Festungsstadt

Festungsstadt
Grundriss und Profil einer idealtypischen Festung mit Werken aus unterschiedlichen Manieren und den zugehörigen Fachbegriffen

Eine Festung ist eine eigenständige Wehranlage permanenter Bauart, die systematisch für die Verwendung von und den Schutz gegen Feuerwaffen eingerichtet ist. Festungen wurden seit dem 15. Jahrhundert als Reaktion auf den Einsatz schwerer Pulvergeschütze erbaut und waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts üblich. Sie konnten der Grenz- oder Küstensicherung dienen, den Ausgangspunkt einer Offensive bilden und sich zurückziehende Heere aufnehmen. Darüber hinaus wurden manche Festungen als Verwaltungssitz, Gefängnis oder Aufbewahrungsort staatlicher Finanzreserven genutzt.

Der Ursprung der Begriffe Festung, Befestigung und Feste findet sich im mittelhochdeutschen Adjektiv veste im Sinne von "beständig, hart, stark", das sich zu dem neuhochdeutschen fest entwickelte. Eine vergleichbare Wortherkunft ist bei der Fortifikation und dem Fort gegeben, die auf das lateinische fortis für "fest, kräftig, stark" zurückgehen.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Grundriss und Profil einer Festung richteten sich nach den Schusslinien der zur Verteidigung verwendeten Feuerwaffen, wodurch die weitgehende Vermeidung toter Winkel erreicht wurde. Sie setzte sich aus unterschiedlichen Werken zusammen, worunter einzelne Befestigungsanlagen wie Bastionen oder Wälle zu verstehen sind. Hinzu kamen Kasernen, Munitionslager, Zeughäuser und weitere Garnisonsgebäude. Eine Festung konnte zudem einen zivilen Bereich umfassen.

Festungen wurden nach individuellen Befestigungssystemen erbaut, die als Manieren bezeichnet werden. Dabei handelte es sich in den meisten Fällen um spezifische Verwirklichungen des Bastionär-, Tenaillen- oder Polygonalsystems. Die sechs wichtigsten Manieren, anhand derer sich die fortifikatorischen Epochen des 16. bis 19. Jahrhunderts voneinander abgrenzen lassen, sind die alt- und neuitalienische, die alt- und neuniederländische und die alt- und neupreußische bzw. neudeutsche oder neuösterreichische. Viele erhaltene Festungsanlagen weisen Elemente verschiedener Manieren auf, da waffentechnische Fortschritte wiederholt zu baulichen Anpassungen zwangen.

Das einzige bedeutende Definitionskriterium einer Festung ist die systematisch durchgeführte Ausrichtung auf die Kampfführung mit und gegen Artillerie. Neben Städten konnten auch Burgen, Schlösser und Klöster zu Festungen ausgebaut werden. Da hierbei die Berücksichtigung der vorhandenen Bausubstanz und der topographischen Gegebenheiten erforderlich war, bot üblicherweise nur die Neuerrichtung einer Festung in ebenem Gelände die Möglichkeit zur idealtypischen Umsetzung einer Manier.

Geschichte der neuzeitlichen Festung

Erste Artilleriebefestigungen

Die Festung Rosenberg oberhalb von Kronach, auf der in naher Zukunft das Deutsche Festungsmuseum eingerichtet werden soll.

Bis in das Spätmittelalter hinein hing das Defensivpotenzial von Burgen und befestigten Städten zum Großteil von der Höhe ihrer Mauern und Türme ab. Bereits im späten 14. Jahrhundert wurde dieses wehrbauliche Grundprinzip in Frage gestellt, da zu dieser Zeit schwere Bombarden aufkamen, die große Steinkugeln verschossen. Die Reichweite von Bombarden war zunächst sehr gering und ihr Transport äußerst aufwändig, doch konnten die in Relation zu ihrer Stärke hohen Burg- und Stadtmauern mit diesen primitiven Kanonen leicht zerstört werden. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts erhöhten sich Reichweite und Feuerkraft der Bombarden deutlich. So konnten französische Truppen unter Karl VII. vom Mai 1449 bis zum August 1450 mit Hilfe von Bombarden über siebzig englische Stützpunkte in der Normandie erobern, da allein das Aufstellen der Geschütze Drohung genug war. Die Städte ergaben sich reihenweise, ohne dass ein Schuss abgefeuert werden musste.

Die europäischen Baumeister reagierten auf diese Entwicklung zunächst nur mit einer Modifikation der mittelalterlichen Wehranlagen. Die Mauern wurden niedriger und durch einen breiten Wall verstärkt, der als Geschützplattform diente. Hölzerne Aufbauten wurden von Mauern und Türmen entfernt, da sie ein leichtes Ziel darstellten. Der mittelalterliche Burgturm wandelte sich zu einem kegelstumpfförmigen, massiven Geschützturm, dem Rondell. Rondelle verfügten über Räume mit großen Schießscharten, durch die Geschütze feuern konnten. Auch auf der Spitze des Rondells wurden schwere Feuerwaffen platziert. Diese Veränderungen in der Errichtung von Befestigungen waren jedoch nicht ausreichend, da sie lediglich eine Erweiterung früherer Bauprinzipien darstellten.

