Fensterkippen

Fensterkippen

Das Lüften ist eine Methode, in einem Raum einen Luftwechsel zu erreichen. Man kann maschinell lüften, durch geeignete Maßnahmen natürlich lüften und Türen und Fenster öffnen.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Durch das Lüften wird der Austausch von Luft zwischen Außen- und Innenraum ermöglicht. Ziel ist die Abgabe des aus der Atmung von Mensch und Tier stammenden Kohlenstoffdioxids, von aus Gegenständen und Möbeln austretenden Schadstoffen, sonstigen Gasen und Aerosolen, überschüssiger Luftfeuchtigkeit sowie unangenehmen Gerüchen an den Außenraum und der Einlass insbesondere von Sauerstoff.

Austausch von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid

Eine wichtige Grundlage des aeroben Lebens ist Sauerstoff, im Gegenzug wird Kohlenstoffdioxid produziert. Die Lüftung gewährleistet, dass der natürliche Gehalt von Sauerstoff (Volumenanteil 21%) und Kohlenstoffdioxid (0,04%) in der Raumluft wiederhergestellt wird.

Entfeuchtung

Ein Kubikmeter Luft kann etwa folgende Menge an Wasser aufnehmen und hat dann die relative Luftfeuchte von 100%[1]
Temperatur Menge Wasser
− 7 °C 2,2 Gramm
0 °C 4,4 Gramm
+ 10 °C 8,8 Gramm
+ 15 °C 11,0 Gramm
+ 20 °C 17,0 Gramm
+ 23 °C 20,0 Gramm

Die Entfeuchtung des Raumes geschieht normalerweise über den Luftaustausch mit relativ trockener Luft. Dabei kommt es aber auch stark auf die Temperatur der auszutauschenden Luftmassen an. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte. Daher kann auch bei hoher relativer Luftfeuchte der Außenluft eine effektive Entfeuchtung im Inneren herbeigeführt werden, wenn die Außenluft kühl genug ist. Bei der Lüftung wird die kühle Außenluft in den Innenraum geleitet. Hier erwärmt sie sich, wodurch die relative (nicht die absolute) Luftfeuchtigkeit absinkt und hinzukommende Feuchtigkeit aufgenommen werden kann. Die erneut mit Wasser angereicherte Luft kann dann in einem neuen Lüftungszyklus wieder abgeführt werden.

Ist eine solche Lüftung nicht ausreichend oder gar nicht möglich, kann es zur Kondensation an kalten Bauteilen kommen. Bei einfach verglasten Fenstern ist die Glasscheibe die kälteste Oberfläche und die Luftfeuchtigkeit schlägt sich an der Scheibe sichtbar nieder. Wird ein derartiges Fenster durch ein modernes, wärmegedämmtes Fenster ersetzt, kann es bei ungenügend gedämmten oder beheizten Gebäuden zu Schimmelbildung kommen, insbesondere wenn Wärmebrücken vorliegen.

Zur Verringerung der Luftfeuchte ist kurzes Stoßlüften geeignet, vorausgesetzt der Taupunkt der Außenluft ist niedriger als der Taupunkt der Innenluft. Generell ist die Luftfeuchtigkeit der Aussenluft morgens am geringsten, da durch die Nachtabkühlung ein Großteil des Dampfes als Tau oder Reif kondensiert. Somit empfiehlt sich besonders bei Feuchtigkeitsproblemen die morgendliche Stoßlüftung. Im Sommer kann die Situation eintreten, dass der Taupunkt außen höher ist als innen. Beim Lüften erhöht sich dann die (absolute) Luftfeuchte und der Taupunkt im Innenraum und eine Verringerung der Luftfeuchte ist durch Lüften nicht erreichbar.

Wärmeverlust

Bei der konventionellen Lüftung durch Fenster oder Türen wird in der kalten Jahreszeit neben der verbrauchten Luft auch die in der Luft enthaltene Wärme abgegeben und stellt somit einen Verlust dar. Um einen unnötige Verlust von Heizenergie zu vermeiden können Wärmerückgewinnungssysteme verwendet werden.

