Exil in der Türkei 1933–1945

Exil in der Türkei 1933–1945

In der Zeit des Nationalsozialismus gingen mehrere hundert Verfolgte ins Exil in der Türkei. Diejenigen, die von Deutschland ausgebürgert wurden oder aus anderen Gründen staatenlos[1] waren, bekamen z. T. „heimatlos“ in den Pass gestempelt, was zu einem Synonym für den Status der Exilanten wurde und als haymatloz in die türkische Sprache eingegangen ist.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Türkei hat seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts enge wirtschaftliche und militärische Beziehungen zum Deutschen Reich. Seit dieser Zeit befanden sich eine Reihe von Deutschen im Land, die dort häufig Beraterverträge hatten. Mit der Machtübernahme der NSDAP und besonders durch die politisch und rassistisch motivierte Ausschaltung von missliebigen Personen aus dem Beamtenapparat, flohen viele Verfolgte unter anderem in die Türkei. Diese bezeichneten sich ironisch als „Deutsche Kolonie B“ – in Abgrenzung zu den sogenannten „Reichs- und Volksdeutschen“. Die meisten der Exilanten haben Deutschland wegen antisemitischer Verfolgung verlassen. Teilweise ist es schwer, reguläre Arbeitsmigration oder Exil wegen politischer Verfolgung zu unterscheiden.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Atatürk in der Türkei tiefgreifende Reformen durchgesetzt, die auf eine Verwestlichung der Gesellschaft zielten. Zum Vorantreiben dieser Entwicklung waren westliche Wissenschaftler und Techniker willkommen. 1933 wurden die türkischen Universitäten reformiert und im Juli wurden die ersten Verträge mit deutschen Wissenschaftlern abgeschlossen. Mit ihrer Anstellung verpflichteten sie sich, Türkisch zu lernen und Lehrbücher auf Türkisch zu publizieren. Dafür erhielten sie in der Regel sehr gut dotierte Positionen an den Hochschulen und bei Regierungsbehörden, teilweise wurden sogar spezielle Institute gegründet, die von Exilanten geleitet wurden. Nach der Machtübernahme der NSDAP, nutzten viele Akademiker, die aus dem deutschen Wissenschaftsbetrieb verdrängt wurden, die Angebote der türkischen Regierung. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland folgten Emigranten aus Österreich und später aus den im Zweiten Weltkrieg besetzten Ländern. Ab 1937 zogen einige derjenigen, die in der Türkei Zuflucht gesucht hatten, in andere Länder, besonders die USA, aber auch Großbritannien, weiter. Bis 1945 hatten circa 1000 Exilanten aus dem deutschsprachigen Raum in der Türkei Zuflucht gefunden. Frei übersetzt schreibt der Türkei-Historiker Stanford Shaw dazu:[3]

„Eine neue Ära türkischer Hilfe für jüdische Flüchtlinge begann in den frühen 30er Jahren, als Mustafa Kemal Atatürk und sein Bildungsminister, Hasan Ali Yücel, die von Hitler veranlasste Entlassung von Juden aus Bildung und Wissenschaft dazu nutzten, Hunderte von ihnen in die Türkei zu bringen, wo sie signifikant zur Entwicklung der türkischen Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen wie auch der schönen Künste und Musik beitrugen.“

Stanford Shaw

Shaws Ansichten wurden allerdings zum Teil als apologetisch kritisiert.[4] Außerhalb der Türkei retteten türkische Diplomaten Juden vor der Deportation. Der türkische Generalkonsul auf Rhodos Selahattin Ülkümen verhalf mehr als 200 Juden zur Flucht in die Türkei. Necdet Kent, Generalkonsul in Marseille stellte mehr als 18.000 verfolgten Juden einen türkischen Pass aus. Ülkümen wurde für seine Verdienste mit dem Titel Gerechter unter den Völkern geehrt.

