Fischsaurier

Fischsaurier
Ichthyosaurier
Lebensbild von Shastasaurus, einem Vertreter riesiger Ichthyosaurier aus der Trias
Zeitraum
Untere Trias bis Obere Kreide
250 bis 90 Mio. Jahre
Fossilfundorte
  • Weltweit
Systematik
Wirbeltiere (Vertebrata)
Reptilien (Reptilia)
Diapsida
Neodiapsida
Ichthyopterygia
Wissenschaftlicher Name
Ichthyosauria
de Blainville, 1835

Die Ichthyosaurier (Ichthyosauria - „Fischsaurier“) sind eine Gruppe ausgestorbener Reptilien aus dem Mesozoikum (Erdmittelalter). Sie waren vollständig an das Leben im Wasser angepasst und lebten ausschließlich im Meer. Keine Form überlebte das Ende der Kreidezeit.

Ähnlich wie die übrigen drei Gruppen von Meeresreptilien der Trias hatten die Ichthyosaurier einen euryapsiden Schädel mit reduziertem unterem Schläfenfenster ausgebildet[1].

Bekannt sind etwa 30 Gattungen, die durchschnittlich zwei bis drei Meter lang waren, doch konnten die größten Vertreter während der Oberen Trias Längen von mehr als 15 Metern erreichen (u. a. Shonisaurus im heutigen Nevada Berlin-Ichthyosaur State Park). Diese Riesen waren auf Kalmare spezialisierte Räuber, ähnlich den heutigen Pott- und Schnabelwalen. Sie hatten keine Zähne und ihr Zungenbein war ähnlich wie bei den Schnabelwalen so ausgebildet, dass sie ihre Beute mit einem kraftvollen Sog ins Maul befördern konnten. Überhaupt scheinen alle Ichthyosaurier vor allem Kalmare und nur zu einem geringeren Teil auch Fische gefressen zu haben. Funde von höheren Wirbeltieren, die gefressen wurden, gibt es dagegen kaum.

Charakteristisch für Ichtyosaurier waren ihre sehr großen Augen. Die Gattung Ophthalmosaurus („Augenechse“), der letzte Vertreter dieser Gruppe, wurde nach der Größe der Augen benannt, deren Durchmesser etwa 10 Zentimeter erreichen konnte. Diese Maße wurde jedoch von dem bis zu neun Meter langen Temnodontosaurus mit mindestens 26,4 Zentimetern noch deutlich übertroffen[2]. Dieser Ichthyosaurier besaß die größten Augäpfel im gesamten bekannten Tierreich[2]. Die enorme Größe der Augen stellt eine Anpassung an ein Leben unter Schwachlichtbedingungen dar, die sich bis in 600 Meter Tiefe erstrecken[1].

Viele Fischsaurier-Gattungen glichen aufgrund ihrer konvergent verlaufenden Evolution in der Gestalt den Delfinen. Ihre Schnauze war lang und in der Regel bezahnt, ihre Gliedmaßen waren zu Flossen umgebildet und zumindest die späteren Formen hatten eine große Rückenflosse. Anders als bei den Delfinen hatten die Ichthyosaurier wie die Fische eine senkrecht orientierte Schwanzflosse, die sie in horizontaler Richtung bewegten. Delfine und die übrigen großen Meeressäuger bewegen ihre horizontale Schwanzflosse dagegen in vertikaler Richtung. In den unteren Teil der Schwanzflosse strahlt die Wirbelsäule ein, die daher abgeknickt ist.

Ichthyosaurier aus Holzmaden im Museum Wiesbaden

Bei den ersten Funden hielt man dieses für eine post mortem eingetretene - durch das Gewicht der Flosse hervorgerufene - Veränderung, erkannte aber nach Untersuchungen von Exemplaren mit Weichteilerhaltung diesen Irrtum.

Ichthyosaurier ernährten sich von tierischer Nahrung (zumeist Kopffüßer oder Fische) und waren lebendgebärend. Die ältesten Vertreter dieser Gruppe stammen aus der Unteren Trias (Utatsusaurus, Mixosaurus).

Die Extremitäten der Ichthyosaurier

Die fossile Flosse eines Ichthyosauriers

Die Gliedmaßen der Ichthyosaurier sind homolog zu denen der übrigen Wirbeltiere jedoch haben sie sich im Laufe der Zeit dem Lebensraum Wasser angepasst. Die Knochen der Vordergliedmaßen verkürzten und verbreiterten sich infolge der evolutionären Veränderungen. Gleichzeitig kam es sowohl zu einer Vermehrung der Fingerknochen (Phalangen) als auch zu einer Vermehrung der Finger (Digiti) selbst. Derartige Polydaktylie entwickelte sich unabhängig bei mehreren Wirbeltieren, die sich im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte wieder an ein vollkommen marines Leben anpassten. Allerdings ist bisher keine Wirbeltiergruppe bekannt, in der die Polydaktylie derartig ausgeprägt war wie bei einigen Ichthyosauriern. So besaß etwa der kreidezeitliche Platypterygius je 11 Finger in seinen Vorderflossen. Die Hand wurde dadurch breiter und immer mehr zu einer Flosse umgestaltet, um sich besser im Wasser fortbewegen zu können. Im Laufe ihrer Entwicklung brachten die Ichthyosaurier eine große Variationsbreite von Flossen hervor. Während einige ähnliche Vorderflossen hatten wie heutige Delfine, hatten andere wie etwa Shonisaurus ungewöhnlich große und lange Flossen. Zweifellos ist der große Formenreichtum bei den Ichthyosauriern auf teilweise recht unterschiedliche Lebensweisen und Spezialisierungen zurückzuführen.

Einzelnachweise

  1. a b Michael J. Benton (2007): Paläontologie der Wirbeltiere. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München.
  2. a b Eyes of Ichthyosaurs

Weblinks

Skelett eines juvenilen Ichthyosauriers aus dem südwestdeutschen Posidonienschiefer

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