Fahrradsattel

Fahrradsattel

Inhaltsverzeichnis

Definition und Allgemeines

Der Fahrradsattel hat die Aufgabe, dem Fahrradfahrer auf dem Fahrrad Halt zu geben und ihm beim Radfahren das Sitzen in verschiedenen Positionen zu ermöglichen. Die Form des Fahrradsattels hängt vom Verwendungszweck des Fahrrades sowie von körperlichen Merkmalen des Fahrers ab.

Das Sattelgewicht ist stark von den verwendeten Materialien abhängig, die sich wiederum überwiegend am Einsatzzweck des Sattels resp. des Fahrrades ausrichten. Es schwankt zwischen ca. 185 gr. und 1200 gr. Ältere Sättel können ein noch höheres Gewicht aufweisen. Für Radrennen werden sehr leichte Sättel benötigt, um den Kraftaufwand des Rennfahrers möglichst gering zu halten.

Sättel sind nur bis zu einem gewissen Körpergewicht zugelassen. Diese Höchstgrenze, die der Hersteller festlegt, liegt je nach Modell zwischen 100 und 130 kg und hat eine rechtliche Haftungsrelevanz. Wird der Sattel von einer Person mit einem höheren Gewicht als zugelassen benutzt, so haftet der Hersteller im Rahmen der Produkthaftung nicht mehr für eventuelle Materialschäden oder gar Unfälle.

Die Technologie bei Fahrradsätteln hat sich stark verändert. In den Anfängen des Fahrrads gab es Sattelmodelle die rein aus Holz oder gar aus Metall waren. Diese sind aber schon früh durch Ledersättel ersetzt worden. In jüngerer Zeit wird zunehmend Kunststoff verwendet. Heute werden bei der Entwicklung und Herstellung von Sätteln neben ergonomisch-medizinischen Erkenntnissen auch Ergebnisse aus den Bereichen Bionik, Nanotechnologie und Materialkunde verwertet. Dazu arbeiten nahezu alle Hersteller mit Institutionen und Wissenschaftlern aus der Forschung und/oder universitären Lehre aus diesen Wissenschaftsbereichen zusammen.

Da standardmäßig zu einem Fahrrad auch ein Sattel gehört, kooperieren manche Fahrradsattelhersteller mit Fahrradproduzenten, damit sofort im Werk bei Komplett-Rädern ein Sattel montiert werden kann. Bei solchen Sätteln spricht man von OEM-Sätteln.

Teile des Sattels und deren Funktion

Man unterscheidet bei einem Fahrradsattel den nichtmetallischen Teil des Sattels, der samt seiner Einzelteile letztlich die Sattelform mit der Sitzfläche ergibt von den in aller Regel metallischen Hilfskomponenten, die die sichere Fixierung des Sattels am Fahrrad ermöglichen und gleichzeitig die dauerhafte Bewahrung der Sattelform unterstützen.

Nichtmetallischer Teil

Dieser Teil des Sattels besteht heute aus dem Sitzflächenbezug, dem Unterbau unter dem Sitzflächenbezug sowie der Sattelschale.

Der Sitzflächenbezug

Der Sitzflächenbezug aus Kunststoff (Mikrofaser, Nanofaser):

Die große Mehrzahl der Sättel sind heute aus unterschiedlichen Kunstfasern. Dabei werden teilweise Mikrofasern, teilweise bereits Nanofasern verarbeitet. Diese Kunstfasern bieten gegenüber Leder den deutlichen Vorteil, dass diese leichter sind und dass die Oberfläche auch nach häufigem Gebrauch kaum Veränderungen im Aussehen aufweisen. Kunststoffoberflächen sind überdies wesentlich pflegeleichter und unempfindlicher gegen Feuchtigkeit bzw. Nässe und färben nicht auf die Kleidung des Radfahrers ab. Um einen Hitzestau im Bereich des Gesäßes oder des Dammbereiches zu vermeiden, verwenden einige Hersteller besonders großporige, netzartige Oberflächen. Durch die alltägliche UV-Strahlung altert der im Kunststoff enthaltene Weichmacher, wird nach etlichen Jahren schließlich spröde und bricht.[1] In diversen Prüfungen wird neben der Haltbarkeit/Belastbarkeit des Sitzflächenbezuges auch dessen Hautverträglichkeit getestet. Nur als "unbedenklich" eingestufte Materialien finden bei den Sätteln, die in der Europäischen Union verkauft werden dürfen, Verwendung. Da überdies in aller Regel zwischen dem Sitzflächenbezug und der Haut des Fahrers kein direkter Kontakt besteht, sind allergische Reaktionen beim Fahrer auf dieses Oberflächenmaterial extrem selten.

Der Sitzflächenbezug aus Leder:

Durch Feuchtigkeit fleckig gewordener Ledersattel

Ledersättel gelten als Naturprodukt als besonders elegant. In der Fahrradbranche waren Ledersättel lange üblich und gefragt. Bis in die 1970er Jahre waren sie der Standardbezug für Fahrradsättel. Das verwendete Leder wird als Kernleder [2] bezeichnet und weist die Eigenschaft auf, sich nach einigen Fahrten an das Gesäß des Fahrers anzupassen und dann einen guten Fahrkomfort zu gewährleisten.[3]. Nachteilig bei Ledersätteln ist, dass diese nicht nur regelmäßig eingefettet werden müssen und somit pflegeintensiv sind[4], sondern auch feuchteempfindlich sind: sie werden bei Nässe fleckig. Ein Ledersattel sollte daher nicht dem Regen ausgesetzt werden; das Sattelfett, welches zweimal pro Jahr von oben aufgetragen werden sollte, verhindert ein Durchnässen nur bedingt. Beim Fahren im Regen und ohne Schutzbleche sollte der Sattel auch geringfügig von unten eingefettet werden. Obendrein verändert sich das Leder schon nach kurzem und sieht daher deutlich "gebraucht" aus. Auch gibt es gelegentlich Probleme, dass das Leder auf die Kleidung des Radfahrers durch dessen Schweißfeuchtigkeit abfärben kann. Ein weiterer Nachteil des Leders besteht in seinem relativ hohen Eigengewicht, da das Leder zur Stabilität eine gewisse Dicke benötigt.[5]. Auch Leder versprödet ohne Pflege im Laufe der Jahre durch die UV-Einstrahlung des Lichts, wenngleich nicht so stark wie Kunststoffe. Ferner muss das Leder regelmäßig nachgespannt werden. Dazu gibt es an der Unterseite des Sattels meist eine Vorrichtung (oft in Form einer Schraube), deren Einstellung jedoch nicht beliebig oft verändert werden kann. Da überdies die Herstellungs- und Verarbeitungskosten höher liegen als für einen Kunststoffbezug, wird Leder nur noch selten auf Fahrradsätteln als Sitzflächenbezug verwendet. Bei richtiger Pflege, über die man sich beim Kauf eines Ledersattels unbedingt ausführlich beraten lassen sollte, hält ein Ledersattel ein Fahrradfahrer-Leben, weshalb manche Radfahrer auf Ledersättel schwören. Bis zur Jahrtausendwende fuhren nahezu alle Rennfahrer Ledersättel.