Luft hat circa die gleiche spezifische Wärmekapazität wie Bauteile aus Ziegel oder Beton (1,0 kJ/(kg K)). Jedoch ist die Masse der Luft eines Raumes gegenüber den Bauteilen und Inhalten (Möbel) eines Raumes wesentlich geringer, so dass die Luft eine deutlich niedrigere Wärmekapazität hat.
Wird die Luft schnell ausgetauscht (Stoßlüftung), geht nur die in der Luft gespeicherte Wärmeenergie verloren. Die in den Bauteilen (Wände, Decken, schweres Mobiliar) gespeicherte Wärmeenergie bleibt hingegen weitgehend erhalten, da diese eine gewisse Zeit brauchen, um die Wärme abgeben zu können. Das eigentliche Ziel der Lüftung, der hygienische Luftaustausch, ist erreicht.
Bei langanhaltender Lüftung, z.B. durch stundenlanges Kippen der Fenster, geben die Bauteile ihre Wärme an die Luft ab, welche wiederum mit der kalten Außenluft ausgetauscht wird. Dadurch kommt es in der Regel zu einem unnötig hohen Energieverlust da beim nächsten Aufheizvorgang auch die Bauteile wieder auf Raumtemperatur aufgeheizt werden müssen und nicht nur die ausgetauschte Raumluft. Deshalb soll während der ganzen Heizperiode in allen Räumen (auch Nassräumen), die Stoßlüftung praktiziert werden.

Optimierte Heizung und Lüftung:

  • anwesenheitsbeeinflusste Heizung und Lüftung (Anwesenheit von Personen)
  • aktivitätsbeeinflusste Heizung und Lüftung (Schlaf oder andere Aktivität)

Natürliche Lüftung

Als Natürliche Lüftung bezeichnet man den Luftaustausch in Gebäuden durch den sich einstellenden „natürlichen“ Auftrieb von unterschiedlich warmer Luft (Kamineffekt).

Stoßlüften

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Als Stoßlüften bezeichnet man das kurzzeitige und vollständige Öffnen von mindestens zwei Fenstern oder Außentüren eines Raumes. Hierbei strömt durch das erste Fenster die verbrauchte Luft hinaus, und durch das zweite Fenster wird Frischluft nachgesaugt. Um einen möglichst hohen und schnellen Luftaustausch zu erreichen, sollten diametral gegenüberliegende Fensterpaare geöffnet werden, da sich dadurch ein starker Luftzug einstellt. Da viele Räume nur über ein Fenster verfügen, ist ein Stoßlüften auch durch das Öffnen der Fenster in benachbarten Zimmern bei gleichzeitig geöffneten Zimmertüren gewährleistet. Besonders geeignet ist dieses Verfahren zum Luftaustausch während der Heizperiode, da es durch die geringe Lüftungsdauer das energieeffizienteste Lüftungsverfahren ist. Ferner eignet sich die Stoßlüftung bei starken Gerüchen (Bäder, Raucherhaushalte), mangelndem Sauerstoffgehalt der Luft oder zu hoher Luftfeuchtigkeit. Als Stoßlüften gilt der Lüftungsvorgang bei einer Dauer von bis zu fünf Minuten. Beim Stoßlüften müssen die Fenster auch im Winter vollständig geöffnet und nicht nur gekippt werden.

Das Stoßlüften sollte im Idealfall drei- bis viermal täglich durchgeführt werden.

Auch in sommerlichen Hitzeperioden (über 30°) soll zur Vermeidung einer Überhitzung von unklimatisierten Innenräumen aufgrund der hohen Außenlufttemperatur die Stoßlüftung praktiziert werden und sonst das Fenster tagsüber vollkommen geschlossen bleiben. In der Nacht soll dann das Fenster geöffnet oder gekippt werden, um den Innenraum abzukühlen.

Lüften zur Luftfeuchteverringerung

Unter Lüften zur Luftfeuchteverringerung in Gebäuden versteht man sowohl ein kurzes Stoßlüften als auch einen längeren Lüftungsvorgang, der dann erfolgen sollte, wenn der Taupunkt der Außenluft niedriger ist als der Taupunkt der Innenluft.

Hierbei ist zu beachten, dass sich die absolute Luftfeuchte und der Taupunkt im Raum zwangsläufig erhöhen, wenn der Lüftungsvorgang bei höherem Taupunkt der Außenluft im Vergleich zum Taupunkt der Innenluft durchgeführt wird. Ferner ist Lüften zur Luftfeuchteverringerung nicht möglich, solange der Taupunkt der Außenluft höher liegt als der Taupunkt der Innenluft; das kann vorrangig im Sommer vorkommen. In diesem Fall müssen andere geeignete technische Maßnahmen ergriffen werden.

