Festung Philippsburg

Festung Philippsburg
Kupferstich von Grundriss und Belagerung von Merian, Matthäus und Häiller, Martin

Die Festung Philippsburg war in der Zeit von 1623 bis 1799 ein hart umkämpftes und begehrtes Festungsbollwerk in der gleichnamigen nordbadischen Stadt.

1615, am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges, entschloss sich Bischof Philipp Christoph von Sötern, seine Residenzstadt Udenheim zu einer modernen Festung auszubauen. Er ließ riesige Bollwerke errichten, die den Abriss einiger Gebäude am Stadtrand nötig machten. Durch diese Baumaßnahmen wollte sich Philipp vor den umliegenden protestantischen Gemeinden schützen sowie seine Hauptresidenz ausbauen und aufwerten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kupferstich der Belagerung 1676 von Romanus de Hooghe
Kupferstich der Belagerung 1676 von Johann Georg Walther
Paderbornischer Grenadier im Polnischen Erbfolgekrieg vor Philippsburg 1734 - Zeitgenössische Gudenus-Handschrift

Am 1. Mai 1623 wurde die Festung eingeweiht, und es erfolgte eine Umbenennung der Stadt in Philippsburg, der frühere Name war Udenheim. Seit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges war die neugebaute Festung häufig Kriegsschauplatz und wurde von verschiedenen Parteien umkämpft. So wurde die Stadt 1634 von den protestantischen Schweden belagert, später erfolgte die Übergabe an die Franzosen, die großes Interesse an einem stark befestigten Brückenkopf auf der anderen Seite des Rheins hatten. Da kaiserliche Truppen die Stadt zurückeroberten, griffen die Franzosen 1644 erneut an. Sie erzwangen die Kapitulation, und die Stadt blieb 32 Jahre lang französisch. In dieser Zeit wurde die Festung vom berühmten Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban stark ausgebaut.

1676 belagerte die Reichsarmee die Stadt und konnte sie nach schweren Kämpfen zurückgewinnen; daran nahm der Festungsbauer und Mineur Georg Rimpler teil. Die meisten baulichen Maßnahmen zur stärkeren Befestigung der Städte gehen auf Rimpler zurück. Bereits 1688 musste die Festung unter dem damaligen Kommandanten Maximilian Lorenz von Starhemberg erneut gegen Frankreich verteidigt werden, wiederum erfolglos. Die Franzosen errichteten hier ihre Basis, von der aus sie im pfälzischen Erbfolgekrieg Heidelberg zerstörten.

Erst im Frieden von Rijswijk 1697 wurde die Stadt wieder deutsch und zur Reichsfestung erklärt. Bis zum polnischen Erbfolgekrieg 1734 herrschte unter dem Kommandanten Hans Karl I. Graf von Thüngen und unter seinen Nachfolgern Wohlstand und Frieden in der Stadt. 1734 begann eine Belagerung, die die schlimmste von allen werden sollte. Erfolglos versuchte der Heeresführer Prinz Eugen den französischen Belagerungsring zu sprengen und zu den Soldaten des Feldmarschalleutnants Wutgenau durchzudringen. Zeitgenössischen Berichten zufolge, waren 30.000 Todesopfer die Folge der Kämpfe, darunter der französische Oberbefehlshaber Marschall Berwick.

Erst durch die Regelungen des Friedens von Wien im Jahre 1737 waren die Franzosen gezwungen, die Stadt zu räumen.

1799 kam es zur letzten Belagerung der Festung durch französische Revolutionstruppen. Nach einem sechstägigen Bombardement war die gesamte Stadt zerstört. Es gab die Schlacht bei Wiesloch und die Franzosen wurden verjagt. Nach dem Frieden von Lunéville wurde die Festung auf Befehl Napoleons geschleift.

Besatzung der Festung während der Belagerung

Während der Belagerung im Jahre 1799 war die Festung mit den folgenden Truppenteilen belegt:

Insgesamt 4519 Mann und 491 Zivilbewohner[1]

Gegenwart

Da die Festungsbauten 1799 komplett zerstört wurden, erinnert heute nur noch wenig an das einstige große Bollwerk am Rhein. Lediglich einige Straßen tragen die Namen von vorgelagerten Teilen der Festung (z.B. Hornwerk, Kronenwerk) oder die Namen der Festungskommandanten (z.B. Thüngen oder der letzte Kommandant der Festung, Rheingraf von Salm). Außerdem erinnert ein Monument mit Original-Kanonenkugeln des Bombardements von 1799 an die Zerstörung der Stadt. Des Weiteren wurde vor kurzem ein Modell der Festung ausgestellt, welches eine originalgetreue Kopie eines Modells ist, das bis heute im Louvre zu sehen ist. Auch der seit 1996 in einer privaten Initiative (Verein für Festungskasematten) renovierte Felsenkeller erinnert an die einst gewaltige Festung.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Adam Ignazius Bachsteller "Treffliche Broschüre über die ploqierung und Eroberung der teutschen Festung Phillipsburg durch die Frantzosen im Jahre 1799" Frankfurt am Main 1806 (Ein Exemplar befindet sich im Stadtarchiv der Stadt Koblenz)

Literatur

  • Egon Fuchs: Das Verhältnis des fränkischen Reichskreises zur kaiserlichen und Reichsfestung Philippsburg 1698 bis 1734 Acheron, Achern, o.J. (ca. 1995), ISBN 3-928207-10-5

Weblinks

 Wikisource: Philippsburg/Stadt und Festung – Quellen und Volltexte


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