Unterbau

Der Unterbau besteht aus der Polsterung und meist vorhandenen Federungssystemen. Die Härte bzw. der Weichheit der Sattelpolsterung wird von einigen Herstellern in der Maßeinheit "Shore" angegeben. Um den Sitzkomfort des Fahrers auf dem Sattel zu erhöhen, polstern nahezu alle Anbieter mit diversen Lagen unterschiedlicher Kunststoffschäume den Bereich zwischen dem Sitzflächenbezug und der unflexiblen Hartplastikschale. Eine andere Möglichkeit ein angenehmes Sitzempfinden auf dem Fahrradsattel zu erzeugen stellt eine Geleinlage dar. Etliche Hersteller kombinieren beide Verfahren und bauen Gelkissen als oberste Schicht zwischen dem Sitzflächenbezug und den tiefer liegenden Kunststoffschäumen ein. Je nach Sattelhersteller und -modell kann dies vollflächig über die gesamte Satteloberfläche geschehen oder nur partiell. Das Gel wirkt dabei wie träge-zähflüssiger Teig beim Backen, der unter Druck langsam nachgibt und die dabei verdrängte Gelmasse an die Stellen unter den Sitzflächenbezug drückt, die bis dato keiner Belastung ausgesetzt waren. Nach dem Ende der Druckausübung verteilt sich das Gel langsam wieder ohne weiteres Zutun in seine Ausgangsstellung vor der Druckausübung. Durch diese Materialverdrängung unter Druckausübung kann jedoch die Situation eintreten, dass durch das verdrängte Gel an vorher unbelasteten aber sensiblen Stellen (z.B. im Genitalbereich) unerwünschter Druck aufgebaut wird. Daher nehmen neuerdings einzelne Sattelhersteller von der Verwendung von Gelkissen wieder Abstand. Bei luftgepolsterten Sätteln ist eine Druckverteilung im Beckenbereich ebenfalls schwierig zu regulieren. Bei Ledersätteln und bei älteren Rennsätteln unterbleibt eine Polsterung zumeist. Bei Rennsätteln wird der Sitzflächenbezug oft direkt auf die Sattelschale ohne Polsterung aufgebracht.

Sattelschale

Die weitgehend unflexible Sattelschale besteht aus Hartkunststoff und garantiert dauerhaft die Sattelform. Die Sattelschale ist die Komponente, die - neben dem Sattelkloben - das gewichtsbegrenzende Teil des Sattels darstellt. Wird der Sattel mit einem zu hohen Gewicht belastet, kann die Sattelschale brechen. Da eine Sattelschale nicht einzeln austauschbar ist, muss bei einem Bruch der Sattelschale der gesamte Sattel erneuert werden.

Unterseite eines Ledersattels

Es kommt ausschließlich bei Ledersätteln vor, dass überhaupt keine durchgehende Sattelschale aus Hartkunststoff verwendet wird. In diesen Fällen wird zur Formgebung des Sattels eine Metallspange verwendet, an der dann das Leder mit Nieten befestigt wird. [6][7].

Metallische Hilfskomponenten

Die Sattelstreben sind bei älteren Sattelmodellen teilweise als Metallleisten konzipiert, die den hinteren Sattelteil teilweise über die Zwischenschaltung einer spiralförmigen Stahlfeder mit der Sattelnase verbinden. Bei neueren Sattelmodellen sind die Streben, auch "Rails" genannt, meist als volle Rundmetallstangen, öfter auch als hohles Rohr (auch "tube" genannt) konzipiert. Die Sattelstreben können rund oder oval sein, was Auswirkungen auf den Befestigungsmechanismus am Sattelkloben hat. Daher muss der Sattelkloben, welcher auf der zum Tretlager führenden Sattelstütze sitzt, die Form der Sattelstreben zulassen. Ovale Sattelstreben werden meist bei Carbonstreben als Massivrohr verwendet. Diese ovale Form gibt dem gesamten Sattelunterbau eine größere Stabilität und verringert die Anfälligkeit für Bruchschäden. Sie werden daher insbesondere bei sehr starker Beanspruchung des Fahrrades für Fahrten im unwegsamen Gelände verwendet. Runde Streben bieten bei gleichmäßiger Dauerbelastung einen höheren Federungskomfort. Die Sattelstreben sind in Form eines U gebogen. Somit handelt es sich genau genommen nur um ein Metallteil, ähnlich einer gebogenen Büroklammer. Dieses ist mit dem gebogenen Ende in der Sattelnase verankert. Die hinteren, offenen Enden der Strebe sind an der hinteren Unterkante der Sattelschale befestigt. Die Fixierung gewährleistet einen sicheren und dauerhaften Halt des nichtmetallischen Sattelkörpers mit der metallischen Strebe. Ledersättel haben zusätzlich einen Mechanismus aus Metall, meist eine Schraube, um ein Nachspannen des Leders zu ermöglichen.[8] Deshalb wird ein Ledersattel im Laufe der Zeit immer länger.

