Evangelisch-reformierte Gemeinde Göttingen

Evangelisch-reformierte Gemeinde Göttingen
Fassade

Die Evangelisch-reformierte Kirche Göttingen ist das Gotteshaus der seit dem 18. Jahrhundert bestehenden, rund 3.300 Mitglieder umfassenden evangelisch-reformierten Gemeinde Göttingens. Sie befindet sich in der Unteren Karspüle im Norden der Göttinger Altstadt, im so genannten Reichhelmschen Garten.

Bereits 1529 war die Stadt Göttingen gemeinsam mit dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, in dem sie lag, lutherisch geworden und gehörte damit zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Mit dem Zustrom hugenottischer Glaubensflüchtlinge aus Frankreich diversifizierte sich jedoch der Protestantismus in der Region, und im Zuge dessen entstanden auch die ersten reformierten Gemeinden in den lutherisch geprägten deutschen Ländern. Nachdem in Göttingen zunächst die Zusammenkunft der Reformierten nur in Privathäusern geduldet worden war, entstand 1748 auf Betreiben des Schweizers Albrecht von Haller, der damals als Professor für Medizin an der Universität Göttingen tätig war, die evangelisch-reformierte Gemeinde.

Eingangsportal

Die Pläne zu dem Gebäude stammen von Universitätsbaumeister Johann Müller. Die Grundsteinlegung erfolgte am 10. Mai 1752. Am 11. November 1753 wurde der erste Gottesdienst in der Kirche gefeiert. Es handelt sich um einen schlichten kubischen Saalbau von 20 Metern Länge, 13,50 Metern Breite und 16 Metern Firsthöhe. An der Südwestseite fasst ein kleiner, rechteckiger Anbau das Treppenhaus zur Kanzel. Auf dem Walmdach erhebt sich ein 6,80 Meter hohes Türmchen. In seiner Form folgt das klassizistische Gebäude dem Typ des temple, wie die französischen Hugenottenkirchen genannt werden.

Der aus der Erbauungszeit erhaltene, in Weiß gehaltene Innenraum mit rund 204 Quadratmetern und acht Metern Höhe ist ähnlich nüchtern gestaltet. Es gibt weder Altar noch Kreuz oder Heiligenbilder. Gegenüber der Eingangswand des Raumes dominiert die über einem einfachen Tisch platzierte Kanzel den Raum, die ansteigenden weißen Sitzbänke sind zusammen mit Orgel und Kanzel kreisförmig um den Mittelpunkt des Saals gruppiert. Die Gestaltung spiegelt vielfach die reformierte Theologie wider, die insbesondere das biblische Bilderverbot „Du sollst Dir kein Bild machen …“ (2 Mos 20,4 GNB) strikt beachtet und daher die Kirche lediglich als Ort der Predigt und Versammlung, nicht aber als „heiligen Ort“ betrachtet und auch dem Pastor keine besondere Stellung gegenüber den anderen Gläubigen einräumt. Seit 1766 besitzt die Kirche gegenüber dem Altar eine Orgel, die seither drei Mal ausgewechselt wurde.

Als eine der wenigen reformierten Gemeinde konnte die in Göttingen bis heute ihre Unabhängigkeit bewahren. 1928 zählte sie zu den Gründungsmitgliedern des Bundes Evangelisch-reformierter Kirchen Deutschlands.

Literatur

  • Jochen Pitsch: Die Evangelisch-Reformierte Gemeinde Göttingen und ihre Kirche; Broschüre der Kirchengemeinde von 1999

Weblinks

51.5368055555569.93557Koordinaten: 51° 32′ 12,5″ N, 9° 56′ 7,8″ O


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