Ex voto

Ex voto

Eine Votivgabe (von lat. „votum“: Gelübde) ist der künstliche oder natürliche Gegenstand, den der Votant gemäß einem Gelübde („ex voto“) an heiliger Stätte darbringt als Zeichen des Dankes für die Rettung aus einer Notlage. Vom Gebet unterscheidet sich die Votation durch das Versprechen und schließlich durch die Darbringung einer Gabe. Der Vorgang gleicht einem Rechtsakt: Erfüllt die eine Seite die Bitte, muss die andere ihre Leistung in Form eines Votivs erbringen.

Als Votivschatz bezeichnet man dann sowohl die Gesamtheit der an einem kultischen Ort gesammelten Votivgaben als auch einen archäologischen Fund, der hauptsächlich aus Votivgaben besteht.

Wird die Gabe ohne konkreten Anlass zur allgemeinen Anheimstellung an die überirdische Macht gestiftet, spricht man vom Weihegeschenk.

Anlass zu einem Gelübde kann jede Art von Bedrängnis sein: Krankheiten, Unfälle, Katastrophen. In Kriegszeiten oder bei Seuchengefahr werden göttliche Helfer besonders häufig angerufen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte und Geschichte

Schon die Kulturen und Völker der Vorgeschichte und des Altertums kannten den Brauch, heilige Stätten mit Votivopfern zu bedenken. Ursprünglich stellten sie Weihgeschenke an Gottheiten dar, die sowohl Bitt-, als auch Dankopfer sein konnten. Zu solchen gehören u.a. archaische Kouroi oder Korai. Auch der berühmte Wagenlenker von Delphi ist ein solches Weihgeschenk.

In Europa sind Beispiele für Votivgaben in der Archäologie seit der Steinzeit belegt. Meist machte man Votivgaben vor der Niederlegung absichtlich unbrauchbar, um eine profane Nutzung durch andere auszuschließen (z.B. Waffen)

Die häufigsten Votivgaben späterer Zeit waren jedoch nicht Waffen, sondern Frauenschmuck und andere Gegenstände der weiblichen Privatsphäre, was sicherlich etwas mit dem Matronenkult zu tun hat.

Votivsteine sind Weihealtäre, die vorwiegend einer oder mehreren Matronen geweiht sind. Sie verdanken ihre Entstehung vor Allem den Problemen und Wünschen im antiken und frühmittelalterlichen häuslichen Bereich.

Auf solchen Altären sind viele Votivinschriften erhalten geblieben. Sie gelten nicht nur den Matronen, sondern auch anderen Gottheiten. Form, Schrift und Ursprung der Votivinschrift ist römisch, die Bittsteller und die Gottheiten aber germanisch.

Die Griechen brachten ihrem wundertätigen Gott Asklepios Votivgaben in Epidauros, Knidos, Pergamon und anderen Kultorten dar. Zeugnisse des religiösen Lebens der Römer sind die dem phrygischen Gott Sabazius geweihten Votivhände und die Abbildungen menschlicher Körperteile aus Ton und Bronze im Isistempel von Pompeji und auch die in Deutschland (Germania Romana) häufig gefundenen Votivbleche.


Der Votivkult erlosch nicht etwa mit der Christianisierung Europas, sondern wurde ins christliche Brauchtum eingefügt. Besonders an Wallfahrtsorten begegnet man häufig den Nachbildungen von Objekten in Miniaturform (z.B. Votivtafeln, Votivbildern, Votivkerzen, Votivkronen), die einem Heiligen gewidmet, einer Bitte oder einem Dank plastischen Ausdruck vermitteln, genau so wie vor einigen Jahrtausenden die hochschwangere keltische Frau ein Erzstück zu ihrem Votivstein brachte.

Auch in anderen Religionen existiert oder existierte ein Votivkult.

Formen

Im Christentum gibt es Votivbrauchtum seit den Anfängen. Zur reichsten Entfaltung kam es in der Barockzeit, als auch die Wundergläubigkeit ihren Höhepunkt erreichte. In der Kirche von Gräbern in Kärnten wurden eiserne Votivgaben auch in Form von nachgebildeten Extremitäten und ein Rinderpaar gefunden. Auch Ketten wurden aufgrund von Gelübden um die Kirchen des St. Leonhard (des Bandlösers) als Votivgabe angebracht, so um St. Leonhard im Lanvanttal in Kärnten. Dieser Brauch führte im alpinen Raum zur Sitte der inzwischen rar gewordenen Kettenkirchen.

Gemälde und andere flächige Kunstwerke werden als Votivbilder bezeichnet, für dreidimensional gestaltete Gegenstände ist die Bezeichnung Gebildvotiv üblich (etwa für Fatschenkinder genannte Skulpturen von Säuglingen). Auch Werke der Baukunst können als Votiv dargebracht werden, bekanntes Beispiel für eine Votivkirche ist die Votivkirche Wien, für eine Pestsäule ist die Wiener Pestsäule.

Eine besondere Form des christlichen Votivs ist das Passionsspiel, das regelmäßig auf ein Gelübde zurückgeht.

Votivschiffe

Votivschiffe sind als Schiffsmodelle über dem Mittelgang in Kirchen aufgehängt. Dieser Brauch war zunächst um das Mittelmeer verbreitet. Man stößt in Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und an der französischen Küste insbesondere in der Bretagne auf Votivschiffe. In den Niederlanden gibt es ca. 100. In Deutschlands Kirchen finden sich etwa jeweils 50 Schiffe in der Küstenländern Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Die mit Abstand meisten findet man in Dänemark, wo es rund 1400 Exemplare sein dürften. Auch Schweden ist recht gut bestückt.

Im evangelischen Einzugsbereich ist das Schiff mehr Schmuck oder Zier. Insofern sind diese Schiffe streng genommen keine Votivschiffe, werden aber auch dort zumeist als solche bezeichnet. In Dänemark spricht man, leicht missverständlich, vom "Kirchenschiff" (kirkeskib), auch von "Schmuckschiffen" oder "Schiffsmodellen in Kirchen" ist zuweilen die Rede.

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Siehe auch


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