Der metallische Sattelkloben ist das Verbindungsteil zwischen den Sattelstreben des Sattels und dem Fahrradrahmen und wird heute im Allgemeinen nicht mehr als Teil des Sattels angesehen, da er heute meist mit dem Rohr verschweißt ist, welches in den Fahrradrahmen eingeschoben wird. Dieses Rohr ist ein austauschbarer Teil des Fahrradrahmens und wird Sattelstütze genannt[9]. Bei einfacheren oder älteren Rädern wird der Sattelkloben auf der sich verjüngenden Sattelkerze mittels einer Rohrschelle befestigt. Durch eine weitere, häufig gezahnte, Klemmvorrichtung des Sattelklobens werden die Sattelstreben im gewünschten Winkel an der Schelle und somit an der Sattelstütze mit Hilfe von Schrauben festgezogen [10]. Ein nicht mit der Sattelstütze verschweißter Sattelkloben wird daher häufig als Teil des Sattels angesehen und wurde früher zusammen mit dem Sattel verkauft. Die Sattelbefestigung mittels loser Sattelkloben war bis in die 1990er Jahre bei allen Fahrrädern Standard. Der Klemmbereich des Sattelklobens für die Sattelstreben sollte mindestens 35 mm betragen. Bei kürzeren Kontaktlängen können die Hebelwirkungen, die durch das Körpergewicht des Fahrers auf die Sattelstreben erzeugt werden, so groß werden, dass die Streben brechen.

Ältere Sättel haben noch häufig Teile aus reinem Edelstahl. Aufgrund des Gewichtes kommt dieser heute als sogenannter Crom-(Nickel-)Molybdän-Stahl bei Fahrradsätteln fast ausschließlich im Freizeitbereich zum Einsatz. Im Sportbereich wird hingegen in aller Regel mit gewichtsmäßig leichteren Materialien gearbeitet. Titan bzw. Titanlegierungen sind für die Sattelstreben bei sehr hochwertigen Sätteln heute insbesondere im Radrennsport beliebt, da diese sehr korrosionsbeständig, sehr stabil sind und gleichzeitig nur ein geringes Gewicht aufweisen. Aluminiumlegierungen sind zwar noch leichter und ebenso stabil und korrosionsbeständig, aufgrund des aufwändigen Herstellungsprozesses jedoch sehr viel teurer und finden nur selten bei Fahrradsätteln Verwendung. Die Carbonfaser, die natürlich kein Metall sondern eine Kunstfaser ist, hat ähnliche Eigenschaften wie die zuvor beschriebenen Metalle bzw. Metalllegierungen. Sie ist jedoch deutlich preiswerter und kommt daher im Radrennsport zunehmend häufiger als Sattelstrebe zum Einsatz. Aufgrund der Struktur der Carbonfaser kann dieses Material (noch) nicht als Rohr sondern ausschließlich als kompakte Stange hergestellt werden.

Als Hohlrohr konzipierte Sattelstreben bieten durch die Gewichtseinsparung dem Rennfahrer sowie dem Geländefahrer Vorteile, während Vollstreben dem Freizeitfahrer mehr Sitzkomfort verschaffen.

Bei falscher Montage des Sattels auf dem Sattelkloben können im ungünstigsten Fall die dadurch entstehenden Hebelkräfte so groß werden, dass die Sattelstreben brechen. Nur bei manchen Sattelmodellen sind die Sattelstreben austauschbar. Somit muss oftmals bei einem Strebenbruch der gesamte Sattel ausgetauscht werden.

Mechanik, Federung

Zur Abfederung von Stößen durch den Untergrund waren früher Stahlfedern in Spiralform üblich, diese waren Teil der metallischen Hilfskomponenten. Heute weisen die Sättel zumeist Federungssysteme aus diversen Kunststoffen auf. Manche Hersteller bieten durch austauschbare Elastomere die Möglichkeit, die Federungstärken nach Bedarf zu variieren. Diese gummiartigen Keile werden zwischen Sattelschale und Sattelstreben eingesetzt. Auch Modelle mit pufferartigen Dämpfern, die ebenfalls auf der Unterseite der Sattelschale aber über den Sattelstreben liegen, werden angeboten. Diese sind letztlich eine Weiterentwicklung der spiralenförmigen Stahlfeder und bewirken, dass während der Tretbewegung die Seite des Sattels welche aktuell durch den Tritt belastet ist, ein wenig aktiv dieser Abwärtsbewegung folgt. Somit entsteht der Eindruck eines "nachgebenden" Sattels, der auch von der Stahlfeder her bekannt ist. Andere Hersteller verwenden Pumpsysteme, mit denen der Sattel ähnlich einem Ball aufblasbar ist und durch den eingefüllten Luftdruck die Stärke der Federung regulierbar wird.

Sattelformen und deren Einsatzbereiche

Die Sattelform muss die körperlichen Eigenschaften des Radfahrers berücksichtigen um ein dauerhaft angenehmes Sitzen auf dem Fahrrad zu ermöglichen. Jede Sattelbauform bietet Vorteile, aber auch Nachteile [11][12]. Die bloße Form eines Sattels sagt nichts über seine Bequemlichkeit aus.

Die meisten Sättel bilden eine Form aus einer mehr oder weniger breiten Sitzfläche und einer mehr oder weniger langen, mehr oder minder schmalen sogenannten Sattelnase.Sie besitzen in der Regel Federungssysteme.

Fahrradsattel ohne Sattelnase

Seit einiger Zeit gibt es auch Modelle, die ganz auf die Sattelnase verzichten um so eine 100 prozentige Entlastung des Dammbereiches zu erreichen. Diese werden insbesondere von Urologen bei massiven Prostataproblemen empfohlen, bieten aber ein etwas gewöhnungsbedürftiges Fahrgefühl, da die Sattelnase während dem Fahrradfahren der Erhaltung des Gleichgewichtes förderlich ist. Nach der Gewöhnungsphase kommen die meisten Radfahrer mit derartigen Modellen ähnlich gut zurecht wie mit herkömmlichen Sattelnasen-Modellen. Um dem Problem der Druckbelastung im Dammbereich zu begegnen, gibt es darüber hinaus von den verschiedenen Herstellern unterschiedliche Lösungsansätze. Neben einer Verkürzung der Sattelnase finden sich auch Sattelvarianten, die am Übergang von Sattelnase zur Sitzfläche eine längliche Vertiefung eingearbeitet haben oder gar ein kompletttes, längliches Loch aufweisen.

