Al-Aqsa-Intifada

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Die Zweite Intifada war ein gewaltsamer Konflikt zwischen arabischen Palästinensern und staatlichen israelischen Sicherheitskräften, ausgehend von Jerusalem und Israel, dann sich ausweitend auf den Gazastreifen und das Westjordanland. Sie begann Ende September, Anfang Oktober 2000. Mit dem Abschluss eines Waffenstillstands zwischen dem Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas und Israels Ministerpräsidenten Ariel Scharon im ägyptischen Scharm al-Scheich im Februar 2005 ist die Al-Aqsa-Intifada offiziell beendet. Radikalarabische Terrorakte gegen Israel bestehen dem unbeachtet seit dieser Zeit, wie vorher, unbeendet weiter.

„Intifada“ bedeutet „abschütteln“ (gemeint ist die israelische Besatzung)[1]. Von der israelischen Armee wird die zweite Intifada als „אירועי גיאות ושפל“ („Flut-und-Ebbe-Ereignisse“) bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Politische Besetzungen des Namens

Die Zweite Intifada wird mehrheitlich von arabischen Kreisen auch al-Aqsa-Intifada, nach der al-Aqsa-Moschee genannt, weil sie nach Darstellung der Palästinenser ihren Ausgangspunkt bei dieser Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg habe. Manche israelische Kreise bezeichnen die zweite Intifada auch als Oslokrieg, weil sie in Zusammenhang mit dem gescheiterten Oslo-Friedensprozess stehe.[2]

Der Beginn der Zweiten Intifada

Wie angekündigt besuchte der Oppositionspolitiker Ariel Scharon am 28. September 2000 in Begleitung von bewaffnetem Personenschutz und etwa 1000 Polizeikräften den in der Jerusalemer Altstadt, auf israelischem Staatsgebiet gelegenen und unter arabischer Verwaltung stehenden Tempelberg. Nach israelischen Protokollen hatte der palästinensische Sicherheitschef Dschibril Radschub sein Einverständnis für Scharons öffentlich angekündigten Besuch gegeben, sofern dieser keine Moschee betrete.

Zuerst gab es am Besuchstag von Scharon auf dem Tempelberg kleine friedliche Demonstrationen. Die am Folgetag einsetzenden gewaltsamen Palästinenserproteste in Israel steigerten sich in den Folgetagen und wurden durch die israelische Polizei unter Waffeneinsatz zurückgedrängt. Der staatliche Polizeieinsatz hatte vier Tote zur Folge und etwa zweihundert Personen wurden verletzt, darunter vierzehn Polizisten. Im Gazastreifen und dem Westjordanland begannen daraufhin gewaltsame und bewaffnete Ausschreitungen gegen israelisches Besatzungspersonal und zivile Bürger.[3] Und in Folge riefen palästinensische Organisationen und muslimische Kreise die zweite Intifada, als allgemeinen, gewaltsamen Aufstand gegen Israel aus. Israelnahe Quellen warfen dem palästinensischen Minister für Medien und Kommunikation vor, er habe eingestanden, die zweite Intifada in taktischem Stil vorher geplant zu haben.[4]

Der Polizeieinsatz sei nach israelischer Darstellung nötig gewesen, um die Sicherheit der israelischen Staatsbürger zu schützen und das staatliche Gewaltmonopol durchzusetzen (siehe: Landfrieden). Das palästinensische Radio hatte dazu aufgerufen, die Moschee zu verteidigen und die kleine schlecht ausgerüstete palästinensische Polizei habe erklärt, nichts gegen gewaltsame Demonstrationen ohne israelische Intervention unternehmen zu können. War die erste Intifada eher ein Aufstand von Volksvertretern, so zeichnete sich bei der zweiten Intifada schnell ein verstärkter Einsatz der radikalen Untergrundgruppen, wie der Hamas, auf Seiten der Palästinenser, mit deutlich höherem Gewalteinsatz und Terror ab.