Später, im unmittelbaren Vorfeld und während des Zweiten Weltkrieges, erließ die Türkei allerdings auch Gesetze, welche jüdischen Flüchtlingen die Einwanderung verweigerten oder erschwerten. Es wurde mindestens 67 jüdischen Flüchtlingen das Asyl verweigert. Vereinzelt haben sich Exilanten – in der Regel erfolgreich – um die türkische Staatsbürgerschaft bemüht. Es gab auch einige Hochzeiten mit einheimischen Partnern.

Bis 1949 waren circa zwei Drittel der Exilanten in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt. Weitere knapp 30 Prozent siedelten in die USA über und einige wenige wurden in der Türkei heimisch. Über die enormen Anpassungsprobleme und die sehr autoritäre Beziehung des türkisches Staates zu den Einwanderern, Faktoren, die in der Regel zum Weiterziehen motivierten, berichtet anschaulich Liselotte Dieckmann.[5]

Deutschsprachige Flüchtlinge

Eine umfassendere Liste findet sich bei Reismann (2006), S. 474 ff., siehe Literatur.

  • Licco Amar, ungarischer Violinist. Musiklehrer am Konservatorium in Ankara 1934-1957, Rückkehr in die Bundesrepublik.
  • Fritz Arndt, Chemiker, als Emigrant in Istanbul seit 1935 (zuvor bereits dort von 1915 bis 1918), zahlreiche fachliche Veröff. in türkischer und deutscher Sprache 1935 bis 1942. Rückkehr nach Hamburg 1955
  • Erich Auerbach, Romanist, Istanbul 1936 bis 1947
  • Fritz Baade, Wirtschaftswissenschaftler und Politiker, Ankara 1935 bis 1946
  • Rudolf Belling, Bildhauer, Istanbul 1937 bis 1966
  • Clemens Bosch, Althistoriker und Numismatiker, Istanbul von 1935 bis 1955
  • Hugo Braun, Hygieniker und Bakteriologe, Istanbul 1934 bis 1949
  • Leo Brauner (1898-1974), Botaniker, Istanbul 1933 bis 1955
  • Friedrich L. Breusch (1903-1974), Chemiker, Istanbul 1937 bis 1971
  • Ernst Wolfgang Caspari, Genetiker und Zoologe, Istanbul ab 1935
  • Friedrich Dessauer, Biophysiker und Radiologe
  • Herbert Dieckmann (* 1906 Duisburg, † 16. Dezember 1986 Ithaca NY), Romanist, Türkei 1934 bis 1938, danach USA
  • Liselotte Dieckmann, Literaturwissenschaftlerin und Germanistin, Türkei 1934 bis 1938, danach USA
  • Josef Dobretsberger, österreichischer Politiker, Jurist, Istanbul und Kairo 1938 bis 1945
  • Wolfram Eberhard, Kalifornien, Sinologe an der Universität Ankara 1937 bis 1948, danach USA
  • Carl Ebert, Schauspieler, Regisseur und Intendant, 1933 bis 1939 England, 1939 bis 1948 Ankara, Staatliches Konservatorium und Staatstheater, danach USA
  • Albert Eckstein, Pädiater, 1935-1949 Ankara[6]
  • Herbert Eckstein, Urologe und Kinderchirurg, als Kind sowie beruflich 1958 bis 1961 in der Türkei; Sohn von Albert Eckstein
  • Erich Frank, Mediziner. Von 1933 bis zu seinem Tod aktiver Professor in Istanbul. Staatsbegräbnis durch die türkische Regierung
  • Erwin Freundlich, Astrophysiker, Gründer des Astronomischen Instituts in Istanbul, 1933 bis 1937, danach Prag und USA
  • Traugott Fuchs, Germanist, Maler, in der Türkei 1934 bis 1997
  • Hans Gustav Güterbock, Hethitologe, in Ankara 1935 bis 1948
  • Felix Michael Haurowitz, seit 1939 Professor und Leiter des Biochemischen Instituts in Istanbul, bis 1948
  • Paul Hindemith, deutscher Bratschist und Komponist der Moderne, Gründer des Konservatoriums in Ankara, 1935 bis 1938 in der Türkei, danach Schweiz, USA
  • Ernst Eduard Hirsch, Jurist, verfasste das türkische Handelsgesetzbuch und begründete dort ein Urheberrecht, Istanbul ab 1933, Ankara ab 1943.
  • Clemens Holzmeister, Architekt, Exil 1940 bis 1950 (Lehrtätigkeit) bzw. 1954 Wohnsitz-Remigration. Plante zahlreiche Regierungsbauten in Ankara, unter anderem das Parlamentsgebäude. 2008 wurde in Ankara eine Straße nach ihm benannt.
  • Alfred Isaac (1888–1956), Ökonom, mit Röpke Gründer des Ökonomischen Instituts Istanbul
  • Gerhard Kessler, Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler, Exil 1933 bis 1951, gründete mit einem türkischen Kollegen die erste Gewerkschaft des Landes
  • Curt Kosswig, Biologe. In Istanbul seit 1937. Staatsakt der türkischen Regierung in Istanbul zur Beisetzung
  • Walther Kranz, Altphilologe und Philosoph, Istanbul 1943 bis 1950
  • Benno Landsberger, Assyriologe, 1935 in Ankara bis 1948, danach Chicago
