Fennek

Fennek
Fennek
Fennek (Vulpes zerda) im Zoo Prag

Fennek (Vulpes zerda) im Zoo Prag

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Hunde (Canidae)
Tribus: Echte Füchse (Vulpini)
Gattung: Vulpes
Art: Fennek
Wissenschaftlicher Name
Vulpes zerda
(Zimmermann, 1780)

Der Fennek (Vulpes zerda) oder Wüstenfuchs ist eine Hundeart aus der Gattung Vulpes. Er ist der kleinste aller Wildhunde und bewohnt die Sandwüsten Nordafrikas. Sein Körper zeigt mehrere Anpassungen an das Wüstenklima, etwa die geringe Körpergröße, behaarte Sohlen und großen Ohren, die der Wärmeregulation dienen. Der Fennek ist nacht- und dämmerungsaktiv und frisst als Allesfresser sowohl Wirbellose und kleine Wirbeltiere als auch Früchte und Knollen.

Fenneks leben für gewöhnlich in Paaren und werfen zwischen März und April ein bis vier Welpen. Während der Trage- und Säugezeit versorgt und beschützt das Männchen das Weibchen und den Wurf. Der Bau des Fenneks ist meist schlicht gestaltet und wird in Sanddünen gegraben, nur in festerem Untergrund nimmt er komplexere Formen an. Der nächste Verwandte des Fenneks ist der Afghanfuchs (Vulpes cana), der auf der arabischen Halbinsel, im Iran und in Afghanistan lebt. Obwohl er regelmäßig wegen seines Fells oder für touristische Schauvorführungen gefangen wird, gilt sein Bestand nicht als bedroht. Die IUCN klassifiziert die Art als Least Concern (nicht gefährdet).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Zeichnung eines Fennekschädels in Auf-, Unter- und Seitensicht
Schädel eines Fenneks

Der Fennek ist der kleinste aller lebenden Hunde und verfügt über sehr große Ohren. Seine Kopf-Rumpf-Länge beträgt 333–395 mm, der Schwanz wird 125–250 mm lang. Sein Geburtsgewicht beträgt zwischen 80 und 187 g, das Gewicht eines adulten Tieres 1,0 bis 1,5 kg. Die Ohren machen 20 % der Körperoberfläche des Fenneks aus[1] und werden 86–104 mm lang. Damit sind sie proportional größer als bei allen anderen Hunden. Schnauze und Beine sind schlank und zierlich. Der Schädel entspricht in den Proportionen denen anderer Vulpes-Arten, besitzt aber sehr große Paukenhöhlen, ein typisches Merkmal von Wüstenbewohnern. Die Zahnformel lautet I 3/3 – C 1/1 – P 4/4 – M 2/3, der Fennek hat also insgesamt 42 Zähne. [2]

Foto zweier Fenneks
Zwei Fenneks im Tokyoter Zoo. Details der Fellzeichnung sowie die Ohr- und Zehenbehaarung sind gut zu erkennen

Das Fell des Fenneks ist sandbraun mit einer beigen, rötlichen oder grauen Tönung. Die Körperunterseite ist heller gefärbt als die Oberseite. Die Ohren besitzen eine dunkle Rückseite, ihre Innenseite und ihre Ränder sind hingegen weiß befellt. Die Augen sind verhältnismäßig groß und dunkel, vom Innenwinkel zieht sich eine dunkle Linie hinunter zur Schnauze und umrahmt sie. Ein kürzerer Strich verläuft vom Außenwinkel der Augen in Richtung der Wangen. Die Schenkel sind bei Individuen aus dem nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes rötlich gefärbt. Bei Tieren aus dem Süden besitzen sie eine weiße Färbung. Das Fell ist sehr dicht und lang. Die Behaarung der Zehen reicht bis über die Sohlen hinaus und bildet so ein Polster für die Füße. Der Schwanz ist dicht behaart, seine Spitze und der Bereich um die Violdrüse sind dunkel gefärbt. Die Fähen verfügen über drei Zitzenpaare. [2]

Die Nieren des Fenneks sind darauf ausgelegt, hochkonzentrierten Urin zu filtern und dabei so wenig Wasser wie möglich zu verbrauchen. Die Metabolismusrate des Fenneks ist sehr niedrig und liegt 33 % unter dem Wert, den Tiere seiner Größe gewöhnlicherweise aufweisen. Sein Herz ist 40 % kleiner als es für seine Körpergröße zu erwarten wäre. Unterhalb von 35 °C Außentemperatur atmet der Fennek mit 23 Zügen pro Minute. Wird dieser Wert jedoch überschritten, kann sich die Atemfrequenz auf bis zu 690 Atemzüge pro Minute erhöhen. Die Blutgefäße in den Ohren und Fußsohlen werden bei Hitze erweitert, um möglichst viel Körpertemperatur nach außen abzugeben. [1] Der Fennek hat 2n = 64 Chromosomen.[3]

Verbreitung

Karte Afrikas mit grün eingezeichneter Verbreitung
Verbreitungsgebiet (grün) des Fenneks

