Evangelische Kirche am Markt zu Goch

Evangelische Kirche am Markt zu Goch
Evangelische Kirche in Goch

Die Evangelische Kirche am Markt zu Goch ist seit dem frühen 18. Jahrhundert das Gotteshaus der evangelischen Gemeinde im niederrheinischen Goch.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der evangelischen Gemeinde

Das Jahr 1570 gilt als das Gründungsjahr der reformierten Gemeinde zu Goch. Bereits zuvor (ab 1543 ) flüchteten Calvinisten aus den Niederlanden in das Herzogtum Kleve. Verschiedene Erlasse bzw. Edikte (1565 und 1567) des Herzogs von Kleve konnten dieser Bewegung nichts anhaben. In Goch trafen sie auf eine protestantische Minderheit (Lutheraner). Die Protestanten arbeiteten als Untergrundgemeinde („Kirche unter dem Kreuz“), da auf Druck des Kaisers Maximilian II. nach 1567 die Gegenreformation auch im Herzogtum Kleve durchgesetzt werden musste. Man traf sich daher in Wohnhäusern, um das Wirken zu verheimlichen. Die ersten heute noch erhaltenen Protokolle der Gemeindeleitung stammen aus dem Jahre 1570. Die niederländische Flüchtlingsgemeinde hatte sich hierbei bereits eine Ordnung gegeben. So wurde der Dienst der Diakone, die Aufgaben des Konsistoriums und die Pflichten der Gemeindemitglieder geregelt. Im Archiv der evangelischen Gemeinde findet sich eine Abschrift dieser "Ordonnantien". Im Jahre 1577 erfolgte der Zusammenschluss der einheimischen protestantischen Gemeinde und der niederländischen Flüchtlingsgemeinde.

Im Jahre 1585 gab sich das Presbyterium erstmalig eine Geschäfts- und Verhaltensordnung, kurz "De Wetten". Im evangelischen Gemeindearchiv befindet sich noch eine Abschrift.

Eine Verbesserung der Gemeindesituation stellte sich ein, als der nördliche Teil des Herzogtums Kleve an das bereits reformierte Brandenburg fiel. Im Gefolge dieser Entwicklung gehörten die meisten Bürgermeister und Stadträte letztlich der evangelischen Gemeinde an, obwohl sie nur eine Minderheit der Bevölkerung repräsentierte.

Der Kurfürst verfügte 1613, dass protestantische Gemeinden die Kirchen mitbenutzen dürften, sofern sie größer sind als die katholischen. Das war in Goch nicht der Fall. Trotzdem versuchte die protestantischen Stadtoberen insbesondere mit dem Hinweis auf den Zuwachs der reformierten Gemeinde, hiervon zu profitieren. Dies misslang zwar zunächst. Späterhin nahm die evangelische Gemeinde die Pfarrkirche St. Maria-Magdalena trotzdem in Beschlag nahm. Sowohl die katholischen Messen als auch die evangelischen wurden hier bis 1621 abgehalten. Danach zog die evangelische Gemeinde in das „Kleine Konvent“ an der Mühlenstraße (heute: Mühlenstraße 10). Die evangelische Gemeinde wuchs zusehends, so dass diese Räumlichkeiten bald zu klein wurden. Ein Grundstückstausch mit der Stadt Goch führte 1697 zum Erwerb des „Gasthauses zum Heiligen Geist“, das im Laufe der Jahre zur heutigen evangelischen Kirche umgestaltet wurde. Das „Gasthaus zum Heiligen Geist“ war ein mittelalterliches Hospiz in dem Pilger, Alte, Kranke und Gebrechliche aufgenommen wurden. Später galt es als ein Waisenhaus und einige Räume wurden als Rathaus genutzt.

Nutzung des Bauwerks

Seit Anfang Mai 1701 feierte die Gemeinde nach umfangreichen Umbauarbeiten dort ihren Gottesdienst.

1889 erhielt die Kirche einen Neo-Barockverputz. Doch im Jahre 1942 - Goch feierte sein 700jähriges Jubiläum - wurde der Verputz wieder abgeschlagen und die Front bekam wieder eine Backsteinverkleidung.

Am 7. Februar 1945 wurde die Kirche ausgebombt und allein die Außenmauern blieben stehen. Erst 1948 - also drei Jahre nach Kriegsende - begann man mit dem Wiederaufbau der Kirche. Der Dachreiter mit dem Geusen-Daniel wurde 1958 aufgerichtet und die drei Glocken aus Bronze wurden 1957 gegossen. Die jetzige weiße Farbe bekam das Kirchengebäude 1972/1973. Die Tonnendecke wurde 1997 restauriert.

Beschreibung der Kirche

Nach der reformierten Tradition ist das Kircheninnere betont schlicht. Hergehoben werden die Kanzel und der Abendmahltisch. Von der Kanzel aus wird das Wort Gottes verkündet. Es fehlt an Kerzen und an einem Kreuz - bei alten Reformierten Zeichen für konfessionelle Unterdrückung. Dies wird immer noch akzeptiert. Der Kerzenleuchter, der aus dem Jahr 1677 stammt, sorgte für das nötige Licht.

Die farbliche Gestaltung von Abendmahltisch, Kanzel, Kirchenbänken, Emporenbrüstung und der Orgelverkleidung wurde von Erich John entworfen. Auch die Kirchenfenster stammen von diesem Künstler. Er konnte sich - trotz Protest - durchsetzen.´

Wie alle Gocher Gebäude besaß auch die evangelische Kirche offensichtlich mehrere Kellerräume. Man vermutet, dass sich zahlungskräftige Mitglieder der evangelischen Kirche in den Kellerräumen der Kirche beerdigen ließen. Denn die evangelische Gemeinde besaß keinen eigenen Friedhof - ihre Toten konnten allerdings auf einer separaten Teilfläche des katholischen Friedhofs an der St. Maria-Magdalena-Kirche beerdigt werden. Im Rahmen des Wiederaufbau sind die Räume mit Bauschutt zugeschüttet worden und in Vergessenheit geraten. Erst geraume Zeit später entdeckte man bei Bodenarbeiten einen Hohlraum. Dieser Kellerraum wurde leer geräumt, wobei man Knochen und Gebeine fand. Grabsteine oder andere Hinweise auf Namen entdeckte man gleichwohl nicht. Nunmehr wird dieser Kellerraum für besondere Anlässe genutzt. Der "alte" Abendmahltisch wurde hier aufgestellt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Kellerräume existieren.

Die Orgel mit 19 Registern und 1.448 Pfeifen wurde 1977 vom Orgelbau Jürgen Dahlbüdding` KG, Schwelm, gebaut.

Weblinks

 Commons: Evangelische Kirche Goch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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