Die verstärkten Befestigungsanlagen, die gegen Ende des Spätmittelalters errichtet wurden, erhöhten in erster Linie die passive Verteidigung und zögerten den Fall einer Stadt oder Burg nur hinaus. In den Rondellen konnten nur wenige Kanonen platziert werden, da sich der Pulverdampf in den Kasematten relativ lange hielt und Sicht und Atmung erschwerte. Im Bereich vor einem Rondell befand sich ein toter Winkel, der nicht von den Verteidigern beschossen werden konnte und somit ein bevorzugter Ausgangspunkt feindlicher Unterminierungsversuche war. Hierzu kamen ingenieurtechnische Truppen wie die Mineure zum Einsatz. Rondelle bildeten eigenständige Befestigungswerke und waren nicht dafür konzipiert, sich gegenseitig zu flankieren. Es wurde eine Befestigung notwendig, die eine stabile Plattform für zahlreiche Geschütze bot, die über keinen dem Feuer entzogenen Raum verfügte und deren Werke sich Flankenschutz bieten konnten.

Ursprünge des Bastionärsystems

Festung Hohensalzburg, Sitz des Fürsterzbischofs, Kern Hochmittelalter, Bastionen ohne Sternanlage aus der Zeit des dreißigjährigen Kriegs
Hauptartikel: Bastionärsystem

In Italien wurde eine Lösung für diese wehrbaulichen Probleme gefunden. Bereits 1452 schlug Leon Battista Alberti in seinem Traktat De Re Aedificatoria vor, Festungsanlagen nach einem sägezahnartigen Muster zu erbauen, welches einen sternförmigen Grundriss bildet. Im weiteren Verlauf des 15. Jahrhunderts entwickelten andere italienische Architekturtheoretiker ähnliche Konzepte, doch fanden sie damit zunächst wenig Beachtung. Eine entscheidende Entwicklung begann 1487, als der Architekt Giuliano da Sangallo mit der Befestigung von Poggio Imperiale beauftragt wurde. Dabei plante er den Bau von zehn winkligen Bastionen, die weit aus den Festungsmauern herausragten. Die beiden vorderen Seiten einer Bastion, Facen genannt, liefen im Bastionswinkel zusammen, dem Saillant. Die beiden als Flanken bezeichneten, kürzeren hinteren Seiten bildeten mit dem Festungswall einen rechten Winkel. Bei einer Anordnung in regelmäßigen Abständen konnten sich Bastionen gegenseitig den bestmöglichen Feuerschutz bieten, wobei wegen ihres spitz zulaufenden Grundrisses kein toter Winkel vorhanden war. Deshalb setzten sich regelmäßige Vielecke als Idealform von Festungen durch.

Der Beginn der Italienkriege im Jahre 1494 beschleunigte die Entwicklung der bastionierten Befestigungsweise. Das in Norditalien eingefallene, französische Heer unter König Karl VIII. führte aus Bronze gegossene Kanonen mit sich, mit denen Eisenkugeln verschossen wurden. In Bezug auf Mobilität, Feuerkraft und Schussrate waren sie Bombarden überlegen. Ungehindert konnten die französischen Truppen nach Süditalien vordringen, wobei sie zahlreiche Städte und Burgen nach einem kurzen Bombardement einnahmen, sofern sich deren Garnisonen nicht kampflos ergaben. Antonio da Sangallo, der jüngere Bruder von Giuliano, wurde noch im selben Jahr von Papst Alexander VI. mit der Erneuerung des Forts von Civita Castellana beauftragt. Antonio da Sangallo ließ das Fort mit einem Rondell und vier Bastionen versehen.

Von 1501 bis 1503 wurde in der päpstlichen Hafenstadt Nettuno ein bastioniertes Fort nach Plänen von Giuliano da Sangallo erbaut. Die Bastionen an den Ecken des quadratischen Forts wiesen eine wesentliche Neuerung auf. Der hintere Teil der Bastionsflanken wurde zurückgezogen und der vordere Teil abgerundet, wodurch das so genannte Orillon entstand. Das Orillon deckte die zurückgezogene Flanke, die für Belagerer nur schwer einzusehen war. Die zurückgezogenen Flanken verfügten über geschützbestückte Kasematten, so dass sich feindliche Truppen bei einem Sturmangriff auf den Wallabschnitt zwischen zwei Bastionen, der Kurtine, einem schweren Kreuzfeuer ausgesetzt sahen. Im Gegensatz zu seinem Bruder Giuliano ließ Antonio da Sangallo bei späteren Bauten Bastionen mit winkligen Orillons errichten.

Weitere Entwicklungen gehen auf den Veroneser Architekten Michele Sanmicheli zurück, der die altitalienische Manier des Festungsbaus prägte. Sanmicheli stand zeitweilig in päpstlichen Diensten und machte dabei Bekanntschaft mit den Sangallos, deren Ansätze zu einem Bastionärsystem er übernahm. Nach dem Sacco di Roma von 1527 kehrte er in die Republik Venedig zurück, wo er 1530 den Auftrag erhielt, seine Heimatstadt Verona zu befestigen. Sanmicheli ließ Wälle und Bastionen von geringer Höhe und zugleich großer Tiefe erbauen. Lediglich die äußere Seite der Festungsanlagen bestand aus Mauerwerk, das durch Stützpfeiler verstärkt und mit Erde aufgefüllt wurde. Um eine Erstürmung der relativ niedrigen Festungswerke zu erschweren, wurden diese mit einem breiten Graben umgeben. In den zurückgezogenen Flanken befanden sich zwei Geschützplattformen auf verschiedenen Ebenen, wodurch sich die seitwärts ausgerichtete Feuerkraft der Bastionen erhöhte.

