Fabrikplanung

Fabrikplanung

Als Fabrikplanung bezeichnet man die systematische Planung von Fabrikbetrieben.

Fabrikplanung kann sich sowohl auf die Neugründung eines Fabrikbetriebs, als auch auf die Erweiterung oder Änderung des bestehenden Betriebs beziehen. Wegen der hohen Komplexität eines Fabrikbetriebes zählen zur Fabrikplanung sowohl Architektur, Gebäudeplanung, Produktionsanlagenplanung, Anlagenlayoutplanung, Personalplanung als auch Aufgaben der Fabrikorganisation. Die Fabrikplanung beschäftigt sich also im Wesentlichen mit der Neuplanung oder Änderung eines Fabrikbetriebs. Sie wird daher gelegentlich auch Fabrikbetriebsplanung genannt.

Fabrikplanung ist eine Aufgabe, die in modernen Industriebetrieben häufig von spezialisierten Abteilungen wahrgenommen wird. Man zählt diese Aufgabe auch zu den längerfristig wirkenden Aufgaben der Arbeitsvorbereitung. Es gibt eine Vielzahl von spezialisierten Unternehmen, die diese vielschichtige Tätigkeit selbständig oder im Auftrag eines Industrieunternehmens durchführen.

Inhaltsverzeichnis

Begriff "Fabrik"

Der Begriff „Fabrik“ stammt aus dem lateinischen; „fabrica“ bedeutet hier Werkstätte. Laut Kettner kann „die Fabrik als eine gewerbliche Organisationsform bezeichnet werden, in der unter einheitlicher technischer und wirtschaftlicher Leitung mit einer größeren Anzahl von Arbeitskräften, die außerhalb ihrer Wohnung arbeiten, in eigener oder gemieteter Betriebsstätte des Unternehmens mit Hilfe vielfach gegliederter Arbeitsteilung und straffer organisatorischer Zusammenfassung gewerbliche Erzeugnisse für den marktmäßigen Verkauf hergestellt werden“ /1/.

Die Fabrik wird auch als ein industrieller, d.h. nach dem Prinzip der Arbeitsteilung arbeitender gewerblicher Produktionsbetrieb bezeichnet, dessen Zweckbestimmung die

von Stoffen zur Erzeugung von Konsumgütern oder Produktionsmitteln ist /1/.

Heute meint man mit Fabrik im allgemeinen Betriebe mit hoher Maschinenausstattung, exakt geplanter Arbeitsorganisation mit hoher Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen Beschäftigten, mit großem Kapitaleinsatz, ggf. weitgehender Automatisierung sowie Trennung von Produktion und Verwaltung. Fabrikbetriebe stehen vor allem im Gegensatz zu Handwerksbetrieben.

In der Bundesrepublik Deutschland waren im Jahre 2008 (3. Quartal) ca. 8,04 Mio Arbeitnehmer (von ca. 40,4 Mio Erwerbstätigen) im verarbeitenden Gewerbe (ohne Baugewerbe), davon wiederum etwa 9,45 % in Unternehmen der Automobilindustrie beschäftigt. In allen deutschen Maschinenfabriken insgesamt sind es etwa 900.000 Beschäftigte.

Aufgaben der Fabrikplanung

Die Planung einer Fabrik ist entsprechend eine langfristige Aufgabe und für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens besonders wichtig.

Bereits mit der Planung stellt man die Weichen für die Funktionstüchtigkeit eines zu realisierenden Objektes; dies gilt insbesondere für das Planungsobjekt Fabrik, welches sich gegenüber anderen Planungsobjekten vor Allem durch ein außerordentliches Investitionsvolumen und meistens durch eine hohe Lebensdauer auszeichnet.

Aufgabe der Fabrikplanung ist es, die Voraussetzungen zur Erfüllung der gestellten betrieblichen Ziele sowie der sozialen und volkswirtschaftlichen Funktionen einer Fabrik herzustellen. Außerdem muss die Fabrikplanung einen technisch einwandfreien und wirtschaftlichen Ablauf des Produktionsprozesses bei guten Arbeitsbedingungen für die in der Fabrik tätigen Menschen ermöglichen. Sie steht im Rahmen der gesamten Unternehmensplanung; in vielen Fällen wird sie sogar im Zusammenhang mit überbetrieblichen Industrieplanungen und kommunalen bzw. staatlichen Gesamtplanungen vorgenommen.