Entwicklung

Seit Ende September 2000 gab es zahlreiche palästinensische Selbstmordattentate und Militäraktionen der israelischen Armee, dazwischen auch Phasen relativer Ruhe. An der zweiten Intifada beteiligen sich sowohl die religiös-politischen Organisationen (Hamas und Islamischer Dschihad) als auch konservative (Fatah) und linke (PFLP und DFLP) Organisationen der Palästinenser.

Vor Beginn der zweiten Intifada verübten nur die Hamas und der Islamische Dschihad Selbstmordanschläge. Beide Gruppen wurden von der iranischen Führung und der Hisbollah finanziert. Seit 2001 verübten auch Arafats al-Aqsa-Brigaden und andere Gruppen Selbstmordanschläge. Die Hälfte aller Anschläge geht auf das Konto der Hamas, etwa ein Fünftel auf das des Islamischen Dschihad, rund ein Drittel auf das der al-Aqsa-Brigaden.

Gravierende Ereignisse, die auch in der Weltöffentlichkeit verstärkt wahrgenommen wurden, waren:

  • der Tod eines zwölfjährigen palästinensischen Jungen in einer Schießerei bei Netzarim vor laufenden Kameras Anfang Oktober 2000. Jedoch ist umstritten, ob wie zuerst vermutet, der Junge durch israelische Kugeln ums Leben kam. Nachfolgende Untersuchungen vermuten, dass der Junge durch Kugeln palästinensischer Schützen getötet wurde. Dies ist allerdings nicht nachgewiesen.
  • der Lynchmord an zwei israelischen Soldaten in Ramallah zehn Tage später, ebenfalls vor laufenden Kameras,
  • ein Selbstmordattentat in einer Warteschlange vor einer Disko in Tel Aviv im Juni 2001 mit 20 Toten,
  • die gezielte Tötung des PFLP-Führers Abu Ali Mustafa im August 2001,
  • der Einmarsch israelischer Truppen in das palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin im April 2002, der eine unbekannte Zahl von Opfern unter den Einwohnern des Lagers forderte und auch 23 israelischen Soldaten das Leben kostete. Dabei kam es auch zu Zerstörungen von Gebäuden. Eine von der UNO durchgeführte Untersuchung der Ereignisse stellte jedoch fest, dass es (anders als zuvor in der Weltpresse dargestellt) zu keinem Massaker unter der Zivilbevölkerung gekommen ist.
  • 39-tägige israelische Belagerung der Geburtskirche in Betlehem im April/Mai 2002 nachdem sich dort rund 200 gesuchte Palästinenser verschanzt hatten.
  • die fast vollständige Zerstörung von Arafats Hauptquartier im Sommer 2002,
  • das wiederholte Einrücken der israelischen Armee in palästinensische Autonomiestädte,
  • diverse gezielte Tötungen von Führern der Hamas durch die israelische Armee, oft mit unbeteiligten Opfern und
  • mehrere Anschläge auf israelische Linienbusse mit teilweise mehr als 20 Toten,
  • die beiden großen Militäraktionen „Operation Regenbogen“ und „Tage der Buße“ im Frühjahr bzw. Herbst 2004.

Ende März 2004 hatte die israelische Armee den spirituellen Führer der Hamas, Scheich Ahmad Yasin getötet; Mitte April starb auch sein Nachfolger Abd al-Aziz ar-Rantisi, bei einem gezielten Raketenangriff. Für Konfliktpotential sorgte in den letzten Monaten außerdem der Bau einer Sperranlage an der Grenze zum Gazastreifen und zum Westjordanland, durch deren Verlauf Teile des palästinensischen Gebietes, nach Ansicht einiger, faktisch annektiert werden. Der exakte Verlauf der Sperranlage, die das Einsickern von Attentätern verhindern soll, ist auch innerhalb der israelischen Gesellschaft umstritten. An einigen Stellen wurde der Verlauf der Sperranlage vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag in einem Gutachten missbilligt. Nach Darstellung des israelischen „Intelligence and Terrorism Center“ gab es jedoch eine „signifikante Reduzierung von tödlichen Selbstmordanschlägen seit 2003 mit dem Bau des Sicherheitszauns begonnen wurde“.

