F4U Corsair

F4U Corsair
Vought F4U Corsair
F4U-4 der U.S. Navy 1951 (VF-671, USS Tarawa)
Typ: Jagdbomber
Entwurfsland: USA
Hersteller: Chance Vought
Erstflug: 29. Mai 1940
Indienststellung: 1942
Produktionszeit: 1942 bis 1952
Stückzahl: 12.571

Die Chance-Vought F4U „Corsair“ war ein bedeutendes Jagdflugzeug des Zweiten Weltkriegs. Es war zum Einsatz auf Flugzeugträgern geeignet und wurde auf dem Kriegsschauplatz im Pazifik vom US Marine Corps und danach auch von der US Navy eingesetzt. Später wurde die Corsair auch noch im Koreakrieg eingesetzt. Die letzten Kampfeinsätze wurden im Jahre 1969 im Fußballkrieg zwischen Honduras und El Salvador geflogen.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Prototyp XF4U-1 1940/41

Der Prototyp der F4U wurde 1938 entworfen. Die primären Entwicklungsziele der F4U waren minimaler Luftwiderstand und maximale Geschwindigkeit. Dazu wurde der stärkste verfügbare Motor, der 18-Zylinder-Doppelsternmotor Pratt & Whitney R-2800 mit einer Leistung von 1.342 kW (1.824 PS) in den kleinstmöglichen Rumpf eingebaut. Um das Drehmoment des Motors in Geschwindigkeit umsetzen, war ein großer Propeller mit vier Metern Durchmesser erforderlich, der die Verwendung eines konventionellen Fahrwerks ausschloss. Also griff Chance Vought-Chefingenieur Rex B. Beisel zu einem Trick und versah die Maschine mit nach unten weisenden und dann in die Horizontale abknickenden Tragflächen, durch die die F4U ihr charakteristisches Profil bekam.

Der Erstflug der XF4U-1 fand am 29. Mai 1940 statt. Sie erreichte im Geradeausflug eine Geschwindigkeit von 708 km/h (404 mph). In der Serienproduktion bekam die F4U noch selbstversiegelnde Treibstofftanks und anstelle des R-2800 wurde der R-2800-8 eingesetzt, der eine um 149 kW (203 PS) gesteigerte Leistung aufwies. Die erste Serienmaschine startete am 25. Juni 1942 zum Jungfernflug.

Einsatz

F4U-1D beim Abfeuern von Raketen auf eine Stellung der japanischen Armee auf Okinawa
F4U-1A der U.S. Navy Fighting Squadron VF-17 „Jolly Rogers“, geflogen von Lieutenant (jg) Ira „Ike“ Kepford, Bougainville im März 1944

Zweiter Weltkrieg

Die ersten Kampfeinsätze von Corsairs wurden Anfang 1943 sehr erfolgreich von Marineflieger-Geschwadern des United States Marine Corps im Rahmen der Schlacht um Guadalcanal durchgeführt. Die Maschine erntete aufgrund ihrer erstaunlichen Beschleunigung und Geschwindigkeit rasch die Zuneigung der Cactus Airforce-Piloten. Der Einsatz auf Flugzeugträgern wurde anfänglich verworfen, da auf Grund des ausladenden Motors der Pilot eine vier Meter lange Motorhaube vor sich hatte, die die Sicht nach vorn beim Landeanflug stark einschränkte. Erst nach einer Erhöhung von Pilotensitz und Haube um 16 Zentimeter wurde die F4U auch auf den Flugzeugträgern der Royal Navy (ab Herbst 1943) und der US Navy (ab Sommer 1944) eingeführt. Nach wie vor war es jedoch nicht ungefährlich, die F4U auf einem Flugzeugträger zu nutzen. Das hohe Drehmoment des Motors wurde für unerfahrene Piloten besonders beim Start zum Problem, denn das Flugzeug rollte viel schneller nach links als nach rechts, im Extremfall schlug das Flugzeug um auf den Rücken. Zusätzliche Schwierigkeiten verursachte der großdimensionierte Propeller aufgrund des gyroskopischen Effekts (siehe auch Präzession). Erfahrene Piloten merkten jedoch an, dass die Maschine nicht schwieriger zu fliegen sei als andere vergleichbare Flugzeuge. Bei der Landung neigte die Maschine zu schwer kontrollierbaren Springen und Richtungsänderungen auf dem Deck. Die F4U bekam schnell Spitznamen wie „Ensign Killer“, „Ensign Eliminator“ oder auch „Ensign Burner“ (dt. „Fähnrichs-Mörder“). Abgesehen von diesen Schwierigkeiten war die Corsair in ihrer Gesamtleistung stärker als fast alle vergleichbaren japanischen Jäger. Verglichen mit dem modernen japanischen Abfangjäger J2M Raiden war die Corsair F4U-1 um 60 km/h schneller und hatte eine um 650 km höhere Reichweite. Die Nakajima Ki-84 der Japanischen Armee war allerdings ein ernstzunehmender Gegner, da sie in niedrigen und mittleren Höhen der F4U deutlich überlegen war, was Steigleistung, Wendigkeit, Geschwindigkeit und Bewaffnung anging.

Koreakrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Maschine weiter entwickelt – zwischen 1947 und 1948 folgte die F4U-5 als Jäger und die F4U-5N als Nachtjäger mit Radargerät, im Koreakrieg stützte sich die US Navy und US Marines hauptsächlich auf die verschiedenen Corsair-Versionen. Während die F4U-5 als Jagdbomber zum Einsatz kam übernahmen die F4U-5N die nächtlichen Angriffe gegen Nachschublinien. Sie kämpften auch gegen die nächtlichen Störangriffe der Nordkoreanischen Luftwaffe mit alten Po-2 oder Jak-18-Flugzeugen. Eine kleine Zahl von F4U-5P mit Kameras wurde zur Aufklärung eingesetzt. Da die US Marines in Korea dringend ein Erdkampfflugzeug brauchten, entwickelte Vought die F4U-6, kurze Zeit später wurde sie in AU-1 umbenannt. Diese spezielle Version erhielt eine verstärkte und erweiterte Panzerung und konnte nun an insgesamt 13 Außenlastenstationen unterschiedliche Waffen ins Zielgebiet tragen. Von der F4U-5 wurden insgesamt 223 Exemplare gebaut; die F4U-5N kam auf 214 Stück und die AU-1 auf insgesamt 111 gebaute Maschinen.

Weitere Verwendung

Als letzter Kunde orderte die französische Armée de l’air später noch als trägergestütztes Mehrzweckflugzeug 94 Maschinen des Typs F4U-7, welche bis Ende 1952 gebaut wurden. Nach der Ausmusterung durch die USA und Frankreich wurden zahlreiche Maschinen von kleineren Luftwaffen erworben. Unter anderem wurde die F4U noch 1969 im Fußballkrieg zwischen Honduras und El Salvador auf beiden Seiten eingesetzt.

Die F4U-1 Corsair wurde bei Goodyear (als FG-1) und Brewster (als F3A-1) in Lizenz gefertigt.

Technische Daten der einzelnen Versionen

F4U-1 der Staffel VF-17 1943
Corsair Mk.I der Royal Navy

Die Maschinen vom Typ F4U-1 waren mit 671 km/h Höchstgeschwindigkeit und ihren sechs 12,7-mm-Maschinengewehren (alternativ vier 20-mm-Kanonen, dann F4U-1C) bei den Japanern gefürchtet. Unter dem Rumpf konnte die F4U bis zu drei Bomben oder einen Torpedo tragen, zusätzlich waren bis zu acht Raketen (AU-1 zehn Raketen) unter den Flügeln möglich. Von allen F4U-1-Varianten wurden 4.699 Exemplare von Vought gebaut. 688 F4U-1 hatten einen niedrigen Pilotensitz mit stark verstrebter Kanzel. Britische Bezeichnung: Corsair Mk.I

F4U-1

  • Gewicht: leer 4.025 kg, normal beladen 5.388 kg, maximal 6.280 kg
  • Länge/Spannweite/Höhe: 9,99 m / 12,49 m / 4,58 m
  • Flügelfläche: 29,17 m²
  • Antrieb: Ein Pratt & Whitney-R-2800-8-Doppelsternmotor, 18 Zylinder mit 2800 Kubikzoll Hubraum (entsprechen etwa 45.884 cm³), 1.470 kW (2.000 PS) am Boden bzw. 1.231 kW (1.675 PS) in 1.700 m Höhe
    • Drei-Blatt-Propeller mit 4,04 m Durchmesser
  • Tankgröße: 1.366 l sowie ein abwerfbarer Zusatztank mit 662 l Fassungsvermögen
  • Leistung bei Standardbeladung:
    • maximale Reichweite: 1.722km
    • maximale Reichweite mit maximaler Betankung und Zusatztank: 2.792 km
      (für 1.500 m Reisehöhe und 285 km/h Reisegeschwindigkeit)
    • Höchstgeschwindigkeit: 671 km/h
      (in 6.600 m Höhe)
    • Steigfähigkeit: von 0 m auf 3.000 m in 5 Minuten
    • Dienstgipfelhöhe: 11.310 m
  • Bewaffnung:
    • sechs 12,7 mm M2 Colt-Browning MG
    • Munition: 400 Patronen für die vier inneren MG und 375 Patronen für die zwei äußeren MG
    • bis zu 1.800 kg Bomben- oder Raketenzuladung

F4U-1A

  • 2.066 F4U-1 mit erhöhtem Pilotensitz und neuer Kanzel. Zusätzlich wurden ein 897-Liter-Tank vor dem Cockpit und je ein 235 Liter fassender Tank in den Tragflächen eingebaut. Dadurch stieg die Reichweite bei Standardbewaffnung auf 2425 Kilometer.
  • später Nachrüstung vieler F4U-1A mit R-2800-8W mit Wasser-/Alkoholeinspritzung
  • viele F4U-1A für das United States Marine Corps wurden mit nicht faltbaren Tragflächen und ohne Fanghaken ausgeliefert
  • Goodyear stellte weitere 1.704 FG-1 und FG-1A her, Brewster 738 F3A-1/F3A-1D (Corsair Mk.IV)

