Eveline Goodman-Thau

Eveline Goodman-Thau

Eveline Goodman-Thau (* 1934 in Wien) ist eine Judaistin, Professorin für jüdische Religions- und Geistesgeschichte und bezeichnet sich selbst als „unorthodoxe Rabbinerin“, wenngleich ohne formell anerkannte Ordination. Sie ist die Gründerin der Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst in Buchen (Odenwald).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Thau floh nach der Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 mit ihren Eltern, ihrer Großmutter und beiden Geschwistern nach Holland und überlebte die Shoa im Versteck. 1945 wurde sie niederländische Staatsbürgerin. Seit 1956 ist sie verheiratet mit Moshe Goodman, hat fünf Kinder und lebt in Jerusalem.

Akademische Karriere

Sie studierte Englische Literatur, Philosophie, Jüdische Religions- und Geistesgeschichte an der Universität Amsterdam und der Hebräischen Universität in Jerusalem. Sie promovierte 1993 in Kassel über Die messianische Grunderfahrung in der jüdischen Tradition. 1990 nahm sie die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur an der Universität Kassel wahr. Seit 1994 war sie als Gastprofessorin in Oldenburg, Halle (Saale), Bern, an der Harvard Divinity School (1998–1999) und in Wien tätig. 2000 erfolgte ihre Habilitation in Kassel. Zurzeit ist sie Gastprofessorin für jüdische Kulturphilosophie an der Universität Wien und Privatdozentin an der Universität Kassel.

Goodman-Thau verfasste zahlreiche Publikationen zur Jüdischen Philosophie und Frauen- und Geschlechterstudien, die auch der christlichen feministischen Theologie Anstöße gaben.

1998 gründete sie die „Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst“ in Buchen/Odenwald, der sie als Direktorin vorsteht.

2005/06 war Goodman-Thau Fellow des Kollegs Friedrich Nietzsche.[1]

Rabbinerin

2000 wurde sie nach einer privaten Ordination in Jerusalem Rabbinerin. 2001 wurde sie die erste Gemeindeleiterin Österreichs in der progressiven Synagoge Or Chadasch in Wien und übte dieses Amt bis 2002 aus.[2]

Auszeichnung

Werke

  • Auf der Suche nach Identität. Orthodoxe Frauen in Israel. In: Renate Jost, Ursula Kubera (Hrsg.): Befreiung hat viele Farben. Feministische Theologie als kontextuelle Befreiungstheologie. Gerd Mohn, Gütersloh 1991, ISBN 3-579-00534-0 (Siebenstern-Taschenbuch. Band 534), S. 121−137.
  • Zwischen Gestern und Morgen. Leben im Riß von Geschichte und Biographie. In: Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hrsg.): Vergegenwärtigungen des zerstörten jüdischen Erbes. Franz-Rosenzweig-Gastvorlesungen Kassel 1987–1998. Kassel 1997, ISBN 3-7281-2518-0.
  • Aufstand der Wasser. Jüdische Hermeneutik zwischen Tradition und Moderne. Philo-Verlag, Berlin/Wien 2002.
  • Eine Rabbinerin in Wien. Betrachtungen. Czernin-Verlag, Wien 2003.
  • Illa Meisels: Erinnerung der Herzen. Mit einem Nachwort von Eveline Goodman-Thau. Czernin-Verlag, Wien 2004.
  • Erbe und Erneuerung. Kulturphilosophie aus den Quellen des Judentums. Picus, Wien 2004.
  • (Hrsg.) Das Jüdische Erbe Europas. Krise der Kultur im Spannungsfeld von Tradition, Geschichte und Identität. Philo-Verlag, Berlin 2005.
  • Liebe und Erlösung. Das Buch Ruth. Münster 2006.
  • (Hrsg.) Das Eigene Erinnern. Gedenkkultur zwischen Realität und Normalität. Passagen-Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-85165-661-9 (Jüdische Passagen. Band 1, Buchvorschau bei Libreka).
  • (Hrsg.) Im Zwiegespräch/In Dialogue. Martin Buber Jahrbuch/Martin Buber Yearbook. LIT-Verlag, Münster 2007ff.

Weblinks

Quellen

  1. http://www.klassik-stiftung.de/index.php?id=601
  2. http://www.wien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=020050622022

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