Fanny Tarnow

Fanny Tarnow

Fanny Tarnow (* 17. Dezember 1779 in Güstrow; † 4. Juli 1862 in Dessau), eigentl. Franziska Christiane Johanna Friederike Tarnow (Pseudonyme Fanny, F.T.) war eine deutsche Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fanny Tarnow war das erste Kind des Juristen und Staatssekretärs in Güstrow, späteren Gutsbesitzers, David Tarnow und seiner Frau Amalie Justine geb. von Holstein. Sie wuchs in vermögenden und vornehmen Kreisen auf, war infolge eines Sturzes jedoch seit ihrem vierten Lebensjahr gehbehindert. Nach dem Vermögensverlust des Vaters zog die Familie nach Neu-Buckow. Fanny Tarnow wurde Erzieherin, zunächst auf Rügen (vier Jahre), später auf Rohlstorff. Sie begann 1805 in verschiedenen Journalen anonym zu veröffentlichen und knüpfte unter anderen Kontakte zu Friedrich Rochlitz, Julius Eduard Hitzig, Friedrich de la Motte Fouqué, Rosa Maria Assing, Rahel und Karl August Varnhagen von Ense. Von 1807 bis 1812 war sie als Erzieherin in Wismar und auf Rankendorf tätig. Bis 1815 pflegte sie ihre kranke Mutter in Neu-Buckow. Von 1816 bis 1818 lebte sie bei ihrer Jugendfreundin in Petersburg. Dort hatte sie Umgang mit Friedrich Maximilian Klinger, August Kotzebue und dem Grafen Jacob Johann Sievers. Es folgten vorübergehende Aufenthalte in Berlin und bei der Schwester in Lübeck. Mit der Schriftstellerin Amalie Schoppe leite sie dann eine Erziehungsanstalt für Mädchen in Hamburg. 1820 zog sie nach Schandau. Zu dieser Zeit war sie mit Helmina von Chezy, Elisa von der Recke, Ludwig Tieck, Christoph August Tiedge und der Gräfin Egloffstein befreundet. Als Fanny Tarnow durch eine Krankheit vorübergehend ihre Sehkraft einbüßte, zog sie 1829 zu ihrer Schwester Betty nach Weißenfels. Freunde besorgten daraufhin eine Auswahlausgabe ihrer Schriften auf Subskriptionsbasis, die ihr 5000 Taler einbrachte. Danach war sie vor allem als Übersetzerin (aus dem Englischen und Französischen) tätig. Ab 1841 lebte sie in Dessau.

Ruhestätte von Fanny von Tarnow, (Neuer Begräbnisplatz in Dessau)

Werke

  • (anonym:) Alwine von Rosen, in: Journal für deutsche Frauen, 1805 und 1806
  • Thekla
  • Natalie. Ein Beitrag zur Geschichte des weiblichen Herzens, 1812
  • Thorilde von Adlerstein, oder Frauenherz und Frauenglück. Eine Erzählung aus der großen Welt, 1816
  • Mädchenherz und Mädchenglück. Erzählungen für Gebildete, 1817
  • Kleine Erzählungen, 1817
  • Briefe auf einer Reise nach Petersburg, an Freunde geschrieben, 1819
  • Lilien. Erzählungen, 4 Bde. 1821/25
  • Sidoniens Witwenjahre, nach dem Französischen frei bearbeitet, 2 Tle., 1822
  • Lebensbilder, 2 Bde., 1824
  • Die Spanier auf Fühnen. Historisches Schauspiel, 1827
  • Ausgewählte Schriften, 15 Bde., 1830
  • Zwei Jahre in Petersburg. Aus den Papieren eines alten Diplomaten, 1833
  • Erzählungen und Novellen, fremde und eigene, 2 Tle., 1833
  • Reseda, 1837
  • Spiegelbilder, 1837
  • Galerie weiblicher Nationalbilder, 2 Tle., 1838
  • Gesammelte Erzählungen, 4 Bde., 1840-42
  • Heinrich von England und seine Söhne. Eine alte Sage neu erzählt, 2 Tle., 1842

Literatur

  • Monika Stranáková: „Es ist hier vieles ganz anders, als man bei uns glaubt…“ Fanny Tarnows Reise nach St. Petersburg. In: Christina Ujma: Wege in die Moderne. Reiseliteratur von Schriftstellerinnen und Schriftstellern des Vormärz. Bielefeld, 2009. ISBN 978-3-89528-728-2. S. 229-242.
  • Birgit Wägenbaur: Die Pathologie der Liebe. Literarische Weiblichkeitsentwürfe um 1800. Erich Schmidt, Berlin 1996 (Geschlechterdifferenz & Literatur. Band. 4). ISBN 3-503-03732-2.
  • Amely Bölte: Fanny Tarnow. ein Lebensbild. 1865 (Digitalisat)
  • Max MendheimTarnow, Fanny. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 399–402.

Weblinks



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