Alain Juppe

Alain Juppe
Alain Juppé (2008)

Alain Juppé [aˈlɛ̃ ʒyˈpe] (* 15. August 1945 in Mont-de-Marsan) ist ein französischer Politiker der gaullistischen Strömung.

Seine politische Laufbahn begann Juppé als Redenschreiber für Jacques Chirac, in den 80er Jahren war er ebenfalls Minister in dessen Regierung. Zudem hatte er vom 30. März 1993 bis 11. Mai 1995 unter Édouard Balladur das Amt des Außenministers inne und war vom 18. Mai 1995 bis zum 2. Juni 1997 Premierminister. Am 18. Mai 2007 wurde er zum Staatsminister (Vizepremierminister), Minister für Umwelt, nachhaltige Entwicklung, Energie und Verkehr unter François Fillon ernannt. Am 17. Juni 2007 gab er jedoch den Rücktritt von seinem Amt bekannt, da er bei den Parlamentswahlen in Frankreich im Juni 2007 kein Mandat erhalten konnte. Zum neuen Vizepremierminister und Minister für Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Raumplanung wurde am 18. Juni 2007 Jean-Louis Borloo ernannt.

Inhaltsverzeichnis

Schulischer Werdegang

Alain Juppé ist der Sohn von Marie (1910–2004) und Robert Juppé, beide Anhänger der konservativen Gaullisten.

Seine Schulzeit im Gymnasium Victor Duruy in Mont-de-Marsan (Landes) ist sehr erfolgreich. Mit 17 Jahren besteht er sein Abitur. Im Pariser Gymnasium Louis-le-Grand bereitet er sich für die École Normale Supérieure (ENS) vor, in die er 1964 aufgenommen wird. Darauf folgen Studienjahre in den Instituts d’études politiques (IEP) (1968) und der École nationale d’administration (ENA) (1970–1972), die kurzzeitig durch seinen Militärdienst (1969–1970) unterbrochen werden.

Politischer Werdegang

Alain Juppé und Lionel Jospin am 3. Juni 1997

Alain Juppé gibt zu, bei der Präsidentschaftswahl 1969 für Alain Krivine (Ligue Communiste) gestimmt zu haben. Von 1972 bis 1976 ist er Finanzinspektor. Im Jahre 1976 wird er enger Mitarbeiter von Premierminister Jacques Chirac.

Im gleichen Jahr stellt er sich ohne Erfolg der Wahl zur Französischen Nationalversammlung in Mont-de-Marsan als Kandidat des Rassemblement pour la République (RPR). Danach arbeitet er an der Seite des Pariser Bürgermeisters Jacques Chirac. Im Jahre 1979 wird er in den Landesvorstand der RPR gewählt und zum Assistenten der Finanzleitung und Wirtschaftangelegenheiten der Stadt Paris ernannt.

Vom 20. März 1986 bis zum 10. Mai 1988 bekleidet er das Amt des Ministers des Staatshaushalts. Vom 30. März 1993 bis zum 18. Mai 1995 übt er unter der Regierung Édouard Balladur das Amt des Außenministers aus.

Mit dem Sieg Jacques Chiracs im Mai 1995 wird Alain Juppé zum Premierminister ernannt. Im Juni des Jahres 1995 wird er zusätzlich noch zum Bürgermeister der Stadt Bordeaux gewählt und ersetzt damit seinen Vorgänger Jacques Chaban-Delmas, der dieses Amt seit 1947 innehatte.

Am 16. Juni 2002 wird er zum Abgeordneten der 12. Legislaturperiode des Wahlkreises der Gironde gewählt. Er tritt der Union pour un mouvement populaire (UMP) bei und wird kurz darauf deren Vorsitzender.

1989 wird er in das Europaparlament gewählt.

Am 1. Dezember 2004 wird Alain Juppé in Versailles wegen seiner Verwicklung in eine Affäre um illegale Parteienfinanzierung zu 14 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Zugleich wird ihm das passive Wahlrecht für ein Jahr entzogen. Daraufhin ist er gezwungen, alle seine politischen Ämter niederzulegen.

Das Amt des Bürgermeisters von Bordeaux wird von seinem Stellvertreter Hugues Martin übernommen. Vorsitzender der UMP wird Nicolas Sarkozy.

Seit 2006 ist Alain Juppé wieder Bürgermeister von Bordeaux.

Nachdem er am 17. Juni 2007 nicht wieder in die Nationalversammlung gewählt wurde, legte er sein Ministeramt nieder.[1]

Der Fall Juppé

Im Juni 1995 veröffentlicht die satirische Pariser Wochenzeitung Le Canard enchaîné ein internes Dokument der Stadt Paris, das von Alain Juppé unterzeichnet wurde. Darin ordnet er die Herabsetzung des Mietpreises deutlich unter das marktübliche Niveau für die Wohnung seines Sohnes Laurent an. Dessen 189 m² großes Appartement befindet sich in derselben Straße, in der Arbeiten für mehrere Millionen Franc auf Kosten der Steuerzahler verwirklicht werden.

Eine Klage wird durch den Verein der Pariser Steuerzahler eingereicht. Doch das Verfahren wird vom Staatsanwalt Bruno Cotte eingestellt. 1998 wird überprüft, ob Alain Juppé zur Finanzierung des RPR Steuermittel hinterzogen und illegale Parteispenden angenommen hat. Öffentliche Verträge wurden durch das Pariser Rathaus und andere Unternehmen finanziert. Seine persönliche Sekretärin in der RPR bezog ihr Gehalt über ein Unternehmen der Segur-Immobiliengruppe und zusätzlich über die Stadt Paris. Am 30. Januar 2004 wird er durch die Strafkammer des Landgerichts von Nanterre zu 18 Monaten Gefängnis auf Bewährung und zehn Jahren Unwählbarkeit in der Angelegenheit der fiktiven Arbeitsplätze des Pariser Rathauses verurteilt. Juppé legt sofort Berufung ein, die aufschiebende Wirkung hat. Am 1. Dezember 2004 reduziert das Berufungsgericht die Gefängnisstrafe auf vierzehn Monate mit Bewährung und ein Jahr Unwählbarkeit. In der Urteilsbegründung schreiben die Berufungsrichter, es sei bedauerlich, dass Juppé die gesetzlichen Regelungen zur Parteienfinanzierung, für die er selbst im Parlament gestimmt hatte, nicht auch auf seine eigene Partei angewendet habe. Juppé tritt noch am folgenden Tag von seinem letzten politischen Amt als Bürgermeister von Bordeaux zurück.

Quellen

  1. Nachrichten TF1



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