Die besonders kritisierte Praxis der Zerstörung der Wohnhäuser von Terrorverdächtigen wurde ebenso wie die gezielten Tötungen seit Mitte Februar 2005 mit Ende der 2. Intifada eingestellt..[5]

Opferzahlen

Die Israelis zählten in den 1558 Tagen der al-Aqsa-Intifada 20.406 Anschläge, darunter 138 Selbstmordanschläge und 13.730 Schussüberfälle, sowie 460 Angriffe mit Qassam-Raketen. Nach Angaben der Zeitung Jedi’ot Acharonot wurden 1036 Israelis getötet (715 Zivilisten) und 7.054 verletzt. Nur für die Selbstmordanschläge gilt: "Seit Beginn der Intifada (September 2000) wurden bei 143 Selbstmordanschlägen 513 Israelis getötet und 3.380 verletzt. Die Anschläge wurden von 160 Selbstmordattentätern und -täterinnen durchgeführt."[6] Die Palästinenser hatten 3592 (palästinensische Quellen:3336) Tote (985 Zivilisten) zu beklagen. Israel bezeichnet 959 von ihnen als Terroristen - 208 Palästinenser wurden gezielt getötet. Über 600 palästinensische Tote waren Mitglieder der Sicherheitsdienste der Autonomiebehörde (der Geheimdienste, oder der Polizei).

Den Angriffen der israelischen Luftwaffe, die auch auf Ziele in dicht besiedelten Gebieten geflogen wurden, fielen anfangs sehr viele Zivilisten zum Opfer, erst allmählich änderte sich dies. Während der Prozentsatz im Jahre 2002 bei 50% lag, sank er bis 2007 auf 2-3%.[7]

Gemäß einer Statistik des „Anti-Terror-Instituts“ beim Herzlia Interdisciplinary Center starben 126 palästinensische Frauen und mehr als doppelt so viele israelische Frauen (285). 365 Palästinenser wurden von ihren eigenen Landsleuten getötet, in der Regel im Rahmen von Lynchjustiz, Blutrache und Ehrenmorden, an tatsächlichen oder vermeintlichen Kollaborateuren. Auf der israelischen Seite kamen 22 Menschen durch eigenes Feuer ums Leben.

Siehe auch: Nahostkonflikt.


Quellen

  1. Innenministerium Nordrhein-Westfalen - Glossar:"Intifada" http://www.im.nrw.de/glossar/glossar.phtml?title=Intifada
  2. ".. Trotz ihrer langen Geschichte und ihrer großen Nähe zueinander scheinen einige Israelis und Palästinenser die Sorgen des anderen nicht richtig zu würdigen. Einige Israelis scheinen nicht zu verstehen, welche Entwürdigung und Frustration die Palästinenser wegen der israelischen Besatzung, der Präsenz des Militärs und der Siedlungen täglich ertragen müssen, noch scheinen sie die Entschlossenheit der Palästinenser zu begreifen, ihre Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu erlangen. Einige Palästinenser scheinen nicht zu verstehen, in welchem Ausmaß der Terrorismus die Angst im israelischen Volk schürt und damit den Glauben an die Möglichkeit der Koexistenz untergräbt. Auch scheinen sie nicht die Entschlossenheit der israelischen Regierung zu verstehen, alles Notwendige zum Schutz der Bevölkerung zu tun ...". Zitat aus der inoffiziellen Version des Abschlussberichts (in der Übersetzung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 17. Mai 2001) http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Israel/mitchell.html
  3. Weltpolitik - Fortsetzung: Der Nahostkonflikt
  4. vgl. The El Aqsa Intifadah: Everything Was Planned, von Website der World Zionist Organisation
  5. Ha-Aretz, Israelische Botschaft, New York Times [1]
  6. Angaben der Israelischen Botschaft, Juli 2005
  7. Ha-Aretz[2]

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