Falun Gong

Falun Gong
Emblem von Falun Gong

Falun Gong (chinesisch 法輪功 / 法轮功 Fǎlún gōng, auch 法輪大法 / 法轮大法 Fǎlún dàfǎ) ist eine aus China stammende neue religiöse Bewegung auf der Basis von Qi Gong. Falun Gong wurde erstmals 1992 in der Volksrepublik China in der Öffentlichkeit vorgestellt und hat sich seitdem weltweit verbreitet. Hauptwerk ist das vom Gründer Li Hongzhi verfasste Zhuan Falun.

Falun Gong wurde im Westen hauptsächlich durch das Verbot 1999 in China und die darauffolgende staatliche Verfolgung bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Anhänger praktizieren die Falun-Gong-Übungen
Falun-Gong-Anhänger bei öffentlichen Übungen in London, 2005.

Der Name 'Falun Gong' setzt sich aus Falun (= „Rad des Gesetzes“) und Qigong (traditionelle chinesische Übungen zur Kultivierung von Körper und Geist) zusammen. Li Hongzhi gilt als der Gründer von Falun Gong, er stellte 1992 die Technik der Öffentlichkeit vor. Seiner Aussage nach existierte die Technik bereits lange zuvor. Sie soll Falun Xiulian Dafa genannt und nur von Meister zu Schüler weitergegeben worden sein.

Basis von Falun Gong ist das Buch Zhuan Falun, welches von Li Hongzhi verfasst und 1995 veröffentlicht wurde. Das Buch soll immer wieder und wieder gelesen werden, um sich auf dem Kultivierungsweg voranzubringen. Daneben hat Li noch über 20 weitere Bücher über Falun Gong geschrieben. Wichtig für die Falun-Gong-Praktizierenden ist neben dem Hauptwerk Zhuan Falun eine Sammlung kurzer Artikel, die in Chinesisch ursprünglich in Gedichtform geschrieben waren und die ebenfalls zur moralischen Anleitung dienen.

Das Emblem von Falun Gong zeigt einen roten Kreis mit einem großen goldenen Swastika-Symbol, der von einem orangefarbenen Ring mit vier weiteren Swastika-Symbolen und vier Yin-und-Yang-Symbolen umschlossen ist. Falun Gong verwendet die „linksdrehende“ Swastika in ursprünglich-traditioneller Bedeutung.

Inhalte

Laut Li Hongzhi ist Falun Gong ein Kultivierungsweg gegen den von ihm beobachteten Sittenverfall und das daraus resultierende zunehmende Leiden der Menschheit.

Falun Gong enthält Elemente der buddhistischen und daoistischen Philosophie. Es beinhaltet zwar ähnliche Elemente, wie sie auch im Buddhismus, Daoismus, der traditionellen chinesischen Medizin und dem Qigong vorkommen, diese werden aber vorwiegend von Li Hongzhi neu gedeutet und zusammengeführt. Diese neue Lehre ist jedoch in sich weder konsistent noch als Philosophie abgeschlossen.[1] Von den Anhängern wird Li Hongzhi oft in chinesischer Tradition „Meister Li“ genannt.

Im Rahmen von Falun Gong werden fünf Qigong-Übungen praktiziert, vier davon im Stehen und eine im Lotossitz als Meditation. Im einzelnen:

  1. Buddha streckt 1000 Hände aus (Fo Zhan Qian Shou Fa): Der Körper wird gestreckt und entspannt.
  2. Gebotsrad-Pfahlstellung (Falun Zhuang Fa): Die Arme werden in vier verschieden Positionen kreisförmig für eine längere Zeit hochgehalten.
  3. Verbinden von Himmel und Erde (Guan Tong Liang Ji Fa): Die Arme werden ab- und aufwärts bewegt. Dadurch soll das Qi des Körpers mit dem des Kosmos vermischt werden.
  4. Gebotsrad-Himmelskreis (Falun Zhoutian Fa): Man streicht mit den Handflächen an bestimmten Linien nahe der Körperoberfläche entlang. Dies soll die Energie im Körper zum Fließen bringen.
  5. Verstärkung der übernatürlichen Kräfte (Shentong Jiachi Fa): Im Lotossitz werden Armbewegungen und Meditation ausgeführt.

