Feldgraswirtschaft

Feldgraswirtschaft

Die Feldgraswirtschaft, auch Wechselwiese, bezeichnet eine landwirtschaftliche Nutzungsform, bei der sich Acker- und Grünlandnutzung abwechseln.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Sie ist in solchen Regionen verbreitet, wo Dauerackerbau bzw. Dauergrünland aus standortökologischen Gründen schwierig sind, wobei aber Ackerkulturen noch Mindesterträge abwerfen.

Es sind Regionen, in denen

  • aus standörtlichen Gründen eine Intensivierung der Landbewirtschaftung eingeschränkt ist (z.B. Mittelgebirge, Berglagen),
  • Schäden durch den Anbau von Monokulturen vorgebeugt werden muss,
  • Böden zur Erosion neigen,
  • auf wüchsigen Standorten die Gefahr der Verunkrautung besteht.

Im Gegensatz zur Egart-Wirtschaft steht bei der Feldgraswirtschaft die Ackernutzung im Vordergrund. Für beide ist Wechselwirtschaft der Überbegriff. Ihre Hauptaufgabe ist es, einerseits die Ertragsfähigkeit des Bodens für den Anbau von Getreide zu erhalten und andererseits akzeptables Grundfutter für die Viehhaltung zu liefern.

Entwicklung

Die Feldgraswirtschaft ist mit der Entwicklung der Kulturlandschaft vor allem im Bergland und in Mittelgebirgen untrennbar verbunden und hat zwei Ursachen:

Brachland als Alternative zur Feldgras-Wirtschaft

1. Sicherung der bäuerlichen Selbstversorgung

Es musste die Selbstversorgung mit Getreide und Kartoffeln (vor der Einfuhr von Baumwolle auch mit Flachs) gesichert werden. Dazu wurde – wie überall im traditionellen Landbau – Grünland umgebrochen und auf dessen angesammelten Humusreservoir (bis zu 15 % organischer Substanz im Boden) einige Jahre Ackerbau betrieben. Daher der Name „Feld-Gras-Wirtschaft“. Mit nachlassenden Erträgen wurde das Feld wieder der Brache überlassen und es entwickelte sich aus einer Spontanberasung (Selbstberasung) im Zusammenhang mit einer extensiven, jährlich 1 bis 2-maligen Nutzung wieder Grünland.

2. Erhöhter Bedarf an Ackerfrüchten

Um ausreichend ackerfähige Flächen für diese Wirtschaftsweise zu erhalten, wurden immer neue Flächen urbar gemacht, d.h. in Ackernutzung genommen. Man sprach dabei von wildem und zahmem (durch Umbruch gezähmtem) Feld. „Zahmes Feld“ ist in Flurstücksbezeichnungen heute noch erkennbar durch Namen mit der Endung „Acker“ (z.B. "Waldacker"). Die übliche Fruchtfolge war HaferKartoffelnRoggen. Geackert wurde stets in erosionshemmender Weise, nämlich entlang der Höhenlinien und in der Regel auf mehreren Teilstücken des Hofes (z.B. Sommer- und Winterberg im Schwarzwald).

Entwicklung im 20. Jahrhundert

Bei der Entwicklung des Landbaus spielte die Feldgras-Wirtschaft in Deutschland noch bis in die 1960er Jahre eine bedeutende Rolle. Der Schritt in Richtung Intensivierung bestand in der aktiven Ansaat von Grünlandgräsern und -leguminosen anstelle der bisherigen spontanen Selbstberasung. Bis 1975 erfuhr die Feldgraswirtschaft beispielsweise im Schwarzwald mit der Maßnahme "Trennung von Wald und Weide" durch Enthurstung (Entbuschung), Entsteinung und Umbruch von Weidbergen eine zusätzliche Förderung. Verbesserte Bedingungen für die Kartoffelvermehrung führten nach dem 2. Weltkrieg zusammen mit der fortschreitenden Mechanisierung dann aber zu einer starken Ausdehnung des Ackeranteils. In der Folge kam es auch zu erweiterten Fruchtfolgen und größeren Schlägen.

Literatur

  • Andreae, B. (1955): Die Felgraswirtschaft in Westeuropa. – Berichte über Landwirtschaft, NF 33, Sdh. 163.
  • Brinkmann, T. (1942): Die Fruchtfolge des deutschen Ackerbaues. – Bonner Kriegsvorträge, Nr. 74.
  • Goltz, T. (1963): Geschichte der deutschen Landwirtschaft. - Scientia-Verlag, 420 S.
  • Könnecke, G. (1967): Fruchtfolgen. – VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin.
  • Liebscher, K. (1954): Egart-Wirtschaft in den Alpenländern. – Ber. Grünlandtag. Bundesanstalt für Alpine Landwirtschaft, Admont: 53-63
  • Simon, W. (1966): Wirtschaftliche Ackerweide. – VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin.
  • Voigtländer, G. & H. Jacob (1987): Grünlandwirtschaft und Futterbau. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 480 S.
  • Zürn, F. (1952): Ertrag und Nutzungsdauer von Kleegras und Wechselwiesen im Alpen- und Voralpengebiet. – Bayerisches Landwirtsch. Jahrbuch Nr. 29: 181-205.

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