Eutropius (Historiker)

Eutropius (Historiker)

Eutropius († nach 390) war ein spätantiker römischer Historiker des 4. Jahrhunderts n. Chr.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nur sehr wenig ist über die Person des Eutropius bekannt. Unter Kaiser Constantius II. fungierte er wohl als magister epistularum. Höchstwahrscheinlich nahm Eutropius 363 an dem Persienfeldzug Kaiser Julians teil (Breviarium, 10,16), unter Valens war er als magister memoriae tätig. Weitere Einzelheiten über ihn sind unbekannt. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass Eutropius’ weitere Karriere ihn in höchste Ämter führte. So wurde er, wenn die Namensgleichsetzung zutreffend ist, 380 Prätorianerpräfekt für Illyrien und bekleidete dann 387 gemeinsam mit Kaiser Valentinian II. das Konsulat. Allerdings ist die Identifizierung des Historikers Eutropius mit anderen bekannten Personen gleichen Namens nicht unproblematisch.[1] Er dürfte kurz nach 390 gestorben sein.

Sein in lateinischer Sprache geschriebenes Geschichtswerk, das den Titel Breviarium ab urbe condita trägt und zehn kurze Bücher umfasst, wurde in der Regierungszeit des Valens veröffentlicht, der es auch in Auftrag gegeben hatte und dem es gewidmet war. Da er allgemein nicht auf das Christentum eingeht, gilt Eutropius als heidnischer Autor. Ihm war daran gelegen, die Größe Roms in einer Zeit darzustellen, in der sich vermeintlich der Niedergang des Reiches abzeichnete. Seine geraffte, in gutem Latein verfasste Darstellung der römischen Geschichte reicht von der mythischen Gründung Roms 753 v. Chr. bis zum Regierungsantritt des Kaisers Valens (364).[2] Das Werk ist Teil der so genannten Breviarienliteratur, die im 4. Jahrhundert dem Bedürfnis dieser Zeit nach knappen Geschichtswerken gerecht wurde. Trotz ihrer Kürze liefert sie einige wichtige Informationen und ist recht objektiv verfasst.

Eutropius hat für die republikanische Periode sehr wahrscheinlich eine Liviusepitome als Quelle herangezogen. Für die Kaiserzeit benutzte er wohl eine Zusammenfassung der Kaiserbiographien Suetons sowie vor allem die Enmannsche Kaisergeschichte. Für das Ende des Werks konnte er auf eigene Erfahrungen zurückgreifen.[3]

Bereits um 380 wurde das Werk ins Griechische übersetzt. Es genoss in Ost und West weite Verbreitung. Es wurde von zahlreichen späteren Autoren benutzt, so etwa von den anonymen Autoren der Epitome de Caesaribus und der Historia Augusta. Auch Hieronymus benutzte das Werk, ebenso wie Cassiodorus und Jordanes. Paulus Diaconus und ein gewisser Landulfus Sagax führten im Mittelalter das Werk fort (bis zur Mitte 6. Jahrhunderts bzw. bis ins frühe 9. Jahrhundert). Es war noch im 19. Jahrhundert eine beliebte Schullektüre.

Ausgaben und Übersetzungen

  • Harold W. Bird: The Breviarum Ab Urbe Condita of Eutropius. Translated Texts for Historians. Liverpool 1993 (engl. Übersetzung mit ausführlicher Einleitung und gutem Kommentar).
  • Friedhelm L. Müller: Eutropii breviarium ab urbe condita – Eutropius, Kurze Geschichte Roms seit Gründung (753 v. Chr.–364 n. Chr.). Einleitung, Text und Übersetzung, Anmerkungen, Index nominum a) geographicorum b) historicorum. Stuttgart 1995.
  • Stéphane Ratti: Les empereurs romains d’Auguste à Dioclétien dans le Bréviaire d’Eutrope. Les livres 7 à 9 du Bréviaire d’Eutrope: introduction, traduction et commentaire. Paris 1996 (franz. Übersetzung der Bücher 7 bis 9 mit Kommentar).
  • Hans Droysen (Hrsg.): Auctores antiquissimi 2: Eutropi Breviarium ab urbe condita cum versionibus Graecis et Pauli Landolfique additamentis. Berlin 1879 (Monumenta Germaniae Historica; Digitalisat)

Literatur

  • Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur. Band 2 (von 2). 3. Taschenbuchauflage, dtv, München 2003, S. 1091f. (knapper Überblick)
  • Willem den Boer: Some Minor Roman Historians. Leiden 1972, S. 114ff.
  • Reinhart Herzog (Hrsg.): Handbuch der Lateinischen Literatur der Antike, Band 5: Restauration und Erneuerung. München 1989, S. 201–207.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Zur Karriere vgl. Bird, Eutropius, S. VIIff.
  2. Zum Stil: Bird, Eutropius, S. LIf.
  3. Zu den Quellen: Bird, Eutropius, S. XLIVff.

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