Das Praktizieren der Übungen ist aber laut Li nur ein Teil des Weges, mehr Wert als auf das Lesen des Buches und das Praktizieren der Übungen soll auf das moralische Verhalten im Alltag gelegt werden. Der Mensch soll sich kultivieren, indem er Gutes tut und Schlechtes vermeidet. Das schließt ein, dass er persönliche Bedürfnisse zurückstellt und sich stärker dem Gemeinwohl widmet, er soll nicht aus niederen Beweggründen mit anderen in Konflikt geraten und nicht streiten. Dadurch wird das Xinxing (Geistige Natur) erhöht und damit letztendlich die Kultivierungsenergie. Wenn jeder Einzelne jedoch nicht auf die Kultivierung seines Xinxing achte, werde die Ausführung der Übungen keinen Erfolg zeigen.

Die Menschen sollen laut Zhuan Falun aufgrund ihrer Egozentrik von höheren kosmischen Ebenen vertrieben worden sein. Als letzte Chance verharren sie in dieser Welt, ohne von den anderen Welten zu wissen. Die früheren Untaten hätten sich in Form von Yeli (schlechtem Karma) angesammelt, und dieses müsse man abbauen, um zur Erlösung zu gelangen. Wenn man nicht egoistisch handelt oder denkt und in Harmonie mit den drei kosmischen Eigenschaften lebe, schreite man auf dem Kultivierungsweg voran. Die kosmischen Eigenschaften sind dabei:

  • 真 Zhēn – Wahrhaftigkeit (wörtlich: wirklich, wahr)
  • 善 Shàn – Aufrichtigkeit/Barmherzigkeit (wörtlich: gut, freundlich)
  • 忍 Rěn – Nachsicht (wörtlich: dulden, ertragen)

Wenn man auf diesem Pfad voranschreitet, kann man laut dem Zhuan Falun zur Erlösung gelangen. Im Laufe der Kultivierung können auch besondere Fähigkeiten entstehen, Kultivierungsfähigkeiten genannt. Wenn man jedoch Falun Gong mit dem Ziel betreibt, diese Fähigkeiten zu erhalten, würde man nichts erreichen, da man dadurch in der Kultivierung nicht voranschreite.

Indem Falun Dafa Wahrhaftigkeit und Barmherzigkeit gleichermaßen betont, vollführt es laut Li Hongzhi eine Synthese aus Taoismus mit dem Schwerpunkt Wahrhaftigkeit und dem Buddhismus mit dem Schwerpunkt Barmherzigkeit.

Organisation

Falun Gong entstand in China und hatte dort zu Beginn der Verfolgung 1999 laut chinesischen Medien etwa 70 Millionen, laut Falun Gong 100 Millionen Anhänger. Genaue Zahlen ließen sich schon damals nicht nennen, da es keine offizielle Mitgliedschaft gibt. Mit dem Verbot der Bewegung sind zuverlässige Zahlen noch schwieriger zu ermitteln. Derzeit soll es nach Angaben von der chinesischen Regierung 2 Millionen Anhänger in China geben, Falun Gong dagegen geht unverändert von 100 Millionen aus.

Übungsmaterialien werden kostenlos im Internet verbreitet, das Zhuan Falun und die anderen Bücher kann man kostenlos im Internet lesen (siehe Weblink unten). Dies hat zur weltweiten Verbreitung von Falun Gong beigetragen. Nach Angaben der Bewegung soll es in über 60 Ländern Praktizierende geben. In Deutschland gibt es etwa 1000 bis 2000, in der Schweiz 500 bis 1000 Menschen die Falun Gong praktizieren. In Taiwan gibt es schätzungsweise 300.000 Praktizierende.