Lochsattel

Derartige Modelle werden als "Lochsattel" bezeichnet. Medizinische Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass es bei diesen Varianten stark von der augenblicklichen Sitzposition des Fahrers abhängt, ob der gewünschte Effekt der Druckentlastung erreicht wird oder nicht. Im ungünstigen Fall kann sich bei diesen Modellen der Druck gegenüber einem herkömmlichen Sattel sogar deutlich erhöhen.[13]

Stufensattel Die Sitzfläche ist höher als die Sattelnase

Eine andere Bauvariante sind Sättel mit einer sogenannten Sattelstufe, bei der die Sattelnase aus den erwähnten mediizinischen Erwägungen heraus niedriger gelegt ist als die Sitzfläche. Daher wird diese Bauform als "Stufensattel" bezeichnet. Die Stufe von der Sattelnase zur Sitzfläche bewirkt dass die Schambeinkufen unabhängig von der sich ständig wechselnden Sitzstellung nicht auf der Satteloberfläche aufliegen und somit die empfindlichen Versorgungsbahnen und auch der Dammbereich nicht oder nur wenig belastet werden[14]. Dieses Aufliegen der Schambeinkufen ist häufig der Grund für Missempfindungen und Taubheit im Gesäß- und Beinbereich während des Fahrradfahrens[15][16]

Vereinzelt bieten Hersteller auch Modelle an, die eine Veränderung der Sitzbreite zulassen und somit für mehrere Personen mit unterschiedlichen Sitzknochenabständen geeignet sind. Dadurch wird ein universellerer Einsatz des Sattels erreicht und somit für den Fahrradhändler weniger Kapitalbindung, da er nicht verschiedene Größen am Lager halten muss. Allerdings erfordert dieser Satteltyp zusätzlichen Aufwand bei der Ersteinstellung und birgt die Gefahr, dass sich diese Einstellung beim Gebrauch durch Stöße des Untergrundes und durch die Sattelbelastung durch den Fahrer im Laufe der Zeit verstellt und somit eine Nachjustierung notwendig wird.

Früher hat man meist zwischen Herren- und Damensättel unterschieden und so versucht, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Frauen in der Regel ein breiteres Becken besitzen als Männer. Bei Damensätteln, die immer breiter waren als Herrensättel, war überdies die Sattelnase deutlich kürzer, ohne dass dies physiognomisch erklärbar gewesen wäre. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass diese Unterscheidung nicht besonders sinnvoll ist, da der Körperbau personen- aber nicht geschlechtsspezifisch ist. Diese Erkenntnis wurde durch die Tatsache gefördert, dass der ehemalige Radrennfahrer Täve Schur seinen zweiten Titel nach einem Radtausch mit einem Damensattel gewann[17]. Daher geht man heute zunehmend zu sogenannten Unisex-Sätteln über.

Zu den Kuriositäten der 1960/70er Jahre gehörten die „Bananensättel“ der sogenannten Bonanzaräder.

Ein Sattel muss allerdings sitzen wie ein Paar Schuhe. Er darf weder zu groß noch zu klein sein. Folglich wird heute von etlichen Herstellern von Marken-Fahrradsätteln das gleiche Modell mit unterschiedlichen Sattelbreiten angeboten. Zur Ermittlung der richtigen Sattelbreite bietet heute der Fachhandel in aller Regel bei der Beratung zum Sattelkauf eine sogenannte "Sitzknochenvermessung" an, bei der der Abstand der Sitzbeinhöcker ermittelt wird. Um den Sattel zu ermitteln, der für den Benuzter optimal passend ist, muss der Sattel nicht nur auf die Anatomie des einzelnen Radfahrers mit dem Sitzbeinhöckerabstand abgestimmt sein, sondern auch auf den Einsatzbereich, wozu das Fahrrad verwenden werden soll. Dazu wird je nach Anwendungsbereich zu dem Messergebnis des Sitzknochenabstandes ein gewisser Faktor für den entsprechenden Einsatzbereich addiert. Die unterschiedlichen Körperhaltungen bewirken eine unterschiedliche Neigung des Beckens und daher unterschiedliche Kontaktstellen zwischen dem Beckenbereich des Fahrers und dem Sattel. Generell sollte der Sattel um so schmäler sein, je gebeugter die überwiegende Haltung während des Fahrradfahrens ist. Oftmals ergibt sich der Anwendungsbereich des Fahrrads schon aus seiner Rahmenbauweise. Ein Rennrad wird kaum für kurze innerstädtische Fahrten verwendet, ein Hollandrad kaum um Radrennen zu bestreiten. Dennoch gibt es bei den Fahrrädern Übergangstypen, die mehrere Verwendungen und somit auch mehrere Sattelformen zulassen:

Kurzstrecke, Stadtfahrten, Ergometer, Hometrainer

In aller Regel werden bei diesem Fahrradgebrauch nur geringe Geschwindigkeiten erzielt und auch die Aufenthaltsdauer auf dem Fahrrad und somit dem Sattel ist relativ kurz. Oft spricht man bei der Fahrradform für diesen Verwendungszweck von einem City- oder Hollandrad. Im Allgemeinen herrscht hier beim Radfahrer ein aufrechte Sitzhaltung vor. Das bewirkt, dass das Becken des Radfahrers nicht gekippt ist und die Sitzknochen an den von der Natur aus zum Sitzen vorgesehenen Stellen auf dem Sattel aufliegen. Gleichzeitig belastet diese aufrechte Körperhaltung die Wirbelsäule ziemlich stark. Die Bodenunebenheiten werden bei dieser Sitzhaltung nur unzureichend abgefedert, da die Rückenmuskulatur nicht gespannt und somit nicht aktiv ist. Die Stöße werden somit fast ungemindert auf die Wirbelsäule und die Bandscheiben übertragen. Daher sollte für diesen Verwendungszweck der Sattel recht breit und relativ weich sein um eine große Kontaktfläche mit den Sitzknochen zu erreichen. Da die Schambeinkufen nur wenig Kontakt mit der Satteloberfläche haben, ist hier die Gefahr von eingeengten oder unterbrochenen Versorgungsbahnen für Blut und Nerven nicht besonders hoch. Wird jedoch dieser für Kurzstrecken gedachte Satteltyp für andere Fahrradanwendungen eingesetzt, so bewirkt die für kurze Distanzen so angenehme Weichheit bei längeren Fahrten Probleme im Bereich des Rückens, insbesondere der Wirbelsäule. Innerhalb des Hauses kommen sogenannte Hometrainer zum Einsatz. Da man auch auf diesen nur recht kurz und mit fast aufrechter Haltung sitzt, ist die Fahrsituation derjenigen eines City- oder Hollandrades sehr ähnlich, weshalb das dort Gesagte auch auf Hometrainer übertragbar ist. Gleiches gilt für den im Klinikbereich eingesetzten Ergometer (manchmal fälschlich auch als "Ergonometer" bezeichnet[18]), mit dessen Hilfe medizinische Daten des Patienten erhoben werden.