Hauptziele der Fabrikplanung

Es lassen sich vier allgemein gültige Hauptzielsetzungen der Fabrikplanung ableiten:

  1. Günstiger Produktions- und Fertigungsfluss,
  2. Menschengerechte Arbeitsbedingungen,
  3. Gute Flächen- und Raumausnutzung sowie
  4. Hohe Flexibilität der Bauten, Anlagen und Einrichtungen.

Neben den "klassischen" Hauptzielsetzungen sind Fabriken heute vor dem Hintergrund eines immer schärferen globalen Wettbewerbs, der stetigen Verkürzung von Produktlebenszyklen bei steigender Variantenvielfalt sowie einem ausgeprägten Zeitparadigma gezwungen, in besonderer Weise neben den fabrikplanerischen Kernzielen solche Ziele wie Wandlungsfähigkeit, Attraktivität, Nachhaltigkeit, Innovativität, Wertstromorientierung, Nachfrageregelung, Vernetzungsfähigkeit (Cluster, Produktionsnetzwerke, Virtuelle Fabriken) und weitere zu verfolgen und permanent zu adaptieren, um bei einem Fabriklebenszyklus von mehreren Jahrzehnten eine hohe Zukunftsrobustheit zu gewährleisten. Ziele zum Schutz der Umwelt und zur Schonung der Ressourcen (Nachhaltigkeit, Verbesserung der Energieeffizienz, Emissionssenkung, Ökobilanzen) erreichen in der heutigen Zeit einen immer höheren Stellenwert, wobei sich ein Wandel vom sogenannten additiven (auch "end-of-pipe") Umweltschutz hin zu einem integrativen Umweltmanagement mit dem Ziel der Schaffung "nachhaltiger Fabriken" vollzieht. Gelungene Beispiele hierfür sind "Nullemissionsfabriken".

Planungsobjekte der Fabrikplanung

Zur Fabrikplanung zählt nicht nur die Planung der Fabrikgebäude, sondern vor Allem auch die Planung der Produktionseinrichtungen, der Maschinen und Anlagen, Transport- und Lagereinrichtungen sowie ihre Anordnung und ihr Zusammenwirken im Rahmen des gesamten Produktionsablaufs. Unter Umständen umfasst sie die völlige Neuplanung von Produktionsstätten an einem neuen Standort. Aber auch kleinere Maßnahmen im Rahmen der Fabrikplanung, z. B. die Beschaffung von einzelnen neuen Produktionseinrichtungen oder die Umstellung innerhalb von vorhandenen Gebäudestrukturen erfordern eine systematische und genaue Vorbereitung und Planung.

Gerade die Beschaffung von Produktionseinrichtungen ist im Allgemeinen heute mit weitaus höheren Investitionen verbunden als der Bau der entsprechenden Gebäude.

Auch die Standortbestimmung gehört unter Umständen zur Fabrikplanung. Die Wahl des geeigneten Standortes ist zum einen unter langfristigen Kostenaspekten besonders wichtig; zum Anderen sind hierbei vor Allem auch Marktgesichtspunkte zu beachten.

So wird z. B. heute in vielen Unternehmen ein Produktionsstandort in einem Land mit günstigeren Lohnkosten in Erwägung gezogen. Die hierdurch entstehenden höheren Transportkosten nimmt man vielfach in Kauf.

Unter Umständen spielen jedoch auch Gesichtspunkte wie z. B. Marktnähe oder die Vermeidung hoher Importzölle eine wesentliche Rolle bei Verlagerungen ins Ausland. Insbesondere Unternehmen mit einem sehr hohen Energiebedarf (z. B. Aluminiumhersteller) suchen nach Standorten mit möglichst geringen Strom- bzw. Energiekosten.

Auch die Verfügbarkeit von geeigneten Informationen für die Produktion, bzw. das Vorhandensein von Personen mit entsprechendem Knowhow kann bei der Planung und beim Betrieb einer Fabrik wesentlich sein. Zahlreiche Beispiele sind bekannt dafür, dass sich deshalb in bestimmten Regionen Schwerpunkte für bestimmte Herstellungsverfahren bilden konnten (Beispiel: Hagen-Hohenlimburg – Schwerpunkt der Kaltwalztechnik).