Entwicklung der neuitalienischen Manier

Die neuitalienische Manier des Festungsbaus, spätes 16. Jahrhundert. a: Zurückgezogene Flanke mit Orillon b: Ravelin c: Cavalier g: Gedeckter Weg w: Waffenplatz
Festung Orsoy (Ausbau um 1650)

Bis zum späten 16. Jahrhundert wurden Bastionsbefestigungen um weitere, grundlegende Elemente ergänzt, was zur Entstehung der neuitalienischen Manier führte. Im Jahre 1556 schlug Niccolo Fontana Tartaglia in seinen Quesiti et Inventioni diverse vor, am äußeren Rand des Festungsgrabens einen breiten Weg auszuheben, in dem sich Infanteristen postieren können. Eine feindwärts abfallende Erdaufschüttung, das Glacis, deckte den Weg und zugleich die niedrigen Wälle und Bastionen. Pietro Cataneo steigerte den Nutzen des gedeckten Weges durch Waffenplätze, die als Sammelpunkte für eine größere Anzahl von Soldaten dienten. Diese konnten besonders starke Widerstandsnester bilden oder einen Ausfall durchführen.

Die Bastionen wurden deutlich vergrößert und in Abständen angeordnet, die der Reichweite der damaligen Geschütze entsprachen. Kavaliere genannte Werke aus Erde bildeten auf den Bastionen eine erhöhte Geschützplattform. Zudem wurden in den Gräben vor sämtlichen Kurtinen Ravelins errichtet, die aus zwei zusammenlaufenden Facen bestanden. An ihrer Rückseite, der Kehle, waren sie breit genug, um den gesamten Grabenabschnitt zwischen den Bastionen unter Feuer nehmen zu können. Die Wälle, die Ravelins und der gedeckte Weg bildeten drei Verteidigungslinien, welche die für eine effektive Artilleriebefestigung notwendige Tiefe des Kampfraumes gewährleisteten.

Mit der Entstehung des Bastionärsystems ging im Italien des 16. Jahrhunderts eine rege Bautätigkeit einher. Zahlreiche Städte erhielten eine komplette Umwallung aus bastionierten Befestigungsanlagen, doch ließ sich ein regelmäßiger, polygonaler Grundriss meist nur bei neu errichteten Idealstädten verwirklichen. In Städten wie Ancona, Florenz und Turin wurden zudem Zitadellen erbaut, die nicht nur den stärksten Teil einer Festungsstadt bildeten, sondern auch als Symbol fürstlicher Autorität verstanden werden sollten. Nach dem Vorbild der Bauten von Francesco Paciotto setzte sich das Fünfeck als Grundform der Zitadelle durch. Ein weiteres wehrbauliches Konzept war der Palazzo in Fortezza, der befestigte Palast. Ein derartiges Bauwerk, die Villa Farnese, entstand von 1559 bis 1573 in Caprarola.

Der Bau von Artilleriebefestigungen war mit enormen Kosten und einem hohen Zeitaufwand verbunden. So sollte die Umwallung der Vatikanstadt nach Plänen aus dem Jahre 1537 achtzehn große Bastionen umfassen, doch musste diese Zahl bereits 1542 aus Kostengründen deutlich verringert werden. Erst im 17. Jahrhundert wurden die Arbeiten abgeschlossen. Verheerende Folgen hatte der Festungsbau für die Republik Siena, die 1553 mit der Bastionierung von siebzehn Städten begann und dafür einen Großteil ihres Haushalts aufwandte. Als 1554 ein spanisches Invasionsheer nach Siena vordrang, befanden sich die meisten Festungswerke noch im Bau, zudem fehlten den Sienesern nun die finanziellen Mittel zur Aufstellung eines schlagkräftigen Heeres. Die Republik wurde bis 1555 vollständig erobert.

Festungsbau in den Niederlanden

Das niederländische Festungsdorf Bourtange wurde während des Achtzigjährigen Krieges errichtet, um das von Spaniern besetzte Groningen von der Außenwelt abzuschneiden

1568 erhoben sich die Niederländer gegen die Herrschaft der spanischen Habsburger, wodurch der Achtzigjährige Krieg ausgelöst wurde. Die Aufständischen sahen sich zur schnellen Befestigung ihrer Stützpunkte gezwungen, was unter der Anpassung an die topographischen Gegebenheiten zur Herausbildung der altniederländischen Manier führte. Zunächst errichteten die Niederländer hinter den mittelalterlichen Mauern ihrer Städte Wälle und hoben Gräben aus, wie etwa 1572 bei der Belagerung von Haarlem. Bald darauf gingen sie dazu über, nach italienischem Vorbild geformte Bastionen und Ravelins aus Erde vor den Stadtmauern anzulegen. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wurden die niederländischen Festungswerke vollständig aus Erde erbaut, mit Grassoden bedeckt und von Wassergräben umgeben. Diese letzte Entwicklungsstufe hatte sich bereits 1533 bei der Befestigung von Breda durch Heinrich III. von Nassau im Voraus angedeutet. Ein theoretisches Fundament erhielt der vollständig auf Mauerwerk verzichtende, niederländische Festungsbau durch Autoren wie Simon Stevin, den Moritz von Oranien zum Generalquartiermeister ernannte.