Falun Gong behauptet, unpolitisch und nur lose organisiert zu sein. Tatsächlich engagieren sich aber viele Anhänger, um auf die Verfolgung von Falun Gong aufmerksam zu machen: durch Flugblätter, Webseiten, in politischen Foren und durch gewaltlose Aktionen wie Mahnwachen. In vielen Ländern der Welt wurden Vereine gegründet. Falun-Gong-Anhänger verbreiten Drucksachen und betreiben ein weitverzweigtes Netz von Webseiten, um die Weltöffentlichkeit auf die Verfolgung in China und auf die Bewegung an sich aufmerksam zu machen. Die Organisation ist aber recht locker. Hauptziele solcher Vereine sind die Einstellung der Verfolgung in China und Unterstützung neuer Praktizierender durch das Anbieten von Kursen, der Verbreitung des Zhuan Falun und von weiteren Informationsmaterialien.

Einordnung

Falun Gong bezeichnet sich selbst als nicht religiös, sondern als eine Variante des Qigong, deren Ziel rein die körperliche und geistige Vollkommenheit ist. Falun-Gong-Mitgliedern steht es frei, einer beliebigen Konfession anzugehören. Nach Li Hongzhi stärke Falun Gong in einer sich schnell ändernden Gesellschaft Moral und Ethik und schaffe Richtlinien für seine Anhänger (Lit.: Chan, S.673ff).

In einem Artikel der Washington Post vom 9. November 1999 schreibt John Pomfret: „Es war Herr Jiang der anordnete, dass Falun Gong als „Sekte“ gebrandmarkt werden soll und forderte daraufhin, dass ein Gesetz verabschiedet werden soll, welches „Sekten“ verbiete, sagte eine Partei-interne Quelle.“[2]

Auch in den Medien wird Falun Gong seitdem häufig als Sekte, Kult oder neue Neue Religiöse Bewegung eingeordnet.[3][4]

Geschichte

Im Mai 1992 veröffentlichte Li Hongzhi erstmals die Lehren von Falun Gong in der Stadt Changchun. Dies geschah in Form öffentlicher Veranstaltungen, wie Übungsgruppen oder Vorlesungen. Aus seinen Vorträgen auf diesen Veranstaltungen entwickelten sich Übungsmaterialien und schließlich das Buch Zhuan Falun, welches 1995 erschien. 1993 erhielt er den Titel „Beliebtester Qigong-Meister“ und Falun Gong die höchste Auszeichnung auf einer staatlich organisierten Gesundheitsmesse.

Chinesische Beobachter berichten auch, dass Falun Gong anfangs durchaus Zustimmung in der Regierung hatte. Gutachten und Erfahrungen hätten gezeigt, dass deren Methoden der Volksgesundheit zuträglich seien. Viele Mitglieder von Regierung und Partei sind oder waren selbst Teil der Bewegung. Anfang der neunziger Jahre hatte sich der damalige Ministerpräsident Zhu Rongji erfreut darüber gezeigt, dass dem staatlichen Gesundheitssystem durch den gesunden Lebenswandel der Falun-Gong-Mitglieder viele Millionen an Ausgaben für das Gesundheitssystem erspart blieben, die das Land nutzbringend auf anderen Gebieten einsetzen könne.[5] Erst als sie zunehmend politische Bedeutung bekommen habe, sei die weitere Ausbreitung von offizieller Seite unterdrückt worden.

Im April 1999 erschien in der Universitätszeitung von Tianjin ein Qigong-kritischer Artikel. Falun Gong fühlte sich durch den Artikel angegriffen, am 19. April wurden mehrere Mitglieder bei einem Sitzstreik verhaftet. Daraufhin versammelten sich 10.000 Anhänger am 25. April vor dem Petitionsbüro in Peking, um gegen die Verhaftungen eine Petition einzureichen. Als bekannt wurde, dass die Praktizierenden wieder freigelassen worden waren, löste sich die Ansammlung auf.

Der Vorfall diente als Begründung für das Verbot von Falun Gong am 22. Juli 1999. Bereits am 20. Juli wurden 1000 namentlich bekannte Falun-Gong-Praktizierende verhaftet. Nach dem Verbot wurden über 10.000 Falun-Gong-Praktizierende, die nach Peking gingen, in Fußballstadien interniert, und im ganzen Land wurden bei Hausdurchsuchungen viele hunderttausend Falun-Gong-Bücher beschlagnahmt und vernichtet. Zusätzlich gab es eine große Propagandakampagne gegen Falun Gong.