Das Verbreitungsgebiet des Fenneks umfasst die gesamte Sahara. Die nordwestliche Verbreitungsgrenze bildet der Atlas, während das Artareal in Tripolitanien fast an die Küste reicht. In Ägypten wird es in etwa vom Nil begrenzt, reicht aber im Norden bis auf die Sinai-Halbinsel. Im Sudan umfasst das Verbreitungsgebiet auch weiter östlich gelegene Gebiete als in Ägypten, wie etwa die Nubische Wüste. Insgesamt fehlt der Fennek aber entlang der Küstenregion zum Roten Meer. In Mauretanien und Marokko kommt der Fennek bis knapp an die Atlantikküste vor. Die Südgrenze des Verbreitungsgebiets markiert die nördliche Sahelzone, wo der Fennek etwa bis 14° N vorkommt. [4]

Lebensraum

Das Habitat des Fenneks besteht vorwiegend aus ariden Sandwüsten, wo sie in statischen Dünen ihre Bauten anlegen. Nahe der marokkanischen Atlantikküste nutzt der Fennek aber auch moderat bewachsene Dünen für seinen Bau. Der jährliche Niederschlag an der Nordgrenze des Verbreitungsgebiets beträgt rund 100 mm, in der Sahelregion sind es 300 mm. Süßgräser der Gattung Aristida und der Meerträubel Ephedra alata auf Großdünen sowie die Rispenhirse Panicum turgidum und Jochblätter (Zygophyllum spp.) auf kleineren Dünen bilden oft die einzige Vegetation im Lebensraum des Fenneks. Selten finden sich auch Akazien (Acacia spp.) darunter. Der Fennek ist in seinem Lebensraum nicht auf Wasserquellen angewiesen. [5]

Lebensweise

Ernährung und Jagdverhalten

Nachtaufnahme eines Fenneks, der eine Plastiktüte auf Nahrung untersucht
Fenneks suchen regelmäßig menschliche Siedlungen und Zeltlager auf, um dort nach Nahrung zu suchen

Die Nahrung des Fenneks ist vielfältig. Sie umfasst Insekten, kleine Nagetiere, Eidechsen, Skinke, Geckos sowie Eier und kleine Vögel wie Lärchen oder Flughühner. Daneben verzehrt der Fennek auch Früchte und einige Pflanzenknollen. [5]

Fenneks gehen während der Dämmerung und nachts auf Nahrungssuche und meiden die Hitze des Tages. Im Winter reicht die Aktivitätsphase auch bis in den Morgen hinein. Sie zeigen nicht den für andere Vulpes-Arten typischen Mäusesprung, graben aber regelmäßig im Sand nach Insekten und kleinen Wirbeltieren. Die vergrößerten Paukenhöhlen ermöglichen es ihnen, auch sehr tiefe Geräusche wahrzunehmen und damit Bewegungen im Sand zu hören. Überzähliges Futter vergraben sie. Menschliche Siedlungen werden, obwohl sonst gemieden, häufig zur Nahrungssuche aufgesucht. [5]

Sozial- und Territorialverhalten

Dösender Fennek

Fenneks leben wild in kleineren Familienverbänden, die das Elternpaar und die Jungtiere des letzten Wurfes umfassen. Größere soziale Verbände bilden sie nur auf engem Raum in Gefangenschaft, in freier Wildbahn wurde ein solches Verhalten bisher nicht beobachtet. Sowohl Jungtiere als auch ausgewachsene Fenneks spielen häufig. In Gefangenschaft zeigen sie ein hohes Maß an sozialer Bindung und schlafen für gewöhnlich nebeneinander. Kot wird in Gefangenschaft in der Regel vergraben. [6]

Der Bau wird in Sanddünen angelegt, nach Möglichkeit im Schutz von Vegetation. Je fester der Untergrund, desto komplexer ist in der Regel das Gangsystem: Während der Bau in losem Sand oft nur aus einem einzelnen Eingang, einem kurzen Gang und einer Hauptkammer besteht, wurden in kompakterem Boden Bauten auf einer Fläche von 120 m² und 15 Eingängen gefunden. Einzelbauten können nahe bei einander liegen und sogar untereinander verbunden sein. [6]

Fortpflanzung

Die Geschlechtsreife setzt bei Fenneks in einem Alter von neun Monaten bis einem Jahr ein. Der Sexualzyklus der Art umfasst einen Proöstrus von etwa sechs Tagen und einen ein- bis zweitägigen Östrus. Die Paarung dauert ungewöhnlich lange, bis zu 2 Stunden und 45 Minuten. Die Tragezeit des Weibchens beträgt 50–52 Tage, in Gefangenschaft wurden aber auch 62- und 63-tägige Schwangerschaften beobachtet. Der Wurf besteht aus ein bis vier Welpen, die vom Weibchen 61–70 Tage lang gesäugt werden. Während der Brunft-, Trag- und Säugezeit gebärden sich Männchen sehr aggressiv und verteidigen das Weibchen und den Wurf gegen Eindringlinge und Fressfeinde. Das Männchen übernimmt zudem die Nahrungsversorgung, während das Weibchen dazu nicht in der Lage ist. Die Jungen verbleiben rund ein Jahr bei den Eltern, bis die nächste Wurfzeit einsetzt.[5]