Neben der Verwendung von Erde als einzigem Baustoff für Befestigungsanlagen traten weitere Besonderheiten. Um gegnerischen Truppen den Einsatz von Sturmleitern unmöglich zu machen, wurden spitze Holzpfähle in die Festungswerke gerammt, die so genannten Sturmpfosten. Zur besseren Beherrschung des Grabens wurden die Wälle und Bastionen von einem Weg und einem zusätzlichen, niedrigeren Schutzwall umgeben, der Fausse-Braie. Die niederländischen Ingenieure berücksichtigten stets die Reichweite von Musketen, so dass sie Bastionen in geringeren Abständen anordneten, als es nach der neuitalienischen Manier üblich war. Die Bastionen waren in der Regel weder kasemattiert noch mit zurückgezogenen Flanken versehen. Ein anderes, grundlegendes Charakteristikum des niederländischen Festungsbaus war die Anlage von zahlreichen Außenwerken, darunter Hornwerke und Kronwerke. Hinzu kamen die Demi-lunes, die im Graben vor den Bastionen errichtet wurden. Ein zweiter, schmalerer Wassergraben, die Avant-Fosse, umgab das Glacis.

Moritz von Oranien ließ Städte wie Coevorden zu Idealfestungen der altniederländischen Manier umwandeln. Darüber hinaus erbauten die Niederländer 1599 entlang der Waal und der Maas einen Kordon aus Schanzen, der Schutz vor den von 's-Hertogenbosch ausgehenden Angriffen der Spanier bieten sollte. Im Winter 1605 wurde der Kordon auf die IJssel ausgeweitet. Bei den Schanzen handelte es sich um kleine Befestigungsanlagen aus Erde, die durch Wälle miteinander verbunden wurden. Bei drohender Gefahr warnten ihre Besatzungen die Stützpunkte im Hinterland durch Schüsse oder Signalfeuer.

Die Instandhaltung der ohne Mauerwerk errichteten Festungsanlagen war äußerst aufwändig. Sie waren nur bedingt für die permanente Nutzung geeignet, so dass sie sich eher als weit entwickelte Feldbefestigungen einstufen lassen. Andererseits konnten sie innerhalb kurzer Zeit bei einem vergleichsweise geringen finanziellen Aufwand erbaut werden. Zudem boten die Festungswerke aus Erde mit ihren breiten Wassergräben ein hohes Defensivpotenzial. Aufgrund dieser Vorzüge fand die altniederländische Manier im Laufe des 17. Jahrhunderts vor allem im nordeuropäischen Raum rege Verbreitung, wo Ziegel und Steine kostspielige Baustoffe waren. 1630 erschien die bedeutendste der in deutscher Sprache verfassten Abhandlungen über das Festungswesen in den Niederlanden, die Architectura Militaris Nova et Aucta von Adam Freitag.

Verbreitung der bastionierten Befestigungsweise

Frankreich

Während der Regentschaft von Franz I. fand das Bastionärsystem auch in Frankreich Verbreitung. 1534 engagierte Franz den italienischen Ingenieur Girolamo Marini, der zuvor für Papst Klemens VII. tätig gewesen war. Innerhalb weniger Jahre erhöhte sich die Zahl der italienischen Baumeister in französischen Diensten auf über Hundert. Unter der Leitung von Marini bastionierten sie mehrere Festungen in Nordfrankreich, darunter Maubert-Fontaine, Mézières und Mouzon. Nachdem französische Truppen 1543 Luxemburg eingenommen hatten, ließ Marini die Stadt mit Artilleriebefestigungen versehen, doch konnte Kaiser Karl V. sie bereits im darauf folgenden Jahr zurückerobern. Die von Karls Truppen auf diesem Feldzug zerstörte Ortschaft Vitry-en-Perthois wurde an einer anderen Stelle als Festungsstadt wieder aufgebaut und zu Ehren von Franz I. in Vitry-le-François umbenannt. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts hatten sich auch französische Ingenieure mit der bastionierten Befestigungsweise vertraut gemacht. So beauftragte Generalmajor François de Scépeaux im Jahre 1552 den Sieur de Saint-Rémy mit der Befestigung von Verdun.

Während der von 1562 bis 1598 tobenden Hugenottenkriege wurden in Frankreich zahlreiche provisorische Festungsanlagen errichtet. Die Hugenotten schütteten vor den Mauern der von ihnen kontrollierten Städte Bastionen und Ravelins aus Erde auf. Diese Befestigungsweise wurde unter anderem von den aufständischen Niederländern aufgegriffen und war als „à la Huguenote“ bekannt. Mit Hilfe des Venezianers Scipione Vergano bauten die Hugenotten ihren wichtigsten Stützpunkt, die Hafenstadt La Rochelle, im Jahre 1569 zu einer der stärksten Festungen auf französischem Boden aus. Der 1573 von Karl IX. unternommene Versuch, La Rochelle einzunehmen, scheiterte unter enormen Verlusten.

