Feinsteinzeug

Feinsteinzeug
Schnitt durch eine Feinsteinzeugplatte

Feinsteinzeug, auch Böttgersteinzeug, ist ein allgemein gebräuchlicher, aber normativ nicht beschriebener Name für keramische Fliesen mit sehr geringer Wasseraufnahme. Sie werden glasiert, poliert und unglasiert angeboten.

Spezifikation gemäß Klassifikation keramischer Massen
Klasse: Sinterzeug Unterklasse: Steinzeug Gruppe Feinsteinzeug weiß- oder hellbrennend

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Es handelt sich um ein vollkommen durchgesintertes und sehr kompaktes Produkt, dessen wesentliches Merkmal seine extrem niedrige Porosität mit einer Wasseraufnahme von < 0,5% ist. Auf Grund der sehr geringen Wasseraufnahme ist Feinsteinzeug frostbeständig.

Unglasiertes Feinsteinzeug hat eine sehr gute Abriebbeständigkeit und eine hohe Bruchfestigkeit. Dadurch ist es hervorragend geeignet für Flächen mit intensiver Nutzung wie Flure und in Industrieanlagen. Die geringe Porosität erlaubt es das Material zu polieren. Die Oberfläche von unglasiertem FSZ kann durch unterschiedlich gefärbte Keramikpulver oder durch lösliche Salze dekoriert werden. Allerdings ist die Vielfalt der möglichen Optiken eingeschränkt.

Neben dem unglasierten Feinsteinzeug wird in zunehmendem Maße glasiertes und bedrucktes Feinsteinzeug hergestellt. Dieses Material bietet die Möglichkeit eine enorme Vielfalt an Dekoren zu erzeugen. Beispielsweise werden unterschiedlichste Steine, Hölzer, Stoffe, Kork, Leder etc. kopiert. Von glasiertem Steinzeug unterscheidet sich glasiertes Feinsteinzeug vor allem durch eine etwas höhere Bruchfestigkeit und völlige Frostunempfindlichkeit. Die anderen Eigenschaften, wie z.B. chemische Beständigkeit, Rutschhemmung und Ritzhärte können je nach Art der Oberfläche sehr unterschiedlich sein.

Geschichte

Als Böttgersteinzeug wird das 1706 von Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus erfundene „feine rothe Porcelain“ (rotbraunes Feinsteinzeug) bezeichnet. Der Name „Böttgersteinzeug“ ist heute eine geschützte Markenbezeichnung der Meißner Manufaktur.

Ein in Italien entwickeltes, neues Brennverfahren (Schnellbrand-Rollenofen-Verfahren) machte die Herstellung von Feinsteinzeugfliesen ab ca. 1980 möglich. Die Feinsteinzeugfliese hat seitdem eine wichtige Marktposition im Bereich der Fliesen- und Bodenbelagsmaterialien erreicht.

Farben und Formen

Der Fliesenkörper hat die Farbe, die sich aus dem Zusatz von Farbstoffen in den Scherben ergibt, entweder gleichmäßig verteilt oder granuliert. Er ist feinkörnig und homogen und mit bloßem Auge sind keine heterogenen Elemente (Körner, Einschlüsse, Poren) zu sehen. Die obere Seite besteht aus demselben Material wie der Körper und kann einfarbig, gesprenkelt, marmoriert oder dekoriert sein. Die Oberflächen und Kanten sind gleichmäßig und gut ausgefertigt. Die derzeit vorherrschende Form ist rechteckig (30/60 cm), manchmal auch quadratisch. Die am meisten verwendeten Sonderteile sind Stufenfliesen und Sockelleisten.

Verwendung

Fliesen aus Feinsteinzeug können unbehandelt so verwendet werden, wie sie aus dem Ofen kommen, oder die Oberfläche kann nach dem Brennen geschliffen und poliert werden. Durch das Polieren werden die press- und brandbedingten Porenräume angeschliffen und geöffnet. Dadurch resultiert eine höhere Schmutzanhaftung in den Porenräumen. Die meisten Hersteller von poliertem FSZ empfehlen, die Oberfläche zu imprägnieren. In der Regel bedeutet dies ein Verschluss mit einem Silan-Siloxan-Polymergemisch. Anders als bei Naturstein hat FSZ keine kapillaren Porenräume. Das bedeutet, dass eine Imprägnierung lediglich die offenen Poren füllt. Nachteilig ist, dass das Imprägniermittel organischen Schmutz (Ruß in Gummisohlen oder Reifen) anzieht und festhält. Diese Schmutze können nur mit Lösungsmitteln entfernt werden, die auch die Silikonharze entfernen. In gewerblichen Bereichen droht bei Imprägnierung sogar ein Verlust der eingestellten Rutschsicherheit. Die Oberfläche kann Reliefformen haben, entweder zu Dekorationszwecken (ähnlich wie Natursteine) oder als rutschhemmende Elemente (Diamantspitzen, Streifen, Winkel usw.).

Insbesondere die hohe Gestaltungsmöglichkeit betreffend Farben und Formaten macht die Feinsteinzeugfliese zu einer Alternative zu Natursteinbelägen in Fliesenfom. Nachteilig ist allerdings, dass eine Sanierung im Gegensatz zum Natur- oder Betonwerkstein kaum möglich ist.

Normen

Die Eigenschaften von Feinsteinzeug werden in der Norm EN 14411, Gruppe BIa (trockengepresste keramische Fliesen und Platten mit niedriger Wasseraufnahme E < 0,5%) definiert.

Tendenzen

Entwicklung von Großformaten, die bis zu 100×300 cm groß sein können. Diese Abmessungen bei Feinsteinzeug eröffnen neue Möglichkeiten für den Alternative zu Naturstein oder Metallen an Fassaden. Die Fassaden-DIN 18516 setzt aber deutliche Grenzen an die Machbarkeit. Auch als Abdeckflächen für Küchen und Bäder wird Feinsteinzeug genutzt. Um besondere Effekte zu erzielen, werden neuerdings auch Kanten geschliffen, Oberflächen satiniert, poliert und glasiert. Die Platten werden immer mehr bearbeitet, vor allem die Reliefformen haben sich stark entwickelt. Außerdem werden Bordürensysteme geschaffen, bestehend aus vorgeschnittenen Teilen, die maschinell oder manuell auf einem Netz zusammengesetzt werden. Damit kann man reichhaltige und komplexe Flächen kreieren. Oder auch in Duschen Böden ohne Duschtasse verlegen, da sie sehr rutschhemmend sind.

Literatur

  • Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen (Hrsg.) Böttgersteinzeug. Eine Meissener Faszination Sandstein Verlag, Dresden 2007. ISBN 978-3-940319-22-7

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