Florian Henckel von Donnersmarck

Florian Henckel von Donnersmarck

Florian Graf Henckel von Donnersmarck, vollständiger Name Florian Maria Georg Christian Graf Henckel von Donnersmarck[1] (* 2. Mai 1973 in Köln) ist ein Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent. Er entstammt dem altschlesischen Adelsgeschlecht Henckel von Donnersmarck und besitzt neben der deutschen auch die österreichische Staatsbürgerschaft. 2007 wurde sein Spielfilm Das Leben der Anderen mit dem Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familie

Donnersmarck gehört einer gräflichen Linie des Hauses Henckel von Donnersmarck an. Seine Eltern sind der Lufthansa-Manager Leo-Ferdinand Graf Henckel von Donnersmarck und dessen Frau Anna-Maria (geborene von Berg). Donnersmarck ist von der Seite seines Vaters her ein Neffe von Gregor Henckel-Donnersmarck[2] und ist ein Onkel vierten Grades von Karl-Theodor zu Guttenberg.[1]

Donnersmarck ist mit der Juristin Christiane Henckel von Donnersmarck (geborene Asschenfeldt) verheiratet und hat mit ihr drei Kinder.

Eindrücke und Anfänge

Donnersmarck verbrachte seine Kindheit und seine Schulzeit in New York (sechs Jahre), Berlin (drei Jahre), Frankfurt am Main (vier Jahre) und Brüssel (vier Jahre). Er legte das internationale Abitur mit einem Durchschnitt von 1,0[3] in Brüssel[4] ab, verbrachte dann zwei Studienjahre in Sankt Petersburg und arbeitete danach kurz als Russischlehrer.

Er studierte von 1993 bis 1996 am New College in Oxford Philosophie, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre.

Laufbahn beim Film

Donnersmarck wechselte mit einem Regie-Praktikum bei Richard Attenborough zum Film. Er schaffte die Aufnahmeprüfung an die Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF München). Dort drehte er die Kurzfilme Dobermann (1998) und Der Templer (2002). Dobermann erhielt den begehrten Preis für den "Besten Kurzfilm" beim Filmfestival Max Ophüls Preis sowie den Shocking Shorts Award von 13th Street, was Donnersmarck eine Teilnahme am Universal Studios Filmmasters Program in Hollywood einbrachte.

Donnersmarck hielt sich einige Zeit in Stift Heiligenkreuz bei Wien auf, um seinen ersten Langfilm Das Leben der Anderen zu schreiben und vorzubereiten. Am 28. Oktober 2007 wurde er im Stift Heiligenkreuz mit einem Festakt für seinen Oscar geehrt.[5]

Das Leben der Anderen

Donnersmarcks erster Langfilm Das Leben der Anderen (Buch und Regie, sein Abschlussfilm an der HFF München) beschäftigt sich mit den Verbrechen der DDR-Staatssicherheit. Er kam am 23. März 2006 in die deutschen Kinos und wurde im Juli 2006 mit dem Deutschen Filmpreis (in sieben Kategorien bei elf Nominierungen), dem Bayerischen Filmpreis (in vier Kategorien) und dem Europäischen Filmpreis (in drei Kategorien) ausgezeichnet. Am 25. Februar 2007 wurde Das Leben der Anderen in Los Angeles mit dem Oscar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet.

René Pollesch setzt sich in seinem Theaterstück L'affaire Martin!…, das im Großen Haus der Volksbühne Berlin uraufgeführt wurde, mit der Motivation Donnersmarcks auseinander, den Stoff von Das Leben der Anderen aufzugreifen.[6][7]

The Tourist

2010 folgte sein zweiter Spielfilm, der romantische Thriller The Tourist mit Angelina Jolie und Johnny Depp,[8] ein Remake des französischen Thrillers Anthony Zimmer (Fluchtpunkt Nizza) aus dem Jahr 2005. The Tourist war für drei Golden Globe Awards nominiert (Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin) und wurde ein großer Kassenerfolg. Weltweit spielte der Film bislang über 270 Millionen US-Dollar an den Kinokassen ein[9].