Taxonomie und Systematik

Stellung des Fenneks innerhalb der Gattung Vulpes[7]
 Vulpes


 Kapfuchs (V. chama)


     

 Bengalfuchs (V. bengalensis)


     

 Blassfuchs (V. pallida)



     


 Afghanfuchs (V. cana)


     

 Fennek (V. zerda)



     


 Kitfuchs (V. velox)


     

 Polarfuchs (Alopex lagopus)



     


 Steppenfuchs (V. corsac )


     

 Tibetfuchs (V. ferrilata)



     

 Rotfuchs (V. vulpes)


     

 Rüppellfuchs (V. rueppelli)







Zum ersten Mal im taxonomischen Sinne beschrieben wurde der Fennek 1780 von Eberhard August Wilhelm von Zimmermann als Canis zerda in dem Werk Geographische Geschichte des Menschen und der vierfüßigen Tiere. Aufgrund seiner geringen Größe und den anderen morphologischen Besonderheiten des Fenneks stellten ihn viele Autoren in eine eigene Gattung Fennecus. Dem widersprachen ab den 1990er Jahren viele Taxonomen und auch DNA-Studien, die den Fennek innerhalb der Gattung Vulpes verorteten. Der Fennek wird seitdem von allen taxonomischen Autoritäten als Vulpes zerda geführt. [3]

Der Fennek repräsentiert einen eher basalen Vertreter der Gattung Vulpes. Seine Schwesterart ist der Afghanfuchs (V. cana), der vor allem aride Gebirgslandschaften und Geröllwüsten entlang des Roten Meeres, im Süden der arabischen Halbinsel und im Mittleren Osten bewohnt. Beide Arten trennten sich DNA-Analysen zufolge vor 3–4,5[8] Millionen Jahren im Pliozän, als sich in Afrika und im Mittleren Osten die bis heute bestehenden Wüstengebiete herausbildeten. Die ältesten Fossilfunde des Fenneks stammen aus dem Spätpleistozän.[9] [10]

Bestand und Gefährdung

Für den Fennek fehlen verlässliche Bestandsschätzungen. Da die Art in Nordafrika immer noch regelmäßig gefangen und verkauft wird, ist davon auszugehen, dass der Bestand zumindest nicht zurück geht. Die Hauptgefahr für den Bestand stellt nach wie vor die kommerzielle Jagd dar. Um die Jagd und den Verkauf des Fenneks als Haustier zu beschränken, wurde er 2000 im Appendix II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gelistet, ist dort aber mittlerweile nicht mehr aufgeführt.[11] In Marokko, Tunesien, Algerien und Ägypten steht der Fennek unter Schutz. Die IUCN stuft den Bestand trotz unzureichender Informationen über den Bestand unter Least Concern (keine Gefährdung) ein, weil sie keine nennenswerte Gefährdung für die Art sieht. [12]

Quellen und Verweise

Literatur

  • Serge Larivière: Vulpes zerda. In: Mammalian Species 714, 2002. doi:10.1644/1545-1410(2002)714<0001:vz>2.0.co;2, S. 1–5. (Online als PDF)
  • Claudio Sillero-Zubiri, Michael Hoffmann, David Whyte Macdonald: Canids: Foxes, Wolves, Jackals and Dogs. IUCN, 2004. ISBN 2831707862.
  • Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Lynx Edicions, Barcelona 2009. ISBN 978-84-96553-49-1.
  • Jan Zrzavý, Věra Řičánková: Phylogeny of Recent Canidae (Mammalia, Carnivora): Relative Reliability and Utility of Morphological and Molecular Datasets. In: Zoologica Scripta 33 (4), Juli 2004. doi:10.1111/j.0300-3256.2004.00152.x, S. 311–333.

Weblinks

 Commons: Fennek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Appendices I, II and III. Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (CITES), 2011.
  • Vulpes zerda in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: C. S. Asa, C. Valdespino, F. Cuzin, K. de Smet, T. Jdeidi, 2008. Abgerufen am 31. Dezember 2008

Einzelnachweise

  1. a b Wilson & Mittermeier 2009, S. 364.
  2. a b Sillero-Zubiri et al. 2004, S. 205–206.
  3. a b Sillero-Zubiri et al. 2004, S. 205.
  4. Sillero-Zubiri et al. 2004, S. 206.
  5. a b c d Sillero-Zubiri et al. 2004, S. 207.
  6. a b Sillero-Zubiri et al. 2004, S. 208.
  7. Zrzavý & Řičánková 2007, S. 313.
  8. Larivière 2002, S. 1.
  9. Larivière 2002, S. 2.
  10. Wilson & Mittermeier 2009, S. 445.
  11. CITES 2011. Abgerufen am 28. August 2011.
  12. IUCN 2008. Abgerufen am 28. August 2011.

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