- Eva von Trott
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Eva von Trott zu Solz (* um 1506; † 12. Januar 1567 in Hildesheim), fälschlicherweise auch alsTrotha und Trotta angesprochen, war die Geliebte des Herzogs Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel, die ihm zehn uneheliche Kinder gebar. Nachdem die Affäre vor der Herzogin, mit der er elf eheliche Kinder hatte, nicht mehr geheimzuhalten war, ließ er Eva zur Fortsetzung ihrer Liebesbeziehung scheinbeerdigen. Die Angelegenheit wurde ein derart großer Skandal, dass Martin Luther eine Schmähschrift „Wider Hans Worst“ in der Zeit des Schmalkaldischen Krieges darüber verfasste.
Inhaltsverzeichnis
Die Affäre
Eva von Trott zu Solz stammte aus der zur Althessischen Ritterschaft gehörenden hessischen Adelsfamilie der Trott zu Solz und kam 1522 im Alter von 16 Jahren als Hofjungfer nach Wolfenbüttel. Zwischen ihr und dem Herzog entstand eine Liebesbeziehung, die nicht ohne Folgen blieb. Im August 1524 bekam sie ihr erstes Kind, Heinrich Theuerdank. Noch zweimal wurde Trott am Wolfenbütteler Hofe schwanger und brachte zwei Töchter auf die Welt. Vor ihren Niederkünften täuschte sie die Herzogin mit heimatlichen Reisen. Tatsächlich kam sie auf der nahegelegenen Stauffenburg bei Gittelde nieder. Vertraute des Herzogs gaben die Kinder als die ihren aus und zogen sie im Schloss auf. Die Affäre ließ sich auf Dauer nicht geheim halten, und sowohl die Herzogin als auch die Adelsfamilie Trott drängten auf eine Entscheidung. Herzog Heinrich, der mit Maria von Württemberg (1496–1541) verheiratet war und mit ihr elf Kinder hatte, entschloss sich, nachdem sich eine erneute Schwangerschaft Evas ankündigte, das Problem durch eine Scheinbeerdigung Evas in Bad Gandersheim in seinem und Evas Sinne zu lösen. Für dieses Vorhaben beauftragte er den Braunschweiger Bildhauer Simon Stappen mit der Herstellung eines lebensnahen hölzernen Kopfes Evas.[1] Während Eva in einfacher Tracht in die nahe Stauffenburg floh, wurde eine ausstaffierte Puppe mit hölzernem Kopf als Pestopfer beerdigt.
Eva von Trott zu Solz lebte bis 1541 auf dieser Burg, auf der sie sich mit dem Herzog des Öfteren traf. Aus dieser Beziehung entstanden weitere Kinder, und um unerwünschte Besucher von der Stauffenburg fernzuhalten, wurden Spukgeschichten verbreitet. Die Herzogin starb 1541, und als der Herzog 1541 auf die Herausgabe der Tochter durch die Familie Trott auf dem Reichstag in Regensburg erfolglos verklagt wurde, versteckte er sie mit den drei jüngsten Kindern während seiner Abwesenheit auf seiner am besten befestigten Burg, der Liebenburg bei Schladen.[2]
Die evangelischen Fürsten besetzten 1543 das Braunschweiger Land und vertrieben den Herzog. Eva floh ebenso in dieser Zeit, als sie ihr zehntes Kind erwartete. Eine Heirat kam wegen des Standesunterschieds nicht in Frage. Nach dem Tod seiner ersten Gattin heiratete Heinrich II. 1556 im Alter von 67 Jahren die 34 Jahre alte Sophia von Polen (1522–1575), mit der er keine Kinder mehr hatte.
Evas Odyssee fand erst 1558 auf Heinrichs Vermittlung ein Ende, als er ihr eine feste Wohnstätte im Kreuzstift von Hildesheim verschaffte. Dort verstarb sie 1567. Die Kinder Evas hatte Heinrich als die „von Kirchberg“ geadelt und versorgt. Er erwog zeitweise, seinen unehelichen Sohn Heinrich von Kirchberg als seinen Nachfolger zu legitimieren. Die Familie von Kirchberg starb 1597 in Seesen aus. Eine weitere Liebesbeziehung von Herzog Heinrich gab es nicht, bzw. ist nicht bekannt.
Folgen der Affäre
Die Affäre war weithin bekannt geworden und führte dazu, dass in der Zeit des Schmalkaldischen Krieges Martin Luther eine Schmähschrift Wider Hans Worst verfasste. Luther bezichtigte Heinrich der „Hurerei“ und der „Gotteslästung“ wegen des Scheintods. Diese Schrift wird teilweise als ein Testament Luthers, in dem er seine Ansichten und sein Lebenswerk zusammenfasst, begriffen und wegen der Derbheit unterschiedlich interpretiert.
Die Affäre wurde in Romanen beschrieben, in Legenden weitergegeben und in Theaterstücken dargestellt. Wilhelm Raabe hat sie in seinem Roman „Nach dem großen Kriege“ literarisch verarbeitet.
Im Volksmund wurde Herzog Heinrich auch spöttisch der „wilde Heinz von Wolfenbüttel“ genannt.
Literatur
- Horst-Rüdiger Jarck (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jahrhundert, S. 709f, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7.
- Elisabeth E. Kwan / Anna Eunike Röhrig: Frauen vom Hof der Welfen. 20 Biografien. Göttingen : MatrixMedia Verl. 2006, ISBN 3-932313-17-8
- Paul Jonas Meier: Das Kunsthandwerk des Bildhauers in der Stadt Braunschweig seit der Reformation. In: Werkstücke aus Museum, Archiv und Bibliothek der Stadt Braunschweig VIII., Appelhans, Braunschweig 1936.
- Gerhard Thaddey (Hrsg.): Lexikon der Deutschen Geschichte, S. 1266f, Stuttgart 1998.
Weblinks
Einzelnachweise
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