Radwandern, mehrtägige Radtouren, Fortbewegungsmittel für größere Strecken, Triatlon, Sport- und Rennradfahren

Bei längerem Aufenthalt z.B. auf dem sogenannten Tourenrad oder Reiserad ist der Fahrer somit auch länger im Sattel. Er wird daher automatisch in eine mehr oder weniger stark nach vorne gebeugte Oberkörperhaltung übergehen. Dadurch verlagert er beim Radfahren nicht nur einen Teil des Körpergewichtes auf den Lenker sondern kippt gleichzeitig auch sein Becken. Damit wird der Kontaktpunkt ganz oder teilweise von den zum Sitzen vorgesehenen Sitzbeinhöckern auf die Schambeinkufen verlagert. Da in diesem Bereich jedoch viele Blut- und Nervenbahnen vom Rücken kommend durch das Becken Richtung Bein laufen, werden bei einem ungeeigneten Sattel diese Versorgungswege eingeengt oder gar gequetscht[19]. Daher muss nicht nur die Sattelbreite auf den Neigungswinkel des Oberkörpers des Radfahrers abgestimmt sein, sondern der Sattel muss überdies eine größtmögliche Druckentlastung im Bereich der Beckenweichteile gewährleisten um Schädigungen z.B. bei der Liebesfähigkeit zu vermeiden. Bei diversen Tests wurde das von mehreren Herstellern angebotene Stufensattel-Modell als medizinisch sehr gut bewertet.[20][21] Die Unterschiede in den einzelnen Nutzungsarten sind dabei graduell und liegen überwiegend in der Krümmung des Oberkörpers und der Verweildauer auf dem Rad. Aus diesen Komponenten ergeben sich wiederum die Unterschiede in der Sattelbreite und der Länge und Breite der Sattelnase.

Geländefahrt, Downhill

Das als Mountainbike (MTB) bekannte Fahrrad für das Fahren im freien Gelände muss aufgrund der stark unterschiedlichen Voraussetzungen den Bedingungen angepasst sein, die der Untergrund bei der Geländefahrt im Vergleich zur Fahrt auf Straßen oder Wegen fordert. Das bedeutet, dass der Fahrer bei gebeugter Oberkörperhaltung und gekipptem Becken mit seinen Schambeinkufen bei einem ungeeigneten Sattel auf der Satteloberfläche liegt. Durch die permanenten Bodenunebenheiten sitzt der Fahrer jedoch häufiger nicht auf dem Sattel, sondern hält mit Hilfe des recht hohen Tempos stehend oder in Hocke-Stellung das Gleichgewicht auf dem MTB. Die Anforderungen an den Sattel ergeben sich somit an die Strapazierfähigkeit des Sattels in Bezug auf Stöße und Schläge (Sicherheit vor Bruch während der Fahrt) und aufgrund der Dauer, die der Mountainbiker auf dem Rad verbringt. Auch hier gelten die allgemeinen Aussagen bezüglich den Blut- und Nervenbahnen im Gesäß- und Dammbereich. Eine Sonderform des Mountainbiking ist das sogenannte Downhill, für das die Aussagen zum Mountainbiking gelten.

MTB/Sport-Fahrradsattel

Sportgerät für Wettkämpfe

Von Radrennfahrern wird häufiger der Wunsch nach Zeitfahrsättel in Analogie zu Zeitfahrlenkern geäußert. Derzeit hat kein Hersteller einen auf das Zeitfahren ausgerichteten Sattel.

Akrobatik, Kunst

Während man bei einem normalen Fahrrad einen Lenker als Steuerungsmittel besitzt, bietet ein Einrad ausschließlich den Sattel und die Pedale um die Balance zu halten. Die Sattelnase ist dem Radfahrer dazu eine wichtige Hilfe, somit scheiden für Einräder Fahrradsättel ohne Sattelnase aus. Die Sitzposition ist auf dem Einrad naturgemäß aufrecht. Da dieses Gerät in der Regel nur auf einem Untergrund verwendet wird, welcher kaum Unebenheiten aufweist (Teer, Tartan), ergeben sich für den Sattel ähnliche Anforderungen wie beim City- bzw. Hollandrad. Für einen Einsatz beim Einrad ist der Bananensattel mit seiner besonderen Form seit den 1970er Jahren bis heute verbreitet, da er durch die überdurchschnittliche Länge und Biegung eine gute Gleichgewichtskontrolle fördert.[22]

Beim Dirtbiking versucht der Fahrer kunstvolle Sprünge über Objekte bzw. Richtungswechsel in der Luft bei der Berührung mit massiven Teilen, zumeist Mauern. Beim Dirtbiking ist das Material überaus starker Belastung ausgesetzt, es gelten ähnliche Anforderungen an den Sattel wie beim Mountainbiking. Für diese Fahrradakrobatik ist dem Fahrer der Sattel bei Sprüngen mehr ein Steuerungselement als eine Sitzgelegenheit. Daher sind die Sättel bei Fahrrädern, die für das Dirtbiking vorgesehen sind oft mit extrem steil nach oben gestellter Sattelnase montiert. Damit kann der Radfahrer bei Sprüngen die Sattelnase als Griff benutzen um dem Rad bei Sprüngen in der Luft Richtungsänderungen zu geben. Folglich müssen bei den Sätteln, die für diesen Anwendungsbereich vorgesehen sind, außergewöhnlich belastbare Materialien verwendet werden, andererseits werden an den Sitzkomfort nur geringe Ansprüche gestellt.