Heinrich IV. führte das Ende der Glaubenskämpfe herbei und konnte sich vor diesem Hintergrund auf die Sicherung der französischen Grenzen konzentrieren. Heinrich ließ ein umfangreiches Festungsbauprogramm durchführen, für das zwischen 1595 und 1610 knapp 7,8 Millionen Livres aufgewandt wurden. Grenoble, Toulon und fast dreißig weitere Städte wurden bastioniert und Grenzfestungen wie Boulogne, Calais und Montreuil verstärkt. Die meisten dieser wehrbaulichen Projekte wurden von Jean Errard de Bar-le-Duc geplant und geleitet, der 1594 mit La Fortification Démonstrée et Réduicte en Art eines der ersten französischen Werke über das Bastionärsystem veröffentlicht hatte. Die darin beschriebenen Fortifikationskonzepte wiesen gewisse Mängel auf, da Errard weitgehend auf Außenwerke verzichtete. Die Facen der von ihm entworfenen Bastionen bildeten mit den Flanken einen rechten Winkel, wodurch der gegenseitige Feuerschutz erschwert wurde. Dennoch gilt Jean Errard allein aufgrund der Vielzahl der von ihm geplanten Festungen als erster bedeutender französischer Ingenieur.

Britische Inseln

Im Februar 1539 ordnete Heinrich VIII. die Durchführung eines umfangreichen Festungsbauprogramms zur Sicherung der englischen Süd- und Ostküste an. Im Jahr zuvor hatten der französische König Franz I. und der römisch-deutsche Kaiser Karl V. ihre Differenzen vorläufig beigelegt, was in Heinrich die Befürchtung einer Invasion weckte. Der englische Monarch ließ 28 Küstenfestungen erbauen, wobei die dafür nötigen, finanziellen Mittel aus dem Verkauf der von ihm eingezogenen Kirchengüter stammten. Diese auch als Device Forts[1] bekannten Festungen waren noch vor ihrer Fertigstellung wehrtechnisch überholt, da es sich bei ihnen um rondellierte Zirkularbauten handelte.[2]

Erste Erfahrungen mit dem Bastionärsystem sammelten die Engländer 1545 bei der Belagerung von Boulogne, als sie unter der Anleitung des italienischen Baumeisters Girolamo Pennacchi bastionierte Feldbefestigungen anlegten. Wenige Jahre später entstanden auch in England Bastionsbefestigungen. Auf Weisung von Königin Maria I. arbeitete Sir Richard Lee 1558 einen Plan zur Fortifizierung von Berwick-upon-Tweed aus, dessen bauliche Umsetzung von mangelnden Fachkenntnissen zeugte. In den darauf folgenden Jahrzehnten sank der Stellenwert des Festungsbaus in England deutlich, was sich unter Elisabeth I. aufgrund der Gefahr einer spanischen Invasion änderte. Zwischen 1586 und 1588 ließ Elisabeth Dover und Great Yarmouth durch neue Festungswerke verstärken, doch hätten sich diese kurzfristigen Maßnahmen wahrscheinlich als nicht ausreichend erwiesen, wenn der spanischen Armada die Landung auf englischem Boden geglückt wäre.

Als 1642 der Bürgerkrieg ausbrach, verfügten nur wenige englische Städte über zeitgemäße Befestigungsanlagen. Bei der Sicherung ihrer Stützpunkte richteten sich sowohl Parlamentarier als auch Royalisten nach der niederländischen Befestigungsweise, mit der sich diverse Befehlshaber auf beiden Seiten als Freiwillige im Achtzigjährigen Krieg vertraut gemacht hatten. In Städten wie King's Lynn wurden die mittelalterlichen Mauern durch Bastionen aus Erde ergänzt, während in Newark und Oxford mit der Aufschüttung einer vollständigen Umwallung begonnen wurde. Zur frühzeitigen Bindung feindlicher Kräfte wurden im Umland von zahlreichen Ortschaften bastionierte Forts errichtet, die so genannten Sconces. Wie bei allen bekannten Wehrbauten des Englischen Bürgerkriegs wurde Erde als primärer Baustoff für Sconces verwendet, doch erhielten manche eine Revetierung aus Holz. Eine Besonderheit stellten die Fortifikationen von Bristol, Chester, London und Plymouth dar, die aus einem Ring von Schützengräben, Schanzen, Forts und Hornwerken bestanden. Vorbild hierfür waren wahrscheinlich die Circumvallationslinien, mit denen Städte auf dem europäischen Festland bei einer Belagerung üblicherweise eingeschlossen wurden.

Preußische Manier

Zur Zeit von Friedrich dem Großen kam es zur Einführung der altpreußischen Manier. Hierbei richtete sich die äußere Form wieder mehr nach dem Platzbedarf der Festungsstädte und nicht mehr nach streng geometrischen Grundsätzen (Polygonalsystem). Die Bastionen wurden stark verkleinert, und in einiger Entfernung wurde ein zweiter, äußerer Wall angelegt. An dessen Ecken wurden kleine Forts errichtet, die nach dem Tenaillensystem in günstigen Positionen (Hügel) gebaut wurden und die auch hinten einen „Abschlusswall“ besaßen, sodass sich jedes alleine verteidigen konnte. Beim Tenaillensystem handelte es sich um eine Art Sternform, sodass ein optimales Flankenfeuer noch besser gewährleistet wurde. Ein Baumeister namens Landsberg hatte diese Methode propagiert, doch wurde nur einmal eine ganze Festung (Neubefestigung von Magdeburg 1730) so errichtet, da sie sehr platzaufwendig waren und sehr verwundbar gegenüber Rikoschettschüssen (Kanonenschüsse mit vorausberechneten Abprallern) für die Forts war sie aber gut geeignet. Da die Abstände zwischen diesen Forts sehr groß waren, wurde dazwischen, in der Mitte jedes Wallstücks, eine Art Bastion errichtet, die ebenfalls einen Abschlusswall besaß und damit ein eigenes „Miniaturfort“ bildete. Bei längeren Abschnitten beider Wälle wurden häufig kleinere "Ausstülpungen" eingeschoben. Durch vorher angelegte Minengänge konnte ein in Feindeshand geratener Teil der Festung jederzeit gesprengt werden.