Propaganda und Gegenpropaganda

Im Zuge der Verfolgung wirkt die chinesische Regierung mit Propaganda auf die Bevölkerung ein, um die Bewegung als gefährlich darzustellen. Medien, die Falun Gong als Sekte darstellen, werden in China vom Staat nicht unterdrückt. In einigen Städten kam es zu Bücherverbrennungen, in denen Materialien der Bewegung verbrannt wurden.[6][7]

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua sollen sich am 23. Januar 2001 auf dem Tiananmen-Platz fünf Menschen selbst verbrannt haben. Eine 36-jährige Frau kam ums Leben, ihre 12-jährige Tochter starb später im Krankenhaus.[8] Die Staatsführung behauptet, es habe sich dabei um Falun-Gong-Praktizierende gehandelt, wohingegen Falun-Gong-Praktizierende dies bestreiten und der Regierung die Inszenierung dieses Vorfalls vorwerfen, auch CNN berichtet von diesen Zweifeln von Falun Gongs.[9] Eine nachbearbeitete Videoanalyse des Vorfalls[10] zeigt, dass ein Beteiligter nicht aufgrund der Flammen zusammenbricht, sondern von einem Mann in einem Militärmantel, der versucht die Flammen zu ersticken, zu Fall gebracht wird. Die International Education Development (IED) hält dieses Video für glaubwürdig. Eine Überlebende des Vorfalls, die 19-jährige Chen Guo erhob später schwere Vorwürfe gegen Falun Gong und bestätigte für einen Artikel der Regierungszeitung „People’s Daily“ die Angaben der chinesischen Regierung.[11]

Die Selbstverbrennung auf dem Tiananmen-Platz wird von der chinesischen Regierung als Beweis dafür gesehen, dass die Bewegung gefährlich sei und ihre Mitglieder in den Selbstmord treiben könne. Im Ausland werden über die chinesischen Botschaften eine Vielzahl von chinesischen Vereinigungen, Politikern und Sektenbeauftragten mit Nachrichten über Falun Gong aus der Sicht der chinesischen Regierung versorgt.

Innerhalb Chinas hat Falun Gong kaum eine Möglichkeit zur Propaganda, da die Verbreitung von Informationen über Falun Gong und über die Verfolgung bestraft wird. Suchergebnisse mit Internet-Suchmaschinen wie Baidu und Yahoo nach dem Stichwort Falun Gong werden zensiert. Die Suchanbieter unterliegen der staatlichen Internetkontrolle in der Volksrepublik China. Google-China leitete im März 2010 unter anderem deswegen ihre Suchmaschine nach Hongkong um.

Im Ausland aber ist dagegen die Bewegung sehr aktiv, um die westlichen Medien auf die Verfolgung aufmerksam zu machen. So wird immer sehr stark die angebliche Friedlichkeit und Harmlosigkeit der Bewegung, vor allem aber die staatliche Verfolgung gegen die Gruppe betont. Falun-Gong-Anhänger haben viele verschiedene Webseiten aufgebaut, um ihren Standpunkt ausführlich darzustellen. In öffentlichen Web-Foren zeigt sich ebenfalls eine Aktivität von Anhängern der Bewegung.

Falun Gong nutzt den in den USA ansässigen Satellitenfernsehsender NTDTV (New Tang Dynasty TV) für die Verbreitung eigener Programme. Etwa 20 % der Sendezeit werden zur Berichterstattung über Falun Gong und verwandte Themen verwendet. Am 5. März 2003 kaperten Falun-Gong-Mitglieder Frequenzen des Kabelfernsehens in der Stadt Changchun und ersetzten das normale Programm durch Werbung für die Bewegung,[12] zuvor war am 4. März schon ein Fernsehsender in der Stadt Changdu, zum selben Zweck, besetzt worden.[13] Falun Gong hat darüber hinaus die Signale des chinesischen Satelliten Sinosat I vom 23. bis 30. Juni 2002 gestört und konnte auf diese Weise eigene Filme vollständig in ganz China aussenden.[14]

Ebenso griff die Falun Gong nahe stehende, frei verteilte Zeitung „Epoch Times“ die KPC an. So wurden 2004 die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei[15] veröffentlicht, in denen die Partei scharf angegriffen wird. Im Zuge dessen wird zum Austritt aufgerufen.