Medizinische Sättel

Bei schwerwiegenden Problemen im Prostatabereich kann es durch den Arzt verboten werden, mit einem herkömmlichen Sattel, welcher nur eine Druckreduzierung im Dammbereich erreicht, Fahrrad zu fahren. Für solche Personen bieten dann Sättel ohne Sattelnase eine garantierte Entlastung des Dammbereichs um 100%. Medizinische Sättel werden überwiegend im City- Hollandrad- und Radwanderbereich verwendet, also bei einer eher aufrechten Haltung auf dem Fahrrad mit relativ kurzer Verweildauer im Sattel. Dieser Satteltyp wird jedoch nur von wenigen Herstellern angeboten.

Kinder- und Jugendsättel

Ein Kindersattel ist baulich ähnlich einem Sattel für Erwachsene. Da er auf die Körpergröße der Kinder bzw. Jugendlichen ausgerichtet ist, ist er allerdings kleiner. Es ist ein Sitzutensil des Kinderfahrrads für ein Kind, welches bereits selbstständig Rad fährt. Somit darf dies nicht mit einem sogenannten Kindersitz verwechselt werden, in dem das Kind auf dem Fahrrad eines Erwachsenen transportiert wird. Nicht alle Hersteller bieten Kindersättel an. Der Grund dafür liegt hauptsächlich im nicht abgeschlossenen Wachstum des Kindes. Folglich ist die Zeit, in der das Kind einen Sattel benutzen kann, sehr begrenzt. Aus diesem Grund ist ein schneller Satteltausch notwendig (vergleichbar mit neuen Schuhen bei wachsenden Füßen). Überdies sind Kinder in aller Regel selten lange auf dem Fahrrad resp. auf dem Sattel. Daher findet man für Kinder und Jugendliche in aller Regel Sättel mit strapazierfähigen Sitzflächenbezügen, diese Sättel sind aber bei den sonstigen Sattelmerkmalen eher einfach ausgestattet.

Liegerad

Schalensitze bei Liegerädern

Eine völlig andere Form des Sattels ist für ein sogenanntes Liegerad notwendig. Da sich der Fahrer hier in außergewöhnlich starker Rückenlage auf dem Fahrrad befindet, benötigt er eine durchgehende Sitz-Liege-Konstruktion, die vom Gesäß bis zu den Schultern reicht. Diese Konstruktion wird jedoch im Allgemeinen nicht als "Sattel", sondern als Netz- bzw. Schalensitz bezeichnet. Da überdies die Beine mitsamt der Tretkurbel etwa in Schulterhöhe liegen, gibt es bei dieser Art des Fahrrades kaum Probleme im Damm- und Beckenbereich mit den empfindlichen Blut- und Nervenbahnen.

Sattelausrichtung und Sattelhöhe

Generell gilt, dass ein Sattel waagerecht ausgerichtet werden sollte. Dies erreicht man am einfachsten durch die Verwendung einer Wasserwaage. Dies garantiert, dass die Satteleigenschaften optimal auf die Beckenregion wirken können und eine bestmögliche Druckverteilung erzielt wird um ein ergonomisches und rückenfreundliches Fahrradfahren zu ermöglichen. Bei einer Kippstellung des Sattels nach hinten erhöht sich subjektiv der Sitzkomfort, allerdings gleichzeitig auch der Druck auf die Weichteile des Beckens deutlich und die Gefahr der Schädigung von Blut- und Nervenbahnen im Genitalbereich steigt stark an. Dies ist um so mehr zu beachten, je länger man auf dem Sattel sitzt. Untersuchungen haben ergeben, dass bereits nach ca. 3 Minuten die Belastung als kritisch anzusehen ist. Wird der Sattel nach vorne, also mit der Sattelnase nach unten gekippt, erhöht sich die Belastung, welche die Hände und der Lenker vom Körpgergewicht des Fahrers aufnehmen müssen. Der Druck auf die Weichteile des Beckens nimmt ab, gleichzeitig steigt die Gefahr, von den Sitzflächen des Sattels nach vorne auf die Sattelnase zu rutschen und dadurch einen neuen, unerwünschten und schmerzhaften Druck im Damm- und Genitalbereich zu erzeugen. Auch die Ausrichtung der Sattelnase innerhalb der Horizontalen ist für den Fahrkomfort des Fahrers von entscheidender Bedeutung. Ist die Sattelnase nicht genau auf den Steuersatz ausgerichtet, so verursacht die Sattelnase an den Oberschenkelinnenseiten Reibungsflächen, die bei längerer Belastung sehr schmerzhaft werden können.

Um keine Hebelwirkungen auf die Sattelstreben mit erhöhter Bruchgefahr zu bewirken, muss der Sattel möglichst mittig auf dem Sattelkloben justiert werden. Eine nicht-mittige Montage des Sattels nennt man Sattelversatz. Abweichungen über 3,0 cm sollten aus Sicherheitsgründen nicht überschritten werden. Sind größere Abweichungen notwendig, um eine ergonomische Haltung auf dem Rad zu erzielen, muss entweder ein anderer Sattel gewählt werden oder es muss die gesamte Radgeometrie in Bezug auf den betroffenen Radfahrer durch einen Fachmann überprüft werden (Rahmengröße, Lenkerabstand etc.).

Sattelstrebe mit Markierung

Um die mittige Montage des Sattels zu erleichtern haben mehrere Hersteller auf den Sattelstreben entsprechende Skalen aufgedruckt. Der Sattel wird über den Sattelkloben ausgerichtet. Um die für den Radfahrer optimale Sitzposition zu finden, kann es notwendig sein, die Feinjustierung des Sattels mehrfach zu verändern. Über Wohlbefinden oder Schmerzen auf dem Sattel entscheiden oft wenige Millimeter. Die Sattelhöhe richtet sich nach der Körpergröße des Fahrers. Ergonomisch optimal ist der Sattel in seiner Höhe dann, wenn der Fahrer bei der tiefsten Pedalstellung sein Bein noch leicht angewinkelt hat. Die Sattelhöhe wird über die Sattelstütze (Sattelkerze) eingestellt.