  • Marianne Laqueur, Informatikerin, Exil seit 1935
  • Kurt Laqueur, Kirsehir und Istanbul 1936 bis 1952, später Diplomat
  • Wilhelm Liepmann, Gynäkologe in Berlin, * 1878, † 1939 in der Türkei[7]
  • Alfred Marchionini, Dermatologe, am Krankenhaus „Nümune Hastanesi“ in Ankara
  • Max Meyer, HNO-Arzt
  • Richard von Mises, Mathematiker, in der Türkei 1933 bis 1939, danach USA
  • Fritz Neumark, Finanzwissenschaftler, er verfasste das Gesetz zur Einkommenssteuer. In Istanbul September 1933 bis 1950
  • Rudolf Nissen, Chirurg, Universität Istanbul 1933 bis 1939, danach USA[8]
  • Gustav Oelsner, Architekt, Stadtplaner und Baubeamter, Türkei 1939 bis 1949.
  • Wilhelm Peters, zunächst in England, dann Istanbul 1937 bis 1952 bis zur Emeritierung. Gründer des Psychologischen Instituts der Universität
  • Paul Pulewka, Pharmazeut und Toxikologe, war von 1935 bis 1946 beim Gesundheitsministerium, dann bis 1954 an der Universität Ankara tätig.
  • Hans Reichenbach, Physiker und Philosoph, Istanbul 1933 bis 1938, danach USA
  • Margarethe Reininger geb. Gläser, * 1896 Wien † 1959 Maryland, Ehefrau von Walter Reininger, Österreicherin, Röntgenschwester am Radiologischen Institut der Universität Istanbul 1938 bis 1948, danach USA[9]
  • Walter Reininger, * 1899 Wien † 1968, Ehemann von Margarethe Reininger, Ingenieur am Institut für Radiologie und Biophysik der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul 1938 bis 1948, Weiterreise in die USA[9]
  • Ernst Reuter, Türkei 1935 bis 1946, später Regierender Bürgermeister von Berlin[10]
  • Edzard Reuter, mit seinem Vater Ernst Reuter 1935 bis 1946 in der Türkei
  • Rosa Maria Rössler (* 1901 Wien † 1954 Türkei), Pathologin aus Wien, 1934 in die Türkei, 1937 Institut für Pathologische Anatomie der Universität Istanbul, 1947 II. Klinik für Innere Medizin mit Erich Frank,
  • Wilhelm Röpke, neoliberaler Ökonom, lehrte ab 1933 an der Universität Istanbul, ab Winter 1937/1938 in Genf
  • Georg Rohde, 1935 bis 1949 Lehrstuhl für Altphilologie in Ankara
  • Walter Ruben, Indologe, Ankara, Kirsehir 1935 bis 1948, danach Chile
  • Alexander Rüstow, neoliberaler Soziologe und Ökonom, lehrte von 1933 bis 1949 an der Universität Istanbul
  • Margarete Schütte-Lihotzky, Architektin, Istanbul 1938 bis 1941, danach in Wien verhaftet, überlebte das Hochverratsverfahren vor dem Volksgerichtshof dank eines gefälschten Briefes ihres Mannes Wilhelm Schütte, Ministerialangestellter in der Türkei
  • Philipp Schwartz, Mediziner, Türkei 1933 bis 1953, dann USA
  • Max Sgalitzer, * 1884 Prag, † 1973 Princeton/USA. Radiologe, Leitung des Radiologischen Instituts der Universität Istanbul 1938 bis 1943 als Nachfolger von Dessauer, danach USA[9]
  • Leo Spitzer, Romanist, Türkei 1933 bis 1936, danach USA
  • Bruno Taut, Architekt, von 1936 bis zu seinem Tod in Istanbul
  • Andreas Tietze, * 1914, † 2003 Wien, Turkologe, von 1937 bis 1958 in Istanbul unter anderem als Sprachlehrer, danach UCLA, später Rückkehr an die Universität Wien
  • Martin Wagner, Türkei seit 1935, später in Großbritannien und den USA
  • Edith Weigert, Psychiaterin und Psychoanalytikerin, von 1935 bis 1938 psychoanalytische Tätigkeit in Ankara, anschließend Übersiedlung nach Washington D.C., dort gleichfalls praktisch tätig sowie mit der Institutionalisierung der Psychoanalyse und der Lehre der Psychoanalyse befasst[11]. Ehefrau von:
  • Oscar Weigert, Verwaltungsjurist und Arbeitsrechtexperte, von 1935 bis 1938 Regierungsberater im Wirtschaftsministerium der Türkei, anschließend Hochschullehrer an der American University in Washington D. C. sowie Beamter im Bureau of Labor Statistics des amerikanischen Arbeitsministeriums[12]
  • Carl Weisglass, * 1898 in Wien. Dr. Ingenieur, Österreicher jüdischen Glaubens, Leiter der Werkstatt des Radiologischen Instituts der Universität Istanbul 1939 bis 1948, danach USA[9]
  • Hans Wilbrandt, Landwirtschaftsexperte, in Ankara 1934 bis 1952, gründete das türkische Genossenschaftswesen
  • Hans Winterstein, Physiologe, Istanbul ab 1933, Gründer des Physiologischen Instituts
  • Eduard Zuckmayer, Musiker und Musikpädagoge, von 1936 bis zu seinem Tod 1972 in Ankara, gründete die Akademie für Musiklehrer in Ankara

