Felix Krueger

Felix Krueger

Felix Krueger (* 10. August 1874 in Posen; † 25. Februar 1948 in Basel) war ein deutscher Psychologe und Professor an der Universität Leipzig.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Krueger, Sohn eines Fabrikanten, legte sein Abitur am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Posen ab. 1893 bis 1899 studierte er Philosophie, Wirtschaftswissenschaften, Physik und Geschichte in Straßburg, München und Berlin. 1897 erfolgte die Promotion in Philosophie an der Universität München mit Der Begriff des absolut Wertvollen als Grundbegriff der Moralphilosophie, 1903 die Habilitation für Philosophie an der Universität Leipzig mit Das Bewußtsein der Konsonanz. Eine psychologische Analyse. Er war Assistent von Wilhelm Wundt. Mit seiner musikpsychologischen Studie wurde er bekannt.

1903-1906 war er Privatdozent für Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig, 1906-1908 Professor an der Universität Buenos Aires, von wo er zu Schiff und zu Pferde ausgedehnte Reisen in Südamerika unternahm. 1909-1910 war er ao. Prof für Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig, 1910-1917 o. Prof an der Universität Halle. Vom August 1914 bis 1917 leistete er freiwilligen Militärdienst, u.a in Verdun, Galizien und Rumänien. Von 1917 bis 1938 lehrte er als o. Prof für Philosophie und Psychologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig. 1925/26 war er Dekan der Philologisch-Historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät Leipzig.[1]

Krueger war Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und Vorsitzender der Deutschen Philosophischen Gesellschaft seit 1927.

Der deutschnational gesinnte Krueger propagierte am 11. November 1933 das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat, einen Wahlaufruf zur "Reichstagswahl". Er war von April 1935 bis 1936 Rektor der Universität Leipzig. Im Sommersemester 1936 erhielt er ein Lehrverbot. Sein Rücktritt vom Amt des Rektors wurde erzwungen, da er in einem Vortrag den holländischen Philosophen Spinoza als "edlen Juden" bezeichnet hatte. 1937 wurde Krueger von der "Reichsstelle für Sippenforschung" wegen eines jüdischen Großelternteils als "Mischling" eingestuft. 1938 erfolgte die vorzeitige Emeritierung, offiziell auf eigenen Wunsch, praktisch jedoch aufgrund massiven politischen Drucks. Erst lebte er darauf in Potsdam, ab Frühjahr 1945 in der Schweiz.

Lehre

Krueger war ein Hauptvertreter der Ganzheits- und Strukturpsychologie (Leipziger Schule). Den Entwurf seines wissenschaftlichen Konzeptes enthält Über Entwicklungspsychologie. Ihre sachliche und geschichtliche Notwendigkeit. [2]. Die Ganzheitspsychologie Kruegers unterscheidet sich von anderen psychologischen Richtungen wie dem kritischen Personalismus William Sterns ("Keine Gestalt ohne Gestalter"). Seine Gefühlstheorie beruhte kaum auf Experimenten, sondern stark auf Einfühlung. Er war sehr an der gesellschaftlichen Einbindung der Seele interessiert und von der Lebensphilosophie beeinflusst.

Publikationen (Auswahl)

  • Beziehungen der experimentellen Phonetik zur Psychologie, Leipzig 1907
  • Über Entwicklungs-Psychologie, ihre sachliche und geschichtliche Notwendigkeit (= Arbeiten zur Entwicklungspsychologie, Bd. 1, Heft 1), Leipzig 1915
  • Der Strukturbegriff in der Psychologie, Jena 1924
  • Das Wesen der Gefühle, Leipzig 1928
  • Zur Philosophie und Psychologie der Ganzheit. Schriften aus den Jahren 1918-1940, hrsg. von Eugen Heuss, Berlin u.a. 1953

Belege

  1. R. Lambrecht, Politische Entlassungen in der NS-Zeit, 2006, S. 122
  2. Leipzig 1915 (Arbeiten zur Entwicklungs-Psychologie, Bd.1, Heft 1)

Literatur

  • Ulfried Geuter: Das Ganze und die Gemeinschaft - Wissenschaftliches und politisches Denken in der Ganzheitspsychologie Felix Kruegers, in: C. F. Graumann (Hrsg.): Psychologie im Nationalsozialismus, Berlin/Heidelberg 1985, S. 55-87.
  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Synchron, Heidelberg 2004, S. 100 f.
  • Steffi Hammer: Felix Krueger, in: Lück/Miller: Illustrierte Geschichte der Psychologie, Beltz, Weinheim 1999, S. 103-105
  • Ronald Lambrecht: Politische Entlassungen in der NS-Zeit, Vierundvierzig biographische Skizzen von Hochschullehrern der Universität Leipzig, Leipzig 2006, S. 120 ff.

Weblinks



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