Durch den Wiener Kongress 1814/15 konnte Preußen mit der Rheinprovinz sein Staatsgebiet erheblich vergrößern. König Friedrich Wilhelm III. erließ sofort Order, in der Rheinprovinz die großen Städte neu zu befestigen. In den folgenden Jahren entstanden z.B. die Festung Koblenz, die Festung Minden oder der Festungsring Köln. Andere deutsche Festungen entstanden in Ulm, Ingolstadt, Rastatt, Germersheim, Torgau, Magdeburg, Wittenberg, Posen, Thorn, Königsberg und einigen anderen Städten.

Alle wurden nach modernsten Erkenntnissen, der neupreußischen oder neudeutschen Befestigungsmanier erbaut. Diese behielt die Grundsätze der altpreußischen bei und koppelte sie mit den Ideen vom Marquis de Montalembert und von Lazare Carnot. Anstatt Bastionen anzulegen, wurden im Festungsgraben große, zweistöckige hufeisenförmige Bauwerke (Kaponniere) errichtet, die durch ein vorgeschobenes Deckwerk aus Erde geschützt wurden (der Graben musste eine dreieckige Ausbuchtung erhalten, um alles zu umgeben). Dieses war gleich hoch wie die Kaponniere, während auf dem Dach derselben sich eine Brustwehr aus Erde befand. Die Kanonen der Kaponniere selbst konnten den Feind erst angreifen, wenn dieser am angrenzenden Graben stand - im Gegensatz zu Haubitzen und Mörsern. Deshalb wurden in der Spitze des Deckwerks weitere Bauwerke errichtet, die solche Wurfgeschütze enthielten. Zusätzlich wurden in den Ecken des gedeckten Wegs (zwischen Glacis und Graben) und unten im Graben kleine „Blockhäuser“ aufgestellt. Außerdem wurden die traditionellen Mauern an der Grabeninnenseite (Escarpe) jetzt auf die Höhe des Glacis erhöht, und zwischen dieser Mauer und dem Wall wurde ein kleiner Zwischenraum freigelassen, sodass man Schießscharten hinein machen konnte. Außerdem rutschte der Wall jetzt nicht mehr in den Graben, wenn diese Mauer eingeschossen wurde. In der Nähe der Kaponniere wurden außerdem häufig besonders breite Rampen angelegt, die in den Graben und hinaus auf den gedeckten Weg führten und so schnelle, großangelegte Ausfälle nicht mehr nur vom Tor aus ermöglichten. Zur weiteren Verbesserung des Flankenfeuers wurde die Innenwand des Glacis im leichten Zickzack angelegt. Indem man auch in der Mitte der einzelnen Wallabschnitte Deckwerke mit Kaponniere baute, konnte man diese länger machen.

Der – maximal ein Kilometer – vorgeschobene Fortgürtel besaß jetzt keine Verbindungswälle mehr, die Forts waren also voneinander abgeschnitten. Jedes Fort war in etwa bastionsförmig oder fast dreieckig und hatte im Inneren ein zweistöckiges Bauwerk mit Brustwehr auf dem Dach – es war also eigentlich ein abgeschnittenes Deckwerk mit Miniatur-Kaponniere. Die Forts hatten jetzt auch keinen hinteren Wall mehr, sondern nur mehr einen hinteren Graben- so ließen sie sich besser vom Hauptwall aus kontrollieren. Alle Abstände bei einer Festung konnten später, nach der Einführung der gezogenen Geschütze verlängert werden.

Allgemein löste die neue Methode bald überall – außer in Frankreich – das Bastionärsystem rasch ab. Allerdings wurde dieses Neudeutsche System nur bei strategisch wichtigen Festungen eingesetzt, um Geld zu sparen, die anderen ließ man oft schon jetzt langsam verfallen oder man zerstörte sie. Die Franzosen beharrten als Einzige länger auf der fortlaufenden Instandsetzung des alten Festungsgürtels von Vauban.

Nachdem Koblenz preußisch geworden war, begann man unverzüglich mit der Neubefestigung in neupreußischen Manier. Die Stadt Koblenz erhielt eine neue Stadtumwallung und die Höhenzüge um die Stadt wurden mit massiven Festungsbauten versehen. Es entstand u.a. mit der Festung Ehrenbreitstein das größte militärische Bollwerk am Rhein, eine der stärksten Bastionen, die heute noch fast vollständig erhalten ist. Die Militäringenieure Gustav von Rauch und Ernst Ludwig von Aster errichteten mit ihr eine weitläufige Zitadelle, die bis heute das Stadtbild von Koblenz beherrscht. Die Stadtbefestigung wurde 1890 wegen der fortschreitenden Kriegstechnik aufgegeben und vollständig abgerissen. Die Festungen in Koblenz verloren an militärischer Bedeutung, blieben aber bis zum Ersten Weltkrieg in Funktion. Danach wurden sie zum Teil geschleift oder verwahrlosten. Heute kümmern sich diverse Vereine um die Pflege und den Erhalt einzelner Festungswerke, wie z. B. das Fort Asterstein und das Fort Konstantin.