Filme

2004 haben Falun-Gong-Anhänger den Film Sandstorm (chinesisch 沙塵暴 / 沙尘暴 shā chén bào) produziert, in dem die Verfolgung durch das Büro 610 thematisiert wird. Sandsturm wurde auf mehreren kleineren Filmfestivals auf der ganzen Welt ausgezeichnet.[16]

Rezeption

Die chinesische Staatsführung begründet die Verfolgung vor allem damit, dass Falun Gong eine schädliche Sekte sei, da Anhänger manipuliert und in den Selbstmord getrieben würden.

Das Falun-Dafa-Informationszentrum vertritt die Auffassung, dass die Titulierung als Sekte in erster Linie „dazu diene, das Mitgefühl der Öffentlichkeit für die verfolgten Falun-Gong-Praktizierenden zu beseitigen, indem Mitgefühl durch Misstrauen ersetzt werde. Zweitens werde der Fokus weg von rechtswidrigen Taten der Partei verlagert und stattdessen die Glaubwürdigkeit der Opfer in Frage gestellt. Drittens werde Falun Gong entmenschlicht, um den Weg für die Verfolgung zu ebnen; so erhöhten sich Folter und Gewalt in hohem Maße in den darauffolgenden Jahren.“[17]

Auch durch einige westliche Organisationen wird die Verfolgung von Falun-Gong-Anhängern kritisiert, beispielsweise von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)[18].

Auf der anderen Seite wird Falun Gong auch im Westen oft kritisch gesehen. Das OLG Dresden entschied am 2. Mai 2005, dass es nicht zu beanstanden ist, Falun Gong als Werturteil im Rahmen der Meinungsfreiheit als Psychosekte zu bezeichnen, die ein elitäres und sektiererisches Gruppenbewusstsein entwickle. Hiergegen hatten der Deutsche Falun Dafa e.V. und ein Vereinsaktivist geklagt, mit der Begründung, der Begriff sei völlig irreführend, diffamierend und keinesfalls durch die Meinungsfreiheit gedeckt; im Urteil heißt es jedoch: „Da mithin die Behauptung, Falun Gong sei eine Psychosekte, wahr ist, ist die beanstandete Äußerung nicht rechtswidrig.“[19]

Verfolgung

Seit 1999 ist Falun Gong in der Volksrepublik China verboten. Falun-Gong-Anhänger leiden in der Volksrepublik China unter massiven Repressionen. Auch eine Reihe von Menschenrechtsverletzungen werden im Zusammenhang mit der Verfolgung beklagt.

Die chinesische Regierung hat die Existenz von Zwangsarbeitslagern, oder „Laogai“ immer abgestritten. In den USA gibt es inzwischen die „Laogai Research Foundation“, die vom Menschenrechtsaktivisten Harry Wu gegründet wurde und die die Existenz von Arbeitslagern nicht bezweifelt.[20] Am 10. Mai 2007 verabschiedete der Deutsche Bundestag eine Resolution, die das System verurteilt.[21]

Laut Falun-Gong-Angaben wurde die Verfolgung über spezielle Polizeistellen organisiert, die am 10. Juni 1999 gegründet wurden. Abgeleitet von diesem Datum (auf Chinesisch/Englisch '6-10') werde diese Organisation kurz Büro 610 genannt. Laut Aussage der Regierung wurde diese Behörde inzwischen geschlossen. Zeugenaussagen aus dem Jahre 2005 belegen die Existenz der Organisation.[22]

Falun-Gong-Anhänger initiierten internationale Unterschriftensammlungen, um eine Menschenrechtsklage gegen Jiang Zemin und anderen wichtige Führungspersönlichkeiten Chinas, aufgrund der Rolle, die sie in der Verfolgung Falun Gongs gespielt hätten, zu erreichen. In Spanien wurde die Klage inzwischen abgewiesen.