Zitate

„Es genügt nicht, die Nazis zu hassen. Jeder von uns muss dieses Regime bekämpfen mit dem Bewusstsein, dass er so seine Pflicht als guter Deutscher erfüllt.“

Ernst Engelberg, Aufruf an die Deutschen in der Türkei 1943

„Und wirklich, diese Reise hierher war eine Befreiung.“

Martin Winter, Architekt, 1935

„Wir hatten gute Freunde in der Türkei gefunden und viele soziale Kontakte.“

Hans Bodländer, Ingenieur und Fotograf, 1998

„Sie können sich nicht denken, wie bunt meine Arbeit hier ist.“

Gustav Oelsner, Architekt, 1947

„Was von mir als romantische Episode empfunden worden war, wurde eine der am tiefsten greifenden Erfahrungen in meiner künstlerischen Tätigkeit.“

Carl Ebert, 1971

„Er hatte seine glücklichste Zeit in der Türkei erlebt, wie er sagte. ... Er hat (mein Manuskript) durchgesehen und anschließend gesagt: Unter einer Bedingung können Sie es mir widmen. Sie müssen unten auf der Widmung die Symbole der Berliner Chirurgen anbringen!.“

Prof. Arslan Terzioǧlu über Rudolf Nissen, 2006 in Istanbul

„Ich wünschte mir, bei der Diskussion über die Türkei und die Türken im heutigen Europa und speziell im heutigen Deutschland, würde nicht vergessen, daß in der Phase der größten Zerstörung und Vernichtung in der westlichen Welt die Türkei ein Land war, das zahllosen Wissenschaftlern aus dem Westen nicht nur seine Tür, sondern zugleich sein Herz öffnete.“