Feste

Haupt- oder Mittelkaserne der Feste Obergentringen bei Diedenhofen/Lothringen

Als Feste (auch Gruppenbefestigung oder französisch group fortifié) bezeichnet man einen in Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten Festungstyp. Die immer stärker gewordene Angriffsartillerie erforderte es, die Geschütze einer Festung, die den Fernkampf zu führen hatten, unter Panzerschutz zu stellen. Gleichzeitig musste der Infanterie durch betonierte Kasernen ein entsprechender Schutz geboten werden. Das entscheidende Merkmal der Feste war, die Lage vor allem dieser beiden wichtigsten Elemente einer modernen Festung - Panzerbatterie und Infanteriewerk – ausschließlich an die Lokalität anzupassen. Die einzelnen Anlagen wurden über das Gelände verstreut (sogenannte aufgelöste Bauweise), um aus der gegebenen Landschaft einen möglichst großen taktischen Vorteil zu gewinnen. Damit endete die Zeit der Einheitsforts im Festungsbau. Das neue Konzept wurde in Deutschland mit AKO (Allerhöchster Kabinetts Ordre) vom 30. Juni 1897 beschlossen. Als erste Befestigung dieses neuen Typs wurde die Feste Haeseler südlich von Metz ab 1899 errichtet. Insgesamt wurden erbaut:

Bei Thionville (Diedenhofen): Feste Obergentringen, Feste Königsmachern, Feste Illingen
Bei Metz: Feste Kronprinz, Feste Kaiserin, Feste Leipzig, Feste Lothringen, Feste von  der Goltz, Feste Luitpold, Feste Wagner, Feste Haeseler ,
Bei Mutzig-Molsheim (Straßburg): Feste Kaiser Wilhelm II. (in der 2. Bauphase)
Bei Idstein: Feste Idstein

Ehemalige Festungen und der Denkmalschutz

Festungsanlagen der Stadt Dresden um 1750

Nach der Aufgabe einer Festung wurden im Normalfall sämtliche Festungswerke geschleift, das heißt beseitigt und einer zivilen Nutzung zugeführt. Auf diese Art und Weise sind die meisten Festungen in Deutschland und in den europäischen Nachbarstaaten dem Erdboden gleich gemacht worden. Dies geschah vor allem im Zusammenhang mit der Entfestigung der großen Städte und nur in eher seltenen Fällen konnte eine städtische Festung der Nachwelt erhalten bleiben.

Noch heute finden sich in den meisten europäischen Städten topografische Spuren der ehemaligen Befestigungen, da der mit dem Schleifen gewonnene ebene Baugrund zumeist zum Anlegen breiter Prachtstraßen verwendet wurde. Diese wurden entweder auf dem kompletten Festungsring oder doch auf Teilen davon errichtet. Die wohl bekanntesten Beispiele sind neben Paris (das schon unter Ludwig XIV. entfestet wurde), Mannheim, Dresden, München und Wien. Die Befestigungen Wiens samt Glacis wurde aufgrund der in der K.u.K. Generalität noch immer präsenten Angst vor der Türkengefahr erst in den 1850er Jahren geschleift.

Auf den freigewordenen Flächen wurden die Ringstraße und zum Teil sehr vornehme Stadtviertel errichtet, die nun Wien und die Wiener Vorstädte zu einer einheitlichen Stadt verbanden. Auch die im Französischen gebräuchliche Bezeichnung Boulevard weist auf die ehemaligen Befestigungen hin, denn das französische Wort leitet sich von „Bollwerk“ ab und bezeichnet die an Stelle der ehemaligen Bollwerke angelegten Straßen. In manchen Städten hat sich sogar noch das Bastionärssystem im Zick-Zack-förmigen Straßenverlauf der Ringstraße niedergeschlagen. Auch in Berlin finden sich in den Straßennamen Reminiszenzen an die ehemaligen Befestigungen: Oberwall-, Niederwall- und die Wallstraße erinnern an den ursprünglichen Verlauf der Anlage. Weiterhin zeichnet die Berliner Stadtbahn mit ihrem gebogenen Verlauf zwischen den Bahnhöfen Jannowitzbrücke und Hackescher Markt den Verlauf des alten Festungsgrabens nach.

Die Plassenburg ob Kulmbach ist ein seltenes Beispiel einer Festung im Stil der Renaissance

In Dresden wurden Teile der Festungsanlagen umfunktioniert und haben heute herausragenden Stellenwert als Kultureinrichtungen und Ensembles von Bauwerken. So wurde eine Bastion zum Zwinger umgebaut. Auf der Seite des Kronentors wurde vor dem Zweiten Weltkrieg der schon verlandete Wassergraben der Festung freigelegt. Auch die Brühlsche Terrasse geht auf die Festungsanlage zurück und besitzt bis in die Gegenwart Kasematten der Festung.

