Feldgrille

Feldgrille
Feldgrille
Weibliche Feldgrille (Gryllus campestris)

Weibliche Feldgrille (Gryllus campestris)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Langfühlerschrecken (Ensifera)
Familie: Echte Grillen (Gryllidae)
Gattung: Gryllus
Art: Feldgrille
Wissenschaftlicher Name
Gryllus campestris
Linnaeus 1758
Nymphe von oben; gut erkennbar an den fehlenden Flügeln
Stridulierende Feldgrille

Die Feldgrille (Gryllus campestris) ist eine Art aus der Familie der Echten Grillen (Gryllidae) innerhalb der Ordnung der Langfühlerschrecken (Ensifera).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Männliche Feldgrillen sind 19 bis 23 mm lang, Weibchen erreichen 17 bis 22 mm und deren nach hinten ragende Legeröhre (Ovipositor) erreicht zusätzlich noch eine Länge von 8 bis 12 mm. Diese Grillenart ist glänzend schwarz bis seltener braun gefärbt und von gedrungener, zylindrischer Gestalt mit kräftigen Beinen. Der Kopf ist kugelförmig gewölbt und trägt kräftige Beißwerkzeuge, etwa 20 mm lange, dünne Antennen und drei helle Punktaugen (Ocelli) auf der Stirn, der Prothorax ist quadratisch. Die bräunlichen bis tiefschwarzen, an der Basis gelben, transparenten Vorderflügel sind gut ausgebildet und zu Tegmina verhärtet, sie sind schwarz geädert und werden von den Männchen zur Stridulation benutzt. Wie bei allen Grillen wird der rechte Vorderflügel über den linken gelegt, sie bedecken das Abdomen fast vollständig. Die bräunlichen Hinterflügel hingegen sind verkümmert und erreichen nur zwei Drittel der Abdomenlänge, nur bei südeuropäischen Populationen (Gryllus campestris var. caudata) sind auch diese voll ausgebildet. Kaudal am Abdomen befinden sich zwei Cerci (Abdominalanhänge). Die Hinterschenkel sind ventral (bäuchlings) rötlich, beim Weibchen sind die Hinterschienen rot. In den Vorderschienen ist jeweils ein großes und ein kleines Trommelfell vorhanden, womit die Grillen hören können.

Die Feldgrillen springen verhältnismäßig selten und dann nur kurze Strecken. Sie sind aber flinke Läufer, fliegen jedoch nicht.

Stridulation

Zum Zirpen werden die Vorderflügel schräg aneinander gestellt und rasch gegeneinander bewegt, wobei jeweils eine glatte Schrillkante des rechten Flügels über eine gezahnte Schrillader des linken schnell vibrierend streift. Dazwischen bleiben sehr kleine Resonanzräume, die den sonoren Klang, der schon seit Urzeiten Dichter und Komponisten inspiriert, verstärken.

Nur die Männchen zirpen von Mai bis September. Dieser recht laute, engsilbige Lock-„Gesang“ wird meist am Eingang der selbstgegrabenen Erdhöhle vom späten Vormittag an bis in die warmen Nachtstunden hinein mit Pausen vorgetragen. Es ist etwa 50 m weit zu hören.

Vorkommen

Die Feldgrille liebt warme, sonnige und trockene Hänge, Rasen und Felder, Kiesgruben und Heiden, aber auch lichte Kiefernwälder. Dort bauen sie sich 30 bis 40 cm lange Erdröhren, diese und somit ihr Revier werden aber von den Männchen beinahe täglich gewechselt. Die intensive Landwirtschaft vertreibt diese Grille teilweise aus ihrem angestammten Lebensraum. Dennoch ist sie in weiten Teilen Mittel- und Südeuropas, aber auch in Kleinasien und Nordafrika zu finden.

Ernährung

Die Feldgrille ist ein Allesfresser und somit nicht gerade wählerisch, was das Nahrungsangebot angeht. Larven und Imagines ernähren sich von Blättern und Wurzeln verschiedener Pflanzen und Kräuter. Sie fressen aber auch kleinere Bodentiere und deren Kadaver.

Fortpflanzung

Von Mai bis Juli versuchen die Männchen die Weibchen mit Stridulation („Gesang“) anzulocken, bis zu 10 m kann das paarungsbereite Weibchen dem Männchen zielsicher zulaufen. Zunächst begrüßen sie sich mit einem Antennenspiel. Dann beginnt das Männchen mit einem zarten, für den Menschen kaum hörbaren Werbegesang, den er mit rückwärtigen Stößen begleitet. Ist das Weibchen bereit, nähert es sich weiter und das Männchen schiebt sich rückwärts unter das Weibchen und kopuliert. Dabei befestigt es in etwa einer Minute einen birnenförmigen Spermiensack im Genitaltrakt des Weibchens. Nachdem das Weibchen abgestiegen ist, vollführt das Männchen ein bis zwei Stunden lang eine sogenannte Nachbalz, wobei das Männchen mit Antennenzittern begleitete, ruckartige Bewegungen vollführt. Nach der Paarung legen die Weibchen mit ihrer Legeröhre mehrmals Eipakete von jeweils 20 bis 40 Eiern in ihre Wohnröhren ab, im Laufe ihres Lebens legen sie einige hundert Eier. Brutpflege wird nicht betrieben.

Die Larven schlüpfen nach zwei bis drei Wochen. Sie bleiben erst noch einige Zeit beisammen und leben zunächst oberirdisch unter Steinen und anderen Verstecken und in Erdröhren, bis sie sich im Herbst zum Überwintern trennen und einzeln eingraben. Im darauf folgenden April, wenn der Boden wieder wärmer wird, häuten sich die Larven der Feldgrille ein zehntes oder elftes Mal zur Imago und werden geschlechtsreif. Sie wachsen sehr schnell.

Gefährdung und Schutz

Zunehmender Verlust des Lebensraumes zumeist durch intensive Landwirtschaft führt dazu, dass in vielen Regionen die Grillenpopulationen zurückgehen. In manchen Gebieten sind sie bereits ausgestorben. Sie sind in der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland als 3 (gefährdet) eingestuft.[1]

Sonstiges

Die Feldgrille war das Insekt des Jahres 2003.

Referenzen

  1. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, ISBN 978-3-896-24110-8

Literatur

  • Gunnar Höpstein: Die Feldgrille - ein heimliches Insekt. 2003.
  • Werner Kriechbaum: Zeitstruktur des Lockgesangs bei Gryllus campestris L. 1983.
  • Thomas J. Langner: Gryllus campestris Linnaeus, 1758, Feldgrille. 2004.
  • H. Reichholf-Riehm, G. Steinbach & R. Kühbandner: Insekten. in Steinbachs Naturführer. vol. 7, Bertelsmann & Mosaik, Gütersloh, München, 1984. ISBN 3-570-01187-9
  • Christian Venne & Frank Ahnfeldt: Neuansiedlung der Feldgrille (Gryllus campestris) in Bielefeld? 2003.

Weblinks

 Commons: Feldgrille – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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