Vorwürfe

Die chinesische Regierung wirft Falun Gong vor, den Tod von mehr als tausend Anhängern mitverursacht zu haben. Grund hierfür sei die Ablehnung der Schulmedizin und die Idee, dass Leiden und Krankheiten einen Grund haben und ertragen werden müssen, um das schlechte Karma abzubauen. Einige Anhänger sollen an ihren Krankheiten gestorben sein, andere durch Schmerzen in den Suizid getrieben worden sein. Die Selbstverbrennung auf dem Tiananmen-Platz wird dafür als Beispiel genannt.[23]

Li Hongzhi werden vor allem monetäre Interessen vorgeworfen. So soll er laut Angaben der chinesischen Regierung 1993 und 1994 allein 1,2 Millionen Yuan eingenommen haben.

Ian Denis Johnson, Berichterstatter des Wall Street Journals und Pulitzer-Preisträger des Jahres 2001 für seine Dokumentation der Notlage von Falun-Gong-Praktizierenden, ist skeptisch: Die „Opfer“ durften niemals unabhängig interviewt werden, was es „fast unmöglich machte, ihre Behauptungen nachzuweisen;“ der Anteil der angeblich geistesgestörten Falun-Gong-Anhänger konnte niemals richtig mit der allgemeinen Bevölkerung verglichen werden. [24]

Vorwurf der widerrechtlichen Organentnahme

Falun Gong erhebt den Vorwurf der zwangsweisen Organentnahme. Zwei Kanadier, David Kilgour und David Matas, veröffentlichten in einem Falun-Gong-nahen Verlag einen Artikel, in dem sie aus der Summe der Belege und Hinweise den Schluss ziehen, diesen Vorwürfen Glauben schenken zu müssen.[25]

In zwei Berichten vom Juli 2006 bzw. Januar 2007[26][27][25] behaupten beide Autoren, dass Falun-Gong-Mitglieder gezielt – und ohne Gerichtsverfahren – verhaftet und getötet würden, um ihnen anschließend Organe zu entnehmen.

Im März 2007 erschien in der österreichischen Zeitschrift „Profil“ ein Interview mit dem UN-Sonderberichterstatter Manfred Nowak zu der Problematik. Nowak sagte: „Die Vorwürfe sind so massiv, dass ich mich dazu erst dann äußern werde, wenn es wirkliche Beweise gibt.“[28] Nowak erwähnte, dass er sich in Washington ausführlich mit dem renommierten Kritiker der chinesischen Regierung Harry Wu über diese Vorwürfe unterhalten habe, der sie für überzogen halte.

Kritisiert wurde Kilgour unter anderem von dem chinesischen Menschenrechtler Harry Wu, der den Wahrheitsgehalt Kilgours Aussagen anzweifelte.

Nach Angaben von Matas und Kilgour sollen zwischen 1994 und 1999 nach offiziellen Angaben 18.500 Organe verpflanzt worden sein. In den Jahren zwischen 2000 und 2005 seien es bereits 60.000 gewesen.[26] Vergleicht man diese Zahl aber anhand der Bevölkerungszahl, erscheint diese hohe Zahl nicht mehr spektakulär. Matas und Kilgour selbst geben für Kanada allein für 2004 1.773 Organtransplantationen an, was fast sechsmal so viele Transplantationen pro Einwohner in Kanada bedeutet.[25]