Eine Besonderheit des Festungsbaus stellt in Deutschland die Festung Minden mit ihrem befestigtem Bahnhof dar. Die Anlage ist wegen ihrer frühen Aufhebung und der anschließend unterlassenen Schleifung in weiten Teilen erhalten geblieben. Sie gibt den Stand des Festungsbaues des 19. Jahrhunderts wieder und stellt weiterhin anschaulich den Zusammenhang von Festung und Eisenbahn her.

Vor allem an der Nordostgrenze Frankreichs blieben indes viele Festungsanlagen nahezu komplett erhalten (Belfort, Neuf-Brisach). Auch dies ist, parallel zu Wien, auf die Angst der zuständigen Generalität zurückzuführen, die in ständiger Sorge um eine Wiederholung des verheerenden Einmarsches der Deutschen im Jahre 1870 den bestehenden Festungsgürtel aufrecht erhielten und ausbauten. Dies schien angesichts des siegreichen Ausganges des ersten Weltkrieges eine erfolgsversprechende Strategie zu sein, an deren Ende der Bau der Maginot-Linie stand. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte, nicht zuletzt forciert durch Charles de Gaulle, ein allmähliches Umdenken der französischen Verteidigungspolitik.

Es ist heute Aufgabe des Denkmalschutzes, die ehemaligen Festungsanlagen oder deren Reste zu erhalten, damit sich die Menschen auch in späteren Zeiten noch eine Vorstellung über diese vergangene Epoche und den Folgen für ihr eigenes Leben machen können.

Zitate

"Früher und bis zur Zeit der großen stehenden Heere herunter waren Festungen, d. i. Schlösser und befestigte Städte, nur zum Schutz ihrer Einwohner da. Der Edelmann, wenn er sich von allen Seiten bedrängt sah, rettete sich in sein Schloss, um Zeit zu gewinnen, einen besseren Augenblick abzuwarten; die Städte suchten durch ihre Befestigungen die vorüberziehende Wetterwolke des Krieges von sich abzuhalten. […] Von der anderen Seite sind die Zeiten vorüber, wo die bloße Befestigung der Mauern ohne andere Kriegsanstalten einen Ort vor der Überschwemmung des Krieges, der über das ganze Land herzieht, völlig trocken erhalten konnte, denn diese Möglichkeit gründete sich teils auf die kleinen Staaten, in welche die Völker früher geteilt waren, teils auf die periodische Natur des damaligen Angriffs, der fast wie die Jahreszeiten seine bestimmte, sehr begrenzte Dauer hatte, weil entweder die Lehnleute nach Hause eilten oder das Geld für die Condottieri regelmäßig auszugehen pflegte. Seitdem große stehende Heere mit ihren gewaltigen Artilleriezügen den Widerstand der einzelnen Punkte maschinenartig niedermähen, hat keine Stadt und keine andere kleine Korporation mehr Lust, ihre Kräfte aufs Spiel zu setzen, um einige Wochen oder Monate später genommen und dann um so strenger behandelt zu werden."
"Ein Verteidigungsheer ohne Festungen hat hundert verwundbare Stellen, es ist ein Körper ohne Harnisch." - Der preußische General Carl von Clausewitz in seinem 1830 verfassten Werk "Vom Kriege"
"Festungen sind genau so unbeweglich wie der Verstand von den Leuten, die sie errichten" - unbekannt
"Starre Befestigungen sind Monumente menschlicher Dummheit." - George S. Patton

Siehe auch

Literatur

Zeitgenössische Quellen:

  • Honorat de Meynier: Fortification-Baw. LeBlon, Frankfurt am Main 1642 (Digitalisat)

Übersichts- und Forschungsliteratur:

  • Horst Wolfgang Böhme, Reinhard Friedrich, Barbara Schock-Werner (Hrsg.): Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen. Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-010547-1
  • Martin Brice: Burgen und Wehranlagen, Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0730-X
  • Christopher Duffy: Fire & Stone. The Science of Fortress Warfare. 1660-1860. 2. Auflage. Greenhill Books, London 1996, ISBN 1-85367-247-5
  • Christopher Duffy: Siege Warfare. The Fortress in the Early Modern World. 1494-1660. 2. Auflage. Routledge, London 1996, ISBN 0-415-14649-6
  • Christopher Duffy: Siege Warfare Volume II. The Fortress in the Age of Vauban and Frederick the Great. 1680-1789. Routledge, London 1985, ISBN 0-7100-9648-8
  • Hartwig Neumann: Festungsbau-Kunst und -Technik. area, Erftstadt 2004, ISBN 3-89996-268-0
  • Geoffrey Parker: The Military Revolution. Military Innovation and the Rise of the West, 1500-1800. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 1996, ISBN 0-521-47958-4
  • Rudi Rolf: Die Deutsche Panzerfortifikation. Osnabrück 1991, ISBN 3-7648-1784-4.
  • ders.: Die Entwicklung des deutschen Festungssystems seit 1870. Tweede Exloermond 2000, ISBN 90-76396-08-6.
  • Beiträge zur internationalen Festungsforschung (Schriftenreihe). Roderer, Regensburg 2001–
  • Schriftenreihe Festungsforschung. Deutsche Gesellschaft für Festungsforschung (DGF), Frankfurt am Main u. a., 1981–, ISSN 0723-2039
  • Festungsjournal. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung (DGF). Dortmund u.a., 1982-, ISSN 1618-3355

Weblinks

Originalwerke:

Einzelnachweise

  1. en:Device Forts - englische Wikipedia
  2. Siehe auch Stephan von Haschenperg.

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