Susan Ferenz-Schwartz, Tochter von Philipp Schwartz, zu Arslan Terzioǧlu 2003 (im Original türkisch)

„In den Tagen, da ich schmerzlich überrascht zur Kenntnis nehmen musste, aus meiner Heimat vertrieben zu werden, nahm allein die Türkei mich mit offenen Armen auf. Hier ist meine Heimat. Ich kann hier nicht fortgehen und mich so all der hiesigen Gunst undankbar erweisen!“

Erich Frank

„Versuchen Sie doch, sich das krankhafte abendländische Hetztempo abzugewöhnen, etwas können wir doch vom Orient lernen!“

Andreas Tietze, Turkologe, an einen deutschen Kollegen (1954)

Siehe auch

Literatur

  • Horst Widmann: Exil und Bildungshilfe. Die deutschsprachige Emigration in die Türkei nach 1933. Mit einer Bio-Bibliographie der emigrierten Hochschullehrer im Anhang Peter Lang, Frankfurt 1973 ISBN 3-261-00731-1
    • in türkisch: Atatürk ve Üniversite Reformu Übers. Aykut Kazancigil. Kabalcı Yayınevi, Istanbul 2000 ISBN 9758240277
  • Klaus-Detlev Grothusen (Hg): Der Scurla Bericht. Bericht des Oberregierungsrates Dr. rer. pol. Herbert Scurla von der Auslandsabteilung des Reichserziehungsministeriums in Berlin über seine Dienstreise nach Ankara und Istanbul vom 11. – 25. Mai 1939: »Die Tätigkeit deutscher Hochschullehrer in der Türkei 1933-1939« Dağyeli, Frankfurt 1987. Schriftenreihe des Zentrums für Türkeistudien, Band 3 (Neuaufl. siehe: Faruk Şen u.a., 2007
    • ders.: The immigration of German Scientists to Turkey after 1933. in: Belleten. Türk Tarih Kurumu - Turkish Historical Society Review 1981; 45, S. 537-50 ISSN 0041-4255
  • Jan Cremer & Horst Przytulla: Exil Türkei. Deutschsprachige Emigranten in der Türkei 1933–1945 2. erw. Aufl. Lipp, München 1991 ISBN 3-87490-843-7 Zweisprachig deutsch-türkisch
  • Stanford Shaw: Turkey and the Holocaust. Turkey's role in rescuing Turkish and European Jewry from Nazi persecution 1933-1945 Rezension: das Buch wird als apologetisch bezeichnet (Rother ist der Ansicht, Shaw beschönige die Rolle der T.)
  • Philipp Schwartz: Notgemeinschaft. Zur Emigration deutscher Wissenschaftler nach 1933 in die Türkei Hg. & Einl. Helge Peukert. Metropolis, Marburg 1995 ISBN 3-89518-038-6
  • Anne Dietrich: Deutschsein in Istanbul. Nationalisierung und Orientierung in der deutschsprachigen Community von 1843 bis 1956 Leske & Budrich (umbenannt: VS Verlag für Sozialwissenschaften), Opladen 1998 ISBN 3-8100-2188-1 (Schriftenreihe des Zentrums für Türkeistudien 13), zugleich Diss. rer. soc. Univ. Tübingen 1996
  • Bernd Nicolai: Moderne und Exil. Deutschsprachige Architekten in der Türkei 1925–1955 Verlag für Bauwesen, Berlin 1998 (Zugleich Habil. TU Berlin 1996) ISBN 3-345-00642-1
    • dsb.: Bruno Tauts Revision der Moderne. Stratigraphien aus dem türkischen Exil 1936 - 1938. In Hermann Haarmann (Hg): Innen-Leben. Ansichten aus dem Exil. Fannei & Walz, Berlin 1995 ISBN 3927574341 S. 41 - 55
  • Cem Dalaman: Die Türkei in ihrer Modernisierungsphase als Fluchtland für deutsche Exilanten Berlin, Freie Univ., Diss., 1998 (digitale Version: siehe Weblinks/ Archivserver der Deutschen Nationalbibliothek)