Sicherheitsanforderungen und Zertifizierungen

Alle in der Europäischen Union verkauften Sättel müssen durch das "CE"-Zeichen zertifiziert sein. Der TÜV, die Stiftung Warentest sowie diverse Fahrradclubs wie z.B. der ADFC und auch Radsportzeitschriften führen von Zeit zu Zeit Satteltests durch, die neben reinen Sicherheitsaspekten auch die medizinischen Aspekte und den Sitzkomfort für den Radfahrer untersuchen. Eine vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung wie beim Auto gibt es für Fahrradsättel nicht. Manche Hersteller lassen sich nach ISO zertifizieren. Auch eine Zertifizierung nach dem "GS"-Standard (Geprüfte Sicherheit) ist freiwillig.

Medizinische Aspekte

Aus medizinischer Sicht ist beim Fahrradfahren hauptsächlich ein ungeeigneter Sattel für Probleme bei der Durchblutung und Versorgung der Nervenzellen im Damm- und Beckenbereich verantwortlich. Wird durch einen derartigen Sattel zu viel Druck auf den Dammbereich ausgeübt, so können bei längerer Aufenthaltsdauer im Sattel die im Beckenbereich befindlichen Nerven und Blutgefäße so nachhaltig geschädigt werden, dass sich dies als Erektionsstörungen beim Mann äußern kann.[23][24][25] Dieses Problem der unterbrochenen oder eingeengten Blutversorgung und Nervenbahnen betrifft jedoch nicht nur Männer, sondern in gleichem Maße auch Frauen. Auch ihre Durchblutung ist im Schambereich durch einen ungeeigneten Sattel signifikant geringer und kann somit ebenfalls zu sexuellen Problemen aufgrund ungenügender Blutversorgung der weiblichen Genitalien führen[26]. Nach längerem Verzicht auf Fahrradfahren kann diese Dysfunktion jedoch sowohl beim Mann als auch bei der Frau wieder verschwinden. Bei dauerhafter Benutzung eines ungeeigneten Sattels können diese Störungen allerdings chronisch werden und sich trotz eines Radfahr-Verzichts unter Umständen nicht mehr zurückbilden.[27]

Ein zu großer Druck im Dammbereich wird vom Betroffenen jedoch während des Fahrradfahrens mit einem ungeeigneten Sattel gar nicht wahrgenommen, da dieser tatsächlich vorhandene Druck durch die Einengung oder gar Quetschung der Blut- und Nervenbahnen eine Betäubung des Dammbereichs bewirkt. Der Radfahrer hat somit zunächst subjektiv den Eindruck, dass er bequem sitzen würde, da er ja im Dammbereich keinen Schmerz spürt. Dieser Eindruck des im Dammbereich bequemen (aber in Wirklichkeit ungeeigneten) Sattels ist somit aus medizinisch-urologischer Sicht höchst bedenklich. [28][29][30]

Aus diesem Grund versucht man, mit der Sattelform ein Sitzen auf den Sitzknochen bwz. den hintersten Teilen der Schambeinkufen (welches keine kritischen Zonen für Nerven und Blutgefäße darstellen) zu erreichen und so den Damm- und Schambereich effektiv und nachhaltig vor Druck zu schützen.[31]

Obwohl der Sattel als einer der Kontaktpunkte zwischen Radfahrer und Fahrrad direkten Einfluss auf den Beckenbereich des Fahrradfahrers nimmt, ist aus medizinischer Sicht diese Problemzone nur Teil des gesamten Bewegungsapparates, der gesamten Körperhaltung und der menschlichen Anatomie und somit als Einheit zu sehen und zu untersuchen. Daher sind weitere medizinische Aspekte der Handlung "Fahrradfahren" zuzuordnen, obwohl auch diese teilweise durch die Bauweise des Sattels beeinflusst werden.

Bekannte Hersteller

Selle Royal ist der weltweite Marktführer mit Sitz in Italien; der ehemals eigenständige Hersteller Brooks, bekannt für Ledersättel, wurde von Selle Royal aufgekauft und fungiert heute nur noch als Markenbezeichnung für die Ledersattelsparte des Unternehmens.[32]. Viele Fertigräder sind ab Werk mit einem Sattel dieses Herstellers ausgestattet. Schwerpunkt sind Sättel mit Geleinlage, er bietet auch Kindersättel an.

RTI mit Sitz in Deutschland, der Handelsname ist "Terry" [33]

SQ-Lab mit Sitz in Deutschland. Hat als erster Hersteller den sogenannten Stufensattel produziert [34]

Velo Enterprises mit Sitz in Taiwan, der Handelsname ist Velo (mit diversen Zusätzen) [35]. Viele Fertigräder werden ab Werk mit Sätteln dieses Herstellers ausgestattet, bietet auch Kindersättel und aufblasbare Sättel an.

Specialized mit Sitz in den USA [36]

Wittkop Sattel mit Sitz in Deutschland [37]. Stellt auch Kindersättel her

Scott Sports mit Sitz in der Schweiz [38]. Stellt auch Kindersättel her

Fizik mit Sitz in Italien [39]

Lepper mit Sitz in den Niederlanden stellt ausschließlich Ledersättel her [40]

Comfort line mit Sitz in Deutschland bietet vorwiegend medizinische Sättel an [41].

Prologo mit Sitz in Italien [42]

BBB mit Sitz in Australien [43] bietet auch Kindersättel an.

XLC mit Sitz in Deutschland [44] bietet auch Kindersättel an.

Pegasus mit Sitz in Deutschland bietet auch Kindersättel unter dem Handelsnamen Tecaro an. Pegasus ist ein Unternehmen der Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG).[45]

Kore Bicycle Components mit Sitz in den USA [46]

Comus mit Sitz in Deutschland[47] bietet auch Kindersättel an.

WBT mit Sitz in USA.[48]

Season bikes mit Sitz in Großbritannien [49]

San Marco mit Sitz in Italien. Hat sich in den 1990er Jahren als damalige Untergruppe Selle San Marco von Selle Royal abgespalten [50]

Sattelzubehör

Regenschutzüberzüge für Fahrradsättel werden heute nicht nur von Sattelherstellern in großer Materialvielfalt und in unterschiedlichen Preisklassen angeboten. Sie sind allesamt aus wasserundurchlässigem Material, z. B. Neopren und mehr oder minder reißfest. Sie sind sowohl im Fahrradfachhandel als auch in Kaufhäusern und zeitweise sogar in Discountern zu finden.

