Ferdinand Friedrich Zimmermann

Ferdinand Friedrich Zimmermann

Ferdinand Friedrich Zimmermann (Pseudonym: Ferdinand Fried; * 14. August 1898 in Bad Freienwalde (Oder); † 11. Juli 1967) war ein deutscher Journalist und Publizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Zimmermann wurde nach dem frühen Tod seines Vaters auf Kosten eines jüdischen Bankiers erzogen. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg und einem kurzen sozialistischen Engagement studierte er von 1919 bis 1923 Nationalökonomie und Philosophie an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin. Zu seinen Lehrern dort gehörten unter anderem Werner Sombart und Sering.

Nach der Beendigung seines Studiums kam er 1923 als Journalist zum Berliner Ullstein Verlag. Für die Berliner Morgenpost nahm er bald die Stellung eines Wirtschaftsredakteurs ein die er bis 1932 beibehielt. Darüber hinaus schrieb er auch wirtschaftspolitische Artikel in der BZ und in der Vossischen Zeitung. Als Journalist blieb Zimmermann lange Zeit weithin unbekannt. In den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rückte er erst, als er ab 1929 Wirtschaftsanalysen in der von seinem ehemaligen Ullstein-Kollegen Hans Zehrer herausgegebenen Monatsschrift Die Tat zu veröffentlichen begann.[1] Aufsehen nicht nur in Wirtschaftskreisen erregte Zimmermann auch 1931 mit seinem Buch über das Ende des Kapitalismus.

Zimmermanns Antiliberalismus traf sich in konsequenter Ergänzung mit Zehrers nationalem Sozialismus und Wirsings Zwischeneuropa-Konzeption war durch seine Tat-Aufsätze zeitweise bekannter und beachteter als Zehrer. Kurt von Schleicher vermutete intern sogar dass Zehrer in geistige Abhängigkeit von Zimmermann geraten sei.[2] Giselher Wirsing, Zimmermanns Kollege bei der Tat, charakterisierte diesen später als einen heiteren, und liebenswürdigen Mann, „der eine scharfe analytische Feder besaß, die ihm nur die wenigen zutrauen konnten, die ihn genauer kannten.“

Zimmermanns wiederholtes Lösungsangebot für die wirtschaftliche Krise der Weimarer Republik seit 1929, eine konsequente Autarkie-Politik, setzte ihn scharfer sozialistischer Kritik aus, die darin nur eine Aufwärmung des Merkantilgedankens sah und keine Lösung der deutschen Zahlungsverpflichtungen.[3] Seine Vorstellungen (Autarkiegedanke, Beschwörung der Krise, Befürwortung des Zusammenbruch des Weimarer Systems) brachten Zimmermann in die Nähe der nationalen Rechten. Bernhard Citron meinte im Mai 1932 in einem in der Weltbühne veröffentlichten Artikel in Zimmermann „den besten geistigen Interpreten des Nationalsozialismus […]“ erkennen zu können – „auch auf die Gefahr hin, dass er [Zimmermann] oder die Nationalsozialisten eine solche Seelenverwandtschaft abstreiten.“

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 wurde er Hauptschriftleiter der Täglichen Rundschau und kurz darauf bei den Münchner Neueste Nachrichten.

In einem 1934 verfassten Lebenslauf gab Zimmermann an, seit 1930 Verbindung und ständige Fühlung mit verschiedenen Kreisen und Persönlichkeiten der NSDAP unterhalten zu haben, „seit Sommer 1932“ zudem „ständige Verbindung mit dem Reichsführer-SS Himmler, besonders auch während der Kanzlerschaft Schleicher“. An gleicher Stelle gab er an in Zusammenarbeit mit Joseph Goebbels, Richard Walther Darré und Reinhard Heydrich zu stehen.

In den Stab Darrés war Fried 1933 auf besondere Anordnung Himmlers gesetzt worden, wo er sich im Reichsnährstand dabei hervortat, Material gegen Darrés Rivalen Hjalmar Schacht zu sammeln, das er auch der SS zur Verfügung stellte.[4]

Am 1. März 1934 wurde er Stabsleiter des Staatssekretärs Backe. Am 2. September 1934 wurde Zimmermann durch Himmler persönlich in die SS aufgenommen (SS-Nr. 250.086), zum Obersturmführer ernannt und in das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS versetzt.[5]

In seinem Buch Die Zukunft des Außenhandels (Diederichs, Jena 1934) erklärte Zimmermann die nationalsozialistische Außenhandelspolitik als Konsequenz einer dem Staat die totale Kontrolle über alle Wirtschaftsgebiete zuweisenden Weltanschauung und berief sich dabei auf den „geschlossenen Handelsstaat“ Johann Gottlieb Fichtes, den er als „ersten Künder einer nationalsozialistischen Gedankenwelt“ bezeichnete.[6]

Im November 1936 wurde Zimmermann SS-Sturmbannführer und publizierte im Blut und Boden Verlag Goslar das antisemitische Buch: Der Aufstieg der Juden.[5] Nachdem er der NSDAP beigetreten war, erhielt er die Mitglieds-Nr. 7.791.382.[5] Auch als Lebensborn-Mitglied predigte er den Antisemitismus.

Ab 1938 dozierte Zimmermann an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag, wo er bis 1945 als Honorarprofessor tätig blieb.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der Sowjetischen Besatzungszone mehrere von Zimmermanns Schriften auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[7] Er schrieb er von 1948 bis 1953 für ein kirchliches Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt in Hamburg, bevor er leitender Wirtschaftsredakteur der Zeitung Die Welt wurde, für die er von 1953 bis 1967 schrieb. Die Kirchennähe teilte er mit seinem Freund Wirsing, der jetzt bei Christ und Welt führend arbeitete.

Bundespräsident Heinrich Lübke telegrafierte nach Zimmermanns Tod: „Seine wirtschaftspolitischen Analysen werden auch künftig, was den Stil und was die prägnante Aussage anbetriff, Beispiele für guten Journalismus bleiben.“ Die Welt selbst erklärte in seinem Nachruf: „Er hat viele Gegner gehabt – Böses kann er nie getan haben.“

Schriften

  • Das Ende des Kapitalismus. 1931
  • Die Wende der Weltwirtschaft. 1937
  • Latifundien vernichteten Rom! Eine Studie der römischen Agrarverhältnisse. Verlag Blut und Boden, Goslar 1938
  • Die soziale Revolution. 1942
  • Der Umsturz der Gesellschaft. 1950
  • Abenteuer des Abendlandes. 1951

Persönliche Papiere werden im Bundesarchiv Koblenz (unter N 1208) verwahrt.

Quellen

  • Bundesarchiv, Findbuch zum Nachlass F. Zimmermann N 1208

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Zehrer und der Tat-Kreis, S. 57ff.
  2. BAK Bestand N42/22.
  3. Hans Zehrer und der Tat-Kreis, S. 58.
  4. Avraham Barkai: Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus : Ideologie, Theorie, Politik ; 1933-1945. Erweiterte Neuausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1988. ISBN 3-596-24401-3. S. 144.
  5. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 685.
  6. Barkai 1988, S. 172.
  7. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-f.html

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