Zentraler Mittelpunkt der Fabrikplanung ist im Normalfall der Produktionsprozess. Während früher vielfach der Bauplaner bzw. der Architekt maßgeblich war bei der Planung eines Fabrikgebäudes, dreht sich heute im Wesentlichen alles um die Funktionen des Betriebs; als Hauptfunktionen sind hier Fertigung und Montage zu sehen; daneben ist die Planung der Nebenfunktionen Transport und Lagerung bzw. des gesamten Materialflusses von ähnlich großer Bedeutung. Auch die Versorgung mit Rohmaterialien, mit Energie in unterschiedlichsten Formen sowie der Abtransport der fertigen Erzeugnisse und der Abfallstoffe sind sehr wichtig.

Von der Auslegung des gesamten Herstellungsprozesses ist auch die Dimensionierung der benötigten Flächen und damit auch die Gebäudeplanung abhängig.

Auch der Mitarbeiterbedarf ist eng mit der Planung des Produktionsprozesses verknüpft.

Ebenfalls wird die Planung einer geeigneten Betriebsorganisation bzw. einer Ablauf- und Aufbauorganisation mit ein Gegenstand der Fabrikplanung sein, vor Allem bei umfangreichen Projekten.

Ein weiterer Planungsaspekt bezieht sich auf die Bereitstellung des notwendigen Kapitals zur Realisierung von Fabrikplanungsaufgaben. In vielen Fällen sind Fabrikplanungsmaßnahmen mit einem hohen Investitionsbedarf verknüpft. Die Ermittlung des genauen Kapitalbedarfs, der Nachweis der Vorteilhaftigkeit der Investitionen (Investitionsrechnung) und die unternehmens-interne oder -externe Beschaffung der entsprechenden finanziellen Mittel gehören deshalb ebenfalls meistens zum Aufgabenbereich der Fabrikplanung.

Die jeweiligen Fabrikplanungsmaßnahmen können sich also auf viele unterschiedliche Planungsobjekte beziehen und sehr unterschiedliche Umfänge annehmen. Zur Fabrikplanung kann zum Einen lediglich die Beschaffung einzelner Maschinen gehören; zum Anderen kann sie allerdings auch bis zur Neugründung einer Fabrik an einem völlig neuen Standort gehen.

Literatur

  • VDI 5200 Blatt 1 (Technische Regel, Entwurf):
  • Fabrikplanung - Planungsvorgehen. - VDI-Gesellschaft für Produktionstechnik (ADB), Fachausschuss Fabrikplanung, Düsseldorf, 2009
  • Grundig, C.-G.: Fabrikplanung: Planungssystematik, Methoden, Anwendungen. - 3., neu bearb. Auflage, München; Wien: Hanser, 2009. ISBN 978-3-446-41411-2
  • Kettner, Schmidt, Greim: Leitfaden der systematischen Fabrikplanung. Carl Hanser Verlag, München / Wien, 1984, ISBN 3-446-13825-0
  • Eversheim W.: Fabrikplanung. (Vorlesungsmanuskript) RWTH Aachen, Werkzeugmaschinenlabor, Eigendruck
  • Eversheim W.: Organisation in der Produktionstechnik, Band 3 – Arbeitsvorbereitung. VDI-Verlag, Düsseldorf 1989, ISBN 3-18-400840-1
  • Aggteleky B.: Fabrikplanung – Werksentwicklung und Betriebsrationalisierung, Bd. 1 – Grundlagen, Zielplanung, Vorarbeiten. 2. Auflage, München Wien 1987, ISBN 3-446-14860-4
  • Aggteleky B.: Fabrikplanung - Werksentwicklung und Betriebsrationalisierung, Bd. 2 – Betriebsanalyse und Feasibility-Studie. 2. Auflage, München Wien 1990, ISBN 3-446-15800-6
  • Aggteleky B.: Fabrikplanung - Werksentwicklung und Betriebsrationalisierung, Bd. 3 – Ausführungsplanung und Projektmanagement. München Wien 1990, ISBN 3-446-13207-4
  • Arnold D.: Materialflusslehre. Vieweg-Verlag, Braunschweig / Wiesbaden, 1995, ISBN 3-528-03033-X
  • Bogatzki, A.: Fabrikplanung: Verfahren zur Optimierung von Maschinenaufstellung. Roderer, S, 1998, ISBN 978-3-8907-3234-3.
  • Martin, H.: Transport- und Lagerlogistik. 3. Auflage, Vieweg-Verlag, Braunschweig, Wiesbaden 2000, ISBN 3-528-24941-2
  • Fischer, Dittrich: Materialfluss und Logistik – Optimierungspotenziale im Transport- und Lagerwesen. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1997, ISBN 3-540-62689-1

Weblinks


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