Feldkochherd

Feldkochherd
Feldkochherd der Feuerwehr (Umbau aus Bestand der NVA)

Ein Feldkochherd (FKH), auch Feldküche oder umgangssprachlich Gulaschkanone genannt, ist ein Anhänger, auf dem eine Feldküche montiert ist, die aus einem oder mehreren integrierten Kesseln und einer Feuerstelle besteht. Er spielt im Militär und Katastrophenschutz eine wichtige Rolle und wird bis heute in vielen Armeen in großen Stückzahlen zur Versorgung eingesetzt.

Zum Einsatz kann der Feldkochherd in einem Küchenzelt vor Witterungseinflüssen geschützt untergebracht werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Feldkochherd im Zweiten Weltkrieg

Karl Rudolf Fissler von der Firma Fissler aus Idar-Oberstein erfand den Feldkochherd im Jahr 1892. Dieser Anhänger war der erste seiner Art, der ausschließlich für Kochzwecke ausgelegt war und hat sich schnell in vielen Armeen durchgesetzt. Ältere verwendungsgleiche Fahrzeuge waren zumeist aus Vorrats-Wagen umgebaut und mussten zum Kochen hergerichtet werden. Der Feldkochherd erleichterte die Zubereitung der Speisen erheblich und sie konnten während der Bewegung gekocht oder warmgehalten werden. Das Gerät wurde unter anderem während des Ersten Weltkriegs als Feldküche truppenweit verwendet und war als beständiges Merkmal von Ruhe- und Erholungszonen sehr beliebt. Seinen überaus verbreiteten Umgangsnamen „Gulaschkanone“ erhielt es aufgrund der Transportweise: sie war bespannt wie ein Geschütz der Feldartillerie, jedoch war an die Protze statt der Lafette die Küche in gleicher Weise angehängt, außerdem wurde sein schwarzer Rauchabzug bei Nichtgebrauch des Gerätes nach hinten umgeklappt. Die Gulaschkanone wurde mit Brennmaterial aller Art, vorzugsweise Holz, befeuert. Moderne Feldkochherde werden mit Festbrennstoffen oder Dieselöl betrieben, oft auch mit Gas. Viele Typen besitzen heute eine eigene Betriebsstoffversorgung. Getrennt von ihren Mutterfahrzeugen sollen sie möglichst lange autark einsetzbar bleiben.

Das Gerät ist noch heute in vielen Armeen in Gebrauch und ergänzt selbstfahrende Versorgungsfahrzeuge, die oftmals eigene Kochgelegenheiten mitführen. Moderne Gulaschkanonen sind mit vielen bodenständigen Arbeitsmaterialien ausgestattet und ermöglichen die Zubereitung relativ hochwertiger Speisen in größeren Mengen. Moderne Feldküchen besitzen neben Dampfgarkesseln auch Bräter, Backröhren und Warmhaltebehälter.

Die Feldküche der Bundeswehr heißt TFK 250 (Taktische Feldküche 250). Sie wird von der Firma Kärcher hergestellt und ist für die Versorgung von 250 Soldaten vorgesehen.

Im Katastrophenschutz wurde viele Jahre lang die Feldküche der Firma Progress 57/4 und 57/5 verwendet und wird nun aber nach und nach durch die Modulfeldküche der Firma Kärcher MFK 2/96 ersetzt.

Typische Gerichte

Seit der Erfindung der Gulaschkanone sind einige typische Gerichte entstanden, die in ihr oft gekocht wurden oder darin gut kochbar sind. Weil die Holz- oder Holzkohlebefeuerung hohe Temperaturen liefern kann, die für die schmackhafte Zubereitung von Fleischspeisen in großer Menge notwendig sind, eignet sich das Fahrzeug gut für gehaltvolle Fleischspeisen, die unter Feldbedingungen besonders willkommen sind. So lassen sich in den erhitzen Kesseln grobe Fleischstücke auch in Masse scharf anbraten, was vor allem für Gulasch wichtig ist. Da vor der Erfindung der gekörnten Brühe unter Feldbedingungen der Geschmack von Gulasch und Gulaschsuppen nur durch das fachgerechte Anbraten hergestellt werden konnte, war diese Zubereitungsmöglichkeit beliebt. Im zivilen Leben gilt dasselbe für den Kesselgulasch, der ebenfalls für die Versorgung vieler Personen verwendet wird. Im Ersten Weltkrieg wurde der Gulasch oft aus dem Fleisch von Pferden hergestellt, die bei Gefechtshandlungen getötet oder verwundet wurden. Unter den Opfern waren aber auch Zugochsen, Esel sowie Ziegen.