Der Spiegel brachte anlässlich des Films eine 6-seitige Geschichte über Donnersmarck mit dem Titel Unter Genieverdacht [10], prophezeite aber "die Kritiker werden nicht jubeln wie damals bei Das Leben der Anderen, die Erwartungen sind zu groß. Jetzt geht es vor allem darum, 200 Millionen Dollar weltweit einzuspielen.[11]". Die Prophezeiung erwies sich teils als richtig, teils als falsch, die führende deutsche Fachzeitschrift Blickpunkt:Film schrieb in seiner Filmkritik über Donnersmarcks Hollywood-Debüt: [es] erweist sich der deutsche Filmemacher abermals als souveräner, absolut stilsicherer Filmemacher, der es versteht, seine charmant aufspielenden Stars (Johnny Depp, Angelina Jolie) ebenso strahlend in Szene zu setzen wie die handverlesenen Locations in Paris und Venedig. Old School wirkte selten so sinnlich und modern wie hier[12]. Die größte Filmzeitschrift Cinema urteilte, "[der] Spagat zwischen Spannung und Komödie gelingt ohne Probleme", lobte die Action-Szenen als "elegant gefilmt" und kam zu folgender Schlussfolgerung: The Tourist ist kein kurzweiliger Blockbusterthrill, der mit explosiven Schauwerten das Adrenalin sprudeln läßt. Vielmehr ist der Film eine distinguierte und geruhsam erzählte Liebeserklärung an die Lagunenstadt und das Hollywood-Kino der 50er- und 60er- Jahre - geschmackvoll, kultiviert und glamourös.[13]"

Die amerikanischen Kritiken waren allerdings vernichtend, so bescheinigte etwa ein Kritiker Donnersmarck in Anspielung auf die Thomas Mann Novelle und den Hauptschauplatz des Films den "Tod in Venedig" [14].Auch in Deutschland wurde der Film von der Kritik tendenziell negativ aufgenommen.[15]

Filmografie

  • 1997: Mitternacht (Kurzfilm, mit Sebastian Henckel von Donnersmarck)
  • 1998: Das Datum (Kurzfilm, mit Sebastian Henckel von Donnersmarck)
  • 1999: Dobermann (Kurzfilm)
  • 2002: Der Templer (Kurzfilm, mit Sebastian Henckel von Donnersmarck)
  • 2003: Großstadt Schocker / Petits mythes urbains (Regie einer Episode)
  • 2005: Das Leben der Anderen (Regie, Drehbuch, Co-Produktion)
  • 2010: The Tourist (Regie, Drehbuch)

Auszeichnungen

  • 2008
    • César für Das Leben der Anderen als Bester ausländischer Film
  • 2009
    • Bambi in der Kategorie Deutsche in Hollywood[16]

Orden und Ehrungen

Literatur

  • Florian Henckel von Donnersmark: Das Leben der Anderen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-518-45908-2
  • Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser. Band X. C. A. Starke, Limburg 1981 (Artikel Henckel von Donnersmarck)
  • Deutsches Geschlechterbuch. Band 171. C.A.Starke, Limburg 1975 (Artikel Asschenfeldt)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Graf Florian Maria Georg Christian Henckel von Donnersmarck – Relationship to Freiherr Karl Theodor von und zu Guttenberg. Genealogics.org
  2. And the Oscar goes to ... Kath.net, 24. Januar 2007
  3. Hanns-Georg Rodek: Donnersmarcks Erfolgsrezept. Die Welt, 26. Februar 2007
  4. Kino.de: Portrait von Florian Henckel von Donnersmarck, abgerufen am 12. Januar 2011
  5. Ein Oscar "aus" Heiligenkreuz. Stift-Heiligenkreuz.org
  6. Christina Tilmann: Wer ist Florian Henckel von Donnersmarck? Der Tagesspiegel, 26. Februar 2007
  7. Schlesier kriegen keine Lolas. Die Tageszeitung, 13. Oktober 2006
  8. Donnersmarck dreht mit Angelina Jolie in Paris. Die Welt, 24. Februar 2010
  9. http://boxofficemojo.com/movies/?id=tourist.htm
  10. http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,733125,00.html
  11. http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,733125-3,00.html
  12. http://www.mediabiz.de/film/firmen/programm/the-tourist/116576
  13. http://www.cinema.de/kino/filmarchiv/film/the-tourist,4326240,ApplicationMovie.html
  14. Kritik The Tourist. epd Film
  15. US-Kritik "vernichtet Donnersmarck-Film". Spiegel, 10. Dezember 2010
  16. Bisher bekannte Bambi-Preisträger 2009. In: Naumburger Tageblatt online, 24. November 2009
  17. Neues Mitglied der Oscar-Akademie. Süddeutsche Zeitung, 18. Juni 2007

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