Federico Halbherr

Federico Halbherr
Halbherr-Büste in Agia Triada

Federico Halbherr (* 15. Februar 1857 in Rovereto, zu dieser Zeit ein zu Österreich-Ungarn gehöriger Ort Tirols; †  17. Juli 1930 in Rom) war ein italienischer klassischer Archäologe und Epigraphiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Halbherr beim Studium der Gesetzestexte von Gortys (Gortyn)

Halbherr führte zahlreiche Ausgrabungen auf Kreta durch. 1884 entdeckten er und Ernst Fabricius in Gortys (Gortyn) das Stadtrecht von Gortys, Inschrifttafeln aus der Zeit um 500 v. Chr. bis 450 v. Chr., die aus 42 Steinblöcken zusammengesetzt sind und insgesamt 17.000 Zeichen umfassen. 1885 begann er mit Grabungen in der „Höhle des Schäfermädchens“ (Spiliara tis Voskopoulas) in der Nidahochebene, die nach 1983 von den Archäologen Jannis und Efi Sakellarakis systematisch fortgeführt wurden. Die Inscriptiones Creticae wurden anhand der von ihm gesammelten Materialien von Margherita Guarducci herausgegeben.

Um 1900, also etwa zur selben Zeit, als Arthur Evans in Knossos arbeitete, begannen in Phaistos unter Halbherrs Leitung die Grabungen der italienischen archäologischen Mission. Halbherr arbeitete vollkommen anders als Evans, daher wurde in Phaistós viel weniger rekonstruiert als in Knossós. In Agia Triada, wo er ebenfalls grub, befindet sich heute ihm zu Ehren eine Büste.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert interessierte sich Halbherr zunehmend für Libyen, die antike Kyrenaika, da er deren historischen Beziehungen zu Italien nachgehen wollte. Sein Versuch, eine italienische Grabung in Kyrene zu etablieren, scheiterte jedoch, als 1909 ein amerikanisches Team die Grabungserlaubnis erhielt:

„Unsere Expedition wird so aus archäologischer Sicht völlig nutzlos [...]. Wissenschaftlich gesprochen ist der einzige für Antikenstudien und -forschungen interessante Punkt Kyrene: der Rest lohnt die Mühe nicht“ (il resto non vale la pena).

1899 wurde Halbherr korrespondierendes Mitglied der Accademia Nazionale dei Lincei, 1912 socio nazionale. Sein Briefwechsel mit Gaetano De Sanctis, einem Förderer seiner Grabungspläne, wurde 1986 veröffentlicht. Seit 1903 war er ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts.

Publikationen

  • Federico Halbherr: Researches in Crete. III. - The Præsian Peninsula. In: The Antiquary 25, 1892, 153 ff.

Literatur

  • Mario Negri, Scrivono palazzi e labirinti. Alessandria : Ed. dell'Orso, 2005 ISBN 88-7694-853-8
  • Silvio Accame [Hrsg.], F. Halbherr e G. de Sanctis; Pionieri delle missioni archeologiche italiane a Creta e in Cirenaica. Rom 1984 (Studi pubblicati dall'Istituto italiano per la storia antica ; 34)

Siehe auch

  • Paolo Orsi
  • Thomas Spratt
  • Lucio Mariani
  • Rassegna Internazionale del Cinema Archeologico di Rovereto
  • Archeologia Viva

Weblinks

 Commons: Federico Halbherr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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