In der Gulaschkanone kann nicht nur Gulasch zubereitet werden, sondern neben Suppen und Eintöpfen auch komplette Mahlzeiten. Im Zweiten Weltkrieg kamen zunehmend Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen oder andere Trockengemüse zur Verwendung, die neben ihrem hohen Nährwert auch ein geringes Trockengewicht (Transportersparnis) sowie bei sachgerechter Lagerung eine hohe Haltbarkeitsdauer aufweisen. Die hermetische Verschließbarkeit der eingebauten Kessel ermöglicht meist Druckkochen, womit eine zusätzliche Zeit- und Energieersparnis auch bei diesen langkochenden Speisen gegeben ist. In der NVA gab es speziell auf die Gulaschkanone zugeschnittene Rezepte für Erbsen- und Bohneneintöpfe, die auch bei Übungen der Zivilverteidigung ständig gekocht wurden. Auch Trockenfleisch lässt sich zubereiten, das allerdings in den europäischen Armeen eine untergeordnete Rolle spielte. Auch die Verwendung von Konserven kam im Zweiten Weltkrieg in nennenswertem Umfang auf.

Das Fahrzeug kann auch Heißgetränke wie Tee, Kaffee oder Glühwein bereit halten. Hierzu sind manchmal Seitenbehälter angebracht, die durch indirekte Befeuerung oder Flächenkontakt mit heißeren Kesseln die Wärme lange vorhalten können. Moderne Gulaschkanonen eignen sich auch zum Backen von Brot und Kuchen, Grillen, Dünsten, zur Herstellung von Hefeklößen oder von Fettgebäck. Typische Gerichte sind auch Kartoffelsuppe, Chili (Militärchili), Spatz (Eintopf), Mitternachtseintopf und andere. In italienischen Armeen wurden von je her auch Kastanien geröstet. Als Verpflegung bei Großveranstaltungen in Deutschland erlangte sie einen regelrechten Kultstatus.

Zweckentfremdung

Der Feldkochherd kann zur Erhitzung von Wasser für verschiedene Zwecke genutzt werden. In den Kriegen des 20. Jahrhunderts spielte er deshalb bei der medizinischen Versorgung von Verletzten und Sterbenden eine wichtige Rolle. Unter erschwerten Bedingungen wurde auch die Wäsche der Soldaten darin gekocht. Gebrauchte Feldkochherde werden auch von Hobbybrennern zum Kochen der Maische verwendet, da durch das indirekte Beheizen über ein Glycerin-Bad die Maische nicht anbrennt, und die Kochstelle bereits über einen dichten Deckel verfügt, durch den der verdampfte Alkohol abgeführt werden kann.

Ausbildung

Die Zubereitung von großen Nahrungsmengen unter Feld- oder Kriegsbedingungen unterscheidet sich erheblich von der herkömmlichen Küche für Einzelportionen. So weichen Rezepte oder Zubereitungsdauer bei steigender Masse zunehmend von den herkömmlichen Kochgewohnheiten ab. Der Feldkoch ist ein Kriegshandwerker und war bereits in der Antike vertreten. Die moderne Gulaschkanone ersetzt seine Fähigkeiten nicht. Wissen über geeignete Zubereitungen, Rezepte, Erfahrungen und Improvisationsvermögen tragen maßgeblich zur Truppenmoral bei und sind bis heute wichtige Faktoren. Im modernen Militär und den Hilfsorganisationen werden diese mobilen Küchen von ausgebildeten Teams bedient, Köche („Feldkoch“) mit Lehrgängen zur Speisenzubereitung in großen Mengen, Nahrungs- und Küchenhygiene, Küchenhelfer.

Nicht nur beim Militär, sondern auch im Katastrophenfall wird der Feldkochherd von Hilfsorganisationen sowohl zur eigenen Mannschaftsversorgung als auch zur Versorgung der betroffenen Bevölkerung eingesetzt. THW, Sanitätsorganisationen, Feuerwehren bilden Feldköche aus. Die Verpflegung mittels Feldkochherd erfolgt aber nicht ausschließlich nur nach Einsätzen oder Katastrophen, sondern auch bei Großveranstaltungen. Ausgemusterte Feldkochherde werden teilweise von Privatpersonen zur Existenzgründung genutzt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Feldküchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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