelenkt werden können. Nach einigen weiteren Jahren der Entwicklung reiften diese Systeme jedoch zu wichtigen Waffen heran. Die USA ersetzten ihre Flugabwehrgeschütze bald durch die Nike-Ajax-Rakete.

Eine weitere Entwicklungsrichtung der Geschütze sind Nahbereichsverteidigungssysteme, die automatisch Flugkörper bis hin zu Raketen und Artilleriegeschossen abfangen sollen. Als Vertreter können das US-amerikanische Phalanx CIWS oder das deutsche in der Entwicklung befindliche Nächstbereichschutzsystem MANTIS genannt werden.

Vor- und Nachteile von Geschützen und Raketen

Seit der Einführung zuverlässiger Kurzstreckenraketen kann ein allmählicher Wechsel von Geschützen zu Raketen auch für Kurzstreckenwaffen beobachtet werden. Ursprünglich konnten Raketen nur weitreichende Flakgeschütze ersetzen, aber ab den 1960er-Jahren waren sie dann klein genug, um auch auf mittlere Entfernung ausreichend treffsicher zu sein. Heute werden durch tragbare Raketen der Typen SA-7, SA-14 und FIM-92 Stinger auch die kleinsten Luftabwehrgeschütze ersetzbar.

35-mm-Flak-Panzer Gepard

Die Bundeswehr besaß mit dem Gepard bis 2010 einen der modernsten Flakpanzer, der mit zwei 35-mm-Maschinenkanonen mit einer Reichweite von bis zu 5000 Metern bestückt war und über ein hochentwickeltes Feuerleitsystem verfügte.

Wegen bestimmter taktischer Merkmale werden auch heute noch Luftabwehrgeschütze eingesetzt. Aus Kostengründen sind sie vor allem in weniger entwickelten Ländern verbreitet; ein Beispiel hierfür ist der ZSU-23-4.

Den Flak-Geschützen bleiben noch einige Vorteile gegenüber Flak-Raketen. Darunter fallen: die Fähigkeit zur Selbstverteidigung gegen Bodentruppen, die relative Unempfindlichkeit gegen Störmaßnahmen, die kostengünstigere und einfacher im Fahrzeug unterzubringende Munition, schnellere Reaktion als Raketen (das Aufschalten entfällt).

Ein besonderes Merkmal insbesondere von Mehrfachgeschützen ist die systembedingte Streuung der Geschossbahnen bei hoher Schussfolge (Kadenz), die eine besondere Genauigkeit beim Richten der Geschütze entbehrlich macht. Damit können Geschütze Sperrfeuer schießen, um gewählte Luftbereiche unpassierbar zu machen, diese Methode wird heute zum Feldlagerschutz eingesetzt.

Munition

Die meisten Flugabwehrkanonen verschießen gegen Luftziele Explosivmunition. Die Wahrscheinlichkeit eines direkten Treffers im Ziel ist meist gering. Eine Verbesserung der Trefferquote wird durch eine gewollt erhöhte Streuung der Geschütze erreicht. Der in die Geschosse eingebaute Zünder löst die Explosion allgemein in den folgenden drei Fällen aus:

  • Bei einem direkten Treffer durch Annäherungs- oder Aufschlagzünder
  • Bei Detonation nahe dem Ziel durch Annäherungszünder,
  • Nach Ablauf einer einstellbaren Flugzeit durch Zeitzünder, welche die Geschosse möglichst nah am Ziel detonieren lassen soll.

Granaten mit Aufschlag- oder Annäherungszünder haben meistens einen zusätzlichen Zerlegerzünder, damit eigene Truppen nicht durch herabfallende Granaten gefährdet werden.

In der Regel wird die nötige Zünderlaufzeit vom Feuerleitsystem unmittelbar vor dem Abfeuern automatisch eingestellt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges statteten zunächst die Briten ihre Flakgranaten größeren Kalibers auch mit einer Art miniaturisiertem Radarsensor aus, der bei Annäherung an das Ziel die Detonation automatisch auslöste. Mit dieser Technik wurde beispielsweise die deutsche V1 bekämpft.

Zur Bekämpfung von Bodenzielen stehen oft auch andere Munitionsarten zur Verfügung, beispielsweise panzerbrechende Geschosse. Bei sehr kleinkalibrigen Flugabwehrwaffen kommen Vollgeschosse manchmal auch gegen Luftziele zum Einsatz, so zum Beispiel bei der amerikanischen Phalanx CIWS. Hier ist einerseits durch die hohe Feuergeschwindigkeit die Trefferwahrscheinlichkeit höher, andererseits würden die Splitter nur geringe Wirkung erzielen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ralf Schabel: Die Illusion der Wunderwaffen. Oldenbourg Verlag, ISBN 978-3-486-55965-1, S. 260.
  2. Oberrealschulen und Realgymnasien wurden im Dritten Reich 1937-1945 reichseinheitlich umbenannt in "Oberschule". Sie führten zum Abitur

Literatur

Weblinks

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