F4U-1B

  • Bezeichnung für F4U-1A der Royal Navy mit verkürzter Spannweite, um in die Hangars britischer Träger zu passen. Britische Bezeichnung: Corsair Mk.II

F4U-1C

  • 200 Flugzeuge mit vier 20-mm-Kanonen M2 (anstatt der sechs 12,7-mm-MGs)

F4U-1D

  • 1.675 R-2800-8W mit Wasser-/Alkoholeinspritzung, wodurch die Höchstgeschwindigkeit auf 684 km/h stieg. Entfernung der 235-Liter-Tragflächentanks
  • Abschussvorrichtungen für acht Raketen unter den Tragflächen, Ausrüstung mit zwei Unterflügelstationen für Zusatztanks oder 407-kg-Bomben.
  • Goodyear lieferte weitere 2.303 FG-1D (Corsair Mk.III)

F4U-1P

  • Umbau einiger F4U-1 zu Fotoaufklärern
Nachtjäger F4U-2 1944

F4U-2

  • Umbau von 32 F4U-1 zu Nachtjägern mit Radar, erste von Flugzeugträgern aus eingesetzte Variante, 1944 von der Staffel VF(N)-101 auf den Trägern USS Enterprise (CV-6) und USS Intrepid (CV-11) eingesetzt, von VF(N)-75 im Südwestpazifik.

XF4U-3

XF4U-3 mit Höhen-Turbolader
  • Drei F4U-1 mit R-2800-16-Motor mit Höhen-Turbolader, flogen 1946, eine als FG-3 von Goodyear gebaut

F4U-4

F4U-4B auf der USS Sicily 1950
  • 2.357 aller Versionen gebaut
  • Länge: 10,26 m
  • Spannweite: 12,48 m
  • Ein Pratt & Whitney-R-2800-18W-Doppelsternmotor mit 1.567 kW (2.130 PS)
  • Höchstgeschwindigkeit: 714 km/h (ohne Außenlasten)
  • Max. Flughöhe: 12.500 m

F4U-4B

  • 297 F4U-4 mit vier 20-mm-Kanonen M2

F4U-4N

  • Ein Nachtangriffsflugzeug

F4U-4P

  • Sieben Fotoaufklärer

F4U-5

Nachtjäger F4U-5N
  • 223 gebaut
  • Pratt & Whitney-R-2800-32W-Doppelsternmotor mit 1.692 kW (2.300 PS)
  • vier 20-mm-Kanonen M2

F4U-4N/NL

  • 315 gebaut, Nachtjäger (NL mit Winterausrüstung)

F4U-5P

  • 30 Fotoaufklärer

XF4U-6/AU-1

AU-1 des U.S. Marine Corps
  • 111 gebaut
  • Pratt & Whitney-R-2800-83W-Doppelsternmotor mit 1692 kW für niedrige Höhen, Höchstgeschwindigkeit 400 km/h, Reichweite 810 km
  • Bodenangriffsvariante mit Unterflügelstationen für bis zu vier 407-kg-Bomben

F4U-7

F4U-7 der Aeronavale 1952
  • 94 AU-1 mit Pratt & Whitney-R-2800-43W-Doppelsternmotor mit 1.715 kW (2.332 PS)
  • Länge: 10,39 m
  • Spannweite: 12,48 m
  • Höchstgeschwindigkeit: 718 km/h ohne und 683 km/h mit Außenlasten
  • Max. Flughöhe: 13.000 m
  • Einsatzreichweite: 1.560 km

Max. Startgewicht: 8.799 kg

F2G

F2G-1
  • Pratt & Whitney R-4360 Wasp Major 28-Zylinder-Vierfachsternmotor mit 2.206 kW (3.000 PS)
  • Vollsichtkanzel
  • Goodyear baute je fünf F2G-1 (ohne faltbare Tragflächen) und F2G-2 (mit faltbaren Tragflächen)
  • Länge: 10,30 m
  • Spannweite: 12,50 m
  • Höchstgeschwindigkeit: 694 km/h
  • Max. Flughöhe: 11.800 m
  • Reichweite: 3.146 km mit Zusatztanks
  • Max. Startgewicht: 6.995 kg

Trivia

F4U Warbird

Wegen ihres im Anflug typisch pfeifenden Fluggeräusches, das die Kühler verursachten, wurden sie als der „pfeifende Tod“ (engl. „Whistling Death“) bezeichnet. Die Bezeichnung „flüsternder Tod“ (engl. „Whispering Death“), der auch oft der F4U zugeschrieben wird, bezieht sich aber auf den Bristol Beaufighter.

Weblinks

Zeitgenössische Leistungsdaten und Vergleichstests:

AU-1 und F4U-7 Corsair in französischen Diensten:


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