Euxanthinsäure

Euxanthinsäure

Indischgelb ist ein Naturfarbstoff, der über Jahrhunderte in der südasiatischen Malerei Verwendung fand. Chemisch handelt es sich um ein verlacktes Xanthen-Glucoronosid (siehe Verlackung). Der Farbstoff ist nicht mehr im Handel.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Gewinnung

Echtes Indischgelb ist ein Produkt des tierischen Stoffwechsels. Man gewann es aus dem Harn indischer Kühe. Diese wurden bei reduzierter Flüssigkeitszufuhr mit Mangobaumblättern (Mangifera indica, Anacardiaceae) gefüttert. Aufgrund pathologischer Stoffwechselprozesse und Nährstoffmangel[1] schieden die Tiere einen intensiv gefärbten Urin aus. Man konzentrierte diesen durch Erhitzen auf, wobei sich der gelbe Farbstoff abschied. Dieser wurde abgepresst und zu runden Kugeln geformt. In den Handel gelangte das Indischgelb aus Ostindien dann in Form großer Kugeln, den sogenannten Piuri (bengali: পিউরি). Die Ausbeute betrug etwa 50 g Piuri pro Tag und Kuh.

Anordnungen der indischen Verwaltung untersagten gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts die Fütterung der Kühe mit Mangoblättern.[2] Mit Beginn des 20. Jahrhunderts verschwand der Farbstoff aus Tierschutzgründen vom Markt.[3]

Inhaltsstoffe von Piuri

Strukturformel von Euxanthinsäure

Der Farbstoff Indischgelb ist ein Magnesium/Calcium-Farblack der Euxanthinsäure. Euxanthinsäure ist ein Glykosid der Glucuronsäure und Euxanthon (=1,7-Dihydroxy-9H-xanthen-9-on). Es gehört somit zur Reihe der Xanthenfarbstoffe. Gute Qualitäten von Piuri enthielten ~65% Farblack, schlechte nur ~35%. In schlechten Qualitäten lag überwiegend das Hydrolysat Euxanthon vor.



Verwendung

Das echte Indischgelb wurde historisch primär als Aquarellfarbe verwendet; es fand aber auch in der Ölmalerei Anwendung als Lasurfarbe. Es war in der Zeit der Mogul-Periode (16. bis 19. Jahrhundert) ein beliebtes Gelbpigment der Kunstmalerei in Indien. Es wurden nennenswerte Mengen nach Europa exportiert; dennoch finden sich nur wenige Quellen für die Verwendung in der europäischen Kunstmalerei.[2] Dagegen konnte auf vielen asiatischen Papiermalereien aus dem genannten Zeitraum Indischgelb nachgewiesen werden.

Nachweis

Den einfachsten Hinweis auf die Verwendung von Indischgelb erhält man durch Betrachtung des Kunstobjektes im UV-Licht. Angeregt mit langwelligem UV-Licht (365 nm) zeigt dieses eine intensiv-gelbe Fluoreszenz. Damit wurde die Verwendung von Indischgelb in Gelb-, Grün- und Orange-Nuancen in südasiatischen, speziell indischen, Miniatur-Malereien aus der Zeit vor und um 1900 nachgewiesen. In neueren Miniaturen fehlt diese typische Fluoreszenz.[2] Einen weiteren Hinweis kann man durch Nachweis des Mg2+ mit Chinalizarin erhalten (Erfassungsgrenze < 1 ng). Ein sicherer Nachweis erfolgt durch dessen IR-Spektrum, Abbildung in.[2]

Coloristik

Indischgelb erzeugt ein dunkles, tiefes und warmes rötliches Gelb.[4] Der Originalton ist aufgrund der hohen Farbsättigung im Monitor-Gamut nicht darstellbar. Es ist rötlicher als das natürliche Siena, aber viel farbtiefer, dick aufgetragen wirkt es bräunlich. Der Farbton steht zwischen Butterblumengelb und Safrangelb.

Ersatzfarbstoffe

Heute ist das echte Indischgelb weitgehend durch synthetische Farbstoffe aus der Gruppe der Azofarbstoffe/Indanthrengelb® der BASF oder durch Cobaltgelb (siehe Kaliumhexanitrocobaltat) ersetzt. Eine natürliche Quelle für einen Farbstoff entsprechender Nuance ist die Luteolin enthaltende Färberpflanze Wau (Reseda luteola).

unechtes Indischgelb

Unechtes Indischgelb ist ein Nitrierungsprodukt von Tropäolin.[5]

Einzelnachweise

  1. Winsor&Newton Newsletter 2/2001.
  2. a b c d Baer, N.S.; Joel, A.; Feller, R.L.; Indicator, N.: Indian Yellow, in: Artists Pigments (A Handbook of their History and Characteristics), edited by R.L. Feller, 1986 Vol. 1; 17–36.
  3. Wehlte verweist darauf, dass sich in der Sammlung im Institut für Technologie der Malerei in Stuttgart Originalproben von Piuri und Pigment befinden.
  4. RGB (247, 182, 0) – Farbmuster nach Farbton 220 Indischgelb, H. Schmincke & Co. GmbH & Co. KG (11. Mai 2006).
  5. http://www.roempp.com/index.shtml

Literatur

  • Kurt Wehlte: Werkstoffe und Techniken der Malerei, Otto Maier Verlag, Ravensburg 1967, ISBN 3-473-48359-1 (früher: ISBN 3-473-61157-3)
  • Helmut Schweppe: Handbuch der Naturfarbstoffe, Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 1993, ISBN 3-933203-46-5


Die in diesem Artikel verwendeten Farben werden auf jedem Monitor anders dargestellt und sind nicht farbverbindlich. Eine Möglichkeit, die Darstellung mit rein visuellen Mitteln näherungsweise zu kalibrieren, bietet das nebenstehende Testbild: Tritt auf einer oder mehreren der drei grauen Flächen ein Buchstabe (R für Rot, G für Grün oder B für Blau) stark hervor, sollte die Gammakorrektur des korrespondierenden Monitor-Farbkanals korrigiert werden. Das Bild ist auf einen Gammawert von 2,2 eingestellt – den gebräuchlichen Wert für IBM-kompatible PCs. Apple-Macintosh-Rechner hingegen verwenden standardmäßig einen Gammawert von 1,8.


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