Fahrradsattel mit Satteltasche

Bei älteren Sattelmodellen war eine sogenannte Satteltasche aus Kunststoff üblich, die Kleinwerkzeug für eine Fahrradreparatur im Pannenfall aufnehmen konnte. Bei modernen Sätteln ist dieses nützliche Zubehör nur noch selten anzutreffen. Meist ist es nur noch mit handwerklichem Geschick möglich, diese Satteltasche an einem modernen Sattel zu befestigen. Moderne Lösungen mit anklickbaren Taschen sind jedoch weit verbreitet.

Manchmal wird aus optischen Gründen mit Hilfe eines umlaufenden Gummis ein ansonsten funktionsloser Stoff-, Kunststoff- oder Fellbezug über den Sitzflächenbezug des Sattels gezogen. Dieser zusätzliche Überzug wird Satteldecke genannt. Es gibt Satteldecken in zahllosen Ausführungen. Eine Satteldecke kann man sich mit ein wenig Geschick preiswert selbst nähen.[51][52]

Spezielles Lederfett wird im Leder-, Reitsport- und Fahrradhandel zur Pflege von Ledersätteln angeboten.

Literatur

Michael Gressmann, Franz Beck, Rüdiger Bellersheim: Fachkunde Fahrradtechnik. 1. Auflage, Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten, 2006, ISBN 3-8085-2291-7

Weblinks

 Commons: Fahrradsattel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.schlaggitarren.de/home.php?text=hersteller&kenn=76
  2. http://www.lederzentrum.de/wiki/index.php/Kernleder
  3. http://www.wikipedalia.com/index.php?title=Leders%C3%A4ttel
  4. http://www.vis.bayern.de/produktsicherheit/produktgruppen/sport_freizeit/fahrrad/fahrradsattel.htm#material_ledersattel
  5. http://www.wikipedalia.com/index.php?title=Leders%C3%A4ttel
  6. http://www.vis.bayern.de/produktsicherheit/produktgruppen/sport_freizeit/fahrrad/pic/sattel_klas_b320.jpg
  7. http://www.bike-dog.de/Classic/Historischer-Ledersattel-Classic-Cycle-braun-mit-grossen-Spiralfedern-p290.htm
  8. http://www.bike-dog.de/Classic/Historischer-Ledersattel-Classic-Cycle-braun-mit-grossen-Spiralfedern-p290.htm
  9. http://www-test.vis.bayern.de/produktsicherheit/produktgruppen/sport_freizeit/fahrrad/fahrradsattel.htm
  10. http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=27315
  11. http://www.radreise-wiki.de/Sattel
  12. http://www.fahrradmonteur.de/sattelpflege.php
  13. http://www.mtb-club-radlberg.at/downloads/saettel.pdf
  14. http://www.justbetterdesign.de/Fahrradergo-kapitel.pdf
  15. Test in: Aktiv Radfahren 7-8/04
  16. http://schmidtkuntzel.de/11.html
  17. http://www.radforum.de/xxxxl-14685-2.html
  18. http://www.bader.de/bader/displayProduct.do?product=Vc0000003YCS&categoryCode=nc000458
  19. http://www.iposs.de/181/potenz-gestoert-durchs-fahrrad-achtung-sattelnase/
  20. Test in: Aktiv Radfahren 7-8/04
  21. http://schmidtkuntzel.de/11.html
  22. http://www.bikester.at/fahrraeder/einrad/einradsattel-4-loch-anschraubversion/6057.html
  23. http://www.sportmedinfo.de/sportschaeden.htm
  24. Artikel in: BJU Int. 2007 Oct 100(4) Seite 947: Bressel, E. et al.: Influence of bicyle seat pressure on compression of the perineum; a MRI analysis
  25. Artikel in: Int. J Impot Res. 2002 Dec 14(6)Seite 513-517: Jeong SJ et al.: Bicycle saddle shape affects penile blood flow
  26. http://www.urologia-keul.com/index.php/Newsflash/Radfahren-fuhrt-zu-urologischen-Problemen.html
  27. Huang V, Munarriz R, Goldstein I., Institute for Sexual Medicine, Department of Urology, Boston University School of Medicine, 720 Harrison Avenue, Boston, MA 02118, USA., Sep. 2005
  28. http://www.sportmedinfo.de/sportschaeden.htm
  29. Artikel in: BJU Int. 2007 Oct 100(4) Seite 947: Bressel, E. et al.: Influence of bicyle seat pressure on compression of the perineum; a MRI analysis
  30. Artikel in: Int. J Impot Res. 2002 Dec 14(6)Seite 513-517: Jeong SJ et al.: Bicycle saddle shape affects penile blood flow
  31. Aufsatz in: BJU Int. 2007 Oct 100(4)Seite 947: JM Gemery et. Al.: Digital three-dimensional modelling of the male pelvis and bicycles seats: Impact of rider position and seat design on potential penile hypoxia and erectile dysfunction
  32. http://www.selleitalia.com/
  33. http://www.terry-comfort.de/
  34. http://www.sq-lab.com/component/option,com_frontpage/Itemid,1/lang,de/
  35. http://www.velosaddles.com/
  36. http://www.specialized.com/us/en/bc/SBCMain.jsp?scid=1001
  37. http://www.wittkop.eu/
  38. http://www.scott-sports.com/de_de/company/legal
  39. http://www.fizik.it/
  40. http://www.lepper.nl/
  41. http://www.comfort-line.de/
  42. http://www.prologotouch.com/
  43. http://www.bbbparts.com.au/
  44. http://www.xlc-parts.com/
  45. http://www.pegasus-bikes.de/
  46. http://www.kore-usa.com/index.html
  47. http://www.comus.de/comus.html
  48. http://www.wtb.com/usa/
  49. http://www.seasonbikesbmx.com/
  50. http://www.sellesanmarco.it/
  51. http://www.google.de/#q=satteldecke+fahrrad&hl=de&prmd=ivns&source=univ&tbm=shop&tbo=u&sa=X&ei=vzQrTvGaBIOM-wa7-_3sDQ&sqi=2&ved=0CGkQrQQ&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.&fp=f327ae5295cafae2&biw=1023&bih=801
  52. http://moobilo.de/basil-basil-satteldecke-fr-kindersatteljasmin-farm-p-27639671.html

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