Literatur

  • Li Hongzhi: Zhuan Falun (Deutsche Version). 2. neuüberarbeitete Auflage. Verlag Dexheimer, Neufraunhofen 2003, ISBN 3-932273-59-1 (Zhuan Falun im Web).
  • Thomas Heberer: Falungong – Religion, Sekte oder Kult? Eine Heilsgemeinschaft als Manifestation von Modernisierungsproblemen und sozialen Entfremdungsprozessen. IKS Garamond, Jena 2001, ISBN 3-934601-38-3 (als PDF 235 KB).
  • Manuel Hörth: Die Verfolgung von Falun Gong. Die Verfolgung von Falun Gong. Stellen Sie sich vor, Sie würden hierfür ... in ein Arbeitslager kommen. Verlag Dexheimer, Hinterskirchen 2005, ISBN 3-932273-85-0 (als PDF 5,03 MB).
  • Cheris Shun-ching Chan: The FG in China. A sociological perspective. In: The China Quarterly. Sept. 2004, ISSN 0305-7410, S. 665ff.
  • Hubert Seiwert: Falung Gong — Eine neue religiöse Bewegung als innenpolitischer Hauptfeind der chinesischen Regierung. In Religion—Staat—Gesellschaft. Band 1, 2000, ISSN 1438-955X, S. 119–144.
  • Xing Shu: Das Lebensgeheimnis nach Falun Gong. Verlag W.Ludwig, München 2000, ISBN 3-7787-3881-X (Bewusstes Leben).
  • David Ownby: Falun Gong and the Future of China. Oxford University Press, Oxford u. a.2008, ISBN 978-0-19-532905-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. WELT online-Interview mit Prof. Gregor Paul, Philosoph und Präsident der Deutschen China-Gesellschaft
  2. John Pomfret: Sect Is Dividing China's Leadership. In: The Washington Post vom 9. November 1999
    wörtlich: “It was Mr. Jiang who ordered that Falun Gong be branded a “cult,” and then demanded that a law be passed banning cults, a party source said.”
  3. Der Falun-Gong-Kult
  4. Falun Gong: Sekte oder Lehre?
  5. Peter Sturm: Zu gesund, um zu leben? Zwei Kanadier behaupten, Falun-Gong-Mitglieder würden umgebracht, um ihnen Organe zu entnehmen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. April 2007. Letzter Zugriff am 25. Februar 2009.
  6. http://www.wsws.org/de/1999/aug1999/Falo-a11.shtml Bericht auf der World Socialist Web Site wsws.org
  7. http://www.uygur.org/de/wunn99/990729d.htm Bericht aus der TAZ auf uygur.org
  8. Artikel in Peoples Daily vom 17. Februar 2001
  9. Artikel auf CNN.com vom 24. Januar 2001
  10. Video über die Selbstverbrennung
  11. Artikel in Peoples Daily vom 10. April 2002
  12. http://religion.orf.at/projekt02/news/0204/ne020418_falun_fr.htm Bericht beim ORF
  13. http://religion.orf.at/projekt02/news/0204/ne020418_falun_fr.htm Bericht beim ORF
  14. Telepolis-Artikel
  15. Epoch Times Deutschland: Neun Kommentare über die Kommunistische Partei, 13. Mai 2005
  16. Auszeichnungen für den Film Sandsturm
  17. The Falun Dafa Information Center
  18. Resolution der IGFM gegen die Verfolgung von Falun Gong
  19. OLG Dresden Az: 14 U 265/05, Urteil vom 2. Mai 2005
  20. Webseite von der Laogai Research Foundation
  21. Deutsche Welle Bericht vom 11. Mai 2007
  22. Hao Fengjun bezeugt vor dem Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika die Existenz des Büros 610.
  23. Wieder auf dem Weg in ein herrliches Leben, Chinesische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, 29. April 2004
  24. Johnson, Ian. Wild Grass: three stories of change in modern China. Pantheon books. 2004. pp 23-229
  25. a b c revidierte und erweiterte Fassung des Berichtes vom 31.Januar 2007
  26. a b Zwei Kanadier bezichtigen China des Mordes, Welt-Online vom 30. März 2007.
  27. Untersuchungsbericht zu den Anschuldigungen der Organentnahme an Falun Gong Praktizierenden in China, Report von David Matas und David Kilgour, 14. August 2006
  28. Manfred Nowak, Menschenrechtsjurist und UN-Sonderberichterstatter, über seine Untersuchungen gegen die chinesische Regierung, Profil vom 12. März 2007.

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