  • Aras Ören: Privatexil, ein Programm? Drei Vorlesungen Übers. Cem Dalaman. Tübinger Poetik-Dozentur. Konkursbuch, Tübingen 1999 ISBN 3-88769-711-1
  • Verein aktives Museum (Hg.): Haymatloz. Exil in der Türkei 1933–1945 Ausstellungskatalog, Verlag wie Hg., Berlin 2000Die Ausstellungsmacher im Netz Großformat, ohne ISBN, ohne Register, 235 S. auch als CD erhältlich. Neufassung der Ausstellung ab 2009, erstmals in Hamburg: Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.
  • Kemal Bozay: Exil Türkei. Ein Forschungsbeitrag zur deutschsprachigen Emigration in die Türkei (1933–1945) Lit, Münster 2001 ISBN 3-8258-5103-6 (vergriffen; online lesbar)
  • Arnold Reisman: Turkey's Modernization. Refugees from Nazism and Atatürk's Vision New Academia, Washington DC 2006 ISBN 0977790886 (Vorläufertext von 2004 als Abstract hier unter Weblinks) engl. Online durchsuchbar in google books.
    • Stimmen zu diesem Buch & Vorwort: [1] engl.
  • Georg Stauth & Faruk Birtek Hgg.: Istanbul. Geistige Wanderungen aus der „Welt in Scherben“ Transcript, Bielefeld 2007 ISBN 978-3-89942-474-4 (vor allem über Traugott Fuchs und Hellmut Ritter)
  • Faruk Şen & Dirk Halm (Red.): Exil unter Halbmond und Stern. (Mit) Herbert Scurlas Bericht über die Tätigkeit deutscher Hochschullehrer in der Türkei während der Zeit des Nationalsozialismus Klartext, Essen 2007 ISBN 3-89861-768-8 (Scurla war aktiver Nazi, später DDR-Funktionär; einige seiner Fragen an die Emigranten in der Türkei bei Ph. Schwartz 1995. Sein Bericht hier S. 31–92. Siehe auch oben: Grothusen 1987) Etliche Kurzbiographien & Komplette Namensliste im Anhang (Türk. Fassung in engl. Rezension siehe Weblinks: Online-Zs. Turkofamerica)
  • Kubaseck, Christopher & Seufert, Günter (Hg.): Deutsche Wissenschaftler im türkischen Exil: Die Wissenschaftsmigration in die Türkei 1933-1945 (Reihe: Istanbuler Texte und Studien, Hg. Orient-Institut Istanbul, Bd. 12) Ergon, Würzburg 2008 ISBN 978-3-89913-665-4
  • Corry Guttstadt: Die Türkei, die Juden und der Holocaust Assoziation A, Berlin 2008 ISBN 978-3-935936-49-1 (Ausführliche Rezension online siehe oben bei Stanford Shaw) (Aussage: Die Aufnahme der Flüchtlinge erfolgte allein aus türk. Eigeninteresse.)
  • Hans-Joachim Dahms: Die Türkei als Zielland der wissenschaftlichen Emigration aus Österreich. Ein Überblick in: Friedrich Stadler, Hg: Vertriebene Vernunft II. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft 1930 - 1940 Reihe: Emigration, Exil, Kontinuität. Schriften zur Wissenschaftsgeschichte Bd. 2. - 2. Aufl. Lit, Berlin 2004 ISBN 3825873730 (vom Titel abweichend: auch über die Deutschen Nissen, Hirsch, Neumark)
  • Philipp Gaier: Die deutschsprachige wissenschaftliche Emigration in die Türkei und ihr soziales Umfeld. Das "deutsch-deutsche" Verhältnis in der Türkei 1933 - 1945. Grin, (München) 2008 ISBN 3638936414 [13]
  • Michael Egger: Österreichische WissenschaftlerInnen in der Emigration in der Türkei von 1933 bis 1946 ungedr.Diplomarb. Graz 2010.

