Fleischbrücke

Fleischbrücke
Fleischbrücke, Blick von der Museumsbrücke nach Westen
Fleischbrücke, Blick von der Liebesinsel nach Osten
Das Ochsenportal

Die Fleischbrücke ist eine Steinbogenbrücke, die in Nürnberg die Pegnitz überspannt. Die Straßenbrücke liegt im Verlaufe vom Hauptmarkt und verbindet die Bezirke St. Sebald und St. Lorenz. Das Bauwerk stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und wird zu den bedeutendsten Brückenbauwerken der Spätrenaissance in Deutschland gezählt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die älteste Brücke Nürnbergs an der engsten Stelle der Pegnitz wird um 1200 datiert, die erste urkundliche Erwähnung der Fleischbrücke stammt von 1335. Ein benachbartes Fleischhaus war namensgebend für das Bauwerk. Im Jahr 1418 brannte die Holzkonstruktion ab. 1432 zerstörte ein Hochwasser die neue Brücke, die dann wieder aufgebaut wurde. Im Jahr 1487 wurde die Holzkonstruktion durch eine Steinbrücke mit einem Mittelpfeiler und zwei Bögen ersetzt.

1595 wurde dieses zuvor schon schadhafte Bauwerk durch Hochwasser so stark beschädigt, dass die Stadt beschloss, es abzutragen und durch einen Neubau zu ersetzen. Dieser sollte keinen Mittelpfeiler haben, um das Durchflussprofil nicht zu verkleinern. Außerdem wurde aufgrund des Straßenverkehrs ein flaches Bauwerk angestrebt. Am 1. März 1596 war Baubeginn der flachen einbogigen Steinbrücke. Die Gründung und das Lehrgerüst wurden vom Zimmermannsmeister Peter Carl geplant und ausgeführt, für das Natursteinmauerwerk war der Steinmetzmeister Jakob Wolff zuständig. Die Oberbauleitung hatte der Ratsbaumeister Wolf Jacob Stromer inne, aus dessen Besitz Baumeisterbücher mit unzähligen Brückenentwürfen aus ganz Europa für die Vorplanung und ein Baumodell der Rialtobrücke erhalten geblieben sind. Das Bauwerk war Ende 1598 vollendet und kostete 82.172 Gulden. Im Februar 1599 wurde noch ein seitliches Portal, auf dem ein steinerner Ochse liegt, errichtet.

Seitdem ist die Brücke praktisch unverändert und nicht mehr zerstört worden. Auch den Zweiten Weltkrieg hat sie nahezu unbeschädigt überstanden. 1974 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Eine umfangreiche Instandsetzung des Sandsteinmauerwerks wurde von 2004 bis 2005 durchgeführt.

Am 10. Juni 2011 wurde das Bauwerk von der Bundesingenieurkammer mit dem Titel Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet. Die Ehrentafel wurde am südlichen Ende der Fleischbrücke in Richtung Kaiserstraße angebracht.

Bauwerk

Die Natursteinbogenbrücke besitzt einen flachen Bogen mit einer lichten Weite von 27 und einer Pfeilhöhe von 4,2 Metern, was einem Pfeilverhältnis von 1 zu 6,4 entspricht. Es war zur Zeit der Erbauung die größte Spannweite einer Steinbogenbrücke in Deutschland. Der Bogen hat die Form eines Kreissegmentes mit einem Radius von 23,8 Metern. Die Gesamtlänge des Bauwerks (einschließlich Widerlager) beträgt 61 Meter bei einer Breite von 15,3 Meter, die Scheiteldicke ist 1,35 Meter. Das Mauerwerk besteht aus rötlichem Burgsandstein, der im Kornberg des Wendelsteiner Höhenzuges gebrochen wurde. Aufgrund des flachen Bogens sind zur Aufnahme der großen Horizontalkräfte massive gemauerte Widerlager vorhanden, die auf über 2000 gerammten Holzpfählen gegründet sind. Eine Besonderheit sind 400 Schrägpfähle, eine im 16. Jahrhundert sehr selten angewandte Bauweise. Von gleicher Konstruktionsart wie die Fleischbrücke ist die Rialtobrücke in Venedig. Diese hat allerdings unter anderem einen wesentlich steileren Bogen (Pfeilverhältnis 1 zu 4,5) und eine andere Gestaltung, weshalb sie nach Kaiser [1] kein Muster oder Vorbild für die Fleischbrücke ist.

Das Bauwerk ist einfach und klar gestaltet und wird neben dem Ochsenportal mit der lateinischen Inschrift „Omnia habent ortus suaque in crementa sed ecce quem cernis nunquam bos fuit hic Vitulus“ („Alle Dinge haben einen Anfang und ein Wachstum, aber siehe: Niemals ist der Ochse, den du hier siehst, ein Kalb gewesen“) nur noch durch die in Brückenmitte an den Rändern vorhandenen zwei Kanzeln mit den steinernen Wappen der sieben damaligen Mitglieder der Stadtregierung geziert.

Sonstiges

Viele Nürnberger benutzen den Ausspruch: „Na, des hätt mer der Ochs aff der Fleischbrüggn aaa g'sacht“ - ins Hochdeutsche übersetzt: „Diese Antwort hätte mir der Ochse auf der Fleischbrücke auch gegeben“. Womit der Aussprechende seine Meinung über eine nicht erhaltene, unbefriedigende oder schon wohlbekannte Antwort äußert. Gleich was man den steinernen Ochsen, welcher über dem Ochsenportal liegt, fragen würde - man erhält keine Antwort von ihm.

Historische Abbildungen

Literatur

Weblinks

 Commons: Fleischbrücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Christiane Kaiser: Die Fleischbrücke in Nürnberg (1596-1598). Cottbus, Brandenburgische Techn. Univ., Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung, 2005, Bd. I, S. 245
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