Fensterkippen

Die Kippfunktion des Fensters soll nur in klimatisch warmen Zeiten verwendet werden, wenn die Innentemperatur gleich oder geringer als die Außentemperatur ist, da durch den langsamen und stetigen Luftaustausch ebenfalls die schweren, wärmespeichernden Bauteile wie Wände ausgekühlt werden, so Energie verloren geht und keine bessere Luft im Raum herrscht als durch regelmäßiges Stoßlüften. Vor allem ist im Fensterwangenbereich aufgrund der im Verhältnis zur Raumluft niedrigeren Temperatur der Wand mit Schimmelbildung zu rechnen.

Querlüftung

Eine vor allem im Industriebau gebräuchliche Lüftungsart. Siehe Querlüftung.

Maschinelle Lüftung

Lüftungssystem für Klassenzimmer, 1899

Siehe auch: Lüftungsanlage

In großen Gebäuden, bei einem großen Anfall an Gefahrstoffen oder sonstigen Gründen der Bequemlichkeit und Energieeinsparung wird eine maschinelle Lüftung eingesetzt. Im deutschen Sprachraum wird der Begriff maschinelle Lüftung öfter im Arbeitsschutz verwendet. Im Haushalt spricht man von mechanischer Lüftung.

Bei traditioneller maschineller Lüftung wird kontinuierlich und langsam gelüftet. Neuere Lüftungsanlagen können aber den Luftaustausch selektiv nach Raum und Zeit zwecks Energieeinsparung anpassen. Bei mechanischer Lüftung wird gezielte Steuerung des Luftwechsels zum wesentlichen Vorteil. Diese Eigenschaft ist so wichtig, dass die Lüftung Sonderformen wie kontrollierte Lüftung, kontrollierte Wohnraumlüftung annimmt. Im Unterschied zur natürlichen Lüftung ermöglicht kontrollierte mechanische Lüftung eine automatische Optimierung der Frischluftzufuhr. Bei Verfolgung eines bestimmten praktischen Zwecks wird der Begriff bedarfsgerechte Lüftung verwendet. Oft wird er eigentlich erst bei bedarfsgerechter Heizung und Lüftung sinnvoll.

Wärmerückgewinnung kann die Wärmeenergie der Abluft für die Zuluft wieder nutzbar machen.

Schachtlüftung (ohne Ventilator)

Bei der Schachtlüftung ist jeder zu lüftende Raum mit einem über Dach geführten eigenen Abluftschacht versehen.

Bei der Berliner Lüftung erfolgt die Zuluft durch die Nachbarräume durch Tür- und Fensterfugen. Bei zu dichten Fenstern kommt keine Lüftung zustande.

Bei der Dortmunder Lüftung erfolgt die Zuluft über einen separaten Schacht, der in die Diele mündet. So ist eine Zuluft garantiert. Durch die Erwärmung der Dielenluft wird Zugluft verhindert.

Bei der Kölner Lüftung kommt die Zuluft durch einen eigenen Schacht in den zu belüftenden, meist fensterlosen, Raum. Die Öffnung dieses Zuluftschachts liegt dabei unterhalb des Abluftschachts, meist in Bodennähe. Zugluft ist nicht ausgeschlossen!

Bei der Liftschachtentlüftung wird ein Lift, der sich innerhalb der Wärmedämmung (Wärmedämmperimeter) befindet, mit einer Klappe entlüftet. Diese Klappe öffnet bei zu hoher Temperatur (z.B. 28°C)im Liftschacht oder Maschinenraum eine Wärmeabzugsklappe. Dazu werden ein oder mehrere Thermostaten installiert. Bei Stromunterbrechung ist die Klappe geöffnet. Optional wird im Eingangsbereich ein Feuerwehrschalter montiert, bei welchem die Einsatzkräfte die thermische Liftentrauchung im begrenzten Sinne steuern können.

Atmende Wand

Es gibt Behauptungen, dass auch Wände atmen, also lüften können. Diese Annahme hat sich jedoch als falsch erwiesen.

F. Frössel: Schimmelpilze in Wohnungen, Baulino Verlag, Waldshut-Tiengen 2006 (ISBN 3938537183), Auflage von 2006)

Einzelnachweis

  1. Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz

Literatur

  • Recknagel-Sprenger-Schramek, Taschenbuch für Heizung + Klimatechnik (erscheint jährlich)

Weblinks

Siehe auch


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