Projekte

  • Wander-Ausstellung „Haymatloz“, siehe Literatur: Verein aktives Museum 2000, 2009
  • Schul-Projekt „Haymatloz“ am Goerdeler-Gymnasium Paderborn [2]
  • Zuflucht am Bosporus Dokumentarfilm von Nedim Hazar & Pavel Schnabel, 2001. Erstausstrahlung 3sat 28. Oktober 2001 mit den Zeitzeugen Cornelius Bischoff, Übersetzer, *1928 (in Istanbul: 1939 bis 1949) und Addi Scholz, Tochter von Gerhard Kessler, sie lebte nur kurzzeitig in der Türkei.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst E. Hirsch, Jurist, geht darauf ein: Durch welchen Rechtsakt und zu welchem Zeitpunkt ich die dt. Staatsangehörigkeit verloren habe, kann ich nicht mehr feststellen. ... ich (habe) mich nicht bemüht, meinen dt. Reisepass, der spätestens im Frühjahr 1938 abgelaufen war, verlängern zu lassen. Denn entweder war ich schon ausgebürgert, wie ein mir zugetragenes Gerücht unter Hinweis auf eine Veröffentlichung im dt. Reichsanzeiger wissen wollte; oder ich musste damit rechnen, daß in meinen Paß ein "J" und der Name "Israel" als zusätzlicher Vorname von Amts wegen eingetragen würden, um mich auf diese Weise zu brandmarken. in: "Als Rechtsgelehrter..." 2008, S. 157
  2. heute in aktuellem Kontext oft auch „haymatlos“ mit s, zum Beispiel als Name für kulturelle Events, Bars usw.
  3. Stanford J. Shaw: Turkey and the Jews of Europe during World War II
  4. Zur Kritik an Shaw siehe Roger Smith, Eric Markusen, Robert Lifton: Professional Ethics and the Denial of Armenian Genocide; in: Holocaust and Genocide Studies 9 (1995), Nr. 1, S. 1-22. zu: Stanford Shaw: Turkey and the Holocaust: Turkey's role in rescuing Turkish and European Jewry from Nazi persecution, 1933-1945, New York 1993
  5. in: Verbannung. Aufzeichnungen deutscher Schriftsteller im Exil. Hamburg 1964
  6. Die Aneignung der Exil-Heimat durch Photographie und Film. Vortrag von Burcu Dogramaci – Abstract. Ausführlich über A. E. bei Reisman, 2006, in Englisch. Das Buch ist in google books online partiell lesbar und ganz durchsuchbar
  7. Näheres über Liepmann in Rudolf Nissens Autobiographie „Helle Blätter, dunkle Blätter“ und bei Andreas D. Ebert: Jüdische Hochschullehrer an preußischen Universitäten 1870 - 1924. Eine quantitative Untersuchung mit biografischen Skizzen, Frankfurt am Main 2008, ISBN 3938304529, S. 439, Anm. 52
  8. In Nissens (überaus lesenswerter) Autobiographie „Helle Blätter, dunkle Blätter“ gibt es eine recht ausführliche Darstellung der Istanbuler Jahre und v. a. ein Personenregister, das schnell Bezüge zu anderen Flüchtlingen in der Türkei herzustellen ermöglicht
  9. a b c d Vier emigrierte Österreicher am radiologischen Institut der Universität Istanbul 1938-1948
  10. Ernst Reuter wurde nach seiner Rückkehr von der SED wegen seines Exilortes diffamiert. In vielen Berichten und Karikaturen wurde er als „Schuhputzer“ oder „Fes-Träger“ dargestellt – obwohl der Fes unter Atatürk schon 1925 verboten worden war. Vorgeworfen wurde ihm auch, dass sein Pass vom Botschafter Franz von Papen verlängert worden war.
  11. Informationen über Edith Weigert im Biografischen Lexikon der Psychoanalytikerinnen
  12. Information über Weigerts Ehefrau Edith Weigert-Vowinckel; Jochen Oltmer: Migration und Politik in der Weimarer Republik, V&R, Göttingen 2005. S. 382, Anm. 49.
  13. nur knapp 100 Seiten, sehr kurzgefasst, dafür ein extrem teures Buch. Inhaltsverzeichnis bei einem Online-Anbieter einsehbar

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